Gelungener Auftakt der Reihe
Die Fotografin - Am Anfang des Wegesm ersten Teil "Die Fotografin - Am Anfang des Weges" startet Petra Durst-Benning in eine neue Reihe rund um Minna Reventlow.
Die junge Frau entzieht sich jeglicher Konventionen, als sie ihren großen Wunsch ...
m ersten Teil "Die Fotografin - Am Anfang des Weges" startet Petra Durst-Benning in eine neue Reihe rund um Minna Reventlow.
Die junge Frau entzieht sich jeglicher Konventionen, als sie ihren großen Wunsch Fotografin zu werden, in die Tat umsetzt. Die Pastorentochter bewundert seit ihrer Kindheit ihren Onkel Josef, der als Wanderfotograf durch die Lande zieht. Mimmi darf, dank eines Vorfalles in ihrer Kindheit, nach einem Jahr "Frauenschule" in Berlin eine Ausbildung zur Fotografin beginnen. Ihr Lehrherr hält allerdings nichts von Frauen im Berufsleben und auch ihr Verlobter möchte, dass sie nach der Heirat ihren Beruf aufgibt. Mimi lehnt daraufhin seinen Heiratsantrag ab. Nach Abschluss ihrer Ausbildung tritt sie in die Fußstapfen ihres Onkels und arbeitet als Wanderfotografin. Die Liebe zu ihrer Arbeit und mit ihrer unkonventionellen Art zu fotografieren, hat sie bald Erfolg. Als Mimi erfährt, dass es ihrem Onkel Josef gesundheitlich schlecht geht, will sie ihn ein paar Tage besuchen. Dieser hat vor Jahren die Wanderschaft aufgegeben, spät geheiratet und in Laichingen, einem Leinenweberdorf, ein Fotoatelier eröffnet. Nach dem Tod seiner Frau hat er sich zur Ruhe gesetzt. Als Mimi in Laichingen, ankommt, fällt die moderne und selbstbewusste Frau bald auf. Außerdem legt sie sich unwissentlich gleich am ersten Tag mit dem größten Arbeitgeber des Dorfes an. Aufgrund der schweren Krankheit entschließt sich Mimi länger zu bleiben und den Onkel zu pflegen, sowie sein Geschäft wieder zu öffnen und fortzuführen. Doch ihr weht ein starker Wind entgegen, denn selbstbewusste, mutige Frauen mit eigenem Willen sind im Dorf nicht gefragt.
Petra Durst-Benning ist schon als Kind mit dem Thema "Historische Fotografie" in Berührung gekommen und ist noch heute fasziniert davon. Für sie stand fest, dass sie einmal einen Roman darüber schreiben möchte, dessen erster Band nun veröffentlicht wurde. Doch nicht nur die Fotografie, sondern auch die Lebens- und Arbeitsweise der Weber und das immer stärkere Aufkommen von Fabriken, hat die Autorin einfließen lassen. Die wichtigsten Arbeitgeber des Dorfes sind kleine Könige und die Menschen von ihnen abhängig. Der Zeitgeist und der große wirtschaftliche Umschwung sind zu dieser Zeit ein großes Thema.
Die Charaktere hat die Autorin, wie ich bereits von ihr gewohnt bin, sehr lebendig und facettenreich dargestellt. Mimi ist eine starke und selbstbewusste Protagonistin, die ihren Traum leben möchte, was als Frau zu dieser Zeit fast undenkbar ist. Dafür gibt sie ein zukünftiges Leben an der Seite eines Mannes, Ehe und Familie, auf. Ihr Freigeist und ihre Kreativität helfen ihr in Laichingen mehr als einmal über die Runden zu kommen.
Das ganze Gegenteil ist Evelyn. Die Tochter einer reichen Chemnitzer Fabrikantenfamilie ist blauäugig ihrer Liebe gefolgt, ohne etwas vom harten und entbehrungsreichen Leben in Laichingen zu ahnen. Sie hadert mit ihrem Schicksal und beneidet Mimi, ohne jedoch selbst etwas gegen ihre Lage beizutragen.
Die Rolle der Frau war 1911 keineswegs mit Heute vergleichbar. Haushalt, Kindererziehung, Heimarbeit und Kirchgang stellen die Eckpfeiler einer gewissenhaften und gläubigen Ehefrau dar. Da fällt eine Frau wie Mimi, die ihrer Zeit voraus ist, ganz gehörig auf...
Aber nicht nur die Charaktere sind unglaublich liebevoll und detailliert beschrieben, sondern auch die landschaftlichen Besonderheiten der Ziele, die Mimi bereist. Die Schwäbische Alb, wo der Winter länger dauert unddie Menschen von der Weberei oder der Landwirtschaft leben, wird ebenso bildhaft beschrieben.
Das karge Leben der Leinenweber und der noch immer verankerte Glauben, dass die Kinder in die Fußstapfen ihrer Eltern treten und denselben Beruf erlernen müssen, egal welche Begabungen sie haben, ist ein wichtiges Thema des Romans. Der vorwitzige Anton, dessen Eltern das einzige Gasthaus im Ort bewirtschaften, hat keine Lust als Gastwirt in Laichingen zu versauern. Auch sein Freund Alexander, der zeichnerisch äußert begabte Sohn eines Webers, soll beim verhassten Fabriksbesitzer Gehringer, denselben Beruf wie sein Vater erlernen. Als Mimi sich für ihn einsetzt und einen Platz an der Kunstschule für ihn besorgen will, kommt es zu einem Eklat. Aber nicht nur Alexander und Anton haben Träume und Begabungen...
Der Spannungsbogen bleibt die ganze Zeit über konstant. Das Ende bleibt leider offen und Teil Eins endet mit einem gehörigen Cliffhanger, was mir nicht wirklich gefällt. Hier hätte man wenigstens einen der offenen Handlunsgstränge enden lassen können. Deswegen gibt es einen halben Stern Abzug, da ich es als Kaufzwang ansehe, wenn im ersten Teil so alles offen bleibt...
Trotzdem kann ich es kaum erwarten Teil 2 zu lesen, der jedoch erst im April 2019 erscheinen wird.
Fazit:
Ein gelungener Auftakt der Reihe rund um "Die Fotografin". Petra Durst-Benning verleiht dem Roman lebendige Charaktere, sowie interessante Einblicke in die Fotografie der damaligen Zeit. Ich bin schon gespannt auf den Folgeband.