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Veröffentlicht am 31.01.2019

Die schwimmende Buchhandlung

Mein wunderbares Bücherboot
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Eine Buchhandlung auf dem Wasser – das klingt nicht nur unglaublich exotisch, das gibt es sogar wirklich. Vor einigen Jahren kam Sarah Henshaw, damals Mitte Zwanzig, auf die Idee, ein Kanalboot in einen ...

Eine Buchhandlung auf dem Wasser – das klingt nicht nur unglaublich exotisch, das gibt es sogar wirklich. Vor einigen Jahren kam Sarah Henshaw, damals Mitte Zwanzig, auf die Idee, ein Kanalboot in einen Buchladen zu verwandeln. Anfangs war die Begeisterung riesengroß, doch das große Geschäft ließ lange auf sich warten. Immer wieder musste sie sich Geld von ihren Eltern oder ihrem Freund leihen, um die Rechnungen zu bezahlen. Aber dann hatte Sarah eine geniale Idee: Um ihre „Book Barge“, so heißt die schwimmende Buchhandlung, bekannter zu machen, entscheidet sie sich dazu, durch die Kanäle von England zu schippern. Von Birmingham nach London, über Bristol und Leeds begibt sich die Achtundzwanzigjährige ganz allein auf ein sechsmonatiges Abenteuer. Sie lernt viele Menschen kennen, besucht literarische Veranstaltungen und stößt immer wieder an ihre Grenzen, doch wird es sich lohnen? Wird die „Book Barge“ endlich die Anerkennung bekommen, die sie verdient?

Mein wunderbares Bücherboot habe ich regelrecht verschlungen und ich kann schon jetzt sagen, dass es zu meinen Jahreshighlights 2019 gehören wird. Sarah Henshaw schreibt mit soviel Witz und Bodenständigkeit, dass es richtig Spaß macht, ihr „zuzuhören“ und somit verflog eine Seite nach der anderen. Außerdem ist sie ein Charakter, mit dem sich wahrscheinliche jede junge Frau, die am Anfang ihres Berufslebens steht, identifizieren kann: Sie hat einen Plan, sie hat eine Idee für ein Wahnsinns-Geschäft, doch mit Anfang Zwanzig fehlt es ihr schlichtweg an Erfahrung. Wie führt man einen Buchladen? Was muss ich bei der Eröffnung alles beachten? Wie mache ich andere auf mein Geschäft aufmerksam? Demzufolge muss Sarah einige Niederlagen in Kauf nehmen, die sie – auf ihre eigene Art und Weise – meisterhaft überwindet. Dabei konzentriert sie sich aber nicht nur auf den Erfolg, sondern erwähnt auch, wie sie stellenweise kurz davor war, alles hinzuschmeißen und wie sie durch ihre Tollpatschigkeit Fehler beging, die hätten vermieden werden können – aber genau dies sind die Geschichten, die das Buch so authentisch machen.

In Mein wunderbares Bücherboot geht es allerdings nicht nur um das Kanalboot, das die Autorin liebevoll „Joseph“ nennt, sondern sie gewehrt dem Leser stets Einblicke in ihr Privatleben. Seit mehreren Jahren ist sie schon mit ihrem Freund Stu zusammen, den sie über alle Maßen liebt und sich trotzdem dazu entscheidet, die Beziehung mit ihm zu pausieren. Man erfährt von Nelson, einem Vogel, dem Sarah versuchte, das Leben zu retten und wie sein vermeintlicher Geist sie auf ihrer Reise begleitet. Mit jedem Kapitel habe ich mehr und mehr Respekt für die junge Autorin empfunden, ich habe bis zur letzten Seite mitgefiebert und mich sofort erkundigt, wo ich die „Book Barge“ 2019 antreffen kann (Tipp: in Frankreich).

