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Veröffentlicht am 03.11.2018

Eine abenteuerliche Reise zu den eigenen Wurzeln

Theo und das Geheimnis des schwarzen Raben
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Der 9 jährige Theo lebt mit seiner Mutter und dem Freund seiner Mutter Martin, in Berlin, Friedenau. Martin ist ein arbeitsloser 3-Sterne-Koch, der nicht bereit ist, unter seinem Niveau zu kochen und daher ...

Der 9 jährige Theo lebt mit seiner Mutter und dem Freund seiner Mutter Martin, in Berlin, Friedenau. Martin ist ein arbeitsloser 3-Sterne-Koch, der nicht bereit ist, unter seinem Niveau zu kochen und daher lieber zu Hause neue Gerichte ausprobiert, um ein eigenes Kochbuch heraus zu geben, als unter seiner Würde zu arbeiten. Doch 3-Sterne-Gerichte entsprechen meistens nicht Kindergeschmack und Theo gerät daher ständig mit Martins wegen des Essens aneinander. Wie sehr würde sich wünschen, daß sein Vater da wäre, der ist eines Tages als er ganz klein war, einfach verschwunden! Eines Nachts geschieht etwas Wunderliches: Ein Piratenschiff mit roten Segeln ankert im Baum vor Theos Fenster und der Kapitän durchsucht sein Zimmer! Als er Theo nicht findet, geht er in die Küche und probiert dort die Reste von Martins neuester Kreation. Widerlich! Sofort verliert Theo die Angst und sie freunden sich an. Leider sucht er von nun an den Himmel vergeblich nach dem Schiff ab. Bis er von Martin in den Ferien in ein furchtbares Feriencamp geschickt wird. Ein Rabe taucht auf und nimmt ihn mit auf das Schiff, daß erneut im Baum ankert. An Bord sind nur der Rabe als Kapitän, eine Perserkatze und ein vergesslicher Koch. Diese seltsame Besatzung nimmt ihn mit auf eine abenteuerliche Reise, zu Theos Vater.

Autorin Ute Krause hat diese abenteuerliche Reise nicht nur geschrieben, sondern auch selbst illustriert, so daß die Bilder wirklich genau zum Text passen. Das finden wir immer toll, weil wir uns bisweilen darüber ärgern, wenn Illustrationen in Büchern im Widerspruch zum Text stehen. Ihre Kindheit und Jugend verbrachte Ute Krause im Ausland z.B. in Indien, der Türkei, Nigeria und den USA. Diese vielfältigen Einflüsse spielen in diese Geschichte mit hinein, da sie zum Teil anmuten wie ein Abenteuer aus Tausend und Einer Nacht in der Kinderfassung. Diese märchenhafte Einflüsse mildern Theos Erlebnisse, ab. Das Zusammenleben mit Martin, dem Freund seiner Mutter, der nicht bereit ist, auf seine kindlichen Bedürfnisse eingehen möchte und deswegen die Mutter drängt, ihn in ein Feriencamp zu schicken, obwohl er es nicht möchte. So märchenhaft diese Einflüsse, so sagenhaft ist auch Theos Abenteuer. Der Junge, der seinen Vater sucht, der verschollen ist und an den er sich nicht mehr erinnern kann. Der in seinen Gedanken natürlich ein wahrer Held ist, umso mehr, da er sich mit Martin immer mehr streitet. Neben all den märchenhaften Elementen geht es aber um ein reales, ernstes Thema: Das Verhältnis zwischen Kindern und den neuen Partnern der Eltern. Nur weil das Elternteil den neuen Partner liebt, heißt es nicht automatisch, daß es eine Bereicherung für das Kind ist. Oftmals wird er als Störfaktor empfunden, weil sie in die bestehende Eltern-Kind-Konstellation eindringen und der neue Partner selbst unsicher ist, wie er sich dem bislang fremden Kind gegenüber verhalten soll. Gerade Jungen fehlt oft beim Aufwachsen eine männliche Bezugsperson, deswegen richtet sich dieses Buch vor allem an Jungen, aber nicht nur.
Dieses Herzensanliegen der Autorin, dieses Thema, daß für viele Kinder in Großstädten Alltag ist, sensibel in einen witzigen Abenteuerroman, ist ihr gelungen. Der Rabe Alchibar spricht mit rollendem Raben-R, einem Krächzen gleich, der Smutje ist zwar der einzige Mensch außer Theo auf dem Schiff, aber wegen seiner Schusseligkeit, keine große Hilfe und Thai ist lange Zeit unergründlich für Theo. Die farbigen Illustrationen lockern die Lesestrecken auf, da 9 jährige Jungen oft keine leidenschaftlichen Leser sind. Aber Tiere auf einem Piratenschiff, sind ja schon sehr abenteuerlich. Außerdem muß Theo lernen ohne Technik zu navigieren, mit einem Sextanten und dem Stand der Sterne und der Sonne. Manchmal kann Technik versagen und da ist es gut, die Grundlagen zu beherrschen und seinem Herzen zu folgen. Dadurch gewinnt Theo auf der Reise, mehr als er ahnt. Das Schöne an Theo ist, egal was ihm auch passiert, er bleibt sich immer treu und wenn er auch seinen Ekel gegenüber Martins Kreationen äußert, so wird er niemals fies, egal was ihm wo passiert und wie übel man ihm auch mitspielt.

