Liebesgeschichte und die Probleme der Welt
„Der Sommer, in dem die Zeit stehenblieb“ von Tanya Stewner (14,99€, erschienen am 12.02.15 im Verlag Fischer KJB)
Zum Nachdenken zieht sich Juli immer auf eine Lichtung zurück. Dort trifft sie auf einen ...
„Der Sommer, in dem die Zeit stehenblieb“ von Tanya Stewner (14,99€, erschienen am 12.02.15 im Verlag Fischer KJB)
Zum Nachdenken zieht sich Juli immer auf eine Lichtung zurück. Dort trifft sie auf einen geheimnisvollen Jungen triff. Darauf passieren seltsame Dinge immer dann, wenn sie ihrer besten Freundin Whoppi von ihm erzählen möchte. Es beginnt eine Geschichte über Liebe, die so nicht sein darf und die Macht der Natur.
Als ich das Cover gesehen hab, dachte ich an eine typische Mädchen-Liebesgeschichte, doch der Schein trügt und ich wurde schnell eines Besseren belehrt. Das Cover zeigt ein Pärchen im Wald (vielleicht Julis Lichtung?), das man allerdings erst auf den zweiten Blick sieht. Zuerst springen einem die pinken Verschnörkelungen auf, die den Titel schön umrahmen. Auf dem Bild im Internet sah es für mich erst nach fallenden rosa Blütenblättern aus.
Der Schreibstil ist sehr angenehm und leicht. Die Autorin schreib durchgehen aus Julis Sicht in der Ich-Perspektive. Dennoch dauerte es etwas bis ich mit Juli warm geworden bin. Besonders ihre Freundschaft mit Whoppi hat mich am Anfang sehr verwirrt. Als sie zu ihr nach Hause sind und Whoppi unbedingt den ganzen Nachmittag ferngesehen hatte, während Juli nur danebenlag und nachgedacht hat. Sehr seltsam. Oder wo die beiden extra in einem Imbiss essen waren, weil er einen Fernseher hatte. Das kam mir ziemlich seltsam vor.
Insgesamt macht Juli im Laufe der Geschichte eine Entwicklung durch. Von der streberhaften Tochter reicher Eltern, die alles Unklare sofort zerdenkt, sich unliebsame Dinge mit dem imaginären Golfschläger aus dem Kopf schlägt und Gefühle unter den Teppich kehrt zu einer reifen 17-jährigen, die aufrecht und selbstbewusst durchs Leben geht und den Wunsch hat, die Welt besser zu machen. Das hat die Autorin wirklich toll beschrieben.
Anjano kam mir zu Beginn seltsam vor. Ich dachte zuerst, dass er aus der Vergangenheit kommt, was natürlich Quatsch war. Julis Hypothesen waren auch glaubhaft. Obwohl ich es einen Tick eher geahnt habe als Juli, war es dennoch nicht vom Anfang an zu erraten.
Auf der Rückseite unter dem Klappentext steht: „Achtung, er [der Roman] könnte auch dich verändern!“ Als ich das das erste Mal gelesen habe, hab ich gedacht, dass das total übertrieben ist, aber lasst euch davon nicht täuschen. Der Roman hat meine Sicht auf die Natur geändert und spricht die Probleme unserer Zeit endlich mal aus: Rücksichtslosigkeit gegenüber der Umwelt, die wir fast zu Grunde richten, die Schere zwischen Arm und Reich. Sie wirft allerdings auch einen hoffnungsvollen Blick in die Zukunft, dass wir das vielleicht wieder hinbekommen, wenn wir den Mut finden umzudenken.
Obwohl das jetzt ziemlich trocken klingt und man in einem Liebesroman nicht unbedingt Lust hat, sich mit den Problemen der Welt zu beschäftigen, kann ich Entwarnung geben: Das tut der Liebesgeschichte zwischen Juli und Anjano keinen Abbruch, sondern gibt ihnen etwas ganz besonders.
Die Geschichte traf mich nicht direkt mitten ins Herz, aber sie hat mich gereicht, deshalb kann ich keine fünf Sterne geben. Ich kann nicht genau sagen, woran es lag. Vielleicht, weil ich nur so durch das Buch gerast bin, das mit seinen 315 Seiten relativ dünn ist. Oder es lag daran, dass ich noch so lange über die Freundschaft zu Whoppi nachgedacht habe.
Zusammenfassend gesagt:
Ein Liebesgesichte gegen die Natur, die einem einen anderen Blickwinkel auf die Welt schenkt und Hoffnung auf eine Veränderung macht.