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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.11.2018

Eine berührende Geschichte

Vier Pfoten für ein Weihnachtswunder
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„...Was hast du bloß gemacht, als ich noch nicht jeden Tag hier bei dir im Büro verbracht habe? Ihr Menschen habt ja überhaupt keinen vernünftigen Tagesrhythmus. Alle zwei, drei Stunden an die frische ...

„...Was hast du bloß gemacht, als ich noch nicht jeden Tag hier bei dir im Büro verbracht habe? Ihr Menschen habt ja überhaupt keinen vernünftigen Tagesrhythmus. Alle zwei, drei Stunden an die frische Luft ist doch wohl das Mindeste, was man erwarten kann...“

Laura tritt ihre neue Stelle als Marketingchefin in einem Familienhotel an. Dort beginnt man gerade für Weihnachten zu schmücken. Laura aber kann Weihnachten nicht ertragen. Sie war 12 Jahre alt, als sie an Heiligabend ihre ganze Familie durch einen Unfall verloren hat.
Kaum hat Laura ihre Hütte betreten, die ab sofort ihr Zuhause ist, läuft ihr ein kleiner Westie zu. Der Hund ist aus dem Sternberg – Hotel gelaufen und hat nicht zurück gefunden. Glücklicherweise trägt er die Adresse bei sich. Schneller als erwartet, lernt Laura den Trubel der Familie Sternberg kennen. Dazu gehört Julius Sternberg, der Sohn des Chefs und Lauras unmittelbarer Vorgesetzter. Eins weiß sie allerdings genau . Sie wird nicht wieder den gleichen Fehler wie auf ihrer letzten Stelle machen. Der Sohn des Chefs ist tabu.
Die Autorin hat eine berührende Weihnachtsgeschichte geschrieben. Der Schriftstil lässt sich gut lesen.
In einem Nebenstrang agiert der Weihnachtsmann mit seinen Elfen. Er hat sich für dieses Jahr vorgenommen, Laura von der Schönheit und dem Wert des Festes zu überzeugen. Das gestaltet sich schwierig. Deshalb wenden sich die Elfen an die kleine Westie-Hündin Lizzie und bitten sie um Mithilfe.
Lizzie ist eine selbstbewusste Hundedame. Sie setzt gern ihren Kopf durch. Bei Laura fühlt sie sich wohl. Ihre Gedanken werden kursiv wiedergegeben. Dazu gehört auch das Eingangszitat.
Die familiäre Atmosphäre, auf die Laura im Hotel trifft, ist für sie ungewohnt. Bisher hat sie in großen Firmen gearbeitet. Dort kannte sie so etwas nicht. Außerdem hatte sie seit ihrem 12. Lebensjahr keinerlei familiäre Bindungen mehr. Das hat sie geprägt. Sie musste schnell lernen, auf eignen Füßen zu stehen. Natürlich reagiert sie auch auf Justus. Doch weil ihrer Meinung nach eine Beziehung nicht infrage kommt, spielt sie mit den Gedanken, die Stelle wieder zu kündigen.
Sehr feinfühlig wird Lauras innere Zerrissenheit wiedergegeben. Sie traut ihren Gefühlen nicht. Das liegt nicht nur in ihrer Kindheit begründet, sondern auch in ihren Erfahrungen auf der letzten Stelle.
Justus ist mir zu dem einen oder anderen Zeitpunkt fast etwas zu forsch. Er ist anders aufgewachsen als Laura, lebt in der Geborgenheit seiner Familie und kann sich schwer in die junge Frau hineinversetzen. Seine Schwester Ricarda warnt ihn:

„...Wenn ihr eine hübsche Frau seht, noch dazu eine mit so einer Figur, hört ihr auf, mit eurem Gehirn zu denken […] Wenn du ihr bloß an die Wäsche willst, nimm eine kalte Dusche...“

Das Zitat zeigt auch, dass man sich im Hause Sternberg deutlich die Meinung sagt. Andererseits weiß jeder, dass er sich auf die Familie verlassen kann. Das kommt in der Geschichte an mehreren Stellen zum Ausdruck. Laura wird auf geschickte Art mit einbezogen.
Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Mit Laura hat die Autorin eine Protagonistin kreiert, die ihre Trauer nie zugelassen und verarbeitet hat. Jetzt ist sie aus vielen Gründen gezwungen, sich damit auseinander zu setzen. Wie ihr das schrittweise gelingt, wie es dabei auch Rückschläge und Zusammenbrüche gibt, das macht den tieferen Inhalt der Erzählung aus.

