Ging tief unter die Haut
Someone NewKennt ihr das, wenn ihr so viel zu sagen habt, dass euch die Worte fehlen?
Es gab im Vorfeld viele Meinungen, die ich gelesen habe und sie waren nicht alle positiv wobei ich da anmerken muss, dass es eher ...
Kennt ihr das, wenn ihr so viel zu sagen habt, dass euch die Worte fehlen?
Es gab im Vorfeld viele Meinungen, die ich gelesen habe und sie waren nicht alle positiv wobei ich da anmerken muss, dass es eher konstruktive Kritik als negatives beurteilen war. Und das ist total okay, ich konnte einiges sogar nachvollziehen. Denn ja es gibt diese vielen, vielen Punkte (Rassismus, Homophobie, Teenagerschwangerschaft usw. ) alle finden sich hier wieder und das wirkt viel. Beinahe zu viel auf einmal. Sehr inszeniert, könnte man sagen. STOPP.
Natürlich, ein Roman ist nichts anderes als eine fiktive Geschichte. Auch wenn es hier natürlich viel Realität beinhaltet. Deshalb lassen wir das dahin gestellt, weil es nicht essentiell ist, für mich nicht. Es wirkte auch gar nicht so schlimm auf mich, wie ich dachte, dass es wirken müsste. Es fügte sich sogar.
Kommen wir lieber zu wichtigerem. Julian und Micah. Ich konnte gar nicht kritisch mit ihnen sein, denn ich habe sie beide von Anfang an geliebt. Es ging gar nicht anders. Kaum waren die ersten Worte gelesen war es um mich geschehen. Es gab kein halten, gar keins. Denn ich habe die oben genannten Punkte nur am Rand wahrgenommen und nicht tiefer darüber nachgedacht, erst danach, denn ich war und bin es noch, völlig gefangen von dem was sich zwischen Micah und Julian abgespielt hat. Jedes kleine Detail, jedes Stückchen mehr, das sie bereit waren einander zu schenken, jedes bisschen mehr Akzeptanz und Liebe und all die Kleinigkeiten. Für mich war das ganz groß.
Ich wünsche mir über jedes der wichtigen Themen noch mindestens ein Buch von Laura Kneidl, sie hätte nicht jedes denkbare Klischee in diesen Roman packen müssen und ich tue mich gerade sehr schwer darin euch zu beschreiben warum es mir trotzdem egal ist.
Ich rede oft darüber, dass all diese Themen wichtig sind, dass wir alle mehr Sensibilität für dies und jenes zeigen sollten, offener werden sollten und ganz Normales wie z.B. schwul sein nicht als Tabuthema sehen sollten. Auch ist eine Schwangerschaft als Teenager nicht ideal aber daran zerbricht auch nicht unbedingt ein Leben, genauso wie es einfach keinen Rassismus geben muss weil es etwas vollkommen unnötiges, dummes ist. Das erzähle ich oft und ich finde es richtig das zu tun aber trotzdem ging es hier um etwas anderes. Und das fand ich umwerfend.
Es ging um Akzeptanz, den Wunsch akzeptiert zu werden, den Wunsch man selbst sein zu können und sich dafür nicht rechtfertigen zu müssen und das hat Laura Kneidl mir verklickert. Sie hat mir die Augen wenn möglich sogar noch ein bisschen mehr geöffnet und sie hat noch mehr für mich getan, sie hat mir eine Gewissheit mit ihren Figuren geschenkt. Die Gewissheit, dass es mir egal ist, die Gewissheit, dass Liebe in jedem Fall Liebe ist und das nichts daran etwas ändert. Außerdem gab sie mir die Gewissheit, dass ich Micah und Julian auch als Aliens mit drei Köpfen und sieben Augen geliebt hätte und sie sich gegenseitig.
Ich mochte die Handlung der Geschichte, wobei es im Grunde zweitrangig war wo sich was abspielte, die Schauplätze habe ich am Rande wahrgenommen. Aber diese beiden unglaublichen Charaktere haben alles eingenommen. So sehr, dass ich in wirklich wenigen Stunden dieses Buch gelesen hatte. Es gab nichts mehr außer sie und ich habe für sie gelebt und gebrannt und gehofft. Ich habe geweint und gelacht, wirklich laut gelacht, ich habe geseufzt und gewünscht, die Welt wäre ein besserer Ort.
Ich verstehe kritische Meinungen. Und jeder darf seine haben und ich habe meine.
Was sich zwischen Micah und Julian abgespielt hat, was sie erlebt und gefühlt haben hat mich berührt. Tief berührt.
Ich habe mich oft gefragt ob Eltern wirklich so reagieren können wie bei Adrian z.B. habe mich gefragt ob es einigen wirklich wichtig ist ob ihr Kind schwul oder lesbisch und grün kariert ist. Denn auch ich bin früh Mama geworden (wo wir beim Klischee sind) und das einzige was ich will ist meine Kinder glücklich egal mit wem. Und das hat in mir ein wirklich langes Nachdenken ausgelöst. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass es natürlich so ist. Es gibt Menschen, viele Menschen die all das nicht akzeptieren. Und die sind arm dran. Nur diese Menschen. Denn jeder der zu sich und dem was er oder sie ist steht ist mutig und hat das Zeug dazu mit sich selbst und oder mit einem anderen Menschen glücklich zu werden. Die die nicht akzeptieren leben in einer Blase in der ihre kleine Welt okay ist aber glücklich, so richtig glücklich sein kann man damit sicher schwer oder? Das habe ich aus ''Someone new'' mitgenommen. Das ist es was ich gelernt und während 534 Seiten gelebt habe, das ist es worauf es ankommt und Laura hat genau das auf den Punkt gebracht.
Dieses Buch zeigt so viel, so viel Negatives, das es nicht geben müsste und so viel Stärke und Mut, den jeder haben kann und darf und leben darf.
Ich bin verliebt in Micah und Julians Geschichte, denn sie ging unter meiner Haut spazieren, bis zu meinem Herz.