Profilbild von Talisha

Talisha

Lesejury Star
offline

Talisha ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Talisha über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.11.2018

Lustig, aber oberflächlich

Der Winter der Wunder
0

Dieser Weihnachtsroman liegt zwischen Band 3 und 4 der Blossom Street Serie, kurz bevor Alix heiratet. Doch weder Alix noch Susannah und Lydia spielen eine Rolle, sie dürfen ein paar Sätze sagen, ansonsten ...

Dieser Weihnachtsroman liegt zwischen Band 3 und 4 der Blossom Street Serie, kurz bevor Alix heiratet. Doch weder Alix noch Susannah und Lydia spielen eine Rolle, sie dürfen ein paar Sätze sagen, ansonsten sieht und hört man nichts von ihnen.

Stattdessen treten drei unbekannte Bewohner der Blossom Street auf. Katherine und ihre pensionierte Nachbarin LaVonne, und Wynn Jeffries. Er ist Psychologe und hat ein Erziehungsbuch heraus gebracht. Auf dieses schwört Zelda, Katherines Schwester. K.O., wie man Katherine auch nennt, ist entsetzt, dass Zelda Jeffries Buch als ihre Bibel sieht. Kinder sollen alles selbst entscheiden, so das Fazit. Dass das nicht gutgehen kann, weiss Katherine - auch ohne selbst Kinder zu haben. Alsbald trifft K.O. auf den ebenfalls kinderlosen Wynn und die zwei geraten so richtig aneinander. Bald merken sie, dass sie im selben Haus wohnen - und sich eigentlich mögen würden, wenn da nicht die total gegensätzliche Auffassung über Kindererziehung stehen würde.

Auf 272 Seiten entfaltet sich eine lustige, mit vielen Meinungsverschiedenheiten gespickte Geschichte. Tiefgang hat die Story aber keine und ich fragte mich während dem Lesen, ob das Buch wirklich aus Debbie Macombers Feder kam.

Die Figuren machten es einem nicht leicht, die Geschichte zu mögen: LaVonne nehm ich als einzige das spezielle Gehabe ab. Zelda ist unmöglich und egoistisch, ohne jegliches Gespür für Feinheiten oder Situationen zu haben. Katherine fand ich auf eine andere Art unsympathisch: sie macht ein viel zu grosses und total unnötiges Geschiss um ihre Figur; die tut in diesem Roman nichts zur Sache. Einmal nobel dinieren und am nächsten Tag ein Kilo mehr auf der Waage? Geht gar nicht, findet K.O. Dass es normal ist, dass das Gewicht je nach Essen und Hormonhaushalt 1-2 kg schwanken kann, hat sie wohl noch nie gehört. K.O. ist empört über den Ratgeber und teilt darüber aus, obwohl sie ihn nicht gelesen hat. Weshalb Wynn auf seine speziellen Erziehungserkenntnisse kam, wird nirgends erwähnt - auch nicht am Schluss, wie ich mir erhoffte.

Wenn wenigstens noch ein bisschen Weihnachtsstimmung aufgetreten wäre, könnte ich vielleicht über ein paar störende Punkte hinweg sehen, aber auch die will nicht aufkommen. Zum Glück spielt "Christmas letter"- wie "Der Winter der Wunder" im Original heisst - für die Blossom Street Serie keine Rolle.

Fazit: Ein zwar lustiger, aber enorm oberflächlicher und untypischer Macomber-Roman.
3 Punkte.

Veröffentlicht am 20.11.2018

Nett, aber oberflächlich

In der Nacht hör' ich die Sterne
0

Die Geschichte wird aus der Sicht der neunjährigen Mafalda geschrieben, die immer weniger sieht und bald blind wird. Sie erzählt, wie sie sich fühlt, wovor sie sich ängstigt und wie sie mit der Diagnose ...

Die Geschichte wird aus der Sicht der neunjährigen Mafalda geschrieben, die immer weniger sieht und bald blind wird. Sie erzählt, wie sie sich fühlt, wovor sie sich ängstigt und wie sie mit der Diagnose umgeht. Bis auf Schulabwartin Estella und Mitschüler Filippo fassen Mafalda alle mit Handschuhen an; wollen, dass nichts passiert und entscheiden über ihren Kopf hinweg. Mit Estella freundet sich Mafalda schnell an, mit Filippo gehts länger, ist ja schliesslich ein Junge.