Veröffentlicht am 01.11.2018

Zwei Frauen

Marilyn – Café Hannah Kurzroman
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„...Ich lernte an diesem Abend noch etwas Wichtiges über Hannah. Sie war nicht nachtragend...“

Wir schreiben das Jahr 1990, als die 28jährige Marylin in Flushing in den USA neue Nachbarn erhält. Es sind ...

„...Ich lernte an diesem Abend noch etwas Wichtiges über Hannah. Sie war nicht nachtragend...“

Wir schreiben das Jahr 1990, als die 28jährige Marylin in Flushing in den USA neue Nachbarn erhält. Es sind die 25jährige Hannah Jensen aus Deutschland und ihr 5jähriger Sohn Jonathan.
Auf weniger als 100 Seiten gestattet mir die Autorin einen Einblick in die Entwicklung der Freundschaft zwischen Hannah und Marylin. Dabei wird die Geschichte aus Marylins Sicht erzählt.
Die Personen werden gut charakterisiert. Hannah ist eine selbstbewusste und ehrgeizige junge Frau. Sie arbeitet als Aushilfslehrerin, doch sie will mehr in ihrem Leben erreichen. Deshalb nutzt sie jede Möglichkeit der Bildung. Mit dem Blick in ihre Vergangenheit erfahre ich auch, warum sie für ihr weiteres Fortkommen die USA gewählt hat.
Marylin lebt mit Graham zusammen. Sie hat bisher einen Sohn und eine Tochter. Sie ist eine Schwarze und arbeitet zeitweise in einem Supermarkt. Andererseits nimmt sie sich viel Zeit für ihre Kinder.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen, obwohl er über weite Strecken sehr sachlich wirkt. Sehr genau werden die kulturellen Unterschiede, die sich auf den Lebensstil und die Lebensweise auswirken, herausgearbeitet. Dadurch kommt es auch zu dem einen oder anderen Missverständnis. Darauf bezieht sich das obige Zitat. Deutsche Pünktlichkeit und das Einhalten von Zusagen wurden Hannah in die Wiege gelegt. Für Marylin ist da manches neu. Marylin erzählt ausführlich über ihre Vergangenheit. Hier zeigt sich zum Beispiel, dass die Religion in den USA einen ganz anderen Stellenwert hat als in Deutschland.
27 Jahre darf ich als Leser die beiden Frauen begleiten. Kurz nach Hannahs Zuzug entwickelt sich eine feste Freundschaft. Männer kommen und gehen, Die Freundschaft bleibt. Beide steigen auf der Karriereleiter. Dabei legt Marylin allerdings Wert darauf, dass die Familie nicht zu kurz kommt. Manchmal scheint Jonathan mehr bei ihr als bei seiner Mutter zu sein. Marylin bekommt noch weitere Kinder, bei Hannah ist das Thema abgeschlossen. Beide allerdings finden eine Liebe, die wie ein Traum scheint. Und bei beiden kommt der schmerzliche Abschied. Bei Hannah eher und unverhofft.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Sie beinhaltet zwei Lebensbilder, die von der Herkunft unterschiedlicher kaum sein könnten. Trotzdem wissen die Frauen in schwierigen Situationen, was sie aneinander haben.

Veröffentlicht am 28.10.2018

Gefühlvolle Geschichte

Schlittenfahrt ins Glück
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„...Das war es, was ihre Freunde so an ihr liebten. Trotz ihrer vielen Schicksalsschläge hatte sie sich ihre Freude bewahrt. Sie wusste, dass gute Freundschaften mehr wert waren als alles andere auf der ...

„...Das war es, was ihre Freunde so an ihr liebten. Trotz ihrer vielen Schicksalsschläge hatte sie sich ihre Freude bewahrt. Sie wusste, dass gute Freundschaften mehr wert waren als alles andere auf der Welt, und sie war ein Mensch, der sich über Kleinigkeiten mehr freuen konnte als über ein riesengroßes, teures Geschenk...“

