Der 82-jährige Sheldon siedelt von New York nach Norwegen zu seiner Enkeltochter Rhea und ihrem Mann Lars um. Nach dem Tod seiner Frau will Rhea ihn nicht alleine in Amerika zurücklassen. Der Anfang erzählt, wie schwer diese Entwurzelung für Sheldon ist und wie fremd ihm Norwegen vorkommt und er begegnet allem mit Sarkasmus. Dann passiert ein Verbrechen direkt in der Wohnung in der er sich aufhält. Er rettet eine albanische Frau und ihren Sohn zu sich in die Wohnung, da sie offensichtlich vor ihrem Mann bzw. Lebensgefährten bedroht wird. Nachdem der gewalttätige Albaner in die Wohnung eindringt, kann Sheldon nur sich und den Jungen durch Verstecken retten. Beide müssen mit anhören, dass der Mann die Frau tötet. Sheldon sieht im Moment nur noch die Möglichkeit, mit dem Jungen zu flüchten. Zur Polizei hat er wenig Vertrauen und befürchtet, dass der Vater durchsetzen könnte, den Jungen zu sich zu nehmen.
Nach einem interessanten Start begann für mich ein zäher Mittelteil im Buch. Es werden sehr ausführlich Kriegsszenen beschrieben: Zuerst Sheldons eigene Kriegserlebnisse in Nordkorea, dann den Verlust seine Sohnes Saul in Vietnam und sogar Visionen über Kriegserlebnisse, die er zusammen mit Saul durchlebt. Es soll dem Leser zeigen, mit welchen Erlebnissen sich Sheldon quält und auch die Schuldgefühle, dass er Saul dazu gedrängt oder zumindest unterstützt hat, in den Krieg zu ziehen. Und abschließend noch der Kosovokrieg als Ursache dafür, wie der Albaner und seine Freunde zu dem geworden sind, was sie heute sind.
Viel mehr interessierte mich zu dieser Zeit das Geschehen in der Jetztzeit in Norwegen. Zeitweise wurden mir zu wenig Information über die handelten Parteien gegeben: Rhea und Lars sind auf dem Weg zu ihrem Sommerhaus im Wald und werden verfolgt, Sheldon ist mit dem Kleinen auf der Flucht und auch auf dem Weg zum Sommerhaus. Und die Arbeit und Gedankengänge der beiden Ermittler hätte man auch näher beschreiben können.
Nachdem dieser für mich zähe Mittelteil überwunden war, fand ich die Geschichte wieder deutlich spannender und flüssig zu lesen. Alles läuft auf einen Showdown beim Sommerhaus zu, für den Leser bleibt in der Schwebe, mit was für einem Ausgang er rechnen kann. Das ganze Finale fand ich richtig spannend und habe es als stimmiges Ende erlebt.
Beim Lesen wird deutlich, dass der Autor speziell Norwegens Verhältnis zu Juden im Zweiten Weltkrieg und danach aufzeigen will. Im Epilog wird extra darauf hingewiesen, dass sich Norwegen viele Jahrzehnte später beim jüdischen Volk entschuldigt hat. Allerdings fand ich selbst diesen Zusammenhang für das Lesen des Buches nicht bedeutsam.