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Veröffentlicht am 18.12.2018

Zainichi

Ein einfaches Leben
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Korea in den 1930er-Jahren: Mit ihrer Mutter Yangjin betreibt Sunja, die Tochter eines inzwischen verstorbenen Fischers, ein Logierhaus. Sie leben in sehr einfachen Verhältnissen, aber kommen dank ihres ...

Korea in den 1930er-Jahren: Mit ihrer Mutter Yangjin betreibt Sunja, die Tochter eines inzwischen verstorbenen Fischers, ein Logierhaus. Sie leben in sehr einfachen Verhältnissen, aber kommen dank ihres Fleißes zurecht. Doch dann wird die junge Frau genau im falschen Moment schwach: bei einem verheirateten Mann, dem Fischgroßhändler Hansu, der sie nicht ehelichen kann. Um keine Schande über ihre Familie zu bringen, verlässt die schwangere Sunja ihre Heimat Korea. Sie bringt ihre Söhne Noa und Mozasu in Japan zur Welt. Koreanische Einwanderer, die „Zainichi“, werden dort wie Menschen zweiter Klasse behandelt. Sunja versucht, sich mit ihrer Situation abzufinden. Ihre Söhne jedoch fordern ihr Schicksal heraus: Noa studiert an den besten Universitäten, Mozasu zieht es in die Pachinko-Spielhallen der kriminellen Unterwelt der Yakuza.

„Ein einfaches Leben“ ist ein vielschichtiges Familienepos der Autorin Min Jin Lee.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus drei Teilen: Der erste betrifft die Jahre 1910 bis 1933, der zweite 1939 bis 1962 und der dritte den Zeitabschnitt 1962 bis 1989. Die Teile sind wiederum in mehrere Kapitel mit einer angenehmen Länge untergliedert. Die Handlung spielt an unterschiedlichen Orten in Korea und Japan. Dieser Aufbau funktioniert gut.

Der Schreibstil ist recht schnörkellos und wirkt zunächst ziemlich nüchtern. Aber er ist zugleich eindringlich, einfühlsam und fesselnd. Die Geschichte nimmt nur langsam Fahrt auf. Sie konnte mich jedoch zunehmend in ihren Bann ziehen und entfaltete trotz der hohen Seitenzahl bis zum Schluss eine Sogwirkung auf mich.

Der Einstieg in die Geschichte fiel mir nicht sehr leicht, was aber vorwiegend an der Vielzahl von fremden Namen und Ausdrücken lag. Nach den ersten Kapiteln sind die Personen und ihre Zusammenhänge deutlich und nachvollziehbar. Sunja und ihre Mutter hatten schnell mein Mitgefühl. Ihre Stärke, aber auch ihre menschlichen Schwächen machen sie zu authentischen, liebenswerten Charakteren. Auch die übrigen Personen erscheinen mir realitätsnah. Ihre Entwicklungen werden sehr gut deutlich.

Sehr interessant finde ich das große Thema des Romans: die Situation von koreanischen Migranten in Japan. Eindrucksvoll schildert das Buch, dass diese Einwanderer wie Menschen zweiter Klasse behandelt werden. Durch das Aufgreifen dieser Problematik wird der Roman nicht nur besonders, sondern auch lehrreich. Durch die Lektüre erfährt der Leser viel über die koreanische und japanische Kultur und Geschichte. Die gesellschaftlichen und politischen Hintergründe werden dabei auf unterhaltsame Weise transportiert. Ein Pluspunkt ist das Glossar, das wichtige Begriffe und Namen erläutert.

Schonungslos werden Brutalitäten und traurige Schicksale dargestellt. Krieg, sonstige Gewalt, Erniedrigungen, Ablehnung und Selbstmord sind nur einige Aspekte, die eine Rolle spielen. Dabei verzichtet das Buch bewusst auf Effekthascherei, konnte mich aber in mehrfacher Hinsicht tief berühren und nachdenklich machen.

Das reduzierte Cover passt nicht nur gut zum Inhalt, sondern gefällt mir auch optisch sehr. Der deutsche Titel weicht leider stark vom amerikanischen Original („Panchiko“) ab, das ich treffender finde.