Veröffentlicht am 11.01.2019

Eine unglaubliche Frau

Stella
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Als ich mit Stella begann, hatte ich kein sonderlich großes Vorwissen über die Person, die sich hinter dem Namen verbirgt und auch der Klappentext auf dem Buch gibt nicht viel über sie preis. Ich wurde ...

Als ich mit Stella begann, hatte ich kein sonderlich großes Vorwissen über die Person, die sich hinter dem Namen verbirgt und auch der Klappentext auf dem Buch gibt nicht viel über sie preis. Ich wurde also, gemeinsam mit Friedrich, ins kalte Wasser gestoßen und musste sie ebenfalls ganz neu kennenlernen. Und ich wurde nicht enttäuscht.

Friedrich wohnt mit seinen Eltern in Genf und führt dort ein recht umspektakuläres Leben. Sein Vater ist oft auf Reisen, weswegen er die meiste Zeit mit seiner Mutter allein zu Hause verbringt. Die beiden haben ein sehr inniges Verhältnis und teilen mehr oder weniger die Leidenschaft zum Malen. Als Friedrich jedoch eines Tages durch einen Unfall farbenblind wird und somit auch nicht mehr zeichnen kann, distanziert sich seine Mutter von ihm. Ihr Alkoholkonsum wird größer und wenn ihr Sohn nicht gehorcht, rutscht ihr auch gern einmal die Hand aus.
Als sich Friedrich im Jahr 1942 dazu entschließt, nach Berlin zu reisen, ist er bereits zwanzig Jahre alt. Von einem Bekannten hat er erfahren, dass Juden mit einem Transporter aus Häusern abgeholt und verschleppt werden. Völlig fasziniert von dem Trubel und der Grausamkeit macht er sich also auf den Weg.

Obwohl ihm seine Mutter sagte, er solle sich von den Kunstschulen in Berlin fern halten, besucht er dort einen Malkurs und lernt Kristin kennen. Die blonde Schönheit hat es ihm sofort angetan und mit ihrer offenen, lockeren und scheinbar wagemutigen Art tanzt sie sich in einem Jazzclub direkt in Friedrichs Herz. Die beiden verbringen viel Zeit miteinander, Kristin zeigt ihm die verschiedensten Orte und Clubs, er lernt Tristan kennen, der sich zu einem Freund entwickelt und schon bald ist Friedrich bereit dazu, Kristin jeden Wunsch von den Lippen abzulesen. Doch die junge Frau hat ein dunkles Geheimnis, von dem Friedrich nichts ahnt: Eigentlich heißt sie Stella, spürt untergetauchte Juden auf und verrät sie an die Gestapo. Wie wird sich Friedrich verhalten, wenn er davon erfährt? Wird er zu ihr stehen obwohl ihretwegen hunderte Menschen gestorben sind? Hat ihre Liebe überhaupt eine Chance?

Friedrich und Stella könnten unterschiedlicher nicht sein und ich denke, es sind vor allem diese charakterlichen Gegensätze, die die Geschichte vorantreiben. Da Friedrich für lange Zeit nichts kennt außer sein idyllisches Dorf am Genfer See, wandert er in Berlin gemeinsam mit Stella sehr naiv durch die einzelnen Straßen. Da sie seine erste Liebe ist, kann sie ihm regelrecht auf der Nase herumtanzen. Friedrich versucht ständig, der perfekte Mann für Stella zu sein und übergibt ihr somit das Steuer. Daher stellte Stella für mich keine sympathische Person dar. Sie lebt jeden Tag so, als wäre es ihr letzter und nimmt dabei keine Rücksicht auf andere. Wenn sie sich auf Parties anderen Männern an den Hals wirft, hat mich das wirklich genervt und ich war auch wütend auf Friedrich, da er nie wirklich etwas dagegen unternimmt. Doch als Stella sich gegen Ende des Romans sowohl als Täterin als auch als Opfer entlarvt, wird Friedrichs Charakter auf die Probe gestellt und ich muss sagen: Sein Verhalten ist „typisch Friedrich“ und doch komplett unerwartet.
Stella hält für seine Leser eine Menge Überraschungen bereit. Die Spannung steigt vom ersten Kapitel an und das Buch lässt sich sehr schnell und einfach verschlingen.

