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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.11.2018

Sommer ist, was du draus machst

Ein unvergänglicher Sommer
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Wenn man den Klappentext so liest, vermutet man hinter diesem Buchdeckel wahrscheinlich eher ein rasantes Roadmovie. Stattdessen würde ich es eher als Erfahrungsbericht mit einprägsamem Lebensmotto nennen:

"Man ...

Wenn man den Klappentext so liest, vermutet man hinter diesem Buchdeckel wahrscheinlich eher ein rasantes Roadmovie. Stattdessen würde ich es eher als Erfahrungsbericht mit einprägsamem Lebensmotto nennen:

"Man ist immer nur so alt, wie man sich fühlt. Und zum leben ist es nie zu spät!"

Richard und Lucía sind in ihren 60ern, als sie als Untermieterin bei ihm einzieht. Obwohl beide in ihrem Leben schon unheimlich viel erlebt haben, könnten sie unterschiedlicher nicht sein. Während Lucía sich von ihren Schicksalsschlägen nicht unterkriegen lässt und ihr Leben genießt, hat Richard längst kapituliert. Er kapselt sich ab und verschanzt sich hinter Mauern. Bis die junge Evelyn inmitten eines Schneesturms plötzlich an seiner Tür klingelt und ihn damit zwingt, das Leben so zu nehmen wie es kommt.

Auch wenn sich das Buch ziemlich ruhig liest, wirkt es doch sehr beeindruckend. In vielen Rückblenden erfährt man, was die drei Schicksalsgefährten in ihrem Leben bereits erlebt haben und wie sie letztendlich zu den Personen geworden sind, die sie heute der Welt zeigen. Es stimmt einen nachdenklich zu lesen, was vor allem die beiden Frauen alles erleben mussten, aufgewachsen in Guatemala und Chile.
Denn Isabel Allende erzählt nicht nur von der Liebe und dem Leben, sondern auch von politischen Unruhen, ärmlichen Verhältnissen, Gewalt gegen Frauen und der amerikanischen Flüchtlingspolitik. Trotz der ernsten Themen ist das Buch sehr unterhaltsam und lässt einen mit einem positiven Gefühl zurück.

Fazit:
Ein Buch, das einen daran erinnert, nicht nur in der Vergangenheit zu leben und mit seinen Rückschlägen zu hadern. Solange man mutig ist und die Zukunft furchtlos mit offenen Armen empfängt, ist der Sommer des Lebens noch nicht vorbei!

Veröffentlicht am 09.11.2018

Thriller a la Hollywood

Todeskäfig (Ein Sayer-Altair-Thriller 1)
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Dieser Thriller bietet alles, was man sich auch von einem guten Hollywood-Film erhoffen würde. Einen spannenden Plot, aufregende, unvorhergesehene Twists und interessante Figuren.

Die Hauptfigur Agent ...

Dieser Thriller bietet alles, was man sich auch von einem guten Hollywood-Film erhoffen würde. Einen spannenden Plot, aufregende, unvorhergesehene Twists und interessante Figuren.

Die Hauptfigur Agent Sayer Altair, die nebenbei über die physischen Präferenzen von Serienmördern forscht, untersucht den Fall der vermissten Governeurstochter Gwen van Hurst, die nach mehreren Monaten verhungert und verdurstet in einem Käfig gefunden wird. Schnell stellt sich heraus, dass sie nicht das einzige Opfer war und die Jagd nach dem Serienkiller beginnt.

Die Geschichte erschien mir als eher unregelmäßigem Thriller-Leser sehr originell und wartete mit ungewöhnlichen Wendungen auf. Besonders der wissenschaftliche Aspekt und die eingeflochtene Theorie, dass sich Serienkiller anhand einer Anomalie im Gehirn von "normalen" Menschen unterscheiden, hat mich sehr fasziniert.

Die Handlung war zudem durchweg fesselnd und rasant (eben wie ein guter Film) und hat zudem auch nix beschönigt.

Lediglich die Figuren blieben für meinen Geschmack etwas blass. Zwar bot vor allem Agent Altair als dunkelhäutige Enkelin eines ehemaligen Senators mit neurowissenschaftlicher Ausbildung beim FBI eine interessante Figur, emotional gesehen konnte sie mich allerdings nicht wirklich erreichen. Auch das ist eben typisch Hollywood. Um ehrlich zu sein, lese ich das Buch ja aber auch nicht, um emotional bewegt zu werden; mir geht es um die Unterhaltung. Und unterhalten wurde ich mit diesem Buch definitiv.

Fazit:
Als Erstlingswerk der Autorin und Einstieg in eine neue Reihe ist dieser Thriller wirklich Eins A gelungen. Ich bin nur gespannt, ob sein Nachfolger diese Handlung noch übertreffen oder zumindest an dieses Maß an Spannung heranreichen können wird.

Veröffentlicht am 06.11.2018

Sehr poetisch

Der Duft des Lebens
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Wer auf der Suche nach einer poetischen, fast lyrischen Geschichte über den Sinn des Lebens und unsere Bedeutung sucht, ist hier genau richtig.

Die Geschichte von Aviv und Kaminski, die sich in einem ...

Wer auf der Suche nach einer poetischen, fast lyrischen Geschichte über den Sinn des Lebens und unsere Bedeutung sucht, ist hier genau richtig.