Paola Peretti wollte mit ihrer Geschichte aufzeigen, dass man nicht aufgeben und sich auf das Wesentliche konzentrieren soll. Zur Hilfe wird dabei "Der kleine Prinz" hinzugezogen. Es ist zum Teil auch der Autorin eigene Geschichte, die sie beschreibt. Sie selbst ist wie Mafalda an Morbus Stargardt erkankt.

Der Kirschbaum, von dem man auf dem Cover einen Ast mit Kirschblüten sieht, ist der rote Faden, der war für Mafaldas Oma, für Papas Lieblingsgeschichte und nun auch für Mafalda sehr wichtig.

Die Geschichte soweit ist nett, und bringt uns die Gefühlswelt eines zukünftigen blinden Menschen näher - ganz egal, dass hier ein Kind "spricht". Man könnte Perettis Geschichte einfach so stehen und wirken lassen, mit dem tollen farbigen Layout und der angenehmen Sprache geht das ganz einfach.

Ich kann es nicht. Für mich gab es ein grosses Manko, das sich die ganzen 224 Seiten hindurch zieht. Vielleicht war alles, was ich gleich kritisiere, gewollt von der Autorin. Bewusst so geschrieben. Doch ich kann nicht darüber hinweg sehen, dass das Buch trotz aller Schönheit sehr oberflächlich wirkt.

Brustkrebs und andere Krankheiten werden - zwar fast schon poetisch - aber immerzu umschrieben; Mafalda und ihre Mitschüler sind nicht aufgeklärt; Filippos Gefühle betreffend seinem Vater werden nur angerissen. Dazu kommt, dass die Eltern nicht mit dem Mädchen über ihre Erkrankung und eventuelle Massnahmen sprechen. Alles wird über Mafaldas Kopf hinweg entschieden, sogar wenn sie daneben sitzt. Würde das Buch in der Vergangenheit spielen, wär das vielleicht okay und zeitgemäss, aber nicht wenn es zeitgeschichtlich in unserer Zeit jetzt spielt - früher gab es nunmal keine MP3-Player oder Hörbücher.

Fazit: Nett, aber wenn man durch das hübsche Layout und die schöne Sprache hindurch schaut, halt auch ein wenig oberflächlich.
3.5 Punkte.

Veröffentlicht am 04.11.2018

Slapstick pur

Wie Madame Hortense eine Million fand und damit verschwand
0

Der Dryas-Verlag veröffentlichte im September diesen französischen Krimi von Ricardo Salvador. Der Namen des Autors hört sich so gar nicht französisch an, er soll aber Franzose sein - auch sein Krimi spielt ...

Der Dryas-Verlag veröffentlichte im September diesen französischen Krimi von Ricardo Salvador. Der Namen des Autors hört sich so gar nicht französisch an, er soll aber Franzose sein - auch sein Krimi spielt sich in Frankreich ab.

Der Klappentext lässt auf einen witzigen Krimi schliessen, denn wer gibt sich schon mit Crêpes essen zufrieden, wenn er plötzlich eine Million in den Fingern hält?

Hortense Habenix! Sie möchte wirklich nur Crêpes essen gehen in Etretat, der Erinnerung wegen. Aber eigentlich würde Hortense das Geld lieber zurückschaffen, denn wohl ist ihr dabei nicht. Ihre Freundin Katia Kleingeld hält sie davon ab - endlich mal viel Geld zu haben, ein Traum! Doch nur allzu bald wird das Fehlen des Geldes bemerkt und Gangster, Polizei und der Gerichtsvollzieher sind hinter den beiden älteren Frauen her. Die grosse Frage ist: wie kommen die zwei aus der Geschichte raus?

Soviel sei verraten: Das Ende ist nett. Der Krimi ist Slapstick pur und würde sich gut verfilmen lassen. Sogar als Stummfilm, denn die Figuren sind alle durch spezifisches Aussehen und spleenige Charaktere ausgestattet.

Wir haben einen zwielichtigen Casinochef, der für alles seine zwei Gorillas beauftragt. Beide nicht die hellsten Leuchten: Alphonse vergisst bei seinen Auftragen immer etwas (meistens das Wichtigste) und liebt Crêpes; Frankie ist viel zu grob. Weiter geht es mit einem lispelnden Kartellchef und einem Büroklammer-zählenden Polizisten, der sich vor dem Aussendienst drückt. Die beiden schrulligen Heldinnen, zwei ältere Putzfrauen - deren Nachnamen in der deutschen Fassung passend dem Charakter angepasst wurde - sind Katia Kleingeld und Hortense Habenix. Die eine hat den Gerichtsvollzieher am Hals, die andere eine Million Euro.

