Ein gelungenes Fantasy-Debüt
“Aber ich wusste lieber, wer mich niederstach, als niederträchtig und verräterisch vergiftet zu werden. Denn Lügen waren wie eine Krankheit, die die Seele infizierte und einen langsam aber schmerzhaft ...
“Aber ich wusste lieber, wer mich niederstach, als niederträchtig und verräterisch vergiftet zu werden. Denn Lügen waren wie eine Krankheit, die die Seele infizierte und einen langsam aber schmerzhaft dahinsiechen ließ.”
Meinung
Selten habe ich so ein schönes Debüt gelesen! Christina Hiemer kann mit ihren Worten spielen, das kann ich euch sagen.
Mentira hat mir von Anfang an sehr gefallen. Der Einstieg, der Aufbau der Schwesternschaft und die Lebensweise wurden detailliert und für meine Verhältnisse befriedigend erklärt. Ich bin ja eh ein Freund von detaillierteren Angaben. Was ich aber bemerkenswert fand, sind die Hinweiskrümel, die sie uns auf der Reise hinwirft. Denn sobald man Mentira verlässt, tappt man mit Melia erst einmal im Dunkeln. Nach und nach werden durch die verschiedenen Perspektiven Einblicke in die Struktur von Sombra erzählt. Was mich hierbei am meisten beeindruckte, waren, dass sämtliche Protagonisten, ausgenommen Melia, bei den jeweils anderen schlecht wegkamen. Denn in dieser Geschichte misstraut jeder jedem. Jeder denkt an die schlimmen Taten des jeweils anderen oder an den Verrat des jeweils anderen an einem selbst.
Melia ist hier ein kleiner Störfaktor, denn sie wird in dieses Leben gezwungen, das von Lügen, Misstrauen und Verrat dominiert wird. Man fühlt regelrecht ihr Unwohlsein. Jedes Mal, wenn sie einen Gefühlsausbruch hatte und ihrem Gegenüber an den Kopf wirft, dass sie es hasst, nur diese leeren Worte oder Halbwahrheiten zu hören, wollte ich ihr Beifall klatschen. Melia ist aber auch an sich ein ganz liebenswerter Charakter. Mit ihrer neugierigen und sturen Art hat sie mich sofort von sich begeistert. Ihre drei männlichen Gegenparts Jaron, Kilian und Nathan können sich da noch einiges von ihr abschauen! Und wieder war ich beeindruckt, denn bisher hat es kaum eine Geschichte gegeben, in der ich nicht einen Favoriten hatte. Die drei Männer wurden in meinen Augen gleichwertig dargestellt und ich habe eigentlich Lust, alle von ihnen näher kennenzulernen.
Der Plot der Geschichte ist wahnsinnig spannend gemacht, denn zu Beginn wusste ich ehrlich gesagt nicht, worauf es hinausläuft. Ab Mitte des Buches war mir dann aber so einiges klar und es zeichnete sich eine Richtung ab. Allgemein hat mir die Gestaltung von Sombra besser als Mentira gefallen. Die Schattenstadt besitzt eine Tiefe und ist so voller Geheimnisse, ich glaube ich kann mich daran gar nicht sattlesen.
“Sombra war keine Gemeinschaft. Hier lebte jeder für sich und versuchte, sein Leben so gut es ging zu leben. Ohne Rücksicht auf andere und ohne Mitgefühl.”
Gerade diese Dunkelheit, dieses Geheimnisvolle, Skrupellose hat mich an der Geschichte so fasziniert. Ich hoffe, dass Band 2 sich hier sogar noch etwas steigern kann!
Fazit
Ein gelungenes Fantasy-Debüt, was ruhig noch etwas düsterer sein kann. Christina Hiemer hat mich mit ihrem Schreibstil vollkommen überzeugt! Ich will mehr!
Eure Mädels von BookieDreams