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Veröffentlicht am 10.11.2018

Wissbegierig und rastlos durch die Welt

Alexander von Humboldt
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2019 wird sich der Geburtstag des Alexander von Humboldt zum 250. Mal jähren, ein Grund mehr, sich mit diesem außergewöhnlich facettenreichen Universalgelehrten mit Hilfe von Rüdiger Schapers neuer Biografie ...

2019 wird sich der Geburtstag des Alexander von Humboldt zum 250. Mal jähren, ein Grund mehr, sich mit diesem außergewöhnlich facettenreichen Universalgelehrten mit Hilfe von Rüdiger Schapers neuer Biografie „Alexander von Humboldt. Der Preuße und die neuen Welten“ eingehender zu beschäftigen. Im Unterschied zu Andrea Wolf (Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur, 2016) nähert sich Schaper von Humboldt nicht über dessen Forschungsgegenstände, sondern schaut sich den Menschen von Humboldt in einer Retrospektive genauer an.

Ausgangspunkt ist dessen ungewollte Rückkehr in die ungeliebte Heimatstadt Berlin. Da ihm die finanziellen Mittel fehlen, ist sein Leben in Paris passé, wo er sich erstmals nach seiner großen Amerika-Reise zur Aufarbeitung und Niederschrift der Ergebnisse niedergelassen hat. Paris, das ist die Metropole, in der er sich zuhause fühlt und in die er immer wieder zurückkehren wird. Er ist ein unruhiger Geist, den es nicht lange an einem Ort hält. Er braucht neue Anregungen, schmiedet Pläne und realisiert sie – zumindest solange, bis sein Vermögen gänzlich aufgebraucht ist.

Unermüdlich in seinem Bestreben, die Welt in ihren ganzen Facetten zu begreifen, saugt er Eindrücke auf, interessiert sich neben der Natur aber auch für Themen, die wir heute sozialpolitisch nennen würden. Ein Freigeist, ein Vordenker, einer, der sich nicht einengen lässt, ein Universalgelehrter im besten Sinn des Wortes, für den es keine Beschränkungen gibt, auch nicht im zwischenmenschlichen Bereich.

Schapers Humboldt-Biografie ist sehr informativ und äußerst unterhaltsam geschrieben. Bestens geeignet, um einen ersten Überblick über Leben und Wirken dieser schillernden Persönlichkeit zu bekommen. Und für den Fall, dass man Alexander von Humboldt und sein Wirken noch besser kennenlernen möchte, hat der Autor im Anhang eine ausführliche Literaturliste mit Quellentexten, Sekundärliteratur sowie belletristischen Werken, in denen dieser auftaucht, angefügt.

Veröffentlicht am 10.11.2018

Für die italienischen Sehnsuchtsmomente

Toskana
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Katie und Giancarlo Caldesi sind Profis. Neben der Leitung zweier Restaurants betreiben sie in London eine Kochschule, sind Kochbuchautoren und veröffentlichen ihre Rezepte in englischen Tageszeitungen. ...

Katie und Giancarlo Caldesi sind Profis. Neben der Leitung zweier Restaurants betreiben sie in London eine Kochschule, sind Kochbuchautoren und veröffentlichen ihre Rezepte in englischen Tageszeitungen. Kurz gesagt, sie sind engagierte Botschafter der italienischen Küche. Giancarlo Caldesi stammt aus der Toskana und ist somit prädestiniert dafür, diese Region den genussfreudigen italophilen Hobbyköchen näherzubringen.

„Toskana. Authentische Rezepte aus Italien“ nimmt uns mit in den toskanischen Alltag. Angelehnt an die Tageszeiten führen die beiden Autoren durch die Küchengeheimnisse dieser Sehnsuchtsregion. Dabei beschränken sie sich aber nicht nur auf die klassischen Rezepte, sondern liefern noch jede Menge grundlegende und äußerst Interessante Küchentipps und Informationen, nicht nur zu den Gerichten sondern auch zu Land und Leuten.

Wie bereits erwähnt, richtet sich die Einteilung des Rezeptteils grob nach der Abfolge der täglichen Mahlzeiten. Zum Frühstück gibt es einen Sprach- und Crashkurs zum Thema Kaffee, dem überwiegend süße Frühstücksideen folgen. Unter den wenigen herzhaften Vorschlägen stechen für mich „Babbos Eier“ heraus, schnell zu realisieren (so man die hausgemachte Tomatensoße auf Vorrat hat) für das späte Frühstück am Wochenende.