Der Sprachstil ist - trotz den vielen Gaunern - gewählt kultiviert und humorvoll. Der Krimi an sich ist eine Karikatur per excellence, aber mir war das alles eine Spur zu viel von allem. Wer gerne lacht und die alten witzigen Stummfilme mag, ist mit diesem urkomischen Krimi aber gut beraten.

Fazit: Verrückte nette Geschichte im Slapstickformat, mir war es zu viel davon.
3 Punkte.

Veröffentlicht am 31.07.2018

Zwischen Tasmanien und Frankreich

Der Garten der Düfte
0

Der Klappentext machte mich neugierig auf die versprochene Geschichte, die sich hinter dem leuchtend roten Cover versteckt. Mich reizte es auch, ein Buch, das in Tasmanien spielt, zu lesen.

Leider begeisterte ...

Der Klappentext machte mich neugierig auf die versprochene Geschichte, die sich hinter dem leuchtend roten Cover versteckt. Mich reizte es auch, ein Buch, das in Tasmanien spielt, zu lesen.

Leider begeisterte mich schlussendlich nur das wunderschöne Cover. Beim Lesen verspürte ich nichts von der emotionalen Begeisterung, die ich in der Buchbeschreibung herauslas. Mir fehlte es nicht nur an den windumtosten Küsten oder den Aufenthalten in Brasserien, auch der verwunschene Garten konnte ich nicht, oder zumindest nur in Artemisias Erinnerung, erspüren.

Artemisia ist Köchin im französichen Château Boschaud, das zugleich auch ein Kloster beherbergt. Artemisia liebt es zu kochen, liebt den Garten und die Pflanzen, wäre da nicht der neue grässliche Abt Roald der sich überall einmischt und sich als Verwalter aufspielt. Ihre Geschichte unterbricht in ganz kurzen Episoden immer wieder Pips Geschichte.
Pip lebt in Tasmanien und ist eine interessierte junge Frau. Sie liebt ihren Jack, ihre Forschung und das Kochen. Als ihr Verlobter sie mehr oder weniger dazu zwingt, mit ihm nach Italien zu reisen und ihre Forschung aufzugeben, kann sie nicht verstehen, wieso Jack ihr das eine Forschungsjahr bis zu ihrem Doktortitel nicht mehr zugestehen kann.

Und jetzt passiert in ihrer Geschichte etwas, das ich nicht nachvollziehen konnte - wieso sie plötzlich doch ein Zwischenjahr einlegen will. Die Autorin konnte mir das nicht schlüssig genug rüberbringen. Pip reist nun nach Spanien, später auch noch nach Italien und Frankreich.

Immerhin wird ihre Liebe zu einfachen Gerichten und ihr Interesse an guten und heimischen Lebensmittel besonders in Spanien schön geschildert. Auch die Kombination ihrer Faszination für die Meeresbewohner, guter Küche und Umweltschutz ist sehr gelungen erzählt.

Danach brach der Roman ein, es wurde langatmig und man merkt bald, wie beide Geschichten ausgehen. Ich hoffte zwar immer, dass meine Vorahnung besonders bei der einen Zeitebene nicht zutrifft, aber leider blieb der Roman sehr voraussehnend. Mir fehlte es an einer tieferen Symbiose der beiden Erzählstränge. Das was geboten wurde, war mir zu wenig und enttäuschte mich. Es mangelte an Überraschungen und einer stärkeren Überschneidung der beiden Frauen. Pip konnte mit dem Wenigen leben, ich nicht. Ihre Geschichte gefiel mir aber trotzdem besser als der schwache Mittelalter-Teil - Artemisias Story hätte sehr viel mehr Potential gehabt, das nicht ausgeschöpft wurde.

Am Ende des Romans hätte ich mir einige Zeilen der Autorin erwünscht - eine Erklärung darüber was real war und was nicht. Doch es folgt bloss eine Quellenangabe, die zwei Links zu anderen Châteaus enthält, aber keiner davon hat wirklich etwas mit dem Château Boschaud zu tun, das früher eine Zisterzienerabtei war - und wie Google es mir sagt, einfach nur ein Kloster, und keine Burg oder gar Schloss mit einem Schlossherrn war. Es wunderte mich nämlich schon beim Lesen, dass ein Abt nicht nur Vorstand seines Klosters, sondern auch Verwalter eines Schlosses sein soll. Abt Roald hat sich viel zu sehr in die Küchen-Belange eingemischt, das fand ich nicht glaubhaft. Hätte die Autorin ihre historischen Romanideen erläutert, könnte ich vielleicht mehr Verständnis für ihr Buch aufbringen.