Die Geschichte von Aviv und Kaminski, die sich in einem sinnbildlichen Kampf Gut gegen Böse gegenüberstehen, ist eigentlich schnell erzählt. Aviv wird mit einer reinen Seele geboren, Kaminski dagegen hat entweder gar keine oder nur eine schwarze, verkümmerte Seele und möchte dies gerne ändern, indem er sich die Seelen anderer einverleibt.

Wer sich von dieser Zusammenfassung jetzt abschrecken lässt, da sie ihm entweder zu fantastisch oder eher zu profan klingt, dem sei versichert: sie ist weder das eine noch das andere!
Mit Worten kann ich leider nicht halb so gut umgehen wie die Autorin Frau Bagus. Sie formuliert wie eine Wortakrobatin und schafft damit unglaublich anschauliche, tiefgehende, bildhafte Paläste der Literatur.

Und auch die Geschichte an sich ist eher ein kurzweiliges Märchen, ohne Zauberer, Zaubersprüche oder Fabelwesen. Sie bringt uns aber den Sinn des Lebens näher. Was definiert uns eigentlich? Was passiert, wenn wir diese Welt irgendwann wieder verlassen müssen? Wie gehen die Menschen, die wir zurücklassen müssen, mit unserem Tod um?

Es ist irgendwie tröstlich zu glauben, dass wir oder zumindest die Essenz dessen was uns ausmacht Teil eines großen Kreislaufes sind und als solcher zum Erscheinungsbild der Natur beitragen.

Fazit:
Dieses Buch verzaubert einen von der ersten Seite an und erfüllt einen mit Licht, wenn man nur genau hinsieht und sein Herz öffnet.

Veröffentlicht am 06.11.2018

Modernes Märchen

Die wundersame Mission des Harry Crane
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Dieses Buch ist eine unglaublich schöne Geschichte, darüber, wie man den Tod eines geliebten Menschen verarbeiten kann (auch wenn dafür ziemlich viel Glück vonnöten ist).

Die Verstrickungen aufgrund derer ...

Dieses Buch ist eine unglaublich schöne Geschichte, darüber, wie man den Tod eines geliebten Menschen verarbeiten kann (auch wenn dafür ziemlich viel Glück vonnöten ist).

Die Verstrickungen aufgrund derer sich Harry Crane und die kleine Oriana begegnen, sind wirklich märchenhaft. Beide verlieren durch unglückliche Zufälle einen geliebten Menschen: Harry seine Frau Beth und Oriana ihren bärenstarken Vater Dean. Letztendlich führt ihre Liebe zu den Bäumen und Wäldern sie zueinander und bringt sie dazu, langsam ihre Trauer zu verarbeiten und neu anzufangen.

Dabei besticht die Geschichte nicht nur durch ihre ungewöhnliche Handlung, sondern vor allem durch die vielen schrulligen, liebenswerten Figuren, die die beiden auf ihrem Weg begleiten. Sie zeigen einem, dass jeder auf seine ganz eigene Art und Weise etwas Besonderes ist und man das Glück oft auf sehr ungewöhnlichen Wegen findet, wenn man es am wenigsten erwartet.

Fazit:
Die wundersame Mission des Harry Crane ist vor allem anderen herzerwärmend bis in die tiefsten Ecken und passt damit perfekt in diese doch recht kühle Jahreszeit!

Veröffentlicht am 06.11.2018

Im Kopf des Mörders

Das Geheimnis der Grays
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Mit diesem Buch hat Anne Meredith eine ganz neue Ebene des Kriminalromans erreicht und wurde damit zu einer (wenn auch verkannten) Vorreiterin ihrer Zeit.

Die 30er Jahre waren die Hochzeit des typischen ...

Mit diesem Buch hat Anne Meredith eine ganz neue Ebene des Kriminalromans erreicht und wurde damit zu einer (wenn auch verkannten) Vorreiterin ihrer Zeit.

Die 30er Jahre waren die Hochzeit des typischen whodunnit-Kriminalromans. Eine Reihe Verdächtiger, jeder mit einem starken Motiv, trifft zusammen mit dem Opfer an neinem abgeschiedenen Ort ein und sowohl der leitende Ermittler als auch der Leser rätseln bis zum Schluss, wer denn nun der Täter ist.

Geht man mit diesen Erwartungen an "Das Geheimnis der Grays" heran, wird man wohl ziemlich schnell überrascht oder enttäuscht (je nachdem wie sehr man sich auf diese typische Verbrecherjagd gefreut hat). Dieses Buch ist nach einem gänzlich anderen, wenn auch gleichwohl spannenden Schema aufgebaut. Dabei glänzt es aber auch durch den typisch englischen schwarzen Humor und seinen exzellenten Sprachstil. Die Autorin hat sich die Zeit genommen, das Innenleben ihrer Figuren detailiert unter die Lupe zu nehmen und entführt ihre Leser damit auch auf eine Reise in den Kopf eines Mörders.

Letzendlich ist es damit also auch unter anderem das Porträt eines Mörders, das diese Person nicht zuletzt sehr menschlich wirken lässt.

Fazit:
Wenn man sich darauf einlässt, entwickelt sich "Das Geheimnis der Grays" zu einem sehr einfühlsamen, unterhaltsamen Stück Kriminalistik, das trotz allem auch an seine zeitlichen Wegbegleiter wie Miss Marple und Hercule Poirot erinnert.