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Veröffentlicht am 31.10.2018

Klassischer Gruselhorror, der einem eine teuflische Zugfahrt ermöglicht.

DER HÖLLENEXPRESS
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Stellen Sie sich einen klassischen Horrorfilm vor, den Hammer Films nie gemacht hat. Ein grandioses Epos aus den Hochzeiten des Studios, eine Mischung aus den alten Dracula und Frankenstein Filmen und ...

Stellen Sie sich einen klassischen Horrorfilm vor, den Hammer Films nie gemacht hat. Ein grandioses Epos aus den Hochzeiten des Studios, eine Mischung aus den alten Dracula und Frankenstein Filmen und Dr. Terror House of Horrors...
Vier Passagiere treffen sich auf einer Zugreise durch Osteuropa während des Ersten Weltkrieges; konfrontiert mit einem Mysterium, das gelöst werden muss, wenn sie überleben wollen. Was ist in dem Sarg, vor dem jeder so viel Angst hat? Was ist das tragische Geheimnis der verschleierten Roten Gräfin, die mit ihnen reist? Warum wird ihr Mitreisender, der Brigadengeneral, von seinen eigenen Soldaten so gefürchtet? Und was genau ist das Geheimnis des teulfischen Ärzengels selbst? Bizarre Kreaturen, satanische Riten, verängstigte Passagiere und die Romantik einer Bahnreise...im Stile eines klassischen Horror-Romans. Reisen Sie mit...wenn Sie sich trauen!...
(Klappentext)

☠☠☠☠☠

"Als der Teufel auf die Erde gerufen wurde, schuf er einen Zug,
um die Verdammten in die Hölle zu bringen."
(S 29)


Die Story beginnt mit Shane Carter in England des Jahres 1966. Er ist Drehbuchautor und ein Fan vom britischen Filmunternehmen Hammer Films. Da wohlbekannt ist, dass Hammer Films eine eingeschworene Gemeinschaft ist, ist es für ihn umso überraschender angeworben zu werden.
Die Bedingung: innerhalb von vier Tagen muss er ein fertiges Drehbuch für einen Horrorfilm aus dem Boden stampfen...und Shane Carter schreibt und katapultiert den Leser in den Zug des Teufels.

Ein junges Mädchen ist alleine zu Hause und langweilt sich. Wieso sich also nicht mit einem alten Brettspiel vom Dachboden die Zeit vertreiben? Am besten mit dem Spiel, welches mit einer Schnur zugebunden ist und eine Karte mit den Worten "NICHT ÖFFNEN" daran hängt. Ein Spiel mit einer viktorianischen Lokomotive als Utensil und inklusive unheimlichen Eigenleben.
Und dann wird das Spiel real und der Zug "Ärzengel" donnert durch das Zimmer des Mädchens. Dieser scheint direkt aus der Hölle zu kommen, bzw. ist er auf dem Weg dorthin und mit ihm die Passagiere. Diese hat man schon als Spielfiguren des Spiels betrachtet und nun lernen wir sie richtig kennen.

Man befindet sich nun im Jahre 1916 und der Erste Weltkrieg ist im vollen Gange.
Nicholas, ein Glücksspieler, Dieb, Betrüger und nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht, befindet sich auf der Flucht. Dabei gelangt er in ein kleines Dorf in den Karpaten. Die Armee steht bereits an den Grenzen, um das Dorf dem Erdboden gleich zumachen und so muss er auch hier so schnell wie möglich verschwinden...jedoch nicht ohne willkommene Abwechslung für die Fahrt....
Isabella ist eine junge Dorfschönheit, welche auf Nicholas Drängen ihr Heimatdorf verlässt, um dem Krieg und den Soldaten zu entkommen, aber vor allem, um die große weite Welt zu sehen.
Thomas und Miranda sind ein britisches Ehepaar auf Durchreise, welches den Zug verpasste, sich nun im selben Dorf wie Nicholas und Isabella befinden und nun zankend auf den nächsten Zug wartet.
Obwohl sie alle gewarnt wurden, bestiegen sie den Mitternachtszug und nun beginnt die höllische Reise mit dem Höllenexpress. Wer wird am Ende der Reise seine Seele behalten und wer wird bis in die Ewigkeit verdammt sein?