Veröffentlicht am 08.11.2018

Ein stilistisches Kunstwerk über Homosexualität

ZAMI. Eine neue Schreibweise meines Namens
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„Zami“ bezeichnet das Zusammenkommen von Frauen als Freunde und gleichzeitig Liebhaber. In ihren Memoiren erzählt Audre Lorde von ihrem Leben als Lesbe während der Fünfzigerjahre in New York. Da Homosexualität ...

„Zami“ bezeichnet das Zusammenkommen von Frauen als Freunde und gleichzeitig Liebhaber. In ihren Memoiren erzählt Audre Lorde von ihrem Leben als Lesbe während der Fünfzigerjahre in New York. Da Homosexualität zu dieser Zeit noch streng verpönt war und sie außerdem eine dunklere Hautfarbe hatte als die meisten Amerikaner, musste sich die Autorin mit vielen homophoben und rassistischen Bemerkungen auseinander setzen. Lorde bewies jedoch Charakterstärke und widersetzte sich den Beschuldigungen. In ihren späten Teenagerjahren und frühen Zwanzigern probierte sie sich aus, besuchte Lesben Bars und lebte zeitweilig in Mexiko.

Zu ihrer Mutter hatte die Autorin ein weniger gutes Verhältnis. Audre Lorde wurde mit harter Hand, die ihrer Mutter auch gern einmal ausrutschte, erzogen. Als jüngstes von drei Kindern warfen die Eltern vor allem auf sie ein wachsames Auge. Freundinnen durften Audre nicht besuchen, in der Schule sollte sie stets darauf achten, nicht aufzufallen, und niemals durfte sie sich ihren Eltern oder anderen Erwachsenen widersetzen. Die bereits erwähnte Charakterstärke zeigte sich bei der Autorin schon im Grundschulalter. Als sie gerade das Lesen und Schreiben lernte, entschied sie sich für eine neue Schreibweise ihres Namens: Aus Audrey wurde Audre, denn sie mochte es nicht, wie das „y“ den Schreibfluss unterbrach. Von diesem Moment an distanzierte sich die Schriftstellerin immer weiter von ihren Eltern und nahm ihr Leben selbst in die Hand – bis sie den Entschluss fasste, nach der High School auszuziehen.

Audre Lorde führte ein aufregendes Leben. Sie lernte die unterschiedlichsten Frauen kennen, führte die unterschiedlichsten Beziehungen und wohnte in den unterschiedlichsten Stadtteilen und Ländern. Während die Schriftstellerin ihre Erfahrungen teilt, lässt sie keine Details aus und bringt den Leser damit teilweise in Verlegenheit. Ihre Offenheit wirkt erfrischend, ihre Geschichten interessant, jedoch wird sich nicht jeder mit Audre Lorde anfreunden können.

Obwohl mir der Einstieg in Lordes Memoiren schwerfiel, war ich doch erstaunt, wie flüssig sich der Text im weiteren Verlauf lesen ließ. Die Autorin gewährt jedem, der ihr Buch in die Hand nimmt, einen direkten Einblick in ihre Gedanken und Gefühlswelt. Mir hat gefallen, wie offen sie über ihr Leben berichtet, jedoch ist mir aufgefallen, dass sie sich regelrecht in neue Beziehungen gestürzt hat – und das wiederum ging mir etwas gegen den Strich. Obwohl Audre Lorde eine sehr selbstbewusste und willensstarke Persönlichkeit war, schien es fast als fehlte es ihr an Zuneigung. Kommt das daher, weil sie nie genug Anerkennung von ihren Eltern bekam? Lief sie auch in ihren Zwanzigern immer noch der mütterlichen Liebe hinterher, die sie nie erfahren hatte? Es hatte mich teilweise wirklich genervt zu lesen, wie jede neue Bekanntschaft ein neues, einmaliges Feuerwerk in ihr auslöste. Audre Lorde wirkte auf mich so selbstsicher, dass sie es nicht nötig hatte, nach Akzeptanz zu suchen.
Insgesamt kann ich Zami aber an jeden weiterempfehlen. Vor allem der Schreibstil der Memoiren hat es mir angetan. Da Lorde hauptsächlich als Lyrikerin tätig war, wusste sie genau, wie sie Worte einsetzen musste, um bei anderen Menschen einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Ihre Sätze sind weise gewählt und jedes Kapitel ist ein kleines stilistisches Kunstwerk.

