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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.10.2018

Wie der Vater so die Kinder?

Mein Name ist Trump – Hinter den Kulissen von Amerikas First Family
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Vielleicht hätte Emily Jane Fox die Erläuterungen zu der Entstehung ihres Buches besser als Vorwort drucken lassen, anstatt sie im nachhinein folgen zu lassen. So würde deutlicher, dass sie diese Aufgabe ...

Vielleicht hätte Emily Jane Fox die Erläuterungen zu der Entstehung ihres Buches besser als Vorwort drucken lassen, anstatt sie im nachhinein folgen zu lassen. So würde deutlicher, dass sie diese Aufgabe eher mit gemischten Gefühlen anging.
Auch meine Gefühle als Leserin waren gemischt: Ein weiteres Buch über Amerikas umstrittenen Präsidenten? Der Untertitel „Hinter den Kulissen“ ist es, der neugierig macht. Und so schildert die Autorin auf gut fundierte Recherchen gestützt Trumps Privatleben aus der Perspektive seiner Kinder. Der Leser erfährt dabei einiges - ob neu oder bereits in den Medien ausgewalzt - über das öffentliche und private Dasein der „Mini-Voltrons“. Wie sah eigentlich ihre Kindheit aus? Wie haben sie ihre Eltern erlebt und wie gingen sie als Kinder mit dem Medienrummel um, der um Trump´sche Erfolge wie auch Skandale gemacht wurde?
Fox bemüht sich um sachliche Schilderung, dennoch sind (leise) Untertöne von Kritik oder Skepsis zu spüren. Ihr unterhaltsamer Stil, leicht und schnell zu lesen, ebenso wie die Beschreibungen zahlreicher (mir nicht so wichtig erscheinender) Details weisen auf ihren Beruf als Journalistin hin. So fühle ich mich etwa bei Berichten über Hochzeiten der Trump-Nachkommen in die Yellow Press versetzt. Immerhin glaubt der Leser nach dieser Lektüre, Donald Trump und seine Kinder etwas besser zu kennen - wenn auch nicht zu verstehen oder gar zu mögen.
Mit einer Feststellung hat die Autorin absolut recht: ohne so viel neugieriges Publikum und dessen Aufmerksamkeit fiele nur halb soviel Glanz auf diese Familie.

Veröffentlicht am 29.10.2018

"Wir sind nie allein"

Hallo, Jenseits
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Personen wahrnehmen, die nicht (mehr) im realen Leben existieren und die andere Menschen nicht sehen können - ein Albtraum. Kann man trotzdem ein normales Leben führen?
Dolly Röschli schreibt in Hallo, ...

Personen wahrnehmen, die nicht (mehr) im realen Leben existieren und die andere Menschen nicht sehen können - ein Albtraum. Kann man trotzdem ein normales Leben führen?
Dolly Röschli schreibt in Hallo, Jenseits über die Erfahrungen mit ihren speziellen Fähigkeiten, die sie als Kind und während des Prozesses des Erwachsenwerdens gemacht hat.
In ihrem „autobiografischen Sachbuch“ beschreibt sie ihren bisherigen Lebenslauf, die Entwicklung und Schulung ihrer besonderen Begabung im Londoner Arthur Findley College. In gut verständlicher Weise und mit einfachen Worten behandelt sie das Thema Sterben und Tod, das sicher jeden von uns beschäftigt, und gibt Auskunft über Begriffe wie Lebensplan und Inkarnation. Zudem erhält der Leser Einblicke in ihre Arbeit als Medium für Rat- und Trostsuchende. Mit einem Kapitel über praktische Grundübungen zu Meditation im Alltag beschließt die Autorin ihr Buch.
Was ist dran an Medialität? Eine befriedigende Antwort auf diese Frage kann Röschli in ihrem Buch nicht geben, nichts von alledem, was sie berichtet, ist wissenschaftlich nachweisbar. Sie beruft sich auf Sensitivität und das „Bauchgefühl“, das den meisten Erwachsenen abhanden gekommen ist. Ob beim Leser Skepsis überwiegt oder ob er sich überzeugen lässt: Röschli bemüht sich, ihm mit ihren Schilderungen die Angst vor dem Tod zu nehmen.

Veröffentlicht am 12.08.2018

Früher war nicht alles besser

Ich bin nicht süß, ich hab bloß Zucker
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Renate Bergmann ist 82 Jahre alt, vierfache Witwe und leidet unter „Ossiporose“. Dennoch ist die rüstige Seniorin äußerst lebenslustig und interessiert an technischen Errungenschaften. Immerhin ist sie ...

Renate Bergmann ist 82 Jahre alt, vierfache Witwe und leidet unter „Ossiporose“. Dennoch ist die rüstige Seniorin äußerst lebenslustig und interessiert an technischen Errungenschaften. Immerhin ist sie auf „Fäßbuck“ aktiv, twittert lebhaft und kennt sich bestens mit dem „Händi“ aus. Bei Problemen ist Neffe Stefan behilflich. Einem aufmunternden Korn ist die alte Dame auch nie abgeneigt, und was sie so mit ihren Freunden oder dem Seniorenverein erlebt …
So plaudert sich Renate Bergmann alias Torsten Rohde durch viele Themen, die den Alltag von Senioren bestimmen. Sie erzählt aus ihrer Vergangenheit, Krieg und Wiederaufbau („Wir hatten keine Zeit für Börnout“), freut sich über die Neuigkeiten in der Yellow Press, erwägt das Für und Wider des Mauerfalls, hatte aber „mit Politik … noch nie was am Hut“. Sehr ehrlich beschreibt sie ihre Mitmenschen, ihr Verhältnis zu ihnen und übt auch mal Kritik. Frei von der Leber weg, oft mit unfreiwilliger Komik, kommentiert die alte Dame Menschen, Ereignisse und Probleme und kommt dabei vom „Hölzchen aufs Stöckchen“.
Ein Büchlein aus der Feder einer Oma, die fest mit beiden Beinen im Leben steht; eine vergnügliche, unkomplizierte Lektüre für zwischendurch.