"Eine teuflische Maschine, die durch die stürmische Nacht donnert.
Die Kolben pumpen, der Dampfdruck wächst, die Lichter flackern.
Aufblitzende Vierecke mit unterschiedlichsten Szenarien;
jedes erzählt seine eigene Geschichte von Liebe und Verrat,
von anhaltendem Hass, hartem Leben und gewaltsamen Tod."
(S. 183)


Der Schreibstil ist flüssig und absolut packend. Die Kapitel sind angenehm kurz, sodass man verleitet wird zu sagen: "Ach, nur noch ein Kapitel...", um schließlich die ganze Nacht durchzulesen.
Die Story selbst, und ich meine damit die Zug-Story, ist ebenfalls fesselnd und was mir persönlich besonders gefallen hat, war der klassische Horror-Touch.
Man liest hier das Drehbuch von Shane, welches mit dem spielenden Mädchen beginnt und durch das der Leser wiederum in das Brettspiel eintaucht. Man gesellt sich quasi zu den Spielfiguren, befindet sich plötzlich mit ihnen in diesem alten viktorianischen Zug voller skurriler Personen und unheimlichen Begebenheiten. Man begegnet hier einem Ghul, einer geheimnisvollen rot verhüllten Gräfin, einem unheimlichen Puppenmeister und vielen anderen schaurigen Gestalten.

Wir begleiten hier also zwei Handlungsstränge. Zum einen den von Shane, wobei man der Entstehung des Drehbuchs beiwohnt. Hier erfährt man etwas über das Filmunternehmen Hammer Films, wie er auf die Idee mit dem Zug kommt, über die Rollenverteilung der Stars, etc. Dies sind jedoch nur sehr kurze Sequenzen, welche auch nur vereinzelt auftreten.
Der andere Handlungsstrang ist die Drehbuchstory selbst - "Der Höllenexpress". Dieser nimmt den Hauptteil des Buches ein. Zum Glück, denn manchmal fühlte ich mich durch den Wechsel zu Shanes Perspektive im Lesefluß gestört. Dadurch fiel nämlich die ganze aufgebaute unheimliche und angespannte Atmosphäre der Höllenzug-Story immer wieder in sich zusammen.

"Blut spritzte aus einer arteriellen Quelle hervor.
Der Ghul biss und biss, bis der Bauer zusammensackte.
Er landete in gekauten Stücken auf dem Boden und war nicht mehr als Mensch zu erkennen."
(S. 148)


Fazit:
Die Idee einem Drehbuchautor für Horrorfilme über die Schulter zu schauen und mit ihm einen kleinen Blick hinter die Kulissen des Filmunternehmens Hammer Films zu blicken, finde ich nicht schlecht. Es ist eine Hommage an dieses Filmunternehmen. Gebraucht hätte ich diesen Handlungsstrang jedoch überhaupt nicht.
Die Zug-Story selbst ist einfach nur genial und konnte mich völlig mit sich reißen. Diese besticht nämlich durch unheimliche Atmosphäre, gruselige und skurrile Figuren und konnte mich am Ende sogar überraschen.

© Pink Anemone (inkl. Bilder, Info zu den Hammer Films, Leseprobe und Autoren-Info)

Veröffentlicht am 16.10.2018

Ein fantastischer und gruseliger Jugendroman vor historischem Hintergrund. Genau das Richtige für die Herbst- und Halloween-Zeit.

Das Haus des Hexenmeisters
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Endlich Halloween! Doch Sarah versteht die Welt nicht mehr. Sie wollte die Nacht der Nächte mit ihren Freunden an der High-School feiern stattdessen kurvt sie mit ihrer nervigen Familie an der Küste von ...

Endlich Halloween! Doch Sarah versteht die Welt nicht mehr. Sie wollte die Nacht der Nächte mit ihren Freunden an der High-School feiern stattdessen kurvt sie mit ihrer nervigen Familie an der Küste von Massachusetts entlang. Nahe der Stadt Salem beginnt es in Strömen zu regnen. Das Navigationsgerät fällt aus. Die Straße endet im Nirgendwo.
Nach Mitternacht erreichen Sarah und ihre Familie eine Ansiedlung. Als sie vier Galgen auf einer Anhöhe entdecken, halten sie es für einen Halloween-Scherz. Wie altertümlich die Bewohner gekleidet sind und wie seltsam sie sprechen! Die Kulisse scheint perfekt.
Als Sarah und ihre Familie begreifen, dass es gar keine Kulisse gibt, ist es bereits zu spät.
Der Schrecken nimmt seinen Lauf ...
Eine packende Horrorstory vor dem Hintergrund der Hexenprozesse von Salem!...
(Klappentext)

