Fallersleben Anfang der dreißiger Jahre: Die Isings leben hier schon lange, der Vater betreibt die Zuckerfabrik in dritter Generation und ist mit halbherziger Begeisterung Ortsgruppenleiter der NSDAP, sein Sohn Horst mit deutlich mehr Begeisterung HJ-Führer. Dann gibt es noch Georg, der in Frankfurt Autos entwickelt, die Tochter Edda mit ihrer Filmleidenschaft und dem erfolglosen Studium sowie ihrem Freund Ernst. Charlotte studiert erfolgreich Medizin und ist mit Benjamin Jungblut verlobt, einem jüdischen Architekten. Und guter Letzt ist da noch Willy, der Nachzügler der Familie, der leider mit dem Down-Syndrom geboren wurde.
Anhand dieser Familie erzählt Peter Prange von den Entwicklungen in Deutschland von 1933-1939. Da lässt sich viel draus machen, vor allem die Entscheidung in der Fallerslebener Umgebung die größte deutsche Autofabrik, die zukünftigen Volkswagen Werke aus dem Boden zu stampfen beeinflusst die Geschicke der Familie maßgeblich.
Georg ist an der Entwicklung des "Volkswagen" beteiligt, er unterstützt Ferdinand von Porsche bei diesem Unterfangen. Benjamin unterstützt anfangs noch den Stadtplaner von Wolfsburg, aber aller Protektionismus von Seiten Charlottes Familie hilft nichts, er muss am Ende doch fliehen. Er kann mit der St. Louis das Land in Richtung Havanna verlassen, wir erleben hier die Irrfahrt dieses Schiffes mit.
Edda wird am Ende Produktionsassistentin bei Leni Riefenstahl und erfüllt sich so ihren Traum beim Film zu arbeiten. Wir erleben hier die Entstehung der berühmten Parteitagsfilme und der Olympiafilme mit.
Und auch Willys Schicksal bewegt die Familie, seine Krankheit lässt sich auf Dauer nicht geheim halten und am Ende muss er doch in ein Heim gegeben werden.
Ich hatte am Anfang etwas Probleme in Buch zu kommen, man wird sozusagen gleich ins Geschehen geworfen und man muss die vielen Personen erst einmal kennenlernen. Wenn das allerdings geschafft ist, wird das Buch immer spannender. Durch die kurzen Kapitel mit einem Perspektivensprung wird die Spannung in allen Handlungsteilen hochgehalten, man liest immer weiter, um zu erfahren, wie es denn nun weiter geht.
Mir hat das Ganze gut gefallen, durch die unterschiedlichen Einstellungen zum Nationalsozialismus in der Familie erlebt man, welche Zwänge einem teilweise auferlegt wurden, um diese Zeit zu überleben. Nicht nur die Gegner hatten es schwer, auch die Befürworter standen unter dem Druck immer die Treue beweisen zu müssen, um nicht plötzlich abgesägt zu werden und dabei eventuell Besitz und Leben zu verlieren.
Das Ende kommt abrupt, die Fäden der Geschichte bleiben offen und man weiss nicht, wer das Desaster des Krieges überleben wird.
Dies wird dann wohl im zweiten Band der Reihe, der im nächsten Herbst erscheinen wird aufgelöst.
Ich bin auf jeden Fall auf dieses Buch gespannt, sind mir doch die meisten Mitglieder der Familie Ising ans Herz gewachsen.
Von daher von mir eine Leseempfehlung!