Mein Fazit:
„Ein einfaches Leben“ von Min Jin Lee ist ein außergewöhnlicher Roman, der mich mit leisen Tönen bewegen konnte und noch eine Weile nachklingen wird. Eine empfehlenswerte Lektüre, die sowohl unterhaltsam als auch lehrreich ist.

Veröffentlicht am 05.12.2018

Eine Reise zu sich selbst

Blanca
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Nach einer heftigen Auseinandersetzung mit ihrer Mutter Anna reicht es Blanca: Die 15-Jährige will nur noch weg. In den vergangenen Jahren sind die beiden etliche Male umgezogen und nur mühsam über die ...

Nach einer heftigen Auseinandersetzung mit ihrer Mutter Anna reicht es Blanca: Die 15-Jährige will nur noch weg. In den vergangenen Jahren sind die beiden etliche Male umgezogen und nur mühsam über die Runden gekommen. Sie haben in billigen WG-Zimmern oder bei flüchtigen Bekannten übernachtet. Ständig ist Blanca in Streitereien mit ihrer nur 16 Jahre älteren Mutter geraten, die ihre Tochter mit fragwürdigen Methoden erzieht. Nun hat die Jugendliche genug. Mit wenigen Klamotten zum Wechseln und etwas Bargeld macht sie sich auf den Weg in Richtung Süden. Ihr Ziel ist die kleine Halbinsel Monte Argentario in Italien, wo sie vor einigen Jahren beim etwa gleichaltrigen Toni und dessen Vater Karl Milanesi glückliche Wochen erlebt hat. Es beginnt ein abenteuerlicher Roadtrip, der für Blanca teils lebensgefährlich und teils skuril wird.

„Blanca“ ist ein ungewöhnlicher Roman von Mercedes Lauenstein.

Meine Meinung:
Der Roman ist unterteilt in 16 Kapitel. Erzählt wird im Präsens in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Blanca. Immer wieder wechseln sich das aktuelle Geschehen und Rückblenden ab. Der Aufbau hat mir gut gefallen.

Der Schreibstil wirkt schnörkellos, ist aber sehr eindringlich und atmosphärisch. Er ist dem Alter der Protagonistin angepasst. Vor allem in sprachlicher Hinsicht hat mich der Roman sehr beeindruckt. Immer wieder gelingt es der Autorin, starke und außergewöhnliche Bilder zu erzeugen. Mit Bravour schafft sie es, das emotionale Erleben der Protagonistin auch stilistisch abzubilden. Trotzdem bleibt der Roman klar verständlich und gut lesbar. Auch der Einstieg fiel mir leicht.

Die Protagonistin ist trotz ihres jungen Alters schon recht willensstark und zeigt einen großen Kampfgeist, wenn es ums Überleben geht. Sie hat sich selbst aber noch nicht so recht gefunden. Blanca ist ein authentischer Charakter. Sie weiß um ihre Schwächen und Fehler. Obwohl ich nicht alle ihre Aktionen gutheißen konnte, habe ich mit ihr gefühlt.

Inhaltlich geht es um viele existenzielle Dinge des Lebens, vor allem aber auch um die Ängste und Sorgen eines Menschen, der sich selbst erst noch besser kennenlernen muss. Blancas Sehnsucht nach Liebe, Geborgenheit, Sicherheit und Glück ist bewegend. Ihre Erfahrungen in ihrer harten Kindheit rütteln auf und machen betroffen. Auch ihre intelligenten, teils sprunghaften und etwas ungewöhnlichen Gedankengänge und Reflexionen verleihen der Geschichte Tiefgang. Sogar philosophische Fragen werden angerissen. Ihre Stimmung schwankt dabei zwischen Schwermut und Euphorie.

Trotz vieler ernster Themen kommt beim Lesen keine Langeweile auf. Das liegt vor allem an den spannenden Erlebnissen und Begegnungen, die einige Wendungen mit sich bringen. Auch ganz zum Schluss kann die Geschichte noch überraschen. Das fulminante Ende ist für mich ein weiterer Pluspunkt des Romans.