⚝⚝⚝⚝⚝

"Du weißt, dass an Halloween die Grenzen zwischen dieser Welt und der Welt der Toten verschwimmen.
Die Tore zum Jenseits sind nicht so fest verschlossen wie an den anderen Tagen des Jahres.
Nein.
Sie stehen weit offen."
(S. 21)


Hier wird aus der Sicht von Sarah erzählt, welche ziemlich angefressen ist, da sie die Halloween-Party in ihrer Schule verpasst. Das alles nur weil ihr Vater einen alten Freund am Hintern der Welt besuchen möchte, nämlich in der Gegend um Salem.
Man sitzt hier mit ihr in einem klapprigen Subaru, gemeinsam mit ihrem fluchenden Vater, der den Wagen durch dichten Regen kutschiert, ihrem Bruder Rob, der in sein Ballerspiel auf seinem Handy vertieft ist und ihrer Mutter, welche ihr historisches Wissen rund um Salem zum besten gibt.
Zuerst taucht der Leser in die spannende und grausige Geschichte der Hexenprozesse von Salem ein und wie es in dieser Gegend zu diesem historisch fürchterlichen Ereignis gekommen ist und kommen konnte. Doch dann wird diese Geschichte plötzlich Wirklichkeit und sie stecken in dieser historischen Begebenheit mitten drin - mitten in den Hexenprozessen von Salem.

Wer die Geschichte von den Hexenprozessen kennt, weiß was sich damals Fürchterliches zugetragen hat. Was all die Frauen und auch Kinder, welche als Hexen und Teufelsanbeter beschuldigt wurden, an Folter durchmachen mussten, um schlußendlich auf grausame Weise den Tod zu finden.
Mit diesem historischen Hintergrund kreierte Nicole Grom einen schaurigen Jugendroman, welcher einen kleinen Einblick in die Geschichte dieser Hexenprozesse gewährt. Dies gestaltet sich überaus spannend und vor allem unheimlich. Man stelle sich vor plötzlich im späten 17. Jahrhundert zu landen, als Hexe angeklagt zu werden, wobei die Menschen dort viel gruseliger und teuflischer sind als man selbst. Ja, da kann einem schon die Gänsehaut rauf und runter laufen.

"Hysterie brach aus.
In dieser Atmosphäre der Angst konnte jeder einen anderen Menschen grundlos bezichtigen.
Töchter klagten ihre Mütter an, Männer ihre Frauen, Brüder ihre Schwestern und umgekehrt."
(S. 39)


Der Schreibstil ist einfach gehalten und flüssig, während der Erzählstil fesselnd ist und einen das Buch in einem Rutsch lesen lässt.
Leider fehlte mir aber das gewisse Etwas was die Atmosphäre und die Liebe zum Detail betrifft. Hierbei hätte ich mir, gerade bei einem Schauerroman, mehr gewünscht.
Es waren diesbezüglich wunderschöne Ansätze und Passagen vorhanden und ich hatte das Gefühl, dass die Autorin diesbezüglich durchaus noch einiges mehr in petto gehabt hätte, jedoch aus irgendeinem Grund ausgebremst wurde. Ein paar Seiten mehr hätten der Geschichte also durchaus gut getan.

"In diesem Moment trat der Mond hinter den Wolken hervor.
Ein fahler Leib, der sich aus schwarzen Leichentüchern schälte.
Er beleuchtete die Umgebung so, dass die Dinge wieder Gestalt annahmen.
Sie befanden sich nun unterhalt einer Anhöhe.
Und auf dem Gipfel dieser Anhöhe standen vier Galgen."
(S. 51)


Fazit:
Trotz der kleinen oben genannten Kritik hält man mit diesem Buch einen schaurigen Jugendroman in den Händen, in dem sich das Unheimliche von Seite zu Seite steigert und ich es dadurch in einem Rutsch regelrecht inhaliert habe. Es ist auf jeden Fall ein fantastischer und gruseliger Jugendroman mit interessantem und schaurigem Setting. Genau das Richtige für die dunkle Zeit des Jahres.
Ich hoffe die Autorin hat irgendwann die Möglichkeit sich schriftstellerisch so richtig zu entfalten, denn schreiben kann sie und das wie der Teufel.

