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Veröffentlicht am 15.09.2016

Sein Kampf

Deutscher Meister
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1933 ist für Deutschland ein Jahr der Veränderungen. Die Nazis säubern peu à peu die deutschen Lande und machen dabei auch nicht vor den deutschen Sportverbänden halt, sind sie doch Aushängeschild der ...

1933 ist für Deutschland ein Jahr der Veränderungen. Die Nazis säubern peu à peu die deutschen Lande und machen dabei auch nicht vor den deutschen Sportverbänden halt, sind sie doch Aushängeschild der gesunden, arischen Überrasse. Blöd nur, dass damit ganze Verbandsstrukturen zusammenfallen und mittelmäßige Sportler plötzlich mangels Gegner ganz oben auf dem Siegertreppchen stehen. Auf den Boxsport hat man besonders ein Auge geworfen, wird dieser doch vom Führer besonders favorisiert. Doch ausgerechnet hier greifen die neuen Regelungen noch nicht richtig, steht doch plötzlich ein Sinti im Kampf um den Titel des deutschen Meisters. Johann Rukelie Trollmann muss nicht nur gegen seinen unmittelbaren Gegner kämpfen, sondern auch gegen die sich zuziehenden Schlingen der braunen Suppe.

An Stephanie Barts Geschichte fand ich die Thematik eigentlich ganz ansprechend, jedoch hat mich ihr Erzählstil leider so überhaupt nicht überzeugt. Viel zu distanziert und emotionslos (manchmal auch recht zäh) erzählt sie Trollmanns Geschichte und die Geschichte des Boxsportes. Trotz allerlei historischer Hintergründe konnte sie mir nicht wirklich nahebringen was es mit Trollmann auf sich hatte. Der agiert leider sehr pappkameradenlastig, kommt dem Leser nicht wirklich nahe und ist zudem auch noch recht unsympathisch dargestellt. Seine Rolle in diesem Buch ist eine sehr tragische, trotzdem werden nur sehr wenige Gefühle transportiert. Die nationalsozialistische Idiotie wird recht gut dargestellt, so manche Handlungsweise der Verbandsmitglieder zeigen wie absurd doch viele der Regeln waren. Trotz des ernsten Hintergrundes konnte mich Barts Buch nicht recht mitnehmen, sodass der Vorsatz diesem Sportler ein würdiges Denkmal zu setzen meiner Meinung nach doch an der Umsetzung gescheitert ist.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Selbst für mich zu ruhig

Fremde Seele, dunkler Wald
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Jakob und Alexander sind zwei ungleiche Brüder, die ihren Ursprung auf einem Hof in Österreich haben. Während Jakob versucht den Hof vor dem Ruin und dem ruinierenden Vater zu bewahren, hat sich Alexander ...

Jakob und Alexander sind zwei ungleiche Brüder, die ihren Ursprung auf einem Hof in Österreich haben. Während Jakob versucht den Hof vor dem Ruin und dem ruinierenden Vater zu bewahren, hat sich Alexander mit dem Militär ins Ausland abgesetzt. Trotzdem zieht es ihn immer wieder nach Hause in die stille Heimat.

Kaiser-Mühlecker hat einen sehr ruhigen Roman geschrieben, der den Alltag und die innere Zerrissenheit der beiden Protagonisten thematisiert. Mich hat die Geschichte der beiden Brüder leider so überhaupt gar nicht berührt, obwohl ich sehr gerne Bücher lesen, die sich Zeit lassen. Das mag sicherlich an dem emotionslosen, sehr distanzierten Stil liegen, ich fand aber leider auch die Entwicklung der Geschichte schlichtweg uninteressant. Die Handlung plätschert vor sich hin, einiges wird angerissen, nur weniges zu einem Ende geführt. Das Buch wird mit einer „biblischen Wucht“ beworben, die suchte ich vergebens. Alles in allem hatte ich mir wesentlich mehr versprochen

Veröffentlicht am 15.09.2016

Asphaltengel

Asphaltengel
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Wie lebt es sich als Teenager, wenn die eigene Schwester im Koma liegt? Wenn die Mutter eine buchstabentreue Muslimin ist und der Vater sich von der Familie zurückgezogen hat? Leila muss mit vielen Problemen ...

Wie lebt es sich als Teenager, wenn die eigene Schwester im Koma liegt? Wenn die Mutter eine buchstabentreue Muslimin ist und der Vater sich von der Familie zurückgezogen hat? Leila muss mit vielen Problemen kämpfen, ist zudem an der Schule eine gemobbte Außenseiterin. Viel Last für junge Schultern.

Johanna Holmström hat sich für ihr Buch viele schwierige Themen vorgenommen. Meiner Meinung nach hat sie sich da etwas übernommen, denn sie kann eigentlich keinem wirklich gerecht werden. Vieles wird angerissen, wirklich in die Tiefe geht die Autorin dabei leider kaum. Mir fiel es die ganze Zeit schwer Leila als Person und nicht als theoretisches Fallbeispiel zu betrachten. Auch die anderen Charaktere bleiben leider sehr blass. Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen, nicht immer finden die Stränge gut zueinander. Zudem sagte mir die sprachliche Gestaltung nicht wirklich zu, immer wieder holperte es gewaltig, die Story schleppte sich z.T. durch die Seiten.
Insgesamt waren gute Ansätze vorhanden, die Umsetzung hat mir nun leider nicht wirklich gefallen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Schlechter Thriller mit noch schlechterem Ende

Night Falls. Du kannst dich nicht verstecken
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Ein gemütlicher Familienabend wächst sich zu einem Alptraum aus, als zwei entflohene Schwerstverbrecher in Sandras Traumhaus eindringen. Ihr Ehemann wird niedergeschlagen, die Tochter und sie als Geiseln ...