Das Cover weckt Aufmerksamkeit und passt gut zum Inhalt. Der Titel ist kurz, aber einleuchtend und treffend gewählt.

Mein Fazit:
„Blanca“ von Mercedes Lauenstein ist eine besondere Lektüre, die mich vor allem durch ihre Sprache begeistern konnte. Ein aufwühlender und tiefgründiger Roman, den ich wärmstens empfehlen kann.

Veröffentlicht am 27.11.2018

Der Italienischlehrer

Die Gesichter
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Bear Bavinsky hat sich als expressionistischer Maler einen Namen gemacht. In der Szene wird er gefeiert, von Kunstliebhabern bewundert und umschwärmt. Als angeblicher Lieblingssohn stehen Pinch, der eigentlich ...

Bear Bavinsky hat sich als expressionistischer Maler einen Namen gemacht. In der Szene wird er gefeiert, von Kunstliebhabern bewundert und umschwärmt. Als angeblicher Lieblingssohn stehen Pinch, der eigentlich Charles heißt und von seinem Vater auch Charlie genannt wird, und seine Mutter Natalie in dessen Schatten und müssen ihr Leben den Launen des Egozentrikers unterordnen. Auch mit der Treue hat es Bear nicht so, sodass er insgesamt 17 Kinder mit unterschiedlichen Frauen zeugt. Dennoch kämpft Pinch um seine Liebe, Aufmerksamkeit und Anerkennung. Er versucht sich ebenfalls in der Malerei, doch mit einer einzigen beiläufigen Bemerkung wischt Bear jede Hoffnung seines Sohnes beiseite, auch nur halb so viel Talent zu haben wie er. Desillusioniert zieht es Pinch in die Welt. Als Italienischlehrer in London hat er fast vergessen, dass auch er einmal Großes vorhatte. Doch dann schmiedet er einen Plan…

„Die Gesichter“ ist ein Roman von Tom Rachman über das Streben nach Anerkennung – im Leben und in der Kunst.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 89 eher kurzen Kapiteln. Erzählt wird im Präsens und vorwiegend aus der Sicht von Pinch. Die Geschichte ist chronologisch aufgebaut. Sie beginnt im Jahr 1955 und endet 2018. Zwischendurch gibt es immer mal wieder Zeitsprünge. Dieser Aufbau funktioniert sehr gut.

Der Schreibstil ist schnörkellos, aber angenehm zu lesen, gut verständlich und eindringlich. Der Einstieg fiel mir leicht. Die Geschichte nimmt nur langsam Fahrt auf, entfaltet aber durch ihre Sprachgewalt zunehmend einen Sog, dem ich mich nicht entziehen konnte.

Pinch ist der Protagonist des Romans. Sein Leben wird von der Kindheit bis ins fortgeschrittene Erwachsenalter dargestellt. Seine Entwicklung lässt sich daher hervorragend nachvollziehen. Wie die anderen Hauptpersonen des Romans wird er detailliert beschrieben. Sein Charakter wirkt authentisch, denn er hat Fehler und Schwächen. Ich konnte mich gut in ihn einfühlen.

Die Grundthematik der Geschichte finde ich sehr interessant. Dadurch hebt sich der Roman in kreativer Weise von anderen ab. Im Fokus steht die Frage, welche Beziehung ein Künstler zu seinem Kind haben kann. Darüber hinaus geht es natürlich auch ganz generell um die Liebe zwischen Kindern und ihren Eltern sowie um das Streben nach Anerkennung innerhalb der Familie. Diese Aspekte regen zum Nachdenken an. Viel Raum nehmen daneben die Welt der Kunst und die entsprechende Szene ein, über die ich gerne mehr erfahren habe.

Trotz der recht hohen Seitenzahl kommt beim Lesen keine Langeweile auf. Die Geschichte gewinnt zunehmend an Tempo und Spannung und hat unerwartete Wendungen zu bieten.

Das farbintensive, künstlerisch anmutende Cover orientiert sich am Original. Es passt meiner Ansicht nach gut zur Geschichte. Der Titel weicht stark von der englischsprachigen Version („The Italian Teacher“) ab, die besser zum Inhalt passt.