© Pink Anemone

Veröffentlicht am 09.10.2018

Bis zum Ende hin ein absoluter Pageturner in Gruber-Manier. Das Ende selbst ist jedoch eher enttäuschend

Rachewinter
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"Der Mann lief durch den Raum und presste sich eine Hand auf den Hals.
Aus der Halsschlagader spritzte Blut wie aus einem Überdruckventil.
Quer durch den Raum. Ans Fenster, an die Tapete und ...

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"Der Mann lief durch den Raum und presste sich eine Hand auf den Hals.
Aus der Halsschlagader spritzte Blut wie aus einem Überdruckventil.
Quer durch den Raum. Ans Fenster, an die Tapete und auf das Sofa."
(S. 13)


Pulaski and Meyers are back again und auch diesmal wieder mit einem sehr ausgeklügelten und spannenden Fall, der die Grenze zwischen Deutschland und Österreich überwindet und die beiden gemeinsam ermitteln lässt.

Dies ist der 3. Teil der Polaski-Meyers-Reihe, kann jedoch ohne weiteres eigenständig gelesen werden. Ich kann die beiden ersten Teile "Rachesommer" und "Racheherbst" jedoch wärmstens empfehlen, um in den gesamten Lesegenuß zu kommen.

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Wien:
Da will man nichts ahnend während seiner Dachdeckerarbeit ein korpulierendes Pärchen filmen und auf einmal hat man ein grausames Mord-Video auf dem Handy. Wenigstens ist dadurch der Täter schnell ausgeforscht..sollte man meinen. Dieser steht plötzlich auf der Matte der Strafverteidigerin Evelyn Meyers und beteuert seine Unschuld. Ausgerechnet er ist auch noch der Sohn eines großen Casino-Moguls und Ostrovsky, einst Meyers Mentor und ein wahrer Pitbull im Gericht, der Oberstaatsanwalt. Für ihn ist die Sache klar - er bringt den schwulen Sohn des Moguls hinter Gitter, koste es was es wolle.
Der Vater des jungen Mannes denkt aber nicht daran das schwarze Schaf der Familie rauszuboxen, sondern möchte ihm ebenfalls im Gefängnis sitzen sehen. Die Polizei ermittelt verdächtig schlampig und dann plötzlich wird Meyers klar, dass es hier nicht mit rechten Dingen zugeht und ihr Mandant alles andere als ehrlich zu ihr war.
Nun verbeißt sie sich erst recht in diesen Fall.

Leibzig:
Auch hier wird ein Firmenmogul tot aufgefunden und alle sind sich einig - es war ein unglücklicher Unfall der die Schere ins Hirn dieses Mannes trieb. Einzig Polaski, Ermittler beim Kriminaldauerdienst, teilt nicht deren Meinung.
Auch hier ermittelt die Polizei äußerst schleissig und der Fall wird überraschend schnell zu den Akten gelegt. Aber wenn Polaskis Spürnase erstmal Ungereimtheiten und Verdächtiges wittert, ist er nicht mehr davon abzubringen. Außerdem ist die Tochter dieses Firmenmoguls auch noch die beste Freundin seiner 17-jährigen Tochter und diese hat nicht nur den Sturkopf ihres Vaters geerbet, sondern auch die Spürnase und Verbissenheit. Ein Grund mehr diesem Fall mehr Beachtung zu schenken...und dann geschicht noch ein Mord.

✧∰✧

">>Niemand hat bisher die Spuren vom Tatort mit der DNA von Michael Kotten abgeglichen<<, überlegte sie laut.
Und das, obwohl das bei Mord innerhalb nur weniger Stunden erledigt war.
Irgendwie stimmt das ganze Bild nicht!"
(S. 79)


Wie immer scheinen diese Fälle in Wien und Leibzig absolut nichts miteinander zu tun zu haben. Erst im späteren Verlauf sind Parallelen erkennbar, bis dahin dauert es etwas, was sich jedoch alles andere als langweilig gestaltet.

Bei Andreas Gruber ist ab der ersten Seite unglaubliches Tempo vorhanden, welches auch konstant bestehen bleibt. Der unglaublich flüssige und packende Schreibstil des Autors lässt einen durch das Buch fliegen und Zeit und Raum vergessen.
Auch die Charaktere sind ausgefeilt und sind ebenfalls für allerhand Überraschungen gut. Ich liebe ja den zynischen und brummigen Pulaski, der einen Batzen Sarkasmus und trockenen Humor besitzt. Dies äußert sich vor allem in den Dialogen, welche einen nicht selten schmunzeln lassen. Hier kommt also auch der Humor nicht zu kurz.