Sensibel und spannend und manchmal auch witzig! Da es aber ein ernstes Thema ist, ist es nicht so lustig, wie manch andere ihrer Bücher.

Wir bedanken uns ganz herzlich beim cbj Verlag für dieses Verlosungsexemplar für den Adventskalender der Kinderbuchblogger.

Veröffentlicht am 31.10.2018

So vorweihnachtlich wie Plätzchenduft und Kerzenschein

Die wunderbare Weihnachts-Wunschmaschine
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Der siebenjährige Luis und seine fünfjährige Schwester Nele sind ganz aufgeregt: mitten im Winter steht ein Umzugswagen vor dem seit Jahren verwaiste Nachbarhaus, mit dem geheimnisvollen Türmchen und dem ...

Der siebenjährige Luis und seine fünfjährige Schwester Nele sind ganz aufgeregt: mitten im Winter steht ein Umzugswagen vor dem seit Jahren verwaiste Nachbarhaus, mit dem geheimnisvollen Türmchen und dem großen Garten. Noch ehe ihre Mutter ausgeschlafen hat, beobachten sie, wie eine riesige, scheppernde, ratternde und rumpelnde Maschine ins Haus gebracht wird. Dem müssen sie auf den Grund gehen! Natürlich bleiben ihre Ermittlungen nicht unbemerkt und die neuen Nachbarn stellen sich ihnen als Ole und Ida vor: ein Erfinder und eine Backbuchautorin. Sie sind nicht nur unglaublich nett und werden so was wie Ersatzgroßeltern, sie dürfen auch die Erfindungen testen, sogar die große Weihnachtswunschmaschine, in die man nur wirklich wahre Wünsche sprechen darf, die fast unmöglich erscheinen. Nun wird das Warten auf Weihnachten noch spannender!

Dies ist ein Weihnachtsvorlesebuch in 17 Kapiteln, also kein Adventskalenderbuch, für solche, die unbedingt eins suchen. Aber ganz ehrlich, gerade in der Vorweihnachtszeit schaffen wir es meistens nicht, daß wir jeden Tag gleich viel aus einem Adventskalenderbuch vorlesen, mal ist es mehr und mal gar nichts, so daß wir wahrscheinlich tatsächlich nur an 17 von 24 Tagen unser jährliches Weihnachtsbuch lesen. Bei 17 Kapiteln ist es allerdings entspannter. Wie vieles im Leben ist auch dies eine Frage des persönlichen Geschmacks. Dafür ist diese Geschichte, von den Geschwistern, die sich nichts sehnlicher wünschen, als das Fest mit ihrem Opa zu feiern, wenn schon Papa dieses Jahr auf Dschungelexpedition ist und nicht mitfeiern kann. Das gefällt mir und meinen Mitlesern Jonathan (8) und Debbie (5,5) sehr gut. Der Vater ist nicht gestorben, die Familie ist nicht zerrüttet und dennoch ist der Vater nicht immer da und die Mutter viel mit den Kindern alleine, aus beruflichen Gründen. Eine wahrscheinlich häufige Realität, die auch bei vielen Familien den Schichtdiensten oder anderen beruflichen Gründen (z.B. LKW-Fahrer, Zugführer, Piloten, Pflegepersonal, Ärzte, Rettungskräfte, Polizei...) geschuldet sein kann. Doch gerade in diesem Alter sehen sich Kinder nach Familie, sie ist besonders wichtig. Daher ist es klasse, daß die neuen Nachbarn so ein großes Herz für Kinder haben. Mit der Weihnachtswunschmaschine, besinnen sich die Kinder auf das was wirklich für sie wichtig ist. Spielzeug können sie sich noch zum Geburtstag wünschen, das läuft nicht weg, doch was wünschen sie sich wirklich für das Weihnachtsfest? Ein wundervoller Gedanke, über den man beim Vorlesen mit den Kindern auch prima gemeinsam nachdenken und diesen Wunsch vielleicht sogar erfüllen kann. Sicherlich können die Vorleser dabei noch einiges über ihre Kinder lernen, da macht das gemeinsame Lesen noch mehr Spaß und schafft Gemeinsamkeiten. Dadurch erfüllt einen das Vorlesen und Zuhören mit dem Geist der wirklichen Weihnacht, auch wenn es draußen noch gar nicht winterlich ist.

