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Veröffentlicht am 12.11.2018

Soldie deutsche Krimiunterhaltung

Die fehlende Stunde
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INHALT:
Die vertrauten Feinde.
An einem heißen Julitag mitten in den Sommerferien verschwinden zwei Kinder beim Spielen im Wald. Kurz darauf stirbt ein Mann in den Flammen seines verwahrlosten Hundehofs. ...

INHALT:
Die vertrauten Feinde.
An einem heißen Julitag mitten in den Sommerferien verschwinden zwei Kinder beim Spielen im Wald. Kurz darauf stirbt ein Mann in den Flammen seines verwahrlosten Hundehofs. Im Keller: Spuren der Vermissten. Der sonst so forsche Potsdamer Hauptkommissar Sigi Kamm steht vor einem Rätsel: Warum schweigen die beiden Mütter der verschwundenen Kinder? Er zieht die Psychologin Alicia Behrens zu Rate, die für ihre unkonventionellen Behandlungsmethoden bekannt ist. Schon bald fliegen zwischen ihnen die Fetzen und die Funken. Und je näher sie der Lösung des Falles kommen, desto mehr verschwimmen die Grenzen zwischen Gut und Böse, Schuld und Unschuld, zwischen Freunden und Feinden, Wahrheit und Lüge.

MEINUNG:
Die fehlende Stunde ist zweite Band um das Ermittlerduo Sigi Kamm und Alicia Behrens. Vor dem Lesen war mir das nicht bewusst, aber beim Lesen wird klar, dass dem schon etwas voran gegangen ist zwischen den beiden. Man wird hier aber weder gespoilert, noch sind die Vorkenntnisse notwendig.
Die Chemie zwischen Sigi Kamm und Alicia Behrens scheint sehr aufgeladen zu sein. Manchmal weiß man nicht, ob dass wirkliche persönliche Spannungen sind oder ob diese nicht vielleicht sogar auch erotischer Natur sein könnten. Wenn es um die Aufklärung von Fällen geht, dann funktionieren die beiden aber zusammen und habe das gleiche Ziel vor Augen. Die Spannungen machen die Geschichte aber noch zusätzlich unterhaltsam und interessant.

Der Schreibstil von Dinah Marte Golch und nüchtern und knapp gehalten, tut der Handlung von knapp 300 Seiten aber gut. Schon der Einstieg erfolgt relativ schnell und in den Ermittlungen ergeben sich immer neue Richtungen. Als Leser hat man so seine Vermutungen, aber es gibt die ein oder andere wirklich unvorhersehbare Wendung, die einen zügig weiterlesen lässt.

Es gibt eine Reihe an Charakteren, die alle nicht so richtig die Wahrheit sagen und man nicht immer weiß, was sie zu verbergen haben. So richtig gibt kann man zwischen Gut und Böse auch nicht unterscheiden, denn alle Charaktere haben auch ihre Fehler, die sie nicht unbedingt sympathisch machen. Manchmal weiß man gar nicht, was man noch glauben soll. Die Autorin weiß den Leser in die Irre zu führen, was mir sehr gut gefallen hat.

Möglicherweise ist die ein oder andere Wendung zu viel des Guten, denn nicht alle Fragen werden für meinen Geschmack zufriedenstellend am Ende beantwortet. Dadurch erscheinen manche Fäden als lose und nicht richtig bis zu Ende gedacht. Das Ende an sich war sehr nervenaufreibend und spannend.

FAZIT:
Die fehlende Stunde ist sehr kompakter und dadurch auch spannender Krimi, der mit einigen spannenden Wendungen und einem ungewöhnlichen Ermittlerduo aufweisen kann. Bis auf ein paar offene Frage am Ende, hat mich das Buch wirklich überzeugt und ich würde auch einen weiteren Band lesen.

Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 03.11.2018

Super Abschluss!

Auf ewig uns
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INHALT (Achtung Spoiler, wenn man Band 1 und 2 noch nicht kennt):

Immer kam etwas dazwischen, aber nun hat es endlich geklappt: Anna und Sebastiano haben sich das Jawort gegeben! Doch als sie nach ihrer ...