">>Der Tote wird vom Bestatter abtransportiert, nicht von mir.<<
>>Doch nicht im auffälligen Leichenwagen?<<
>>Nein, natürlich nicht<<, knurrte Pulaski.
>>Der Wagen hat eine rosa Schleife und ein großes buntes Schild an der Seite:
WILLKOMMEN IM LEIBZIGER AUTOREST MOTEL - HIER LIEGEN SIE RICHTIG.<<
(S. 25)


Der Plot ist äußerst ausgefeilt und beinhaltet mehrere unvorhersehbare Wendungen, die mich von Anfang bis Ende miträtslen ließen.
Kurz gesagt - hier stimmt einfach alles und dadurch klebt man regelrecht an den Buchseiten....bis man zum Ende gelangt.

Bei Andreas Gruber weiß man meist schon aber der Mitte wer der Täter ist. Einzig das Motiv bleibt unklar und der Autor schüttelt gegen Ende noch eine verdammt überraschende Wendung aus dem Ärmel, welche einem den Atem anhalten lässt. Diese fehlte hier leider gänzlich und auch das Motiv war in gewisser Weise von Anfang an klar und äußerst banal.
Ich hatte das unbestimmte Gefühl, als hätte der Autor selbst keinen Plan wohin er jetzt will, selbst kein stimmiges Ende in Sicht und dann den Thriller einfach schnell zu Ende brachte.

Fazit:
So sehr ich diesen Thriller innerhalb von paar Stunden verschlang und mich von Seite zu Seite mit Wendungen überraschen konnte, so enttäuscht war ich vom Ende und der "Auflösung".
Ich bin ein absoluter Gruber-Fan, vor allem aufgrund seines packenden und mitreißenden Schreibstils, der meine Nase regelrecht im Buch kleben lässt und eben auch aufgrund des BUMMS am Ende, der nochmal alles rumreißt. Doch gerade bei Letzterem hat er diesmal gemurkst.
Herr Gruber, das können Sie definitiv besser.

© Pink Anemone

Veröffentlicht am 01.10.2018

Hier erwarten einen nicht nur Rezepte, sondern allgm. interessante Einblicke in die traditionelle Highlander Küche.

Highlander Kochbuch
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Das Highlander Kochbuch bietet einen faszinierenden Einblick in die traditionelle Küche der schottischen Highlander und ihrer gälischen Kultur.
Schottland, auf drei Seiten umgeben vom Atlantischen Ozean ...

Das Highlander Kochbuch bietet einen faszinierenden Einblick in die traditionelle Küche der schottischen Highlander und ihrer gälischen Kultur.
Schottland, auf drei Seiten umgeben vom Atlantischen Ozean und der Nordsee, war und ist bis heute reich an hoch geschätzten Spezialitäten. In diesem Buch finden Sie sowohl eine Auswahl an ursprünglichen und rustikalen Rezepten von den Feuerstellen der Schäfer, Fischer und Kleinbauern als auch von den weltbürgerlichen Tafeln der Clanchefs. Darüber hinaus bietet dieses Buch interessante Einblicke in die damaligen Tisch- und Tafelsitten und viele Informationen rund um die historischen Küchen und Utensilien....
(Klappentext)

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"Das unwirtliche Land, die stürmischen Meere und das harte Klima bedeuteten,
dass die meisten Highlander ein unerbittliches Leben führten.
Dem zum Trotz hatten sie zu jeder Jahreszeit ein Essen, das nahrhaft war:
eine herzhafte Brühe, ohne die keine Highland-Küche vorstellbar wäre."
(S. 8)


Mit diesem Buch erhält man nicht nur traditionelle schottische Rezepte, sondern auch interessante Informationen über die Geschichte der Highlands - Infos über das tägliche Leben der Highlander, die Wohnstätte und somit auch über die Küche, vor allem welchen Stellenwert bestimmte Lebensmittel hatten und wie diese den Weg in die schottische Küche fanden. Angefangen von Fleisch und Geflügel, über Kräuter und Gewürze, bis hin zu Honig und Zucker.