Jedes Kapitel wird von farbigen Illustrationen und Vignetten von Barbara Korthues geschmückt. Sie sind freundlich und fröhlich und kamen sowohl bei mir, als auch bei den Kindern sehr gut an, wobei sich Debbie gerne noch mehr Bilder gewünscht hätte, mindestens eins pro Doppelseite. Die Zuhörer sollten also auch geübte Zuhörer sein, da zwischendurch auch Doppelseiten ohne Illustration vorkommen.

Autorin Barabara Rose schreibt lebendige Geschichten für Kinder. Sie lebt mit ihrer Familie und diversen Tieren in einem alten Häuschen, wahrscheinlich gar nicht so unähnlich, dem aus dieser Geschichte und denkt sich mit einer Tasse Tee am Schreibtisch Geschichten aus. Ihre Reihe über die Mädelsbande „Die frechen Krabben“ haben meine Töchter sehr gerne gelesen.

Ein Vorweihnachtslesebuch, das die Vorfreude wachsen lässt wie Plätzchenduft und Kerzenschein.

Veröffentlicht am 30.10.2018

Luna und der wundersame Sommerwald

Luna Wunderwald. Ein Schlüssel im Eulenschnabel
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Lunas Eltern sind beide Förster und arbeiten im Forstamt in der Stadt. Als sich jedoch die Gelegenheit bietet eine eigene Försterei mitten im Sommerwald zu übernehmen, sind sie sofort begeistert. Luna ...

Lunas Eltern sind beide Förster und arbeiten im Forstamt in der Stadt. Als sich jedoch die Gelegenheit bietet eine eigene Försterei mitten im Sommerwald zu übernehmen, sind sie sofort begeistert. Luna ist auch sofort verzaubert von dem alten Forsthaus und liebt ihr Zimmer unterm Dach mit Blick auf die Sterne. Ihr Traum in der ersten Nacht gibt ihr jedoch Rätsel auf und auch sonst scheint es ihr, als wollten die Tiere des Waldes ihr etwas mitteilen. Eines Nachts fliegt eine Eule zu ihr, mit einem goldenen Schlüssel im Schnabel. Als sie versucht hinter das Geheimnis des Schlüssels zu gelangen, findet sie eine geheime Kammer und in dieser eine goldene Flöte. Sobald sie auf dieser spielt, versteht sie die Sprache der Tiere. Ob ihr das hilft, die Wilderer zu finden, die den weißen Hirsch Arto jagen und dabei so viele andere Tiere des Waldes verletzen?

Auch wenn Luna mit ihren Eltern in den Wald zieht, ist es dort nicht einsam und das liegt nicht nur an den Tieren, mit denen sie sich anfreundet. In der Nähe liegt ein Bauernhof, auf dem der gleichaltrige Jonas lebt, der ihre Liebe zu Tieren teilt, sowie seine Familie, die Tierärztin kommt öfters vorbei, ebenso wie Rosie Reich, die Haushälterin des verzogenen Försters und Julius Jupiter den Organisten und Flötenlehrer von Luna. Auch wenn das viel für eine 90 minütige CD klingt, ist das kein Problem, da im Inlet alle Personen und wichtigen Tiere mit Bild und Bild von Lisa Brenner, die die gleichnamige Buchreihe illustriert hat, abgebildet.