Mein Fazit:
Mit „Die Gesichter“ ist Tom Rachman erneut ein ungewöhnlicher Roman gelungen, der noch eine Weile bei mir nachklingen wird. Eine empfehlenswerte Lektüre.

Veröffentlicht am 26.11.2018

Wie man zum Schwerverbrecher wird

Gangsterblues
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Wie wird man zu einem Mörder oder Dealer? Was treibt einen Menschen dazu an, jemanden zu vergewaltigen oder einen schweren Raub zu begehen? Joe Bausch, Mediziner in der JVA Werl, begegnet tagtäglich Schwerverbrechern, ...

Wie wird man zu einem Mörder oder Dealer? Was treibt einen Menschen dazu an, jemanden zu vergewaltigen oder einen schweren Raub zu begehen? Joe Bausch, Mediziner in der JVA Werl, begegnet tagtäglich Schwerverbrechern, die langjährige Haftstrafen verbüßen müssen. Im Knast haben die Kriminellen viel Zeit, um sich mit ihren Taten auseinanderzusetzen - und irgendwann wollen sie reden. Viele vertrauen sich dabei Joe Bausch an.

„Gangsterblues – Harte Geschichten“ ist das zweite Buch von Gefängnisarzt Joe Bausch mit True-Crime-Geschichten, geschrieben mit Bertram Job.

Meine Meinung:
Nach dem Vorwort enthält das Buch zwölf Kapitel. Jedes beinhaltet eine andere Kriminal-Anekdote. Erzählt wird aus der Ich-Perspektive aus der Sicht von Joe Bausch. Dieser Aufbau funktioniert prima.

Der Schreibstil ist sehr anschaulich, lebhaft, locker und flüssig. Die Sprache ist dem Ernst der Themen angemessen, also weder übertrieben flapsig noch blumig oder übermäßig dramatisch. Trotzdem konnte mich das Buch gleich fesseln und ich konnte mir die dargestellten Geschichten gut vor dem geistigen Auge vorstellen.

Joe Bausch arbeitet bereits seit vielen Jahren als Arzt im Gefängnis. Darüber hinaus ist er als Schauspieler im „Tatort“ zu sehen. Ich schaue mir eher selten Krimis an und bin auch keine Anhängerin von True-Crime-Büchern. Bei einem seiner Vorträge bin ich vor einigen Jahren allerdings persönlich auf Bausch getroffen. Seine Charakterstärke und seine angenehme Art haben mich damals beeindruckt. Auch sein erstes Buch, „Knast“, konnte mich überzeugen, denn es bietet sehr interessante, intensive Einblicke in das Leben hintern Gitter und in die Psyche von Tätern. Deshalb habe ich auf das Erscheinen von „Gangsterblues“ hingefiebert.

Obwohl bereits in „Knast“ auch beispielhaft Gangsterbiografien und -karrieren angerissen wurden, legt sein zweites Buch besonders darauf seinen Schwerpunkt. Joe Bausch selbst spricht von außergewöhnlichen Begegnungen und Geschichten, die er anonymisiert, fiktionalisiert und weitergesponnen hat. Die Einzelschicksale wurden also etwas verfremdet. Dennoch sollen sie nah an der Realität bleiben, sodass sich die Ereignisse exakt so zugetragen haben könnten. Tatsächlich kommen mir die dargestellten Geschichten authentisch und glaubwürdig vor. Die Auswahl ist ausgewogen und abwechslungsreich. Wieder einmal erhält der Leser interessante Einblicke in den Alltag hinter den Gefängnismauern, in die Denkweise und die Erlebnisse der Insassen und deren kriminelle Werdegänge. Die Geschichten machen nachdenklich und lassen einige Stereotype in einem neuen Licht erscheinen. Ganz ohne Effekthascherei schafft es Bausch, dass man gebannt Seite um Seite umblättert und das Buch nicht weglegen möchte, bis man es fertig gelesen hat.

Das reduzierte Cover, das auf Joe Bausch fokussiert, passt inhaltlich sehr gut und trifft meinen Geschmack. Der Titel ist ebenfalls gelungen.