Nach Antons Tod lebt Laura mit ihrer kleinen Tochter Toni allein. In der letzten Zeit beunruhigen sie gelegentliche Schwindelanfälle. Die könnten auf die überstandene Grippe zurückzuführen sein.
Nachdem sie ihre Tochter Toni zu deren besten Freundin gebracht hat, bei der sie auch übernachten darf, entschließt sich Laura zu einem Bad im Schliersee. Plötzlich wird ihr im Wasser erneut schwindlig. Florian, ein junger Mann, der das vom Sprungturm aus sieht, rettet sie.
Die Autorin hat einen bewegenden Gegenwartsroman geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen. Obwohl ich den ersten Teil nicht kenne, hatte ich kein Problem, der Handlung zu folgen. Alle wichtigen Informationen waren gekonnt in das Geschehen integriert. Gleichzeitig blieb genug Luft, damit mein Interesse am Vorgängerband geweckt wurde.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Die Personen werden gut charakterisiert. Laura kann Anton, Tonis Vater, nicht vergessen. Trotzdem sorgt sie für einen geregelten Alltag. Sie hat einen Freundeskreis, auf den sie sich in schwierigen Situationen verlassen kann. Obiges Zitat zeigt, wie sie ihre Freunde sehen. Ihre kleine Tochter ist in einem Alter, wo sie gern einmal ihren Kopf durchsetzen will. Das liest sich dann so:

„...Mit in die Hüften gestemmten Fäusten schmollte Toni weiter und sah dabei so niedlich aus, dass Gabi sich beherrschen musste, nicht ihr Handy zu zücken und ein Foto von der kleinen Madame zu machen...“

Gabi, eine Freundin aus Berlin, war an dem Tag für die Betreuung von Toni eingesprungen.
Florian fühlt sich zu Laura hingezogen. Doch es wird dauern, bis er sich getraut, sie anzusprechen. Das liegt unter anderen daran, dass er auch schon den Verlust eines Menschen erlebt hat.
Sehr gekonnt bringt die Autorin immer wieder Lauras Freunde ins Spiel. Sie sind sehr unterschiedlich und jeder ist dann zur Stelle, wenn er gebraucht wird. Besonders hervorheben möchte ich allerdings Franzi. Sie hat ein aufgeschlossenes Wesen, nimmt gern selbst die Dinge in die Hand und hat kein Problem damit, Fremde anzusprechen. Ohne Franzi wäre die Geschichte sicher nicht so gelaufen, wie sie gelaufen ist.
Das Geschehen zieht sich etwa über ein halbes Jahr. Dadurch bekomme ich als Leser stimmungsvolle Bilder der Alpenwelt aus verschiedenen Jahreszeiten. Hier möchte ich ein Beispiel für die Beschreibung der Winterlandschaft zitieren.

„...Die Stellen, die noch ohne Eis waren, glitzerten im Licht des Monds, der hoch am Himmel stand. Vom Wasser stiegen kleine Nebelwölkchen auf, und die Landschaft wirkte wie verzaubert...“

Es zeigt, das die Autorin das Spiel mit Metaphern gekonnt beherrscht. Zu den stilistischen Höhepunkten gehören auch die vielfältigen Wiedergaben von Emotionen. Vor allem der Spagat zwischen Angst und Zuversicht ist sehr gut gelungen.
Fein ausgearbeitete Gespräche lassen mich einen Blick in die Gedankenwelt der Protagonisten werfen.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es ist eine gelungene Mischung aus ernsten Themen und romantischen Szenen. Nichts kann das Wesentliche besser ausdrücken, wie die Worte auf der Coverrückseite.

„...Manchmal muss das Leben ins Rutschen geraten, damit man in eine neue Liebe schlittert...“

Veröffentlicht am 27.10.2018

Gut gemacht

MadBrickMotion: BrickTube
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Matt möchte ein erfolgreicher BrickTuber werden. Er besorgt sich die nötige Ausrüstung und lädt die ersten Videos hoch. Die aber werden kaum aufgerufen.
Das gesamte Buch ist auf humorvolle Art mit Legofiguren ...

Matt möchte ein erfolgreicher BrickTuber werden. Er besorgt sich die nötige Ausrüstung und lädt die ersten Videos hoch. Die aber werden kaum aufgerufen.
Das gesamte Buch ist auf humorvolle Art mit Legofiguren gestaltet.
Ich als Leser erlebe Matts Aufstieg in die Reihen der erfolgreichsten BrickTuber. Dann aber muss er eine Entscheidung fällen.
Das Buch vermittelt auf humorvolle Weise eine ganze Menge an Faktenwissen und technischen Informationen für das Erstellen und Hochladen von Videos. Andererseits werden ziemlich ironisch die Schattenseiten und Geschäftspraktiken auf die Schippe genommen.
Amüsant sind ebenfalls die von Zeit zu Zeit eingeblendeten Kommentare von Followern.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen.