Luna und Jonas wecken das Interesse an der Natur und Liebe zu den Tieren. Sie können sich wunderbar selbst beschäftigen, ganz ohne Unterhaltungselektronik und sind alles andere als langweilig. Klar, es ist ja auch ganz schön spannend heimtückischen Wilddieben das Handwerk zu legen. Zum Glück können sie sich da gegenseitig aufeinander verlassen und Hilfe holen, wenn es brenzlig wird. Denn Luna und Jonas kennen auch ihre Grenze und scheuen sich nicht, Hilfe zu holen und anzunehmen. Meine Jüngste fand es ganz schön aufregend und ist sehr gespannt, welche Abenteuer der Wald noch für Luna und ihre magische Flöte und Jonas bereit hält. Ob sie Jonas wohl bald in ihr Geheimnis einweihen wird? Zum Glück gibt es bereits zwei weitere Folgen, da muss sie nicht mehr lange warten.

Julia Nachtmann wurde 1981 in Stuttgart geboren und ging auf die Hochschule für Musik und Theater nach Hamburg, wo sie auch einige Jahre am renommierten Thalia Theater arbeitete. Inzwischen ist sie am Deutschen Theater Berlin zu sehen und immer wieder auf den Produktionen des Jumbo Verlages zu hören. Hier spricht sie sämtliche Altersklassen von jung bis alt, zwitschert, keckert und grunzt bis das innere Augen einen Wald erstehen lässt. Nur Lunas magische Flöte wird instrumental eingespielt, auch in der Titelmelodie. Ihrer warmen Stimme ist es sehr angenehm zu lauschen, sie beruhigt, ohne die Spannung zu nehmen. Gerade für junge Zuhörer ist diese Stimmqualität sehr wichtig. Sie schafft es glasklar, gut verständlich und bei gleichbleibender Lautstärke nur mit ihrer Intonation Spannung aufkommen zu lassen und den Eindruck von laut und leise zu wecken.

Autorin Usch Luhn wuchs in der Steiermark in Österreich auf, ehe sie in Berlin Kommunikationswissenschaften studierte und Drehbuchautorin und Filmdramaturgin lernte. Mittlerweile hat sie über 60 Kinderbücher geschrieben, die in mehrere Sprachen übersetzt wurden.

Meine Tochter möchte nun sofort Teil 2 hören, das spricht wohl für sich.

Veröffentlicht am 28.10.2018

Soooooo klasse!

Klara schreibt mit blauer Tante
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Schulanfängerin Klara sitzt am Tisch und schreibt an ihre Tante äh Tinte einen Brief, aus dem Land der rasenden Vokale. Die Selbstlaute machen einfach aus den Worten und vertauschen sich und bilden neue ...

Schulanfängerin Klara sitzt am Tisch und schreibt an ihre Tante äh Tinte einen Brief, aus dem Land der rasenden Vokale. Die Selbstlaute machen einfach aus den Worten und vertauschen sich und bilden neue völlig sinnveränderte Wörter. Dabei reimen sich Klaras Erlebnisse im Land der rasenden Vokale wunderbar, auch bzw. gerade, wenn man sie vorliest. Manchmal kommt man ins Grübeln, aber die lustigen bunten Illustrationen helfen dann weiter, denn Kai Pannen hat stets die entsprechenden Vokale im Bild versteckt. Die Sätze sind kurz, knapp und durch den irrwitzigen Zusammenhang, richtig lustig. Sie sind also auch für Leseanfänger sehr geeignet, da sie automatisch weiterlesen wollen, so unerwartet ist diese Unsinnsgeschichte, die zum Vokalrätseln anregt z.B.: die Oma deckt den Dackel auf den Topf!

Sehr gut gefällt uns, daß die Illustrationen perfekt zum Text passen, auch das Titelbild kommt im Text vor und weckt keine Erwartungen, die es nicht erfüllen kann. Illustrator Kai Pannen studierte Malerei und Film in Köln und arbeitet seitdem als Illustrator und Trickfilmer für Werbung, Verlage und TV. Daneben produziert er animierte Kurzfilme und ist Dozent an der Animation School Hamburg. Wie auch Autorin Andrea Schomburg lebt er inzwischen in Hamburg und schreibt auch eigene Kinderbücher, die er liebevoll illustriert (z.B. die Reihe um Stubenfliege Bisy und Kreuzspinne Karl-Heinz, oder den kleinen Zombiejungen Zombert).

Der Humor ist absolut goldrichtig für Kinder und Junggebliebene.

