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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.04.2019

farbenfrohe Langeweile

Die leuchtenden Tage am Bosporus
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Wir schreiben das Jahr 1921. Istanbul ist nach dem Krieg von Besatzern überlaufen. Die einst so schöne und lebendige Stadt wirkt nun grau und traurig. Viele Familien haben Verluste zu beklagen und mussten ...

Wir schreiben das Jahr 1921. Istanbul ist nach dem Krieg von Besatzern überlaufen. Die einst so schöne und lebendige Stadt wirkt nun grau und traurig. Viele Familien haben Verluste zu beklagen und mussten ihr Heim verlassen. Unter anderem Nur und ihre Familie. In ihrem Heim ist jetzt ein Lazarett der Britten eingerichtet. Als es Nur eines Tages dorthin zieht, lernt sie den leitenden Arzt kennen. Es scheint sich eine Art Beziehung anzubahnen, die so nicht sein darf.
Weitere Personen sind der in den Krieg gezogene Bruder und ein verwaister Junge, der in Nurs neuem Heim Unterschlupf gefunden hat und um den sie sich rührend kümmert.
Erzählt wird die Geschichte aus zwei Blickpunkten. Zum einen gibt es da den Reisenden, der von England auf dem Weg nach Istanbul ist. Hier wird die Geschichte aus der Ich-Perspektive geschrieben. Somit ergibt sich eine Rahmenhandlung, in der eine weitere Erzählung eingebettet ist, welche den Leser als Beobachter agieren lässt und ein ganzes Menschenleben in der Vergangenheit spielt.
Die Autorin Lucy Foley kann unwahrscheinlich gut mit Worten umgehen und Atmosphären schaffen, die duften, schmecken und schillern. Allerdings nimmt sie von dieser Begabung leider zu viel in Gebrauch. Die eigentliche Handlung gerät dadurch in den Hintergrund und Spannung kommt so gut wie gar nicht auf, bzw. ständig ins Stocken.
Schade eigentlich. Die Geschichte hätte so viel mehr bieten können. Wäre da nicht der tolle Schreibstil, hätte ich das Buch schon früh abgebrochen.

Veröffentlicht am 27.10.2018

spannendes Entführungsdrama

Ira
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Inhalt: Edda macht sich auf zu ihrer Tante, denn ihr Cousin wurde entführt. Sie soll der moralischen Unterstützung dienlich sein. Doch Edda ist eine temperamentvolle junge Frau, die nicht tatenlos zusehen ...

Inhalt: Edda macht sich auf zu ihrer Tante, denn ihr Cousin wurde entführt. Sie soll der moralischen Unterstützung dienlich sein. Doch Edda ist eine temperamentvolle junge Frau, die nicht tatenlos zusehen kann und Tewes zur Hilfe eilen will. Ihr Onkel ist verschlossen und scheint zu wissen von wem und warum sein Sohn entführt wurde. Aber er rückt nicht mit der Sprache raus. Auch sein ältester Sohn Gunnar kommt schnellst möglich nachhause und will Edda bei ihrer Suche unterstützen. Als er aber erscheint, ist von Edda keine Spur zu sehen. Wo ist sie? Und was verbirgt sein Vater?

Wertung: Alexandra Schmidt ist eine junge Autorin, die um Edda eine Buchreihe aufbauen möchte. "Ira - Zorn des Taaffeits" ist der erste Teil dieser Reihe. Sorgfältig erstellt sie eine Familie um die Protagonistin, welche schon früh ihre Eltern verlor und bei ihrer Tante aufwuchs. Tewes und Gunnar sind sowas wie Brüder für sie. Wobei sie die engere Bindung zu dem älteren Bruder, Gunnar, hat und Tewes und sie sich immer spielerisch necken. Sie wirken, trotz ihres Alters von über 30 Jahren, wie Kinder auf den Leser. Trotz bestehenden brennzlichen Situationen, lassen sich die beiden nicht von ihrer Routine des Stänkerns ablenken. Das wirkt teilweise zwar belustigend und erfrischend, aber auch fehl am Platz.
Bei dem Versuch, die Familie als gegenüber liebevoll darzustellen, ist die Autorin auch ein wenig zu liebevoll geworden. Der Kontrast der bestehenden Gefahr und erhöhten Spannung ist enorm mit dem gehäuften Umgang der Kosenamen, die ein wenig zu Häufig vorkommen. In ernsten Situationen schwelgt man doch eigentlich weniger in Harmonie und Liebe, eher in Besorgnis und Ernsthaftigkeit.
Positiv zu erwähnen ist hier der Spannungsaufbau. Der Autorin ist es geglückt, trotz der Kürze des Buches, eine kontinuierliche Spannung aufzubauen und auch zu halten. Der Leser ist geneigt immer wissen zu wollen, wie es denn nun weitergeht und wie sich die Sachlage nun aufklärt.
Gut gelungen ist ihr auch die Gestaltung der Umgebung, was der Atmosphäre zu Gute kam. Gutes Wetter und Sonnenschein, ruhige verträumte Landschaft, Wasser, Wiesen, Wälder ... und in alle dem geschehen schreckliche Dinge.
Informationen zu den Protagonisten und ihrem Umfeld hätten allerdings noch ausgearbeitet werden können. Es sind einfach zu wenige Informationen, um mit den Personen wirklich warm werden zu können. Man hätte viele Dinge noch vertiefen und damit die Handlung noch weiter ausbauen können.
Der Schreibstil ist stellenweise sehr einfach. Einfach, im Sinne von ohne Farbe und ungelehrt. Hin und wieder hatte man das Gefühl ein Kind hätte dieses Buch geschrieben. Die Satzstellungen und die sprachlichen Mittel wirkten sehr stümperhaft und abgehackt.

Fazit: Ich habe das Buch im Rahmen einer Leserunde, an der auch die Autorin teilgenommen hat, gelesen. Das kam mir zugute, da sie beim Lesen entstandene Lücken im Verständnis ausfüllen konnte und auch ihre Gedanken zu ihrem Buch vermittelt hat. Dadurch erschien es mir einfacher das Buch zu verstehen und ich hoffe auf erfolgreiche Umsetzung der aufgekommenen Kritik der Leser in ihren weiteren Büchern. Diese Entwicklung würde ich sehr gern weiter verfolgen, denn es steckt noch jede Menge Potential in ihrem Werk und auch in ihr selbst.
Für Einsteiger in die Spannungsliteratur und für junge Menschen ist diese Buch empfehlenswert.
Doch für hartgesottene Thrillerfans ist dieses Buch eher lau.