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Veröffentlicht am 26.02.2019

Ein Wunsch und seine Folgen

Das Wunschbüro der Lilith Faramay
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Der mächtige, aber etwas undurchsichtige Dschinnenfürst Samir Abadin Hanadi der Dritte höchstpersönlich erzählt die Geschichte einer „Kollegin“, der Dschinna Lilith. Die Magierin hat ihr Wunschbüro für ...

Der mächtige, aber etwas undurchsichtige Dschinnenfürst Samir Abadin Hanadi der Dritte höchstpersönlich erzählt die Geschichte einer „Kollegin“, der Dschinna Lilith. Die Magierin hat ihr Wunschbüro für Zauberei, mit der sie eine „schnelle Lösung Ihrer Probleme“ verspricht, derzeit in dem Ort Hintermondheim, in dem auch der 14jährige Rupert mit seinem Vormund lebt. Da Hartmut von Klauberstein seinem Schützling allerdings das Leben zur Hölle macht, beschließt Rupert eines Tages, die Dschinna aufzusuchen. Ob sie ihn von dem bösen Vormund befreien kann? Doch jeder Mensch hat nur einen einzigen Wunsch frei und der hat seinen Preis…
Spannend und humorvoll zugleich präsentiert Jutta Ehmke diese phantasievolle Geschichte für Kinder ab 10 Jahren. Ihr Stil ist dem Lesealter angepasst; sie bedient sich einer gepflegten Sprache, die sich frisch und zeitgemäß liest. Geschickt verpackt die Autorin die Themen Eigennutz und Gemeinwohl in eine zauberhafte Erzählung. Warmherzig behandelt sie das Problem unbedachter Wünsche und deren möglicher Folgen. Immer wieder gibt es auch unerwartete Wendungen in der Geschichte, die den jungen Leser überraschen.
Wer auf der Suche nach einem spannenden, magischen Kinderbuch ist, trifft mit dem „Wunschbüro der Lilith Faramay“ sicher eine gute Wahl.

Veröffentlicht am 10.02.2019

Auf der Suche

Die Leben danach
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Buchcover und auch Titel des Debütromans von Thomas Pierce erscheinen zunächst sehr rätselhaft - geometrische Formen, die wie Fenster Ausblicke auf Auschnitte einer Landschaft gewähren; Rahmen, die ...

Buchcover und auch Titel des Debütromans von Thomas Pierce erscheinen zunächst sehr rätselhaft - geometrische Formen, die wie Fenster Ausblicke auf Auschnitte einer Landschaft gewähren; Rahmen, die weder Anfang noch Ende aufweisen und nur Teilspekte eines Hundes zeigen. Doch während des Lesens wird die Intention deutlich: der Autor beschäftigt sich mit der Thematik von Tod und der Möglichkeit einer Existenz nach dem Ableben.
Pierces Protagonist Jim Byrd ist nach einem Herzstillstand reanimiert worden und sucht nun nach mehr Sinn in seinem Leben. Sein Job in der kleinstädtischen Bank in Shula erscheint ihm ebenso belanglos und überflüssig wie viele Gewohnheiten der Menschen seiner Umgebung. Jim bemüht sich, sein Leben nicht zu vertrödeln, und als er seine ehemalige Schulfreundin Annie trifft, scheint es ihm endlich zu gelingen, sein zweites Leben als Chance für einen gemeinsamen Neuanfang zu nutzen. Zur gleichen Zeit hört er von Clara Lennox, die (obwohl sie bereits lange tot ist) mit ihrem Hund die Treppe des Restaurants Su Casa Siempre unsicher machen soll. Jim will es wissen: Gibt es ein Leben nach dem Tod? Und wenn, wie mag es aussehen?
Mit viel Empathie und Humor beschreibt der Autor aus der Sicht seines 33jährigen Protagonisten dessen Suche nach Antworten. Neben physikalischen Fragen wie der nach der Einheit von Raum und Zeit, Technik und (medizinischem) Fortschritt spielen auch die Themen Glaube und Religiosität eine Rolle. Dabei setzt Pierce auch schon einmal Stilmittel wie Ironie ein. Womöglich wird Jesus eines Tages als künstliche Intelligenz in Form eines Hologramms wieder erschaffen, als ReJesus?
Die Leben danach - ein Roman, des warmherzig erzählt wird, aber auch bissig ist, in jedem Fall durchaus lesenswert!

Veröffentlicht am 02.12.2018

Die Liebe zum Leben

Leben mit Goldrand. Altes Wissen lebendig gemacht
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Früher war alles besser? Ganz sicher ist Meta Zweifel nicht dieser Ansicht. Doch sie macht klar: viele überlieferte Kenntnisse und Weisheiten sind es wert, erhalten zu werden.
In mehreren kurzen Kapiteln ...


