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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.12.2018

spannende aber nicht ganz überzeugende Fortsetzung der Reihe

Das Blut der Hirsche
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Wer die Reihe um den schwedischen Ermittler Zack Harry aus der Feder des Autorenduos Kallentoft / Luttemann kennt, der weiß, dass diese nichts für zartbesaitete Gemüter ist.
Auch in diesem dritten Band ...

Wer die Reihe um den schwedischen Ermittler Zack Harry aus der Feder des Autorenduos Kallentoft / Luttemann kennt, der weiß, dass diese nichts für zartbesaitete Gemüter ist.
Auch in diesem dritten Band steht wieder nicht nur ein grausames Verbrechen im Mittelpunkt, Zack Harrys sieht sich auch in seinem Privatleben erneut vor große Herausforderungen gestellt. Er selbst hat den Drogen nach den harten Ereignissen im zweiten Band entsagt, als er im Dienst in einer besonders grausamen Variante damit konfrontiert wird. Sechs Jugendliche haben sich während der Mittsommerfeier auf einer Schäreninsel vor Stockholm unter Drogeneinfluss gegenseitig verstümmelt und getötet. Die Droge, die bei ihnen im Blut nachgewiesen wird, ist unbekannt, Zack lässt seine Beziehungen ins Drogenmilieu spielen, dennoch kann er weitere Morde nicht verhindern.
Auch privat kommt er nicht zur Ruhe, die Bedrohung gegen seine Person, die schon in den Vorgängerbänden mitschwang, kommt hier deutlicher zum Tragen und bringt seine labile Persönlichkeit an ihre Grenzen.
Die Stärke des Buchs liegt in der temporeichen Geschichte, die kurzen Kapitel mit Perspektivwechseln innerhalb der Kapitel unterstützen diesen Effekt.
Die Reihe lebt von der Hautfigur Zack Harry, in diesem Band steht sie etwas zu sehr im Vordergrund, der Fall um den Tod der Jugendlichen droht neben Zacks persönlichen Problemen unter zu gehen. Er wird zunehmend zum Einzelgänger und verliert gegen Ende an Glaubwürdigkeit. Es ist sehr unrealistisch, dass die Polizei seine Ausfälle und sein zweifelhaftes Verhalten toleriert und ihm derart den Rücken deckt.
Während die Rolle von Zacks Partnerin Deniz an Einfluss verliert, gewinnt die Nebenhandlung um Hede und Olympia an Bedeutung. Man sollte die Vorgeschichte meiner Meinung nach kennen, um die vielen Andeutungen und Anspielungen zu Zacks Person und dem Schicksal seiner Mutter zu verstehen, ansonsten dürften einige Fragen offen bleiben.
Der Krimi ist spannend, für mich aber der bislang schwächste der Reihe, mich konnten diesmal insbesondere die Schilderungen zu Zacks Gemütswandlungen nicht wirklich überzeugen. Dennoch bin ich neugierig auf die Fortsetzung in der Hoffnung, darin der Lösung des Geheimnisses um Zack näher zu kommen, meiner Vermutungen dazu sind schon um einiges konkreter geworden.

Veröffentlicht am 07.12.2018

schöne Familiengeschichte über die Suche nach dem persönlichen Glück

Mädelsabend
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Auch Anne Gesthuysen dritter Roman hat mich wie schon die Vorgänger schnell in seinen Bann gezogen. Im Stil kommt „Mädelsabend“ dem Debüt „Wir sind doch Schwestern“ nahe, auch hier spielt wieder die Heimatregion ...

Auch Anne Gesthuysen dritter Roman hat mich wie schon die Vorgänger schnell in seinen Bann gezogen. Im Stil kommt „Mädelsabend“ dem Debüt „Wir sind doch Schwestern“ nahe, auch hier spielt wieder die Heimatregion der Autorin am Niederrhein eine große Rolle und es wird eine Familiengeschichte über mehrere Generationen erzählt.
Im Mittelpunkt der Geschichte stehen unter anderem Ruth und ihr Mann Walther, die nach mehr als 60 gemeinsamen Ehejahren auf der „Bönninghardt“ ins Altersheim übersiedeln mussten. Während Ruth dort aufblüht und unter dem Einfluss der Mitbewohnerinnen versucht, der Unterdrückung und dem strengen Regiment ihres Ehemannes zu entkommen, fühlt Walther sich unter den vielen Witwen zunehmend unwohl und sehnt sich nach seinem früheren Zuhause. Engste Vertraute der beiden und manchmal auch Vermittlerin ist Enkelin Sara, die jedoch selbst gerade vor einer wichtigen Lebensentscheidung steht, da der jungen Mutter ein Forschungsstipendium in Cambridge angeboten wurde, das ihre Beziehung auf eine Zerreißprobe stellt.
Mich hat beim Lesen die Lebendigkeit der Figuren begeistert, was vielleicht mit daran liegt, dass die Autorin sich eng an Personen aus ihrer Vergangenheit orientiert und auch eigene Kindheitserinnerungen in die Geschichte einfließen lässt. Ihre Charaktere sind dabei nicht immer einfach. Ruth beispielsweise offenbart im Verlauf anhand von Anekdoten aus ihrer Vergangenheit, welch schweres Schicksal sie bisweilen erdulden musste, zeigt aber auch ihre Schwäche, sich aus eigener Kraft aus diesem Joch zu befreien. Nach 65 Jahren Ehe können Ruth und Walther nicht wirklich mit einander aber auch nicht ohne einander auskommen, sie sind verwachsen in vergangenen Werten, die für uns heute undenkbar scheinen. Während Ruth als junge Frau zuweilen darunter gelitten hat, dass ihr Ehemann die Entscheidungsgewalt über ihr Leben besaß, stellt Enkelin Sara die Gegenseite dar als moderne Frau, die Familie und Karriere unter einen Hut zu bekommen versucht. „Kämpfe nicht gegen dich selbst, sondern richte dich in dem Leben ein, dass dich froh macht.“, das ist ein Rat, den Ruth ihrer Enkelin mitgibt und in dem in meinen Augen viel Wahrheit steckt.
Das Buch geht mit seiner offenen und teils schonungslosen Art nahe, es hat mich an vielen Stellen nachdenklich gestimmt und lässt mich mit einem anderen Blick auch auf das Leben meiner Eltern und Großeltern blicken.