Diesen Teil des Buches habe ich ebenso mit Genuß gelesen, wie auch die darauf folgenden Rezepte, da dies einen kleinen unverklärten Einblick in die Küchen-Geschichte Schottlands gewährt.

Die Rezepte sind zwar sehr fleisch- und fischhaltig und werden von Suppen und Eintöpfen dominiert, sind jedoch trotzdem äußerst vielfältig.
Zudem sind einige Rezepte zum Haltbarmachen von Fleisch und Fisch enthalten. Auch das traditionelle Haggis-Rezept ist vorhanden und ebenso ein Ersatzrezept, wofür man keine vorgekochten Innereien benötigt. Auch ein Rezept für Bere Bannocks (flaches Brot), welches zu fast jeder Suppe und jedem Eintopf gereicht wird, für schottisches Shortbread, Getränke und Saucen findet man hier.

"Die Highlander würzten ihre Gerichte nicht sehr stark, da der Gebrauch von Gewürzen ein Luxus war.
Die wenigen Gewürze, die sie hatten, lieferten deshalb eine feine Verbesserung der Gerichte
ohne den eigentlichen Geschmack zu verändern oder die Hauptzutaten zu überdecken."
(S. 26)


Dies ist der Grund (siehe obiges Zitat), weshalb die Gerichte für unseren verwöhnten Gaumen doch sehr fad schmecken. Ich habe bereits ein paar Gerichte nachgekocht und musste mit diversen Gewürzen ordentlich nachhelfen. Ansonsten sind die Gerichte einfach und traditionell. Manche Zutaten, vor allem was Fisch betrifft, jedoch nicht immer leicht aufzutreiben. Wenn man aber begeisterter Hobbykoch ist, weiß man diese gut zu ersetzen.
Aufgrund dieser beiden Gründe ist dieses Buch eher nicht für Kochanfänger geeignet.

Der Schreibstil ist einfach und flüssig und somit sind auch die Rezepte leicht verständlich und ebenso leicht nachzukochen. Die meisten Rezepte werden von Bildern begleitet, wobei diese doch etwas düster ausfallen und nicht immer meinen Geschmack treffen.

Fazit:
Wenn ich auch alle ausprobierten Gerichte kräftig nachwürzen musste und die Bilder nicht immer meinen Geschmack trafen, so bin ich doch von diesem Kochbuch begeistert. Die Rezepte sind wirklich traditionell und lassen den Leser dadurch nicht nur mittels interessanter Informationen in die Küchengeschichte der Highlander eintauchen.

© Pink Anemone

Veröffentlicht am 21.09.2018

Eine Mischung aus grausamer Kriegsgeschichte, Zombieapokalypse und Lovecraft-Stil.

DIE WIEDERERWECKTEN DES HERBERT WEST
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"Obwohl er ein außerordentlicher, ja nahezu übernatürlich begabter Chirurg war,
ein biomedizinischer Fachmann und ein Wunderkind der Wissenschaft,
galt Wests Besessenheit von jeher nicht den Lebenden, ...

"Obwohl er ein außerordentlicher, ja nahezu übernatürlich begabter Chirurg war,
ein biomedizinischer Fachmann und ein Wunderkind der Wissenschaft,
galt Wests Besessenheit von jeher nicht den Lebenden, sondern den Toten:
der Wiederherstellung von abgestorbenem Gewebe, genauer gesagt der Reanimation menschlicher Gebeine."
(S. 9)


Zombieapokalypse m al anders, denn hier ist kein Virus der Grund, weshalb sich die Toten erheben und geifernd durch die Gegend torkeln, sondern die wahnsinnigen Experimente eines Doktors. Sein Name - Herbert West.
Liebhaber von H.P. Lovecraft-Romanen hatten mit ihm eventuell schon durch die Novelle "Reanimator - Der Wiedererwecker" das Vergnügen. Tim Curran spinnt die Sache weiter, bzw. lässt er sie wieder auferstehen - wie Herbert West die Toten.

Wir schreiben das Jahr 1815 und der Erste Weltkrieg ist im vollem Gange. Mit Creel, einem amerikanischen Journalisten und Kriegsberichterstatter begeben wir uns nach Flandern. Er hat sich dem 12. Bataillon der Briten angeschlossen, um hautnah über den Krieg zu berichten.
Durch ihn gelangen wir auf die blutigen Schlachtfelder und lernen wahre Grausamkeit kennen - zerfetzte und verstümmelte Leichen egal wohin das Auge reicht, Giftgasangriffe und deren Auswirkungen und Ratten, die selbst vor den Lebenden nicht Halt machen. Immer mehr wird er in den Strudel des Krieges und der einhergehenden Grausamkeiten und Schrecken hinab gerissen und doch ist dies nicht mal annähernd das Erschreckendste, denn - die Toten erheben sich.