Wir hatten so einen Spaß an dieser irrwitzigen Wort-Bild-Kombination, daß wir sofort versucht haben uns auch solche lustige Vokalvertauschreime auszudenken. Das ist viel schwieriger als man denkt. Meine Jüngste wollte es sofort unseren Nachbarskindern vorlesen und als sie das noch schnell übte, geschah es, bei ihr wurden die rasenden Vokale zu den rasenden Vulkane... Nicht ganz im Sinne der Geschichte, aber sehr verräterisch im Hinblick auf unsere Heimat ;) Die Nachbarskinder (8 Jahre, 5,5 Jahre, 2,5 Jahre) und ihre Mutter hatten so einen Spaß an der Geschichte, daß es gleich noch mal von vorne losging.

Ein wirklich tolles Buch, das die Fantasie und Sprachspielereien anregt und mit Illustrationen, die man immer wieder anschauen und bestaunen möchte. Bei der Familie in Badehasen am Pool oder dem Popo, der der Mama rote Riesen bringt, könnte ich mich auch noch nach mehrmaligem Lesen und schauen, wegwerfen. Franziska und ich sind uns einig: Wir wollen Badehasen!

Einfach hinreißend!

Veröffentlicht am 28.10.2018

Clever und apart!

Klugen Appetit!
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„Fett gehört nicht auf die Hüften, sondern ins Gehirn“ zumindest, wenn es hochwertiges Fett/Öl ist. Auf dem Klappentext wird versprochen, daß man mit diesen Rezepten richtig schlemmen kann und dabei gleichzeitig ...

„Fett gehört nicht auf die Hüften, sondern ins Gehirn“ zumindest, wenn es hochwertiges Fett/Öl ist. Auf dem Klappentext wird versprochen, daß man mit diesen Rezepten richtig schlemmen kann und dabei gleichzeitig etwas für den Kopf tun kann. Welche Inhaltsstoffen in unseren Nahrungsmitteln sind gut fürs Gehirn, können eventuell Krankheiten vorbeugen oder Symptome lindern und wie bereite ich sie schonend zu.
Autor Dennis Wilms ist Wissenschaftsjournalist und TV-Moderator, d.h. ich habe erwartet, daß er recherchieren, schreiben und unterhalten kann. Meine Hoffnung lag also darauf, daß ich jetzt nicht langwierige Ernährungscredos zu mir nehmen soll, sondern interessante Food Facts, die ich noch nicht kannte, Anregungen zum Einbau in der Alltagsküche und leckere Rezepte, die vielleicht auch die Kinder essen (nicht, dass ich unbedingt immer einfacher zu bekochen wäre, deshalb mache ich es ja selbst, da kann ich entscheiden, was in den Topf kommt). 66 Rezepte für gute Konzentration und super Laune, wird versprochen. 66 Rezepte ist ja nicht soooo viel für ein Kochbuch, aber wenn von diesen die meisten schmecken, ist das schon mehr, als in einigen anderen. Die Tipps beziehen sich nicht nur auf die Ernährung, sondern auch auf die Lebensgestaltung, z.B. die Bedeutung von ausreichend Schlaf, genug aber auch nicht zu viel Flüssigkeit, Intervallfasten, Bewegung und ähnliches. Wir versuchen es nun mal mit dem Intervallfasten über Nacht, aber in der Kürze der Zeit, kann ich jetzt noch keine großen Erfahrungsberichte liefern (d.h. Früh zu Abendessen und spät Frühstücken, damit der Körper dazwischen mind. 12 h fastet).

Die Rezepte benötigen z.T. ziemlich viele Zutaten, wobei das eben auch an der Vielzahl an Kräutern und Gewürzen liegt, also nichts dramatisches. Einige Rezepte konnten wir sofort ausprobieren, daß schon alles vorhanden war, wie z.B. Gemüse-Omelette italienischer Art, Radieschen-Kürbiskern-Creme und Quarkbrötchen mit Dinkelmehl und Kernen. In dem Brotaufstrich schmeckte das steirische Kürbiskernöl ausgesprochen apart (ich hatte es mal meinem Mann zum Geburtstag geschenkt, weil er auf Ölspezialitäten steht und dies ein Öl von vertrauenswürdiger Herkunft aus unserem Permakultur/Eine-Weltladen ist), ich werde es sicherlich öfters mit Radieschen kombinieren, was ich bislang nur mit Rapsöl tat (ich mag kein Olivenöl). Richtig lecker war auch die Linsensuppe mit Lammhackbällchen. Bei diesem Rezept war ich etwas freier in der Interpretation, da wir kein Lamm mögen und ich keinen Ingwer (war leider der Brainfactor in diesem Rezept). Bis auf die Süßkartoffel hatten wir eigentlich auch alles da (gut ich habe normales Semmelmehl statt asiatischem Semmelmehl genommen) und ich wußte endlich was ich mal mit meinen roten-Bio-Linsen anstellen sollte, die ich mal in einem Anfall von guten-Koch-Vorsätzen gekauft habe. Trotz der freien Rezeptauslegung, war das Ergebnis sensationell lecker! Die Kombination diverser Lebensmittel, die ich schon länger im Haus habe, weil sie ja so gesund sind, fand ich sehr lecker und nun weiß ich endlich was ich mit diesen Zutaten, die immer meinen guten Vorsätzen geschuldet waren, anstellen und wie ich sie am Besten zubereiten kann.

