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Veröffentlicht am 23.11.2018

Humorvoller (Nicht)Ratgeber

Ein Arschvoll Ratschläge
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„Ein Arschvoll Ratschläge. Wie wir ohne Klugscheißer viel entspannter leben“ ist im Oktober 2018 im Bastei Lübbe Verlag als Taschenbuch erschienen. Vom Autor Kai Twilfer habe ich bereits ein Buch, leider ...

„Ein Arschvoll Ratschläge. Wie wir ohne Klugscheißer viel entspannter leben“ ist im Oktober 2018 im Bastei Lübbe Verlag als Taschenbuch erschienen. Vom Autor Kai Twilfer habe ich bereits ein Buch, leider noch ungelesen, zu Hause und war daher sehr neugierig auf den (Nicht-) Ratgeber.

Worum geht es?
Gibt es nicht zu viele Ratschläge auf dieser Welt? Sowohl gebetene als auch ungebetene Vertreter? In diesem Buch werden gut gemeinte Ratschläge zu verschiedenen Themenbereichen humorvoll aufgerollt, der Autor gibt tiefe Einblicke in sein Leben, was dem Buch noch zusätzlich eine persönliche Note verleiht.

Meine Meinung:
Ich konnte das Buch beim Lesen kaum aus der Hand legen. Gerade im Genre Humor ist es oft so, dass der Inhalt nicht mit dem witzigen Klappentext und dem tollen Cover mithalten kann, weshalb ich beim Lesen der ersten Kapitel erst mal skeptisch war. Außerdem handelt es sich um einen deutschen Autor, was bedeutet, dass er den österreichischen Humor nicht zwangsweise trifft.
Da ich eine ähnliche Art zu denken und formulieren habe, wie der Autor, musste ich ganz oft beim Lesen lachen. Der (Selbst)Optimierungswahn wird schonungslos durch den Kakao gezogen und der Autor plädiert, auf sehr humorvolle Weise, zu mehr Geduld mit sich selbst und anderen und mehr Gelassenheit im Leben allgemein.
Eine große Rolle spielt die WG, die im Wohnhaus des Autors lebt, sind dort doch viele „Ratschläger“ zu finden, die es nur gut mit ihren Mitmenschen meinen und, nach eigenem Empfinden, selbst die Weisheit mit dem Löffel gefressen haben. Den vegetarischen Abend konnte ich mir daher bildlich vorstellen und musste dabei fast die ganze Zeit lachen, auch, wenn es für das arme Ernährungsopfer in der Situation sicher alles andere als lustig war.
Neben dem Autor finde ich den Hausmeister, um den es auch immer wieder geht, sehr unterhaltsam und kann mir auch diese Person sehr gut vorstellen. Besonders unterhaltsam fand ich, dass in diesem Fall der Autor vom Beratenen zum Ratgeber wurde und die Thematik dadurch auch von der anderen Seite beleuchtet wurde.
Neben dem Unterhaltungswert punktet das Buch auch dadurch bei mir, da es zur Selbstreflexion anregt. Welchen Rat will und sucht man selbst tatsächlich? Wer ist für mich tatsächlich qualifiziert, mit den gewünschten Rat zu erteilen und hilft mir dadurch tatsächlich weiter? Brauche ich wirklich noch einen Ratgeber oder bin ich auch in der Lage, meinen Kopf anzustrengen und darüber nachzudenken, was ich in dieser Situation wirklich brauche?

Fazit: Ein sehr witziger (Nicht)Ratgeber mit persönlicher Note, der auch zum Nachdenken anregt.

Veröffentlicht am 31.10.2018

Ein sehr guter zweiter Teil, der dem Auftaktband der Reihe um nichts nachsteht

Izara 2: Stille Wasser
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Izara – Stille Wasser ist der zweite Band der Izara Reihe. Da die Handlung aufbauend ist, sollten die Bücher unbedingt in der richtigen Reihenfolge gelesen werden. Bei der Covergestaltung ist der Wiedererkennungseffekt ...

