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Veröffentlicht am 19.11.2018

Wenn Liebe zum Kampf wird

Kampfsterne
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"Kampfsterne" ist eine Momentaufnahme des Lebens dreier Familien in einer deutschen Vorstadtsiedlung in den 80ern. Dabei wird weniger auf die Besonderheiten einer bestimmten Epoche eingegangen als vielmehr ...

"Kampfsterne" ist eine Momentaufnahme des Lebens dreier Familien in einer deutschen Vorstadtsiedlung in den 80ern. Dabei wird weniger auf die Besonderheiten einer bestimmten Epoche eingegangen als vielmehr das zerrüttete Konstrukt der heilen Familie porträtiert.

Rainer und Ulla haben mit seiner Brutalität zu kämpfen, Rita und Georg haben sich nichts mehr zu sagen, außerdem findet sie ihre Kinder zu mittelmäßig, Ellas und Bernhards Ehe zerbricht an seiner Untreue. Trotz allem versuchen sie mit aller Kraft an ihrem Erscheinungsbild einer heilen Familie festzuhalten.
Wie sehr ihre Kinder unter diesen Verhältnissen leiden, bekommen sie dabei kaum mit.

Während die Erwachsenen wie Kampfsterne umeinander kreisen und sich an Idealen orientieren, die sie nicht glücklich machen können, sollten sie ihre Energie doch eigentlich darauf verwenden, ihren Kindern eine sichere Welt zu bieten. Die Ehe verkommt zum Kampf, das eigene Heim zum Kriegsgebiet und bietet den Kleinen damit eine denkbar schädliche Umgebung zum Aufwachsen. Was passiert, wenn man das Wichtigste in seinem Leben übersieht, zeigt dieses Buch.


Das Thema ist wichtig, wird aber dadurch, dass die Geschichte aus zu vielen Perspektiven geschildert wird, oft zur Nebensache. Es ist zwar interessant, die Geschichte sowohl aus erwachsener als auch aus kindlicher Sicht geschildert zu bekommen, aber die Wechsel erfolgen teilweise zu schnell. Dem Geschehen zu folgen verkommt zum Kraftakt.

Das ist wohl dem Thema angemessen, aber zerstört doch etwas das Lesevergnügen. Auch fehlt mir etwas die Emotionalität: Gerade wenn es um Liebe und Vertrauen geht, sollte man doch auch innerlich angesprochen sein. Stattdessen fühlt sich alles ziemlich steril und kalt an.

Fazit:

Das Buch überzeugt in seinen Grundzügen, ist in seinen Feinheiten aber noch ausbaufähig.

Veröffentlicht am 29.10.2018

Etwas too much

Hybris
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Ich muss zugeben, anfangs habe ich mich doch etwas schwer getan mit diesem Buch. Es läuft recht langsam an und kommt nur sehr behäbig in Fahrt. Zudem werden viele Personen erwähnt ohne dass näher auf sie ...

Ich muss zugeben, anfangs habe ich mich doch etwas schwer getan mit diesem Buch. Es läuft recht langsam an und kommt nur sehr behäbig in Fahrt. Zudem werden viele Personen erwähnt ohne dass näher auf sie eingegangen wird (wie sich dann herausgestellt hat, ist dies der vierte Band einer Reihe).

Privatermittler Michael und Polizistin Leine untersuchen unabhängig voneinander einen Mord und einen Vermisstenfall, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben. Doch nach und nach decken sie Hinweise auf, die dem widersprechen.

Die Geschichte an sich ist wirklich spannend und weist ein paar überraschende Wendungen auf. Trotzdem ist die letztendliche Auflösung doch ziemlich surreal und wirkt auf mich etwas too much. Die gelieferten Erklärungen könnte ich nicht alle nachvollziehen.

Was mich außerdem etwas gestört hat, waren die persönlichen Verwicklungen der Protagonisten.
Liest man das Buch ohne die Vorkenntnisse der ersten Bände, erschlagen einen diese Feindseligkeit und der Überdruss, die zwischen dem Ehepaar Michael und Lene herrschen. Die emotionalen Beweggründe der beiden waren mir nur selten verständlich.

Insgesamt ist dieses Buch für jemanden, der die anderen Werke von Steffen Jacobsen bereits kennt, definitiv ein Muss. Allen Neulingen würde ich vielleicht doch eher raten, von vorne zu beginnen.

Veröffentlicht am 15.10.2018

Überzeugt nicht ganz

Das weibliche Prinzip
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Unter diesem Buch habe ich mir, vor allem dank der vielen positiven Meinungen, ein Leuchtfeuer des Feminismus vorgestellt. Daran war natürlich nicht zuletzt auch der Titel schuld.

Meg Wolitzer erzählt ...

Unter diesem Buch habe ich mir, vor allem dank der vielen positiven Meinungen, ein Leuchtfeuer des Feminismus vorgestellt. Daran war natürlich nicht zuletzt auch der Titel schuld.

Meg Wolitzer erzählt die Geschichte Greers, die in ihrer Kindheit von ihren Eltern vernachlässigt wurde und sich später dank einer Begegnung mit mit Faith Frank zu einer Feministin entwickelt.

Dabei stellt sich mir vor allem die Frage, was eine Feministin eigentlich ausmacht? Diese klärt das Buch irgendwie nicht so ganz.