INHALT (Achtung Spoiler, wenn man Band 1 und 2 noch nicht kennt):

Immer kam etwas dazwischen, aber nun hat es endlich geklappt: Anna und Sebastiano haben sich das Jawort gegeben! Doch als sie nach ihrer standesamtlichen Trauung gerade mit ihren Gästen eine Party feiern, geschieht das Unfassbare: Ein Zeitportal öffnet sich, und Sebastiano wird von ihrem Erzfeind Mr Fitzjohn entführt!

Anna ist außer sich vor Entsetzen. Wie soll sie Sebastiano jemals wiederfinden? Zum Glück bekommt sie aus unerwarteter Richtung den entscheidenden Hinweis, und sie schöpft Hoffnung. Doch sie weiß nur zu gut, worauf es Mr Fitzjohn eigentlich abgesehen hat - einen Schatz, den Anna um jeden Preis beschützen will: ihr ungeborenes Kind ...



MEINUNG:

Auf ewig uns ist der dritte uns abschließende Teil der Time School Trilogie, einem Spin-Off zur Zeitenzauber-Triogie. Band 1, Auf ewig dein und Band, 2 Auf ewig mein sind die beiden Vorgängerbände. Man sollte diese vorher gelesen haben, sonst versteht man einige Zusammenhänge nicht. Die Zeitenzauber-Trilogie muss man allerdings nicht vorher gelesen haben.

Bei einem dritten Band ist schwierig nicht zu viel zu verraten. Auf jeden Fall sind wir als Leser wieder ganz zügig im nächsten Abenteuer und alle Beteiligten haben eine große Mission im vergangenen Venedig zu erledigen. Meine beiden Lieblingscharaktere bleiben auch in diesem Buch weiterhin Ole und Fatima, die sich immer mal wieder gegenseitig bekriegen, obwohl jetzt deutlicher spürbar ist, dass zwischen den beiden mehr ist als nur Konflikte.

Der gute Sebastiano glänzt auf eine sehr abstruse Art und Weise eigentlich durch Abwesenheit, aber Anna wächst in diesem Band über sich selbst hinaus. In den beiden Vorgängerbänden habe ich das immer wieder kritisiert, dass sie zu naiv, unvorsichtig und zum Teil auch viel zu abhängig von Sebastiano ist. Ganz im Gegenteil zu diesem Teil: Hier beweist Anna Mut und Stärke, obwohl sie körperlich dafür nicht mehr die besten Voraussetzungen hat, aber Liebe versetzt bekanntlich Berge und das beweist uns Anna hier.

Das Erzähltempo ist gewohnt hoch und es gibt immer wieder spannende Wendungen. Leider gibt auch ein paar Verluste zu verzeichnen, aber es so ein paar Tendenzen, die vielleicht die Möglichkeit zu einem weiteren Spin-Off geben (worüber ich mich sehr freuen würde). Wir werden es sehen!

FAZIT:

Auf ewig uns war ein wirklich toller Abschluss der Time School Reihe. Offene Fragen aus der Vorbänden wurden geklärt und am Ende ist so, wie ich mir für die Charaktere vorgestellt habe.

Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Charaktere
  • Gefühl
  • Handlung
Veröffentlicht am 26.10.2018

Das Buch braucht seine Zeit

Die Hungrigen und die Satten
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INHALT:
Deutschland hat eine Obergrenze für Asylsuchende eingeführt, ganz Europa ist bis weit nach Nordafrika hinein abgeriegelt. Jenseits der Sahara entstehen riesige Lager, in denen Millionen von Flüchtlingen ...

INHALT:
Deutschland hat eine Obergrenze für Asylsuchende eingeführt, ganz Europa ist bis weit nach Nordafrika hinein abgeriegelt. Jenseits der Sahara entstehen riesige Lager, in denen Millionen von Flüchtlingen warten, warten, warten. So lange, dass man in derselben Zeit eigentlich auch zu Fuß gehen könnte, wäre das nicht der sichere Tod.