Izara – Stille Wasser ist der zweite Band der Izara Reihe. Da die Handlung aufbauend ist, sollten die Bücher unbedingt in der richtigen Reihenfolge gelesen werden. Bei der Covergestaltung ist der Wiedererkennungseffekt vorhanden, auch der zweite Band ist wunderschön gestaltet, jedoch in kälteren Farben, was auch besser zum Titel passt.

Wie in Teil eins auch schon ist der Schreibstil flüssig, es gibt zahlreiche direkte Reden, die dabei helfen, sich in die Charaktere hinein zu fühlen. Die im Buch verwendete Sprache ist einfach und bildhaft, so dass die Seiten beim Lesen nur so dahinfliegen.

Die Handlung beginnt genau dort, wo der erste Band aufgehört hat. Ari und Lucian sind ein heimliches Paar, das die Beziehung vor allen versucht, geheim zu halten, um schrecklichen Sanktionen zu entgehen. Aris Mutter tritt in diesem Band mehr in Aktion, bleibt jedoch nach wie vor ein flacher Charakter in der Handlung, der Fokus liegt eindeutig auf Ari und ihren Freunden, was auch gut zu einer jugendlichen Zielgruppe passt.
Die Welt in Patria ist unglaublich gut beschrieben, so dass ich beim Lesen sofort Bilder im Kopf hatte und gefühlt bei der Handlung mittendrin war. Ganz besonders angetan haben es mir die Stillen Wasser, die auch im Titel vorkommen. Was für eine geniale Idee!
Zusätzliche Spannung brachte auch die Prophezeihung der Hexen, durch die auch die gesamte Hexenschaft hinter Ari her war.
Bel ist und bleibt einer meiner Lieblingscharaktere in der Serie, wobei ich mich immer noch frage, wie er tatsächlich zu Ari steht. Hat er tiefere Gefühle für sie? Wäre sie nur ein netter Zeitvertreib für ihn? Er beschäftigt mich mehr als Lucian, der tatsächlich in einer schwierigen Beziehung an Aris Seite steht.
Ari selbst macht auch in diesem Band wieder eine große persönliche Entwicklung durch und ich gehe mal davon aus, dass die Reihe noch nicht abgeschlossen ist und freue mich schon auf Folgebände.

Fazit: Ein sehr guter zweiter Teil, der dem Auftaktband der Reihe um nichts nachsteht.

Veröffentlicht am 25.10.2018

Wunderschöner Roman, der nachdenklich stimmg.

Und nebenan warten die Sterne
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Vor "Und nebenan warten die Sterne" habe ich "Morgen kommt ein neuer Himmel" von der Autorin gelesen. Da ich dieses Buch ganz interesant fand, habe ich auch zu diesem Roman gegriffen und kann sagen, dass ...

Vor "Und nebenan warten die Sterne" habe ich "Morgen kommt ein neuer Himmel" von der Autorin gelesen. Da ich dieses Buch ganz interesant fand, habe ich auch zu diesem Roman gegriffen und kann sagen, dass es sich um mein absolutes Lieblingsbuch von dieser Autorin handelt.

Worum geht es?
Annie und Kirsten sind Schwestern, die beide an der Uni studieren. Da Annie für das Semester suspendiert ist, fährt sie nicht alleine zur Uni zurück, denn ihre Mutter, die ursprünglich zugesagt hat, sie zu fahren, muss überraschend zu einem wichtigen Geschäftstermin. Als der Zug, in dem Kirsten sitzt, verunglückt und Kirsten stirbt, bricht sowohl für Annie wie auch für deren Mutter eine Welt zusammen und beide Frauen überschütten sich mit Selbstvorwürfen.