Veröffentlicht am 25.08.2018

Eine Dystopie voller Fragen

Die Kindheit Jesu
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Die Kindheit Jesu ist ein weiterer Schatz, den ich dank eines Seminars an der Uni kennenlernen durfte. Von J.M. Coetzee ist dies mein erster Roman gewesen und ich kann mit Gewissheit sagen, dass es nicht ...

Die Kindheit Jesu ist ein weiterer Schatz, den ich dank eines Seminars an der Uni kennenlernen durfte. Von J.M. Coetzee ist dies mein erster Roman gewesen und ich kann mit Gewissheit sagen, dass es nicht mein letzter sein wird. Von Anfang an hat es der Autor geschafft, meine volle Aufmerksamkeit zu gewinnen und ich hing ihm bis zur finalen Seite buchstäblich an den Lippen. Das Buch wirft Fragen auf, bringt mich zum Kopfschütteln und endet so abrupt, dass man sofort die Fortsetzung lesen möchte.

Als Flüchtlinge kommen Simón und David auf einem Schiff im „neuen Land“ an. Sie haben keinerlei Erinnerungen an ihr altes Leben; sie wissen nicht, wer sie einmal waren und was sie dort gemacht haben, auch wird nicht verraten, wo genau sie sich nach ihrer Flucht befinden. Während der Überschiffung ging ein Brief verloren, den David wahrscheinlich von seinen verschollenen Eltern bekommen hatte – auch hier wird der Leser im Ungewissen gelassen; es wird nie genau bestätigt wo der Brief herkam und an wen er gerichtet war – und somit macht es sich Simón zur Aufgabe, den kleinen Jungen mit seiner Mutter wieder zu vereinen.

In Novilla, einer Stadt im „neuen Land“ finden die beiden mit Hilfe des Relocation Centers eine kleine Wohnung und Simón bekommt einen gut bezahlten Job. Doch die Suche nach Davids Mutter lässt ihn nicht los. Völlig angespannt verbringt er einen Tag nach dem anderen und wird regelrecht besessen von der Idee, eine Frau zu finden, die sich um den Jungen kümmern wird. Als plötzlich Ines in das Leben der beiden Männer tritt, scheint Simóns Suche ein Ende zu haben, doch kann er nicht wissen, auf was er sich einlässt. Er überlässt ihr seine Wohnung und damit auch die Erziehung des Jungen, doch Ines ist erst Mitte dreißig und hat selbst kaum Ahnung von Kindern. Über einen kurzen Zeitraum hinweg entzieht sie David seine Freunde, lässt ihn mit einem gefährlichen Hund alleine und behandelt ihn so, dass er bald meint, der Mittelpunkt der Welt – oder gar Jesus – zu sein. Der gerade einmal Fünfjährige kommt in Kontakt mit Alkohol, ist vorlaut und hat vor Erwachsenen keinen Respekt…

Vor allem die Ungewissheit in J.M. Coetzees Roman hat es mir sehr angetan. Da man als Leser keinerlei Hintergrundinformationen zu den Charakteren bekommt, muss man sie selbst erst Seite für Seite kennenlernen. Dadurch begegnet man ihnen auch mit einer gewissen Distanz, man bildet sich im Verlauf der Geschichte seine eigene Meinung über ihr Handeln und das Auftreten der Personen wird nicht durch eine Vorgeschichte beeinflusst. Das bewusste Auslassen von Details animiert außerdem zum stetigen Weiterlesen, so dass Seite um Seite verfliegt und man begierig nach Antworten sucht.