Es folgen die Rubriken Mittagessen, Aperitivo, Hauptgerichte (Primo und Secondi), Beilagen und Desserts. Lobend zu erwähnen ist hierbei die Bodenständigkeit der Gerichte. Kein Schnickschnack, sondern eine ehrliche, einfache, bäuerlich geprägte Küche, die Wert auf die Qualität der Ausgangsprodukte und das Zusammenspiel der Aromen legt: „Pasta mit gerösteten Tomaten, Chili und Knoblauch“, ein wunderbares Essen, bei dem man den Geschmack der Toskana auf der Zunge hat. Oder, wenn es etwas mit Fleisch sein soll, „Giancarlos toskanisches Hähnchen mit Rosmarin und Knoblauch“, ohne großen Aufwand zu realisieren. Bei den Beilagen dominieren die verschiedenen Gemüse, wobei deren Zubereitung sich im Wesentlichen auf die Verwendung von gutem Olivenöl und einem Hauch von Salz konzentriert. Die Dolci sind schwach vertreten, listen aber die bei uns bekannten Klassiker wie Pannacotta und Panforte auf und überraschen mit Pfannkuchen aus Maroni-Mehl.

Die Rezepte sind durchgängig einfach zuzubereiten, sodass auch Kochanfänger nicht vor große Herausforderungen gestellt werden. Die Zutaten werden genau aufgelistet, die Zubereitung im Detail beschrieben und erklärt, und das zu erwartende Endergebnis auf schönen Fotografien entsprechend veranschaulicht.

Ein wunderbares Kochbuch für die italienischen Sehnsuchtsmomente!

Veröffentlicht am 10.11.2018

Wo Reacher draufsteht, ist Reacher drin!

Im Visier
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Jack Reacher ist auf dem Weg nach Seattle. In einem Bus. Von Langeweile geplagt, greift er nach einer Armypostille, die jemand auf einem Sitz liegengelassen hat und findet darin eine an ihn gerichtete ...

Jack Reacher ist auf dem Weg nach Seattle. In einem Bus. Von Langeweile geplagt, greift er nach einer Armypostille, die jemand auf einem Sitz liegengelassen hat und findet darin eine an ihn gerichtete Kleinanzeige, in der er zur Kontaktaufnahme aufgefordert wird. Der französische Präsident ist nur knapp dem Anschlag eines Snipers entgangen. Aber was hat Reacher damit zu tun? Nun, da auch er ein ausgebildeter Scharfschütze ist, kann er die Verdächtigen beurteilen. Und zu allem Überfluss ist unter ihnen auch ein alter Bekannter, John Kott, den er vor Jahren verhaftet hat und der mittlerweile wieder auf freiem Fuß ist. Und man kann davon ausgehen, dass der Attentäter den französischen Präsidenten noch immer im Visier hat. Die nächste gute Gelegenheit würde der G8-Gipfel in London bieten. Schnelles Handeln ist angezeigt. Und so macht sich Reacher mit der noch recht unerfahrenen CIA-Agentin Casey Nice auf den Weg, um seine Mission zu erfüllen.

„Im Visier“, Band 19 der Reihe, verlegt Lee Child den Schwerpunkt der Handlung nach Europa, England und Frankreich. Quasi ein Heimspiel für ihn, den gebürtigen Engländer und Teilzeit-Franzosen. Aber eigentlich ist der Handlungsort ja auch egal. Und auch in Europa funktioniert die Reacher-Story einwandfrei, da Child nicht auf die aus den Vorgängern bewährten Zutaten verzichtet. Ein Mann auf einer Mission, eine hübsche Frau an seiner Seite, zahlreiche Bösewichte, die dem Protagonisten und seiner Begleitung an die Wäsche wollen, Schießereien, Prügeleien, ein Plot, der konsequent auf den Showdown hin ausgerichtet ist - wo Reacher draufsteht, ist Reacher drin. Man liebt ihn, oder man hasst ihn.

Philosophischen Tiefgang sucht man hier vergebens, dafür bekommt man eine unterhaltsame Superman-Geschichte geboten. Und nichts anderes habe ich erwartet.

Veröffentlicht am 06.11.2018

Tolle Rezepte und jede Menge Infos

Huhn & Hähnchen
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Schon Henri IV. versprach im sechzehnten Jahrhundert „jedem Bauer am Sonntag ein Huhn im Topf“, denn Hühnerfleisch mag jeder. Es ist unglaublich variabel und kann deshalb in den verschiedensten Geschmacksrichtungen ...