Meine Meinung:
In Annie habe ich eine Projektionsfigur befunden. Trotz ihrer jungen Jahre wirkt sie einerseits sehr reif, und andererseits auch sehr unerfahren. Nach viel Aufarbeitungsarbeit begibt sich Annie raus aus der Komfortzone. Für die Mutter, die selbst eine schwierige Vergangenheit hat, ist die Situration ungleich schwieriger, hat sie doch den Job vor ihre Familie gestellt und nicht mitbekommen, dass Kirsten schlimme psychische Probleme hatte.
Beide Frauen hoffen, dass Kirsten nach wie vor am Leben ist und klammern sich an jedem Strohhalm, um sie zu finden. Diese Haltung finde ich total nachvollziehbar, denn gerade, wenn ein Unfall passiert, ist es sehr schwierig mit der Situation abzuschließen.
Der Schreibstil ist mitfühlend, einfühlsam und emotional. Von Beginn weg war ich mitten in der Geschichte drin und konnte das Buch beim Lesen nicht mehr auf die Seite legen, ich wollte unbedingt wissen, wie die Geschichte weitergeht, und habe in einem Rutsch durchgelesen.
Mir gefällt, dass die beiden Frauen aus ihrer jeweiligen Perspektive erzählen und dass beide eine große persönliche Entwicklung im Laufe der Handlung durchmachen.

Fazit: Für mich das bisher beste Buch der Autorin.

Veröffentlicht am 24.10.2018

Hervorragender Serienauftakt

Arlo Finch (1). Im Tal des Feuers
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„Arlo Finch – im Tal des Feuers“ ist der erste Band der „Arlo - Finch –Reihe“ von John August, der zweite Band wird im August 2019 auf Deutsch erscheinen. Das Buch ist als Hardcover mit hochwertiger ...

„Arlo Finch – im Tal des Feuers“ ist der erste Band der „Arlo - Finch –Reihe“ von John August, der zweite Band wird im August 2019 auf Deutsch erscheinen. Das Buch ist als Hardcover mit hochwertiger Verarbeitung im Arena Verlag erschienen und sieht nach einmaligem Lesen neuwertig aus. Besonders am Cover ist, dass der Schriftzug erhöht gedruckt ist, die Illustrationen auf der Innenseite des Covers versetzen die Leserin sofort in den Wald bei Pine Mountain.
Dieses Buch ist für Buben und Mädchen gleichermaßen geeignet, ganz besonders wird es Leser_innen ansprechen, die selbst Erfahrung mit Pfadfindern oder ähnlichen Gruppierungen gemacht haben. Ab und zu befinden sich gut gezeichnete ganzseitige Illustrationen im Buch, die die Umgebung, Personen und ganz besonders Fantasiewesen leichter vorstellbar machen.
Am Beginn jedes Covers sind gestickte Aufnäher, die Ranger-Abzeichen darstellen. Im Anhang werden die Abzeichen und die Aufgaben zur Erlangung erklärt, was ebenfalls große Parallelen zu den Pfadfindern hat.

Worum geht es in dem Buch?
Arlo zieht mit seiner Mutter und seiner älteren Schwester zurück nach Pine Mountain, dem Heimatort seiner Mutter, um bei seinem Onkel zu leben, der besonders ausgefallene ausgestopfte Tiere herstellt um seinen Lebensunterhalt damit zu bestreiten. Arlo geht, mal wieder, auf eine neue Schule. Eigentlich hat er sich schon damit abgefunden, gar keine Freunde zu suchen, weil seine Familie sehr oft umzieht, doch schnell freundet er sich mit anderen Kindern an. Ständig passieren seltsame Dinge, die sich scheinbar alle außer Arlo erklären können. Seine neuen Freunde Henry und Indira nehmen ihn mit zu den ortsansässigen Rangern, denen Arlo ebenfalls beitritt. Die Long Woods scheinen viele Geheimnisse zu beherbergen, eine Welt, in die Arlo nach und nach hineingezogen wird.