Vielmehr verstrickt sich die Autorin in unzähligen Schilderungen und Rückblicken nicht nur in Greers Kindheit, sondern auch in die von Cory und Zee, ihren langjährigen Wegbegleitern.

Nicht immer hat sich mir die Bedeutung dieser Exkurse erschlossen, auch wenn die unterschiedlichen Blickwinkel die Geschichte etwas aufgelockert haben. Trotzdem konnten sie nicht verhindern, dass mir das ganze ziemlich langatmig erschien.

Fazit:
Es ist mit Sicherheit eine lesenwerte Geschichte, aber nichts, was mir länger im Gedächtnis bleiben wird.

Veröffentlicht am 05.10.2018

Spaltet die Gemüter

Wie ich fälschte, log und Gutes tat
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Dieses Buch kann man entweder mögen oder vollkommen verteufeln. Je nachdem, ob man gewillt ist, hinter den, dank des Jugendjargons mit der Zeit dümmlich wirkenden, Erzählungen des 16-Jährigen Bennedict ...

Dieses Buch kann man entweder mögen oder vollkommen verteufeln. Je nachdem, ob man gewillt ist, hinter den, dank des Jugendjargons mit der Zeit dümmlich wirkenden, Erzählungen des 16-Jährigen Bennedict Jäger einen tieferen Sinn und eine gewisse Gesellschaftskritik zu entdecken oder nicht.

Es werden die ersten vier Monate der zehnten Klasse aus Sicht Jägers erzählt, die größtenteils dadurch bestimmt sind, erfolgreich Tennis zu spielen und noch erfolgreicher seine miesen Noten in naturwissenschaftlichen Fächern zu fälschen.

Nun könnte man im Fälschen der Noten, der Promotion einer Anti-Drogen-Kampagne bei gleichzeitigem Dauerkiffen und das Vorspielen falscher internationaler Freunde im Beisein der örtlichen Frauen-Vereinigung (seine Mutter) mit der Maske der besseren Gesellschaft vergleichen. Allerdings werden all diese Themen ohne moralischen Sinn erzählt. Es gibt keine Konsequenzen, das Buch bietet keine Lösungen für diese Probleme.

Die Geschichte plätschert so dahin, ohne dass zum Schluss ein Sinn erkennbar wäre. Auch einen Spannungsbogen konnte ich nicht wirklich entdecken. Der Schreibstil wirkt am Anfang noch recht frisch und unterhaltsam, fängt aber irgendwann an zu nerven. Letztendlich habe ich mir nach Lektüre des Klappentextes etwas vollkommen anderes darunter vorgestellt und bin mit völlig falschen Erwartungen an das Buch heran gegangen.

Kurz gesagt: Ich zähle eher zu denen, die dieses Buch zum Teufel wünschen, da sich mir der tiefere Sinn dieser Erzählung einfach nicht erschließt und es andere Bücher gibt, die Themen wie Pubertät, Erfolgsdruck und Gesellschaftskritik wesentlich besser umsetzen.

Veröffentlicht am 21.09.2018

(Zu) Hohe Erwartungen?

Der Platz an der Sonne
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Dieses Buch lässt mich irgendwie ratlos zurück; unsicher, ob ich mich einfach gut unterhalten fühle oder ob ich den Sinn dahinter nicht ganz verstanden habe.

"Der Platz an der Sonne" zeigt uns eine Welt, ...

Dieses Buch lässt mich irgendwie ratlos zurück; unsicher, ob ich mich einfach gut unterhalten fühle oder ob ich den Sinn dahinter nicht ganz verstanden habe.

"Der Platz an der Sonne" zeigt uns eine Welt, in der es einen dritten Weltkrieg gegeben hat, nach dessen Ende Deutschland in mehrere unabhängige, gleichwohl arme Teile gespalten wurde und die Afrikanische Union zur finanzstarken Macht aufgestiegen ist.

Ich habe erwartet, ein mit historischen Hintergründen und (natürlich fiktiven) Fakten fundiertes Buch über ein Leben im Nachkriegsdeutschland zu lesen. Etwas das sich wie ein spannendes, emotionsgeladenes Geschichtsmahnmal liest.

Stattdessen fühlte ich mich eher mit der Moralkeule geschlagen, indem in aller Ausführlichkeit die Beweggründe und Erfahrungen eines Wirtschaftsflüchtlings geschildert werden. Gleichzeitig blieb die Geschichte aber auch emotional blass wie ein Roadmovie, in dem zwar der Weg, aber nicht das Innenleben der Beteiligten gezeigt wird.

Versteht mich nicht falsch: Das Buch hat mich schon gefesselt und ich fand die Erlebnisse Josua Brenners auch interessant, aber ich hatte mir etwas vollkommen anderes unter diesem Buch vorgestellt. Vielleicht hat mich auch einfach nur gestört, dass die Personen, die Brenner auf seinem Weg trifft, wirklich nur Randfiguren bleiben und nicht mehr als das abkömmliche Mittel zum Zweck darstellen.

Fazit:
Das Buch ist sicherlich gut, um die Strapazen und Nöte unserer heutigen Flüchtlinge besser verstehen zu können, nur hätte dafür die Verkleidung eines dystopischen Was wäre wenn-Romans nicht sein müssen. Denn sie schürt Erwartungen, die für meinen Geschmack nicht erfüllt werden.