Als die deutsche Starmoderatorin Nadeche Hackenbusch das größte dieser Lager besucht, erkennt der junge Lionel die einmalige Gelegenheit: Mit 150.000 Flüchtlingen nutzt er die Aufmerksamkeit des Fernsehpublikums und bricht zum Marsch nach Europa auf. Die Schöne und die Flüchtlinge werden zum Quotenhit. Und während sich der Sender über Live-Berichterstattung mit Zuschauerrekorden und Werbemillionen freut, reagiert die deutsche Politik mit hilflosem Wegsehen, Kleinreden und Aussitzen. Doch je näher der Zug rückt, desto mehr ist Innenminister Joseph Leubl gefordert. Und desto dringlicher stellen sich ihm und den Deutschen zwei Fragen: Was kann man tun? Und in was für einem Land wollen wir eigentlich leben?

MEINUNG:
Nach seinem Erfolgsbuch Er ist wieder da ist auch Timur Vermes wieder da mit seinem neuen Buch Die Hungrigen und die Saaten. Die Thematik ist diesmal eine ganz andere und auch deutlich realitätsnaher. Vergleiche zu seinem Debüt sind also, wenn dann nur hinsichtlich des Covers angebracht, dass farblich gut zu seinem Vorgänger passt. Meiner Meinung nach ist das Cover grandios gestaltet worden vom Verlag mit dem erhabenen Maschendrahtzaun, hinter dem die Worte „Die Hungrigen“ und davor sind „Die Satten“. Titel und Cover hätten zu diesem Buch nicht besser sein können.

Der Einstieg ins Buch gelang mir nicht besonders leicht und um es gleich vorweg zu nehmen, auch nach zwei Dritteln hatte ich noch zu kämpfen. Ans Abbrechen hatte ich mehrfach gedacht, aber eine gute Freundin forderte mich, zu Recht, zum Durchhalten auf.
Die Geschichte wird aus sehr vielen Sichten erzählt, was einerseits wirklich gut gemacht ist, aber andererseits hatte ich lange Probleme die Personen auseinander zu halten. Manchmal hatte ich den Eindruck quasi schon Vorwissen haben zu müssen, um auch die Gespräche und deren Inhalt zu verstehen. Auf jeden Fall ist von Vorteil, wenn man sich so ein bisschen in Film & Fernsehen und Politik auskennt, um hier auch die satirischen und völlig überspitzten Darstellungen der Charaktere zu verstehen und auch den Humor darin zu erkennen. Das gelang mir nicht immer so gut und behinderte dadurch auch den Lesefluss, auch wenn es kein Buch ist, dass man einfach mal so nebenbei lesen sollte.

Der Verlauf der Story ist wie eine Spirale, eine Abwärtsspirale. Dem Leser ist von Anfang an klar, dass es hier am Ende zu einer Konfrontation kommt, die man nicht aufhalten kann. Natürlich dauert es der Flüchtlingsstrom die Grenze von Deutschland erreicht, aber der Punkt wird erreicht. Timur Vermes hat sehr gut aufgezeigt, wie so etwas funktioniert. Es liest sich als könnte es genau so passieren. Im letzten Drittel verliert das Buch seinen satirisch-humorvollen Charakter, was auch unbedingt so sein muss, weil ansonsten wäre die Geschichte lächerlich.

Die Charaktere in dem Buch sind recht viele an der Zahl und alle sehr vielschichtig. Ich hatte nicht unbedingt einen Sympathieträger in dem Buch, aber in ihrer Gesamtheit hat Vermes hier sehr spezielle Personen erschaffen, die zum Teil an reale Personen erinnern. Deren Ecken und Kanten hat der Autor teilweise sehr überspitzt dargestellt und dennoch auch nah an der Realität.

FAZIT:
„DIE HUNGRIGEN UND DIE SATTEN fängt dort an, wo der Spaß aufhört.“ Besser lässt sich dieses Buch eigentlich nicht zusammenfassen. Auch wenn das Buch für mich lange Strecken schwierig war, hat es sich gelohnt bis zum Ende durchzuhalten. Selten habe ich erlebt, dass ich meine Meinung zu einem Buch nochmal um 180 Grad dreht. Das Ende bietet viel Gesprächsstoff und macht einem bewusst, dass die Realität hiervon gar nicht soweit entfernt ist, wenn sich in den momentanen Nachrichten mal umschaut.
Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 23.10.2018

Tolle Ergänzung zum Buch

Für immer zuckerfrei – Meine Glücksrezepte
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INHALT:
Unsere Ernährung beeinflusst maßgeblich, wie wir uns fühlen. Dass Zucker extreme Stimmungsschwankungen auslöst, hat Anastasia Zampounidis am eigenen Leib erfahren -erst seit sie dem süßen Gift ...