Ein gemütlicher Familienabend wächst sich zu einem Alptraum aus, als zwei entflohene Schwerstverbrecher in Sandras Traumhaus eindringen. Ihr Ehemann wird niedergeschlagen, die Tochter und sie als Geiseln genommen. Doch es scheint einen Ausweg zu geben, die Verbrecher wollen mit der heimischen Treckingausrüstung türmen. Bis ein dicker Schneesturm aufzieht…

Ich hatte von Jenny Milchman bereits „Eisesgrab“ gelesen und das als soliden und gut geschriebenen Thriller in Erinnerung. Umso größer meine Überraschung, dass sich von der gewohnten Qualität nichts in dieses Buch gerettet zu haben scheint. Die Handlung ist absolut an den Haaren herbeigezogen, alles gipfelt in einem absolut (sorry) bescheuertem Ende. Die angespannte Geiselsituation müsste eigentlich zum Nägelkauen dargestellt werden, eine sehr intensive, bedrohliche Atmosphäre hatte ich erwartet. Bekommen habe ich nichts davon. Milchman schafft es überhaupt nicht die Gefahr zu transportieren, die Gefühle der (Papp)-Protagonisten sind dermaßen aufgesetzt, dass es sehr oft ins Lächerliche abgeglitten ist. Auch der Schreibstil wirkt oft etwas seltsam, mehr als einmal haperte es an der Übersetzung, die Sätze waren sehr konstruiert.
Zwei Sterne gibt es für den interessanten Ansatz, denn hinter der „einfachen“ Geiselnahme steckt noch ein bisschen mehr. Was genau, will ich hier gar nicht verraten, um das letzte bisschen Spannung nicht kaputtzumachen. Hier beweist Milchman, dass sie gute Ideen hat, wirklich viel hat sie leider nicht draus machen können.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Knapp 600 Seiten Langeweile

Dreizehn Tage
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Alice Madison hat erst vor einigen Wochen ihren Job als Ermittlerin bei der Mordkommission in Seattle angetreten, da wird sie mit einem brutalen Fall betraut: der Anwalt James Sinclair, seine Frau und ...

Alice Madison hat erst vor einigen Wochen ihren Job als Ermittlerin bei der Mordkommission in Seattle angetreten, da wird sie mit einem brutalen Fall betraut: der Anwalt James Sinclair, seine Frau und die beiden Söhne wurden im trauten Heim brutal ermordet. Die Leichen sind grotesk arrangiert und im Türrahmen findet sich eine mysteriöse Nachricht vom Mörder: „Dreizehn Tage“. Kurz darauf erhält ein weiterer Anwalt aus Sinclairs Kanzlei einen Brief. Darin nur zwei Worte: „Dreizehn Tage“. Für Madison und ihr Team beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit…

Dreizehn Tage ist der Auftakt zu einer Serie um Madison und ihr Team. Ich persönlich bin mit diesem ersten Buch auch völlig bedient. Das Buch umfasst knapp 600 Seiten, davon habe ich maximal 100 mit allenfalls geringem Interesse gelesen, der Rest war schlicht und ergreifend langweilig. Eine Straffung um etwa 300 Seiten hätte vielleicht etwas für Spannung gesorgt, aber so schleppt sich die Handlung in einem ewigen blabla dahin und ich musste mich wirklich zum Weiterlesen zwingen.

Die Protagonisten sind allesamt flach und ohne jegliche Tiefe; Madison soll dem Leser wohl durch die Einstreuung von Szenen aus Kindheit und Jugend näher gebracht werden, das ist in meinen Augen völlig misslungen. Die Ermittlungen folgen blind abstrusen Hinweisen, die der durchschnittliche Krimileser besser gedeutet hätte. Das gipfelt dann irgendwann in einem seltsam-lächerlichen Showdown, den ich so allenfalls in einem schlechten Actionstreifen erwartet hätte.

Anhand von Titel und Klappentext erwartet man eine actionreiche und superspannende Jagd nach dem Mörder, die tickende Uhr immer im Hinterkopf. Die dreizehn Tage verstreichen aber irgendwie spurlos, über große Strecken des Buches verliert man dieses nicht allzu ernst gemeinte Ultimatum völlig aus den Augen.

Der Schreibstil ist gerade in der ersten Hälfte recht zäh. Die Geschichte ist größtenteils im Präteritum geschrieben, wechselt zwischendrin aber immer mal wieder ins Präsens. Ich muss ehrlich zugeben, ich konnte nicht enträtseln ob das einen bestimmten Grund hat, mir kam es ziemlich willkürlich vor. Zudem wurde dadurch der gerade in der ersten Hälfte spärlich gesäte Lesefluss unterbrochen. In der zweiten Hälfte lässt sich die Story dann erfreulicherweise flüssiger lesen.

Zwei Dinge kann ich also positiv hervorheben: die Grundidee der Story hat mir ganz gut gefallen, (auch wenn die Ausführung dann mangelhaft war) und gerade die zweite Hälfte des Buches ist halbwegs flüssig geschrieben.

Alles in allem ist für mich Dreizehn Tage echte Zeitverschwendung gewesen und einen eventuellen Nachfolgeband würde ich niemals lesen. Weiterempfehlen kann ich das Buch auch nicht.