Und sie werden nicht vergessen sein
Und sie werden nicht vergessen seinKönnen wir nicht Paris kaufen?
Da regnet es nämlich nicht mehr." (S. 752)
Inhalt
Mit Amarna, der deutschen Archäologin, und Arman, dem armenischen Bildhauer, hat Carmen Lobato ein wahrhaft unvergessliches ...
Können wir nicht Paris kaufen?
Da regnet es nämlich nicht mehr." (S. 752)
Inhalt
Mit Amarna, der deutschen Archäologin, und Arman, dem armenischen Bildhauer, hat Carmen Lobato ein wahrhaft unvergessliches Liebespaar geschaffen: Im London des Jahres 1938 gelten sie als glamouröses Traumpaar, doch ein tiefer Schatten liegt auf ihrer Liebe. Arman hat durch den Genozid an seinem Volk 1915 seine ganze Familie verloren. Wie eine unsichtbare Mauer steht dieses Grauen zwischen den beiden und wächst von Tag zu Tag. Dann bricht der Krieg aus, und Arman meldet sich freiwillig zur Royal Air Force. Am Fuß des Ararat, in den mythischen Ruinen, die die Wiege der armenischen Kultur bergen, wird sich die Kraft ihrer Liebe beweisen müssen.
Charaktere
Amarna und Arman bilden die Basis dieses Romans: Armana, die für diese Zeit sehr starke Frau, die aber auch in Armans Armen schwach sein kann. Einzig und allein ihre Angst um ihren Mann lässt sie machmal hart und egoistisch erscheinen. Und dann tat sie Dinge, mit denen ich nicht einverstanden war und sie am liebsten bei den Schultern gepackt und geschüttelt hätte.
Arman, der als Kind den Genozid miterleben musste und seine ganze Familie verloren hat, verarbeitet seine Ängste beim Bildhauen. Gnadenlos begabt, setzt er die armenische Kultur im London der 30-iger Jahre fort und gibt seinen Toten ein Gesicht. Er konnte für mich auf ganzer Linie überzeugen. Gerettet durch seinen Ziehvater Bülent und Amarna hat er gelernt, Gefühle zu zeigen, zu sagen, was er denkt und seine Familie zu beschützen. Manchmal hätte ich mir allerdings gewünscht, dass er nicht ganz so passiv mit sich umgehen lässt, sondern "auf den Tisch gehauen" hätte.
Doris und Dexter - vor allem Doris - müssen auch noch erwähnt werden. Die beiden sind die Nachbarn Armans und Amarnas in London und unbezahlbar! Neugierig und manchmal etwas tapsig hatte Doris mich sofort um den Finger gewickelt und jedes Mal, wenn ich an sie denke, zaubert sie mir ein Lächeln ins Gesicht.
Eva, Paul und Wilma bilden den zweiten Erzählstrang. Die drei leben in Berlin und könnten unterschiedlicher nicht sein. Eva, die Luxus gewohnte Künstlerin, Paul, der Studierte und Wilma, die eine Kartoffelkneipe besitzt.
Eva konnte sich so gar nicht in mein Leserherz schleichen: Ihre Bilder wurden von den Nazis verbrannt und sie musste irgendwann aus Berlin fliehen. Leider habe ich sie als egoistisch kennen gelernt. Zu ihrem Schutz sei gesagt, dass sie viel durchmachen musste und ich ihr Verhalten in gewissem Maße verstehen konnte, aber wenn´s drauf ankam, hat sie mich enttäuscht.
Wilma und Paul waren für mich die Charaktere, die mir am meisten Spaß gemacht haben. Sie haben gezeigt, dass es sich selbst im Kleinen lohnt, für seine Überzeugung zu kämpfen. Schade fand ich, dass nicht mehr erfahren habe, ob sie glücklich geworden sind.
Wally, ein Freund der Familie und Rehan, die Arman als Waise vor dem Genozid gerettet hat, waren sehr liebevoll gezeichnet und haben dem Roman gutgetan. Vor allem Rehan, die eine Ruhe ausgestrahlt hat, die ich beim Lesen nach manchen Kapiteln gebraucht habe.
Schreibstil
Carmen Lobato ist es gelungen, dass ich den Roman nicht aus der Hand legen konnte und hat mich für die Zeit des Lesens in eine fremde Welt entführt. Als ich das Buch zugeklappt habe, war ich traurig, dass ich nicht weiter im Leben von Amarna und Arman, Paul und Wilma und den anderen dabei sein darf.
Carmen Lobato hat die Hoffnung, die noch zu Beginn des Krieges da war, die Reichskristallnacht, die Verfolgung der Juden sowie die der Armenier durch die Jungtürken, das Ende des Krieges, die Folgen für die Menschen so gefühlvoll eingefangen, dass ich mitgelitten, mitgeliebt, mitgefiebert und mitgetrauert habe. Mit ihrer ganz eigenen Art zu Schreiben war ich mittendrin, statt nur dabei!
Schön fand ich auch die Metaphern, die sich wie ein roter Faden durch den Roman gezogen habe (Regnet´s jetzt in Paris, oder nicht?) und der teilweise unterschwellige Humor und/oder die Ironie mancher Charakter haben das Buch abgerundet und meine Stimmung manchmal wieder aufgelockert.
Und ganz nebenbei hab ich auch noch viel über armenische Bräuche und Geschichten erfahren und mir wurde die Archäologie etwas näher gebracht.
Fazit
Ein wichtiger Roman, der hilft, dass wir nicht vergessen. Wichtiger denn je in der heutigen Zeit - Lesen!