Meine Erwartung, daß ein Journalist unterhaltsam schreiben kann, wurde auch erfüllt. Sehr spannend fand ich die Erklärung wie es zu der Foodlegend, der Legende das Möhren so gut für die Augen sind, kam. Im zweiten Weltkrieg war die Trefferquote der englischen Luftwaffe so hoch, daß, Gegner wie auch Verbündete nur staunen konnten. Die offizielle Erklärung, um keine Militärgeheimnisse zu verraten lautete: Die Piloten essen viele Möhren! Das fettlösliche Provitamin-A hilft zwar bei Nachtblindheit die auf Vitamin-A-Mangel zurück zu führen ist, leidet man aber nicht unter dieser Mangelerscheinung, sind Möhren zwar lecker, verändern das Sehvermögen aber nicht. Auch das Zimt gesund ist, war mir bewußt (wie schön, daß es auch gesunde Lebensmittel gibt, die ich liebe!) ich hatte aber keine Ahnung, daß es sich empfiehlt auf die Herkunft des Gewürzes zu achten und man lieber Ceylonzimt, statt chinesischenn Zimt kaufen. Diese und diverse andere kleine Fakten haben mir viel Spaß beim Lesen und Kochen bereitet.

Es gibt je ein Kapitel mit Fisch und Fleischgerichten. Die übrigen Gerichte lassen sich ohne weiteres vegetarisch gestalten, so kann man ja die Hackfleischbällchen in der Linsensuppe einfach weglassen. Andere Kapitel konzentrieren sich auf Proteine fürs Gehirn, Kluge Körner, Frische Vielfalt (Gemüse und Kräuter) und Hülsenfrüchte. Die Rezepte sind sehr vielfältig und teilweise angenehm exotisch (nicht zu ausgefallen). Für uns gibt es noch einiges zu entdecken von Frühstückstipps über gesunde Knabbereien (damit meine ich nicht einfach Rohkost, sondern Kokoschips mit Curry und Paprika, Leinsamen-Cracker u.ä.).

Zudem sind die Rezepte mit kleinen Hinweisen wie glutenfrei oder veggie versehen. Allerdings sind diese Kennzeichnungen nicht durchgehend konsequent, so steht bei dem Gemüse-Omelett, daß es glutenfrei sei (das stimmt auch), aber es ist zudem auch vegetarisch, wenn auch nicht vegan. Da gerade Menschen, die sich sehr bewußt ernähren oft Lebensmittelunverträglichkeiten wie Zöliakie (Glutenunverträglichkeit) haben oder nach bestimmten Ernährungsprinzipien wie vegan oder vegetarisch leben, hätte ich mir hier ein entsprechendes Register oder eine konsequente Kennzeichnung gewünscht. Für uns spielt das keine Rolle, wir essen, was uns schmeckt und versuchen nach und nach gesünder zu kochen. Ich kenne mittlerweile so viele Menschen mit Unverträglichkeiten, daß es sehr hilfreich wäre, über diese nicht ganz so seltenen Ernähurngsweisen einen schnellen Überblick zu geben, da auch diese hier einige Interessante Rezepte finden würden. Da stellt der Journalist sein, und das seinen Mitrezeptentwickler (das war er nicht ganz alleine, aber die Texte stammen ausschließlich von ihm).

Der Preis ist nicht sehr günstig, dafür wurde es aus ökologischen Gründen in Deutschland gedruckt, das finde ich sehr sympathisch, ebenso wie die optisch sehr ansprechenden Fotos zu den Gerichten. Aber die Gerichte sehen auch sehr lecker aus, wenn man sie nachkocht, ohne, daß sie von Foodstylisten angerichtet wurden. Das finde ich prima, denn das Auge isst mit!

Diese Buch darf definitiv bleiben und wir werden weiter probieren und die bisherigen Rezepte auch wiederholen!