Meine Meinung:
Der Schreibstil macht das Buch besonders lebendig. Kurze Sätze und viele Dialoge lassen die Handlung lebendig werden und Bilder sorgen zusätzlich dafür, sich Fantasiefiguren gut vorstellen zu können.
Arlos Besonderheit und auch sein Verhalten machen ihn zu einem tollen Protagonisten für die Geschichte, auch für Mädchen finden sich viele starke Identifikationsfiguren in diesem Buch.
Die Geschichte ist durchwegs spannend geschrieben, es kommt zu keinem Zeitpunkt Langeweile auf. Die Geschichte ist in sich abgeschlossen, lässt aber noch viel Handlungsspielraum und weiterführende Erklärungen für weiterführende Teile.

Fazit: Hervorragender Serienauftakt, ich freue mich schon auf den nächsten Band.

Veröffentlicht am 24.10.2018

Ge(h)nial

Gehen. Weiter gehen
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Das Buch „Gehen. Weiter gehen – eine Anleitung“ von Erling Kagge ist die deutsche Übersetzung des norwegischen Originaltitels A ga. Ett Skritt om gangen und im Insel-Verlag als Hardcover im Oktober ...

Das Buch „Gehen. Weiter gehen – eine Anleitung“ von Erling Kagge ist die deutsche Übersetzung des norwegischen Originaltitels A ga. Ett Skritt om gangen und im Insel-Verlag als Hardcover im Oktober 2018 erschienen. Erling Kagge ist selbst Abenteurer, Weitwanderer und Bergsteiger und schreibt in diesem Buch über seine Leidenschaft, das Gehen.

Inhalt:
Obwohl das Buch als Sachbuch gehandelt wird, sehe ich das Buch eher als philosophisches Werk über das Gehen. Viele Zitate und Studien, die allesamt mit Quellen belegt sind, finden sich in diesem dünnen Buch, das trotz weniger Seiten der umfassend ist.

Meine Meinung:
Der Autor, der selbst als erster sowohl den Nord- und Südpol sowie den Mount Everest begangen hat, weiß definitiv wovon er schreibt. Auch wenn ich selbst passionierte Geherin (und eher den „Wild Urbs“ zuzurechnen bin als den Bergsteigern und Weitwanderern) eher gemütlichere und familientaugliche Touren bevorzuge, so kann ich aus eigener Erfahrung den Reiz des Gehens nachvollziehen und hatte während der gesamten Lektüre das Gefühl, dass mir der Autor direkt aus der Seele schreibt.
In vielen Sprachen, vor allem Sanskrit, worauf auch im Buch eingehend Bezug genommen wird, hat das Wort „gehen“ eine zentrale Bedeutung, die sich auch in der deutschen Sprache wieder findet. „Wie geht es dir?“ ist uns ebenso geläufig wie „etwas durchgehen“, jemanden etwas „angehen“ „umgänglich sein“ und „es geht“ als Synonym für etwas, das funktioniert. Gleichzeitig gehen wir immer weniger, so lange, bis nichts mehr geht und Menschen völlig ausgebrannt zurückbleiben, und nicht mehr „in die Gänge“ kommen.
Angesteckt durch meinen Mann zähle ich mittlerweile, wie viele andere auch, wie viele Schritte ich täglich gehe und bin ähnlich entsetzt wie der Autor. Durchschnittlich bewegen sich Frauen in meinem Alter etwa 4000 Schritte täglich und auch Kinder bewegen sich immer weniger und befinden sich viel öfter in geschlossenen Räumen und vor Bildschirmen, obwohl weithin bekannt ist, dass gerade motorische Erfahrungen eng mit dem kognitiven Lernprozess von Kindern verknüpft ist.
Das Gehen selbst wird von jeder möglichen Facette aus beleuchtet, so dass es „durchgängig“ spannend zu lesen ist.

Fazit: Ein tolles Werk für Menschen, die gerne gehen, und jene, die gerne mehr gehen würden- es geht!