Veröffentlicht am 20.02.2018

Das Ende?

Die Geschichte des verlorenen Kindes
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Von vielen sehnlichst erwartet, liegt nun der vierte und letzte Teil der „Neapel-Saga“ vor.
Aus den beiden kleinen Mädchen Lenù und Lila, die in dem neapolitanischen Arbeiterviertel Rione aufwuchsen, ...


Von vielen sehnlichst erwartet, liegt nun der vierte und letzte Teil der „Neapel-Saga“ vor.
Aus den beiden kleinen Mädchen Lenù und Lila, die in dem neapolitanischen Arbeiterviertel Rione aufwuchsen, sind nun selbstbewusste Frauen und Mütter geworden, die sich im Berufsleben durchsetzen und als recht erfolgreich erweisen. Elena Ferrante erzählt aus der Sicht ihres Alter Ego Lenù von wichtigen Ereignissen und dramatischen Situationen aus weiteren dreißig Lebensjahren der Freundinnen, deren Verhältnis zueinander sehr schwierig und widersprüchlich ist.
Damit bringt Elena zu einem Abschluss, was sie im ersten Teil ihrer Tetralogie bereits angekündigt hat: sie will die Geschichte ihrer komplizierten Freundschaft mit Raffaela, genannt Lila, für die Nachwelt festhalten. Lila, die angekündigt hatte, sie wolle „sich in Luft auflösen … nichts von ihr sollte mehr zu finden sein“, ist im Alter von 60 Jahren tatsächlich spurlos verschwunden - genauso, wie viele Jahre zuvor ihre kleine Tochter Tina. Was ist mit Tina passiert? Wird jetzt vielleicht das Geheimnis um Lilas Verschwinden gelüftet?
In ihrem bildhaften, leicht lesbaren Stil thematisiert Ferrante den Prozess des Sich-Lösens ihrer Protagonistinnen von einem traditionellen, aber überkommenen Frauenbild. Sehr realistisch und intensiv schildert sie ihre Emanzipationsbestrebungen und die damit verbundenen Probleme.
Während jedoch in den ersten Teilen der „Neapel-Saga“ die historischen Gegebenheiten und politischen Bedingungen einen hohen Anteil in Ferrantes Roman ausmachen, wird der geschichtliche Hintergrund in diesem letzten Band leider etwas vernachlässigt. Hier nimmt Lenùs persönliches Schicksal, verbunden mit dem ihrer Freundin Lila, den größten Raum ein. Auch die südlich-turbulente Atmosphäre Neapels wirkte meines Erachtens in den ersten Büchern der Serie viel lebendiger und unmittelbarer. Dennoch: mit der „Geschichte des verlorenen Kindes“ ist Ferrante wiederum ein sehr unterhaltsames und interessantes Buch gelungen.

Veröffentlicht am 14.08.2017

Kennwort "Walhalla"

Walhalla-Code
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Mord oder Selbstmord? Ein Toter auf der Parkbank gibt Rätsel auf. Doch diesmal ist es für Kommissar Tom Sydow kein „normaler“ Fall; denn das Opfer ist ein hoher Beamter der Gestapo, ein Vertrauter Reinhard ...

Mord oder Selbstmord? Ein Toter auf der Parkbank gibt Rätsel auf. Doch diesmal ist es für Kommissar Tom Sydow kein „normaler“ Fall; denn das Opfer ist ein hoher Beamter der Gestapo, ein Vertrauter Reinhard Heydrichs. Schon bald fühlen sich Sydow und sein Assistent Kalinke selbst verfolgt. Doch nicht nur die Gestapo-Schergen, sondern auch der englische und der russische Geheimdienst haben Interesse an den Umständen des Mordes. In dem letzten Telefongespräch zwischen Heydrich und dem Toten, das abgehört worden ist, fiel der Codename „Walhalla“. Welches Geheimnis verbirgt sich dahinter?
Klausner verlegt seinen Kriminalfall in das Ambiente der Vierziger Jahre und verbindet ihn mit Ereignissen aus dem Zweiten Weltkrieg. Stimmungsvoll schildert er den zeitgeschichtlichen Hintergrund, das Leben im Berlin jener Zeit, die Angst vor dem Bombenkrieg, die Bespitzelung, die Verfolgung von Juden und Andersdenkenden. Der Roman ist gut recherchiert, spannend und flott geschrieben; dennoch fehlt mir das „I-Tüpfelchen“. Die Charaktere erscheinen mir nur skizziert, oberflächlich. Auch die Handlung empfinde ich als zu überladen und viel zu rasch ablaufend. Obwohl er für meinen Geschmack zu viel „Action“ und zu wenig Tiefe bietet, ist der Krimi trotzdem recht unterhaltsam und sorgt für angenehme Lesestunden.