Veröffentlicht am 27.10.2018

Ein Buch, das berührt

Näher als du denkst
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„...Der Sklave wurde frei, stand einen kurzen Moment in der Sonne und kehrte dann wieder in die Sklaverei zurück...“

Die 36jährige Nan Stockton hat ihren Mann durch einen Autounfall verloren. Der Anwalt ...

„...Der Sklave wurde frei, stand einen kurzen Moment in der Sonne und kehrte dann wieder in die Sklaverei zurück...“

Die 36jährige Nan Stockton hat ihren Mann durch einen Autounfall verloren. Der Anwalt kämpfte gegen Mädchenhändler und setzte sich für Sexsklavinnen ein. Ein plötzlicher anruf hatte ihn an jenem Abend aus dem Haus gerufen. Als Nan sechs Monate nach dem Tode ihres Mannes wieder an der Unfallstelle steht, fragt sie sich, was wirklich geschehen ist. Zu viel ist inzwischen passiert.
Die Autorin hat einen fesselnden Roman geschrieben. Sie verknüpft darin die Handlung der Gegenwart mit einer Geschichte aus der Vergangenheit.
Nan hat der Tod ihres Mannes völlig aus der Bahn geworfen. Sie hadert mit Gott, hat ihr Vertrauen verloren und kann nicht mehr beten. Was sie am Leben erhält, sind die Bedürfnisse ihrer drei kleinen Töchter.
Doch dann findet sie im Facebook-Account ihres Mannes die Nachricht eine jungen Frau.namens CeeCee. Es stellt sich heraus, dass es eine Schülerin ist, die ihn um Hilfe gebeten hat. Sie will über eine ihrer Vorfahren einen Zeitungsartikel veröffentlichen. Diese war Sklavin auf der Farm von Stocktons Vorfahren. Deshalb hat er ihr Material versprochen. Die Sklavin hieß Clara, war eine Mulattin und hat ein Tagebuch hinterlassen.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Das Thema des Buches allerdings ist nicht einfach. Einerseits erfahre ich durch das Tagebuch und die Zeitungsausschnitte eine Menge über die letzten Jahre der Sklaverei, andererseits geht es um junge Mädchen der Gegenwart, die in die Hände sogenannter Loverboys gelangen und von ihnen in die Prostitution gedrängt werden. Außerdem darf ich einen tiefen Blick in Nans zerrissene und trauernde Seele werfen. Cee Cee fasst deren Problem gut zusammen:

„...Der Tod lähmt einen. Er lähmt einen total, besonders wenn er plötzlich kommt und jemand noch nicht alt ist...“

Das Tagebuch macht betroffen. Es zeigt die ganze Grausamkeit der Sklavenhalter, die selbst vor der eigenen Familie nicht Halt machte. Nach der Befreiung kam es zu einem kurzen Lichtblick, einer Zeit der Hoffnung, bevor der Ku Klux Klan mit einer Politik aus Angst und Schrecken für neue Versklavung und Ungerechtigkeit sorgte. An Claras persönlichen Schicksal, die eine sehr helle Haut hatte, deren Mutter eine Sklavin, der Vater aber der Besitzer der Farm war, wird in Tagebuchform die Entwicklung sehr genau geschildert. Dass Clara lesen lernen durfte, hat sie der Frau des Farmers zu verdanken, der das nicht wissen durfte. Sie gibt Clara auch eine wichtige Erkenntnis mit auf den Weg.

„...Du bist ein Mensch und du bist in Gottes Augen genauso viel wert wie jeder andere Mensch, ob er schwarz, weiß oder braun ist. Vergiss das nie, Clara!...“

Währenddessen arbeitet CeeCee in einer Bar, um sich das Geld fürs Studium zu verdienen. Erst nach und nach wird ihr persönlicher Hintergrund aufgedeckt. Sie ahnt nicht, dass sie in Gefahr ist und dadurch auch Nan und ihre Familie in Gefahr bringt.
Nan findet in den Hinterlassenschaften ihres Mannes einige Notizzettel, die ihr Hinweise geben, wie sie CeeCee helfen kann. Durch diese neue Aufgabe findet sie nach und nach aus ihrer Trauer. Geduldige Freundinnen beten für sie und hoffen, dass sie zum Glauben zurückfindet. Der Anwalt Travis bietet ihr seine Hilfe an. Sie weiß aber nicht, ob sie ihm trauen kann.
Das Buch hat mich erschüttert und bewegt. Es verknüpft gekonnt unterschiedliche Lebensschicksale und zeigt, wie der Glaube tragen hilft.