Veröffentlicht am 18.11.2018

kurzweiliger Krimi mit viel norddeutschem Lokalkolorit

Elbspiel
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Bei Philip Goldbergs drittem Fall mit dem Titel „Elbspiel“ vereint die Autorin Nicole Wollschläger ihre Leidenschaften für Bücher und für Schauspiel in einem spannenden Kriminalroman.
In Kophusen, einer ...

Bei Philip Goldbergs drittem Fall mit dem Titel „Elbspiel“ vereint die Autorin Nicole Wollschläger ihre Leidenschaften für Bücher und für Schauspiel in einem spannenden Kriminalroman.
In Kophusen, einer fiktiven Kleinstadt, in die es den Berliner Ermittler Goldberg vor einiger Zeit aus persönlichen Gründen verschlagen hat, plant der frühere Starschauspieler Arno Menzinger ein Comeback mit der Inszenierung des „Jedermann“. Als besonderer Clou sollen die Rollen ausschließlich mit Laiendarstellern aus der Region besetzt werden. Die Aufregungen um die Besetzungen, die bis in die Kophusener Polizeidienststelle reichen, werden bald durch mysteriöse Zwischenfälle und einen ungewöhnlichen Leichenfund getrübt.
Für mich war dieser dritte Band der Einstieg in die Reihe, mich haben auf Anhieb die spritzige Erzählung und die zum Teil kauzigen Charaktere in den Bann gezogen. Ein paar Anspielungen auf die ersten beiden Bände machen neugierig und werfen ein paar Fragen zur Vorgeschichte auf, da dieser Fall in sich abgeschlossen ist, hatte ich nicht den Eindruck, dass mir elementare Vorkenntnisse fehlen.
Der Krimi enthält neben einer spannenden Geschichte mit einigen verzwickten Wendungen sehr viel Lokalkolorit. Ich lebe in der Gegend, in der die Geschichte spielt, so dass mir viele der erwähnten Schauplätze bekannt und vertraut sind, das schafft beim Lesen klare Bilder von den Szenarien.
Insbesondere die Hauptfiguren der Reihe sind toll getroffen, entsprechen herrlich typischen norddeutschen Charakteren ohne dabei platt zu wirken. In diesem Band gibt es noch dazu einen tiefen Einblick hinter die Kulissen einer Theaterinszenierung, die harte Arbeit die damit verbunden ist aber auch die Schattenseiten dieser oft nur scheinbar glänzenden Welt.
Die rund 280 Seiten dieses Bandes bieten meiner Meinung nach kurzweilige Unterhaltung und ausreichend Originalität, um aus der Masse der Krimis hervorzustechen

Veröffentlicht am 16.11.2018

"Jeder braucht eine gute Geschichte..."

Die wundersame Mission des Harry Crane
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Harry Crane führt ein ruhiges wenn auch nicht immer ausgefülltes Leben als Analyst einer Forstbehörde in Pennsylvania. Als seine geliebte Frau Beth bei einem schrecklichen Unfall getötet wird, gerät Harrys ...

