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Veröffentlicht am 30.10.2018

Martha wie Paula sie sieht

Hemingway und ich
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Paula McLain schreibt ihre eigene Geschichte über die Schriftstellerin und Journalistin Martha Gellhorn, die dritte Ehefrau des Schriftstellers Ernest Hemingway. Sie umfasst dabei eine Zeitspanne von 1936 ...

Paula McLain schreibt ihre eigene Geschichte über die Schriftstellerin und Journalistin Martha Gellhorn, die dritte Ehefrau des Schriftstellers Ernest Hemingway. Sie umfasst dabei eine Zeitspanne von 1936 bis 1945. Nach guter Recherche ist es der Autorin außerordentlich gut gelungen, Fakten und Fiktion miteinander zu verbinden. Die Protagonisten Martha und Ernest werden lebendig und realitätsnah dargestellt, dazu kommt Martha als Ich-Erzählerin, wodurch es manchmal schwer fällt daran zu denken, dass es sich hier um einen Roman handelt und nicht alles so gewesen ist, wie es dargestellt wird, aber durchaus so hätte sein können.
Schon als Kind spürte Martha den Drang nach Freiheit – ein kleiner Gruß an die Mutter und dann nichts wie hinaus in die weite Welt! Ein Anfang war gemacht, auch wenn sie am Abend schon wieder zu Hause war.
Martha war 28, als sie zufällig Hemingway begegnete. Sein Bild auf einem Zeitungsausschnitt trug sie schon lange bei sich. Was zunächst freundschaftlich begann – Martha mochte auch Hemingways Frau Pauline und deren zwei Kinder – entwickelte sich bald in eine andere Richtung.
Im Bürgerkrieg in Spanien trafen sie sich – Ernest wollte den Spaniern mit einer Filmdokumentation helfen, Martha war als Kriegsberichterstatterin unterwegs – und nach kurzem Sträuben beim Gedanken an Ernests Frau und Kinder hatten beide ihre Gefühle nicht mehr unter Kontrolle und das Herz siegte über den Verstand.
Martha war in Kriegsgebieten in aller Welt unterwegs und oft waren es Einzelschicksale unschuldiger Menschen, die sie besonders bewegten und die sie zum Inhalt ihrer Berichte machte.
Als Schriftstellerin war sie nicht so erfolgreich wie Ernest, der mit dem Roman „Wem die Stunde schlägt“ einen Welterfolg feiern konnte. Sie fühlte sich ihm in ihrer Arbeit immer unterlegen und es gelang ihr nicht, aus seinem Schatten herauszutreten.
In vielen Dingen waren sich Martha und Ernest sehr ähnlich, hatten beide ihren eigenen Kopf, wenn es um die Verwirklichung ihrer Pläne oder um das Leben an sich ging. Das Ende ihrer Ehe war lange in Sicht, allerdings hätte ich mir einen weniger schmutzigen Ausgang gewünscht.
Was mir besonders gefallen hat:
Es ist ein bewegender Roman, der den Unterschied zwischen Realität und Fiktion manchmal vergessen lässt.
Ganz besonders durch die Erzählungen aus den verschiedenen Kriegs- und Krisengebieten wird zusätzlich zu einer unterhaltsamen Geschichte spannendes Wissen vermittelt.

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Veröffentlicht am 19.09.2024

Ein Buch zum Nachdenken

Als wir Schwäne waren
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Wenn ich mir vorstelle, dass ich so wie der Autor des Buches im Alter von neun Jahren plötzlich in einem fremden Land leben müsste, mit Menschen verschiedener Länder und unterschiedlicher Muttersprache ...

Wenn ich mir vorstelle, dass ich so wie der Autor des Buches im Alter von neun Jahren plötzlich in einem fremden Land leben müsste, mit Menschen verschiedener Länder und unterschiedlicher Muttersprache in einem Wohngebiet auf engem Raum, dann stelle ich fest, dass ich mir das beim besten Willen gar nicht vorstellen kann. In meinen Überlegungen werde ich immer kleiner, ziehe mich ganz weit zurück und wäre am liebsten unsichtbar.
Reza war neun Jahre alt, als er 1986 mit seinen Eltern aus dem Iran geflohen ist und im Ruhrgebiet eine neue Bleibe gefunden hat. Seine Geschichte, die in sehr kurzen Abschnitten ganz unterschiedliche Szenen seiner Kindheit und Jugend erzählt, wirkt, als hätte er Momente aus seinem Leben gesammelt, die er in diesem Buch vereint.
Es ist ein Buch voller Gegensätze. Gewalt ist häufig an der Tagesordnung. Das lässt mich nachdenken. Nicht selten habe ich das Gefühl, dass Angst und Wut bei dem Jungen ganz nah beieinander liegen. Manchmal lässt ihn so etwas wie Beschützerinstinkt gewalttätig werden. Aber es gibt auch eine ganz andere, eine leise Sprache, voller Poesie, die mich zum Träumen bringt.
Der Schreibstil ist ungewöhnlich, nicht ganz einfach durch die häufig wechselnden Themen, aber dennoch total fesselnd.
Eine von Rezas Geschichten hat mich außerordentlich berührt, und zwar ist es die über „Armut, die nicht riecht“. Bei dieser Erzählung habe ich ganz stark das Gefühl, dass in der Brust des Erzählers zwei Seelen wohnen.