Mein Fazit:
Mit „Gangsterblues – Harte Geschichten“ hat mich Joe Bausch wieder einmal überzeugt. Seine Anekdoten, die auf wahren Begebenheiten beruhen, sind eine empfehlenswerte Lektüre. Ich hoffe auf ein weiteres Buch von ihm.

Veröffentlicht am 06.11.2018

Harry und die Bäume

Die wundersame Mission des Harry Crane
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Bei einem Unglück wird seine Frau Beth völlig überraschend aus dem Leben gerissen. Für Harry Crane, Ende 30, bricht eine Welt zusammen, zumal er sich selbst die Schuld an ihrem Tod gibt. In den tiefen ...

Bei einem Unglück wird seine Frau Beth völlig überraschend aus dem Leben gerissen. Für Harry Crane, Ende 30, bricht eine Welt zusammen, zumal er sich selbst die Schuld an ihrem Tod gibt. In den tiefen Wäldern von Pennsylvania will er für immer verschwinden, denn er liebt Bäume. Doch dann trifft er dort auf die zehnjährige Oriana Jeffers. Sie hat ebenfalls einen Verlust erlitten, weil ihr Vater Dean auch sehr plötzlich gestorben ist. Ihre Mutter Amanda hat ihr erklärt, dass ihm ein Aneurysma im Gehirn zum Verhängnis wurde. Doch das Mädchen will nicht akzeptieren, dass ihr Daddy tatsächlich tot sein soll. Sie ist überzeugt davon, dass Dean nur verwandelt wurde. Und um den Zauber zu brechen, muss Harry ihr helfen…

„Die wundersame Mission des Harry Crane“ ist ein ungewöhnlicher Roman von Jon Cohen.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus 37 Kapiteln sowie einem Epilog. Erzählt wird aus unterschiedlichen Perspektiven, vorwiegend jedoch aus der Sicht von Harry und der von Oriana. Eingefügt sind ein Zeitungsausschnitt, Teile des „ Buchs des alten Grumm“ und mehrere Zeichnungen. Dieser Aufbau gefällt mir gut.

Den Schreibstil habe ich als sehr angenehm, einfühlsam und anschaulich empfunden. Schöne Sprachbilder und Metaphern kommen immer wieder vor. Es fiel mir leicht, in die Geschichte einzutauchen, und ich habe das Buch nur ungerne zur Seite gelegt.

Obwohl Harry und Oriana jeweils auf ihre Art ein wenig anders sind, habe ich beide schon nach kurzer Zeit in mein Herz geschlossen. Beide Charaktere sind eher introvertiert, sensibel und etwas verträumt. Ihnen gemeinsam ist auch, dass sie viel Fantasie haben. Die Gedanken- und Gefühlswelt der beiden wird sehr gut deutlich. Obwohl sie altersmäßig nicht zueinander passen, hat mir die Wahl der zwei Hauptprotagonisten sehr zugesagt. Auch einige Nebenfiguren finde ich sehr sympathisch.

Die Themen Liebe, Trauer und Verlust sorgen dafür, dass mich das Buch immer wieder berühren konnte. Ein Pluspunkt des Romans ist es, dass es nicht nur bei den ernsten, dunklen Tönen bleibt, sondern dass die Geschichte auch eine positive, lebensbejahende Botschaft vermittelt. Dabei spielt die märchenhafte Komponente eine wichtige Rolle. Sie lässt das Licht am Horizont erblicken und macht den Roman gleichzeitig zu etwas Besonderem. Trotz der recht hohen Seitenzahl und der eher langsamen Art des Erzählens kommt beim Lesen keine Langeweile auf.

Das sehr gelungene deutsche Cover orientiert sich am Original. Es trifft absolut meinen Geschmack. Der Titel weicht dagegen stark von der englischsprachigen Version („Harry’s Trees“) ab, passt aber dennoch auch gut.

Mein Fazit:
„Die wundersame Mission des Harry Crane“ von Jon Cohen erzählt eine kreative und märchenhaft anmutende Geschichte, die ich in einer ähnlicher Weise noch nicht gelesen habe. Ein empfehlenswerter Roman, der mich emotional bewegen konnte.