Früher war alles besser? Ganz sicher ist Meta Zweifel nicht dieser Ansicht. Doch sie macht klar: viele überlieferte Kenntnisse und Weisheiten sind es wert, erhalten zu werden.
In mehreren kurzen Kapiteln plaudert sie zunächst über das praktische Alltagswissen, mit dem sie im Haus ihrer Großeltern bereits als Kind vertraut war. Sie erzählt von ihren Erinnerungen, die sich aus Gerüchen und Geschmäckern speisen und altvertraute Gefühle hervorrufen. Eingebettet in kleine, selbst erlebte Geschichten schildert sie die Haushaltung auf dem Lande in der Mitte des vorigen Jahrhunderts, schreibt über bewährte alte Heilmittel der Großmutter und Feiertagstraditionen. Das Goldrand-Geschirr etwa zierte nur zu besonderen Anlässen den Esstisch, so wurde der Sonntag für das kleine Mädchen ein spezieller Tag, ein Tag „mit Goldrand“. Jedem dieser Kapitel fügt die Autorin eine kleine Auswahl an Rezepten und Haushaltstipps bei, von denen die Leser Gebrauch machen können. Von der Praxis macht sie einen Abstecher zu eher nachdenklich stimmenden Sujets und streift Gedanken zum Thema „carpe diem“.
Meta Zweifel macht darauf aufmerksam, dass einige der althergebrachten Dinge inzwischen - mit modischem Vokabular aufgefrischt - durchaus wieder aktuell sind: Man denke nur an die Rückbesinnung auf (Un-)Kräuter als Heil- und Stärkungsmittel oder auch die moderne „No Food Waste“-Bewegung. Nicht verbissen, sondern liebevoll und mit Humor erscheinen ihre Mahnungen zu mehr Besinnung auf die kleinen, vielleicht unbeachteten, aber nicht unbedeutenden Dinge im Leben. So kommt der Ausdruck Achtsamkeit zum Tragen. Mehr als nur ein Modewort, drückt er Ehrfurcht vor dem Leben aus. Wohl bedacht und geschätzt: Sollte nicht eigentlich jeder Tag ein „Leben mit Goldrand“ sein?

Veröffentlicht am 18.11.2018

In memoriam

Marion, für immer 13
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Nora Fraisse hat dieses Buch dem Gedenken an ihre Tochter Marion gewidmet, die sich im Alter von 13 Jahren das Leben nahm.
Die Frage nach dem Grund des Selbstmords ist schnell geklärt: übelstes Mobbing ...

Nora Fraisse hat dieses Buch dem Gedenken an ihre Tochter Marion gewidmet, die sich im Alter von 13 Jahren das Leben nahm.
Die Frage nach dem Grund des Selbstmords ist schnell geklärt: übelstes Mobbing von Klassenkameraden, dem Marion ständig in der Schule, in der Freizeit, sogar in ihrem eigenen Zuhause ausgesetzt war, hat sie zur Verzweiflung getrieben. Die Frage nach den Schuldigen allerdings ist problematischer: weder Mitschüler noch Pädagogen fühlen sich zuständig. Der leidgeprüften Mutter bleibt die quälende Frage, warum sich ihre Tochter nicht mitteilen konnte, ob ihr Tod hätte verhindert werden können. Bei der intensiven Suche nach Auskunft stößt sie auf Abwehr, sogar Feindseligkeit; es herrscht Schweigen, niemand wird zur Rechenschaft gezogen. So beginnt ein langer, verzweifelter Kampf der Eltern mit Schule und Behörden…
Bei aller Tragik versucht Marions Mutter sachlich zu bleiben. Sehr offen und klar beschreibt sie ihre Bemühungen um Gespräche mit denjenigen, die ihre Tochter zu der Verzweiflungstat getrieben haben und jenen, die tatenlos zugesehen haben. Wo findet eine betroffene Familie Rat und Hilfe? Konsequent setzt Nora Fraisse nun all ihre Kraft ein, damit das Thema Mobbing offen diskutiert und vertieft wird, sie gründet sogar einen Verein, der in diesem Sinn beratend und helfend tätig ist. Ihr mahnender Appell liest sich aufrichtig und äußerst eindringlich.

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Veröffentlicht am 05.11.2018

Eindrucksvoller Blick hinter Gefängnismauern

Gangsterblues
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„Harte Geschichten“ über harte Jungs erzählt Joe Bausch in seinem Buch Gangsterblues.
Da er als Gefängnisarzt der Justizvollzugsanstalt Werl mit zahlreichen Häftlingen in Kontakt kommt, ist er nicht nur ...

„Harte Geschichten“ über harte Jungs erzählt Joe Bausch in seinem Buch Gangsterblues.
Da er als Gefängnisarzt der Justizvollzugsanstalt Werl mit zahlreichen Häftlingen in Kontakt kommt, ist er nicht nur mit deren Gesundheit befasst, sondern wird oft auch - als Vertrauensperson - in ganz private Lebensgeschichten eingeweiht; denn selbst abgebrühte Gangster verspüren manchmal das Bedürfnis, über sich und ihre Probleme zu sprechen. Der Autor schildert ganz unterschiedliche Fälle: vom Häftling, der gar nicht zurück in die Freiheit entlassen werden will, über den Insassen, der aufgrund eines Justizirrtums einsitzt, bis hin zu einem fast perfekten Mordfall. Dabei hat Bausch all diese Schicksale verfremdet, wie er im Vorwort ankündigt, mit der Intention, sie Alltag und Situation im Strafvollzug spiegeln zu lassen.
"True Crime" - das klingt zunächst einmal recht reißerisch. Doch die zwölf Episoden, die der Autor beschreibt, erwecken den Eindruck von Sachlichkeit und Kompetenz. Joe Bausch schreibt nüchtern und fast ohne Emotionen, wie man ihn auch in seiner Fernsehrolle als Rechtsmediziner im Tatort kennt. Dennoch spürt der Leser die Empathie des Arztes, der in seinen Patienten in erster Linie den Menschen sieht, dem es zu helfen gilt, und nicht den Verbrecher. Mit diesem Buch ist Joe Bausch ein wirklich spannender Einblick in das Leben hinter Gefängnismauern gelungen.