INHALT:
Unsere Ernährung beeinflusst maßgeblich, wie wir uns fühlen. Dass Zucker extreme Stimmungsschwankungen auslöst, hat Anastasia Zampounidis am eigenen Leib erfahren -erst seit sie dem süßen Gift abgeschworen hat, ist sie ausgeglichen und frei von Heißhungerattacken. Doch Lebensmittel können noch viel mehr! Negative Emotionen beruhen oft auf der Unterversorgung einzelner Organe, und wenn wir unserem Körper geben, was er braucht, kehrt auch die gute Laune zurück.

Inspiriert von Traditioneller Chinesischer Medizin, Ayurveda und der mediterranen Küche hat Anastasia Zampounidis Gerichte für jede Stimmungslage entwickelt. Vom entspannenden Hirse-Zimt-Porridge über tröstendes Quinoa-Sushi bis zu Mut machen dem Mangoeis findet hier jeder das, was aktuell guttut - und gut schmeckt.

MEINUNG:
Letztes Jahr hatte ich Für immer zuckerfrei von Anastasia Zampounidis gelesen und fand das Buch sehr inspirierend. Ich habe jetzt nicht angefangen komplett auf Zucker zu verzichten, aber ich gehe deutlich aufmerksamer einkaufen und schaue mir Zutatenlisten genau an. Es fehlten dem Buch lediglich die Rezepte. Aus diesem Grund habe ich mich jetzt besonders auf dieses Kochbuch gefreut.

Das Buch startet nochmal mit einem Teil, in dem erläutert wird, warum Zucker uns nicht guttut und warum Anastasia sich dazu entschied komplett auf ihn zu verzichten. Es wird auch deutlich, dass sie Anhängerin der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) und von Ayurveda ist. Darauf basieren auch einiger ihrer Rezepte.

Die Aufmachung des Buches mit dem matten Papier ist sehr ansprechend und passt auch großartig zum Inhalt. Hochglanzpapier hätte hier einfach nicht gepasst. Ich muss sagen, dass ich beim ersten Durchblättern etwas irritiert war, da der Aufbau nicht komplette klassisch ist. Man findet zwar immer die Beschreibung des Rezeptes und die Zutaten, aber nicht ist ein Bild des Gerichtes dabei, sondern eine andere Darstellung, die dazu passt (z.B. von den Zutaten).

Alle Rezepte sind vegetarisch und ohne Zucker meint hier auch wirklich ohne Zucker, d.h. auch keine Zuckerersatzstoffe wie Honig, Agavendicksaft, Stevia etc. Die Autorin setzt hier auf die natürliche Süße von Obst bzw. Gemüse.

Einige Rezepte finde ich sehr einfach nach zu kochen, bei anderen muss man erstmal schauen, wo man bestimmte Zutaten herbekommt. Die Zutatenlisten sind aber immer recht überschaubar und die Zubereitung ist leicht verständlich.

Die Rezepte im Buch sind nicht nach der Art der Mahlzeit, sondern nach Themen wie Freude, Entspannung, Mut etc. unterteilt. Am Ende des Buches sind die Rezepte, aber dann nochmal nach Frühstück, Dinner, Snacks und Lunch unterteilt und so einfach zu finden. Ich nutze das mehr, weil ich mit der anderen Einteilung weniger zurechtgekommen bin. Ich bin auch der Meinung, dass die Glückskugeln zweimal vorkommen, wenn auch leicht abgewandelt. Das hätte eigentlich auffallen sollen.

FAZIT:
Für mich eine tolle Ergänzung zu Für immer zuckerfrei und definitiv mal etwas anderes. Durch die Rezepte sehe ich gute Chancen das ein oder andere zuckerfreie Gericht in meinen Speiseplan dauerhaft übernehmen zu können.

Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 06.09.2018

Trotz einiger Schwäche, ein toller Unterhaltungsroman

Zwischen uns ein ganzes Leben
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INHALT:
Paris, 1940: Für die jüdische Studentin Judith wird es unter der deutschen Besatzung immer gefährlicher. Zusammen mit ihrer großen Liebe Christian, Sohn eines Bankiers, plant sie heimlich die Flucht. ...