Fazit: Eine Familiengeschichte mit einem guten Anfang. Das Ende konnte die Erwartungen aber nicht erfüllen.
3 Punkte.

Veröffentlicht am 25.07.2018

Nie mehr komponieren?

Die Muse von Wien
0

Ende der 80er Jahre reiste ich mit zwei Freunden nach Wien - einzig um das Hundertwasserhaus und das Secession-Gebäude mit Klimts Beethoven-Fries zu sehen. Klimts Bilder faszinieren mich heute noch. Gustav ...

Ende der 80er Jahre reiste ich mit zwei Freunden nach Wien - einzig um das Hundertwasserhaus und das Secession-Gebäude mit Klimts Beethoven-Fries zu sehen. Klimts Bilder faszinieren mich heute noch. Gustav Mahlers Symphonien hingegen mag ich nicht so, aber mich interessierte die Geschichte um die Frau, die diesen beiden (und vielen anderen) Männern den Kopf verdrehte.

In "Die Muse von Wien" begleiten wir Alma Schindler von 1886 bis 1911, also von ihrem siebzehnten Lebensjahr an bis kurz nach dem Tode Gustav Mahlers. Alma wird als schöne und lebenslustige Frau beschrieben, die gerne die Oper und Gesellschaften besucht und zu flirten weiss. Ganz Wien ist angetan von Alma, doch sie will eigentlich nur den Maler Gustav Klimt. Als dies nicht klappt, lässt sie sich auf Gustav Mahler ein und heiratet bald darauf den viel älteren Musiker. Alma ist eine begnadete Klavierspielerin und liebt es stundenlang am Klavier zu sitzen, zu spielen, Texte zu vertonen und zu komponieren. All dies gibt sie mit der Hochzeit auf, denn Mahler wünscht es sich so. Ob sie wirklich weiss, auf was sie sich da einlässt?

Mir gefiel Caroline Bernards "Rendezvous im Café de Flore" einiges besser als der vorliegende Roman. Im erstgenannten Buch konnte die Autorin aufgrund zweier Zeitebenen kreativer schreiben und konnte bei der Gegenwartsgeschichte ihre Fantasie walten lassen. Da "Die Muse von Wien" ausschliesslich historischen Persönlichkeiten gewidmet ist, bleibt logischerweise die Fantasie auf der Strecke. Die Autorin muss sich an Fakten halten und hat nur einen kleineren Spielraum, um eigene Ideen einzubringen. Wenn dann noch die Protagonistin eine diffizile Person ist, wird es als Leser schwierig, Begeisterung für das Gelesene aufzubringen.

Alma ist leider genau solch eine Protagonistin, eine anstrengende Person, zu der ich keine Verbindung aufbauen konnte. Unreif, über weite Strecken fordernd, dann aber auch übertrieben unterwürfig. Es macht den Schein als ob sie nur auf Mahlers Forderungen einging, damit sie als verheiratete Frau von ihrer Mutter wegkommt.

Die Männer aber fand ich alle noch schwieriger. Gustav Klimt, der hinter allen Rockzipfeln her war; Walter Gropius, der sich unmöglich verhält; und der egozentrische Gustav Mahler. Eindrücklich geschildert waren in dem Zusammenhang die Szenen bei der Sommerfrische, als Alma sich auf Familienzeit freute, Gustav sich aber erneut absonderte und absolute Ruhe, sogar von den Nachbarn und Bauern ringsherum, verlangte.

Man ärgert sich beim Lesen total und würde die eine oder andere Figur am liebsten auf den Mond schiessen. Für Autoren ist es sicher nicht leicht, solche schwierigen historischen Persönlichkeiten darzustellen, denn viele Leser mögen solche Figuren nicht sehr. Caroline Bernard ist es aber gelungen, eine flüssige und gut lesbare Geschichte über Alma zu erzählen und die Figuren glaubhaft darzustellen. Gerade in der oben beschriebenen Situation konnte ich gut mit Alma mitfühlen, wenn sie sich allein gelassen fühlte.

Trotzdem fehlte mir in Almas Darstellung teilweise eine gewisse Tiefe, damit man ihr Tun oder ihre Gefühle besser nachvollziehen hätte können.

Fazit: "Die Muse von Wien" liefert einen interessanten Einblick ins Wien Anfang des 20. Jahrhunderts und ins Leben von Alma und Gustav Mahler.
3.5 Punkte.