Schon Henri IV. versprach im sechzehnten Jahrhundert „jedem Bauer am Sonntag ein Huhn im Topf“, denn Hühnerfleisch mag jeder. Es ist unglaublich variabel und kann deshalb in den verschiedensten Geschmacksrichtungen und Zubereitungsarten auf den Teller gebracht werden. Und damit es nicht immer nur Hühnersuppe oder Grillhähnchen gibt, lohnt es sich, einen Blick in das neue Kochbuch von Tareq Taylor „Huhn & Hähnchen. Vielseitig und weltweit geliebt“ zu werfen.

Das Buch ist voll mit Rezepten aus aller Welt, die einem schon beim bloßen Anschauen der wunderschön fotografierten Gerichte das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen. Aber das erste, was mir positiv ins Auge gefallen ist, war die ausführliche Warenkunde, die dem Rezeptteil vorangestellt ist. Ich kaufe mein Geflügel häufig in Frankreich ein (wir wohnen eine Fahrstunde von der Grenze entfernt), da dort die Auswahl an ordentlich aufgezogenem Federvieh wesentlich größer ist als auf unserem Wochenmarkt. Schwarzfeder-, Bresse-, Hof- und Mais-Hühner, Poularden und Stubenküken, alles vorhanden. Und all diese stellt Taylor auf einer Skala von 1 bis 10 anhand der Textur und des Geschmacks vor. Daneben gibt es natürlich auch noch eine detaillierte Schritt-für-Schritt Anleitung für das richtige Tranchieren.

Es folgen die Rezepte, wobei sich Internationales wie Pollo al limone, Udon, Cocos Chicken Curry etc. mit Klassikern wie Hähnchen-Schnitzel oder Hähnchen Kiew abwechselt. Taylor startet mit den Basics „Brühen, Fonds und Saucen“. Danach geht es um „Suppen und Eintöpfe“, „Reis- und Nudelgerichte“, „Aus Ofen und Pfanne“, „Gegrilltes“ sowie „Brote, Salate und Fast Food“ für Übriggebliebenes. Dazu sind noch doppelseitige Erläuterungen zu „Früchte und Nüsse“, „Gewürze“, „Knusprige Haut und andere Tricks“ und „Fett“, jeweils in ihrem Verhältnis zu Hühnerfleisch, zu finden. Die Zubereitungen an sich sind gut erklärt, die Zutaten separat aufgeführt und in jedem ordentlich sortierten Supermarkt erhältlich. Und damit der Hobbykoch eine Ahnung davon hat, wie das Endergebnis aussehen sollte, runden appetitanregende Fotos der jeweiligen Gerichte die Rezepte ab.

„Huhn & Hähnchen“ ist ein wunderschönes Kochbuch, voll mit tollen Rezepten, jeder Menge Infos und Anregungen, das ich gerne weiterempfehle

Veröffentlicht am 05.11.2018

Komplizierte Beziehungen

Wer Strafe verdient
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In Kürze, weshalb ich auch darauf verzichte, näher auf den Inhalt einzugehen:

Ich kann die vielen negativen Rezensionen nicht nachvollziehen. Von Elizabeth George darf man keinen gemütlichen englischen ...

In Kürze, weshalb ich auch darauf verzichte, näher auf den Inhalt einzugehen:

Ich kann die vielen negativen Rezensionen nicht nachvollziehen. Von Elizabeth George darf man keinen gemütlichen englischen Landhauskrimi der Sorte Mord-Ermittlung-Entlarvung des Täters erwarten. Und das Ganze am besten auf 250 Seiten, damit es schnell runtergelesen werden kann. Aber das hat sie ja bereits hinlänglich in den Vorgängerbänden der Reihe bewiesen. Ihr Anliegen ist es, das komplizierte Beziehungsgeflecht im Umfeld des Verbrechens darzustellen, und das gelingt ihr auch in "Wer Strafe verdient" perfekt. Ja, und das benötigt Raum - in diesem Fall stark über 800 Seiten. Natürlich sind nicht alle Informationen für die Aufklärung relevant, aber so kann sich der Leser ein wesentlich besseres Bild von den Umständen machen, die zu dem Verbrechen führen. Und auch die Befindlichkeiten und persönlichen Probleme der Protagonisten von Scotland Yard - Havers, Lynley und Ardery - gehören meiner Meinung dazu, steht es doch außer Frage, dass diese die Ermittlungsarbeit gehörig beeinflussen.

Für mich war dieser Band jedenfalls wieder das beste Beispiel für einen aus der Masse hervorstechenden englischen Whodunit, der wieder einmal mehr beweist, dass Elizabeth George zurecht als Queen of Crime zu bezeichnen ist. Punkt!