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Veröffentlicht am 26.08.2024

Eine faszinierende Begegnung

Artemisia Gentileschi und Der Zorn der Frauen
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Auf dem Gebiet der Künste bin ich nicht besonders gut bewandert. Darum mag ich Romanbiografien wie die über Artemisia Gentileschi, denn neben dem Kennenlernen der Künstlerin erfahre ich eine ganze Menge ...

Auf dem Gebiet der Künste bin ich nicht besonders gut bewandert. Darum mag ich Romanbiografien wie die über Artemisia Gentileschi, denn neben dem Kennenlernen der Künstlerin erfahre ich eine ganze Menge an Wissenswertem zu Zeit, Ort und weiteren Personen.
Das Leben der Gentileschi war alles andere als langweilig, wie bereits aus der Buchbeschreibung zu erkennen ist. Auf vielen Stationen - von Rom über Florenz und Venedig bis nach London und Neapel – war sie unterwegs, eine mutige Frau, die zielstrebig ihren Weg verfolgt hat.
Mir hat nicht nur alles zu den Maltechniken und den Anmerkungen zu ihren Bildern gefallen, sondern ganz großartig sind die Beschreibungen der Orte, an denen sie sich aufgehalten und gewirkt hat. Das ist der Autorin Gabriela Jaskulla sehr gut gelungen. Durch ihren Schreibstil war es einfach, mal ganz schnell 400 Jahre in die Vergangenheit zu reisen und einzutauchen in Artemisias Leben, in ihr hartes Leben, das sie dennoch annimmt, aber auch den Kampf mit vielen Hindernissen und Widersachern aufnimmt.
Um das Leben der Gentileschi in die Gegenwart zu bringen, hatte die Idee mit dem Filmdreh nochmal etwas Besonderes.
Das prall gefüllte Buch hat mich sehr gut unterhalten und konnte mir spannende Lesestunden bereiten. Sehr gern gebe ich eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 10.08.2024

Lachen nicht verboten

Ein mörderisches Paar. Der Verdacht
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Mein Eindruck bezieht sich auf das Hörbuch zu „Der Verdacht“, den zweiten Teil einer Trilogie von „Ein mörderisches Paar“.

Es gibt den Krimi und es gibt den Ostfriesenkrimi. Mord und Totschlag finde ich ...

Mein Eindruck bezieht sich auf das Hörbuch zu „Der Verdacht“, den zweiten Teil einer Trilogie von „Ein mörderisches Paar“.

Es gibt den Krimi und es gibt den Ostfriesenkrimi. Mord und Totschlag finde ich ausreichend, ebenso wie eine Menge Leute, die bereit zum Töten sind, wenn sie an das ausgeschriebene Kopfgeld von 10 Millionen denken. Klaus-Peter Wolf schenkt vielen „Nebensächlichkeiten“ Raum, an die ich in einem spannungsgeladenen Krimi eher weniger denke.

Seine selbst gelesenen Bücher höre ich gern, weil ich es gut finde, wie er in seine eigenen Charaktere hineinschlüpfen kann und dass er insgeheim an allem, was er sie machen lässt, selbst den größten Spaß hat.

Ich war eigentlich davon ausgegangen, dass der Fall nicht abgeschlossen werden kann, weil es ja einen weiteren Band geben wird. Aber ob das tatsächlich so ist? Wieder ein Ostfriesenkrimi, der mit vielen Details auch zu unwichtigen Dingen aufwartet und sie dadurch wichtig werden, aber trotz mehrerer Morde keinen wirklichen Spannungsbogen aufkommen lässt. Trotzdem sorgt er dafür, dass ich lachen kann und Gefallen finde an einem Serienmörder. Dafür legt Klaus-Peter Wolf sich aber auch mächtig ins Zeug!

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Veröffentlicht am 27.07.2024

Hilfe für den kleinen Stern

Komm, wir trösten den kleinen Stern
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Mir gefallen die kurzen Texte in Reimform und auch die meisten der Illustrationen gut. Vor allem ist die Geschichte ziemlich am Anfang ganz toll. Da streiten sich die zwei Hubbel, die eigentlich Vulkane ...

Mir gefallen die kurzen Texte in Reimform und auch die meisten der Illustrationen gut. Vor allem ist die Geschichte ziemlich am Anfang ganz toll. Da streiten sich die zwei Hubbel, die eigentlich Vulkane sind, bespucken sich sogar (tolle Idee, es sind ja schließlich Vulkane!) und dann vertragen sie sich und verschmelzen zu einer Insel mit einem wunderschönen Haus.

Schnipsel und sein Hängebauchschwein Rolf sind Freunde. Sie wohnen in dem kleinen Haus. Schöne Bilder und ganz viel zu sehen gibt es im Garten und auch im Haus. So macht ein Bilderbuch Spaß.

Ein großes Herz haben Schnipsel und Rolf. Sie wollen dem kleinen Stern helfen, der ganz allein ist und sich nach einer Umarmung sehnt.

Gelernt habe ich auch etwas, denn von der Pflanze Ylang Ylang hatte ich bisher noch nie gehört. Und die Idee mit der kleinen Katze finde ich auch ganz besonders schön.

Das einzige, was mir nicht so gut gefällt, ist das Gesicht des Mondes, der seinen Mund über den Augen hat. Das finde ich ganz schrecklich, aber vielleicht liegt es auch an einer Werbung, in der jemand seinen Mund an der Stirn hat. Da frage ich mich, warum macht man das? Aber mal abgesehen davon ist es ein schönes Buch.

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