Harry Crane führt ein ruhiges wenn auch nicht immer ausgefülltes Leben als Analyst einer Forstbehörde in Pennsylvania. Als seine geliebte Frau Beth bei einem schrecklichen Unfall getötet wird, gerät Harrys Leben aus den Fugen, er verliert den Halt und wird von Schuldgefühlen geplagt. Eine absurd hohe Schadensersatzzahlung veranlasst ihn, seinen Job zu kündigen und in die abgelegenen Wälder der Endless Mountains zu seinen geliebten Bäumen zu fliehen mit der Absicht sich dort selbst zu verlieren. Stattdessen findet er sich jedoch unversehens als Untermieter eines wundersamen Baumhauses wieder. Diese Obhut verdankt er der Begegnung mit der 10-jährigen Oriana und ihrer Mutter Amanda, die ebenfalls auf ganz unterschiedliche Weise mit dem unerwarteten Tod ihres Vaters beziehungsweise Ehemanns zu kämpfen haben. Die resolute Oriana zieht Harry mit sich in die Märchenwelt, die sie um ihre Trauer errichtet hat, denn sie ist zu dem Schluss gekommen ist, in Harry einen Schlüssel für die Lösung ihrer beider Probleme gefunden zu haben.
Harry lässt sich erst nur zögernd auf Orianas Vorschläge ein, je mehr im Wald sein Selbstvertrauen wächst, umso überzeugter steigt er in seine Mission ein, die Geschichte des alten Grum lebendig werden zu lassen.
Das Buch erzählt eine bewegende Geschichte über Verlust, Trauer und die Kraft von Freundschaft. In weiten Teilen verläuft die Erzählung eher ruhig, es gibt viele nachdenklich stimmende Momente, andere Stellen verleiten zum Schmunzeln mit ihrer Situationskomik, Spannung kommt in erster Linie gegen Ende auf.
Eine Besonderheit des Buchs ist sein märchenhafter Charme, es enthält nicht nur ein eigenes Märchen in Form der Geschichte des alten Grum, sondern es tauchen immer wieder Bezüge zu bekannten Märchen auf. Da ist zum Beispiel Oriana, die mit ihrem roten Mantel wie Rotkäppchen durch den Wald streift, der böse Wolf, Harrys und Orianas Mission bedroht, oder auch Anspielungen auf das Märchen von Goldmarie und Pechmarie. Dieses Thema zieht sich konsequent durch das Buch, trotz einem realistischen Grundsatz gibt es Elemente, denen etwas Magisches anhaftet. Sehr gut gefallen hat mir Harrys Charakter, der sehr glaubhaft angelegt ist und mit seiner sensiblen Art überzeugend. Ich habe beim Lesen Anteil genommen an seinem persönlichen Schicksal und seiner Entwicklung, seine Verbundenheit mit den Bäumen hat etwas symbiotisches, der Autor geht sehr einfühlsam mit diesem Thema um. Kleine tragikomische Szenen sorgen dafür, dass das Buch nicht ins Kitschige abrutscht.
Mir hat das Buch insgesamt gut gefallen, auch wenn es an einigen Stellen zu sehr detailverliebt wirkt und in Nebenhandlungen verliert, hier hätten ein paar Kürzungen gutgetan.

Veröffentlicht am 30.10.2018

Witzig!

Die Känguru-Apokryphen (Die Känguru-Werke 4)
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Als mein Sohn mir vor einigen Wochen von der Ankündigung zu den Känguru-Apokryphen erzählt hat, war ich zunächst skeptisch. Die Känguru-Trilogie hat Kultstatus, einige Aussprüche und Zitate sind in meiner ...

Als mein Sohn mir vor einigen Wochen von der Ankündigung zu den Känguru-Apokryphen erzählt hat, war ich zunächst skeptisch. Die Känguru-Trilogie hat Kultstatus, einige Aussprüche und Zitate sind in meiner Familie quasi Insider, die Spiele „Halt mal kurz“ oder auch „Game of Quotes“ haben schon des öfteren für Kurzweil gesorgt. Und nun ein paar zusätzlich Anekdoten aus der Schublade? Kann das funktionieren? Mir persönlich hatte schon der dritte Band der Känguru-Reihe nicht mehr allzu gut gefallen, er wirkte sehr hergeholt, die Lacher bemüht, es fehlte an Originalität. QualityLand hat dann einen ganz anderen Ansatz gefunden, aber neben der neuen und ebenso spitzfindigen Geschichte einen schönen Bogen geschlagen zum Charakter des Kängurus.
Die Känguru-Apokryphen erwecken schon den Eindruck eines kleinen Schmankerls für Fans, es greift bewährte Motive auf, wie die skurrilen Geschäftsideen des Kängurus, die kleinen Sticheleien und natürlich auch einige spitzfindige Kritik am politischen aber auch gesellschaftlichen System. Wie schon bei den übrigen Büchern gab es einiges, das mich zum Schmunzeln gebracht hat, aber auch Kapitel, die mich in schallendes Gelächter haben ausbrechen lassen. Man muss diese Art des Humors mögen, dann findet man auch mit den Apokryphen gute Unterhaltung. Für Neueinsteiger würde ich das Buch nicht empfehlen, einige der Gags funktionieren nur oder besser, wenn man mit dem Humor und den Geschichten der Känguru-Trilogie vertraut ist.
Mir wurde das ebook als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt, die Geschichten lesen sich gut, ihren kompletten Charme entfalten sie aber erst in dem Hörbuch mit den Live-Lesungen des Autors. Marc-Uwe Kling versteht es nicht nur, unterhaltsame und gesellschaftskritische Anekdoten zu schreiben, erst seine pointierten Lesungen und die Stimme, die er dem Känguru gibt, machen den Genuss rund.