Man liest hauptsächlich aus Creels Sicht, jedoch wird diese vereinzelt durch Gedanken eines Kriegsarztes unterbrochen, der lange unbekannt und ohne Namen bleibt. Dieser arbeitet, mehr oder weniger freiwillig, mit Dr. West zusammen. Man erhält dadurch Einblick in das provisorische Kriegslabor des Doktors und dort geschieht Unaussprechliches. Er züchtet in Frankenstein-Manier Wesen aus Leichenteilen und in einem riesigen Bottich scheint das Böse selbst vor sich hinzuköcheln.

Lange Zeit hat man eher das Gefühl ein Kriegstagebuch zu lesen, da der Autor sich hauptsächlich auf die Grausamkeiten des Krieges konzentriert. Dies jedoch in sehr atmosphärischer und eindringlicher Weise.
Er lässt Bilder im Kopf entstehen, die einem an den Schrecken des Ersten Weltkrieges teilhaben lassen und man spürt regelrecht wie sich das Kriegstrauma in den Soldaten entwickelt und sie verändert und hört die Granaten neben sich einschlagen. Die Atmosphäre wurde also hervorragend eingefangen, ist durchgehend düster und wird zunehmend unheimlicher.
Auch bezüglich des Schreibstils bin ich begeistert. Dieser ist flüssig und äußerst bildhaft, trägt aber auch durchaus lyrische Züge, welche man sich nur zu gerne voller Genuß auf der Zunge zergehen lässt.

"Dann kehrte Stille über der gesamten Ödnis ein - erwartungsvolle Stille;
unförmige Schemen schwebten suchend umher, wisperten einsam und keuchten gepresst wie von Erde beschwert.
Hier nämlich herrschte ewige Geisterstunde,
und das grinsende Klüngel der Grabschatten zog wie der Wind im Oktober durch einen düsteren Kirchhof,
ihr Atem ein Seufzen wie aus verregneten Grüften."
(S 106)


Trotz dieser vielen positiven Aspekte, wartete ich doch voller Ungeduld, dass endlich mal etwas passiert und damit meine ich keinen Bombenhagel oder andere Schrecken des Krieges. Ich wartete auf die Zombies, die Monster, die Wiedererweckten. Diesbezüglich muss man sich bis zur Mitte des Buches nämlich gedulden.
Bis dahin gibt es nur lose Andeutungen, ein Verdacht, dass dort draußen auf dem Schlachtfeld etwas lauert und eben die wenigen Einblicke in die Sicht des unbekannten Arztes.
Ab der Mitte des Buches nimmt dann der Horror Einzug - langsam und bedächtig, sich mit jeder lesenden Seite steigernd, um schließlich mit einer Flut an missgestalteten Toten zu enden.

"Jetzt bemerkte er es, hörte sie ganz deutlich: Essgeräusche.
Zähne, die in Fleisch bissen und über Knochen schabten;
zu laut für Ratten. Das es Hunde waren, glaubte er nicht.
Fremde Wesen dort draußen, die Nahrung gefunden hatten,
Völlerei betrieben, unsäglichen Hunger stillten."
(S. 81)


Das Ende selbst mag für manche unbefriedigend erscheinen, ist es doch ein typisches Lovecraft-Ende. Es handelt sich also um ein mehr oder weniger offenes, unklares Ende, welches gewisse Zweifel bezüglich der wahren Gründe hinterlässt, sowie ein Gefühl, dass der Horror und Grusel noch nicht ausgestanden ist.

Fazit:
Mich konnte der Autor vor allem durch seinen atmosphärischen und äußerst plastischen Schreibstil von sich überzeugen, welcher trotz der Thematik vereinzelt lyrische Züge enthält. Hier hält man sozusagen einen modernisierten Lovecraft in den Händen.
Auch wenn es mir etwas zu lange dauerte bis die Wiedererweckten auftauchten, so bin ich, als Lovecraft-Fan, von dieser Story begeistert.
Das war definitiv nicht mein letzter Curran.

© Pink Anemone