INHALT:
Paris, 1940: Für die jüdische Studentin Judith wird es unter der deutschen Besatzung immer gefährlicher. Zusammen mit ihrer großen Liebe Christian, Sohn eines Bankiers, plant sie heimlich die Flucht. Doch plötzlich ist sie spurlos verschwunden.
Mehr als fünfzig Jahre später in Washington: Auf Jacobina lastet ein Versprechen, das sie ihrem Vater gegeben, aber ihr Leben lang nicht eingelöst hat. Sie soll ihre unbekannte Halbschwester Judith finden. Jetzt bleibt ihr nicht mehr viel Zeit. Da trifft sie auf die junge Französin Béatrice. Die beiden Frauen freunden sich an. Gemeinsam machen sie sich auf eine Suche, die sie weiterführt, als sie je erwartet hätten …

MEINUNG:
Romane, die auf zwei Zeitebenen spielen besonders zur Zeit der zwei Weltkriege, lese ich immer mal wieder gerne. Zwischen uns ein ganzes Leben fiel mir schon ziemlich früh auf, da hier verschiedene Marketingmaßnahme darauf aufmerksam gemacht haben.
Die Geschichte spielt wie gesagt auf zwei Zeitebenen und es geht um drei Frauen. Da ist die junge jüdische Studentin Judith, die wir in Paris 1940 begleiten und da sind Beatrice und Jacobina in der Gegenwart. Beatrice ist Französin und arbeitet bei der Weltbank. Durch einen Zufall stößt sie auf Jacobina, eine ältere Dame, die so ein wenig den Anschluss an ein lebenswertes Leben verloren hat. Außerdem hat sie nie das Versprechen ihres Vaters an dessen Sterbebett eingelöst, ihre Halbschwester Judith zu finden. Sie bittet Beatrice sich nach Judith auf die Suche zu machen.
Beatrice ist 40 Jahre alt. Das hebe ich so hervor, weil sie mir eigentlich die ganze Zeit wie Anfang 20 erschien. Ja, sie hat viel erreicht im Leben mit ihrem Job bei der Weltbank, hat eine Beziehung zu einem 60jährigen Journalisten, der aber immer seiner pubertierenden Tochter den Vorrang gibt und weiß aber trotzdem nicht so richtig, was sie will. Mir erschien sie oft sehr naiv, unüberlegt und unreif für ihr Alter. Beatrice private und auch später berufliche Probleme (bei so einem Chef hätte ich schon gekündigt) überschatten zum Teil eigentlich die Handlung, besonders die Suche nach Judith, die wirklich von Interesse war.
Es geht mir selten so, aber ich mochte diesmal den Teil aus der Vergangenheit um Judith deutlich lieber. Die Autorin schildert diesen sehr einfühlsam und baut die einzelnen Etappen bis zur Judiths Deportation sehr gut auf, sodass man erlebt, wie es einer jungen Jüdin zu der Zeit in Paris ergangen ist. Dabei legt sie Wert auf Judiths Entwicklung und schildert nicht in jedem grausamen Detail, was damals alles geschehen ist. Vieles weiß man als Leser ja bereits im Vorfeld.
In der Beziehung zu Jacobina mochte ich Beatrice, die mir auch manchmal etwas zu sehr auf Oberflächlichkeiten, wie teure Kleidung, fixiert war. Man muss Beatrice zu Gute halten, dass sie sich immerhin zum Positiven entwickelt, auch wenn dieser Weg für mich zum Teil etwas zu sehr mit Klischees bepflastert war. Leider etwas misslungen sind auch die Perspektivwechsel, die nicht gekennzeichnet waren. So beginnt einfach der nächste Absatz aus der Sicht einer anderen Person in einer anderen Zeit. Etwas mehr Ordnung wäre schön gewesen.

FAZIT:
Der Roman konnte mich trotz meiner Kritikpunkte wirklich gut unterhalten und las sich sehr flüssig. Für mich hat die Autorin eine Menge Potential, was sie ganz sicher in ihren nächsten Romanen auszuschöpfen weiß.

Ich vergebe 4 von 5 Sternen.