Insgesamt hat mir der Roman sehr gut gefallen, doch den Titel fand ich irreführend. Die Kindheit Jesu sollte eigentlich einen religiösen Aspekt versprechen, doch die einzige „Bibel“, auf die sich im Buch bezogen wird, ist die Geschichte von Don Quixote. David lernt mit Hilfe des Romans von Miguel de Cervantes sowohl das Lesen als auch ein Gefühl für die spanische Sprache zu entwickeln. Des Weiteren erklärt ihm Simón hier und da anhand von Textstellen aus Don Quixote wie das Leben funktioniert. Wer allerdings Jesu ist – ob damit wirklich Jesus gemeint ist, oder ob es der Name eines Charakters ist – wird nicht verraten. Vielleicht ist es ja Davids richtiger Name, der, den er hatte, bevor er in das „neue Land“ gekommen ist? Ich bin jedenfalls sehr auf den zweiten Teil gespannt. Vielleicht liefert er ja noch ein paar Antworten zu den vielen Fragen, die Die Kindheit Jesu aufgeworfen hat.

Veröffentlicht am 19.08.2018

Abenteuer, Fantasy und Humor

Tintenwelt 1. Tintenherz
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Es gibt Momente, in denen ich mir wünsche, meine Buchhelden näher kennenlernen zu können. Während man den Roman in der Hand hält und Seite um Seite mit den Charakteren lacht und weint, baut man ein so ...

Es gibt Momente, in denen ich mir wünsche, meine Buchhelden näher kennenlernen zu können. Während man den Roman in der Hand hält und Seite um Seite mit den Charakteren lacht und weint, baut man ein so inniges Verhältnis zu ihnen auf, dass der Abschied im letzten Kapitel oft schwer fällt. Doch wie wäre es, wenn deine Lieblingsgeschichte niemals enden würde? Wenn das Abenteuer direkt vor deinen Augen eine Wendung nimmt und du plötzlich im Mittelpunkt stehst? Genau so erging es Meggie.

Die Zwölfjährige lebt mit ihrem Vater Mo allein und teilt sich mit ihm die Liebe zum geschriebenen Wort. Beide sind ganz gewöhnliche Menschen, die ein ganz gewöhnliches Leben führen – zumindest hatte Meggie das gedacht, bis eines Nachts ein Fremder vor ihrem Haus auftaucht. Er entpuppt sich als ein alter Bekannter ihres Vaters, nennt sich Staubfinger und ihm brennt nur ein Wunsch auf der Seele: er braucht ein Buch. Ein Buch, das nur Mo besitzt und noch viel schrecklichere Menschen in ihrem Besitz wissen möchten. Menschen, die über Leichen gehen, um das zu bekommen, was sie wollen und ihr Anführer heißt Capricorn. Als Mo diese Gefahr erkennt, reist er mit seiner Tochter überstürzt zu ihrer Großtante Elinor.

Das Böse lässt allerdings nicht lang auf sich warten, denn Staubfinger hat Capricorn verraten, wo sich Mo und mit ihm das geheimnisvolle Buch Tintenherz verstecken. Capricorns Männer entführen den Buchbinder, seine Tochter und ihre Großtante und sperren sie in einem weit abgelegenen Dorf in einen Stall. Nach und nach kommen immer mehr Geheimnisse ans Licht und Meggie kann kaum glauben, was sie erfährt: vor etwa neun Jahren las ihr Vater aus Tintenherz vor, als plötzlich drei Charaktere aus dem Buch in ihrem Wohnzimmer standen. Drei Menschen sind in ihre Welt gekommen, drei Lebewesen mussten dafür gehen. Seit neun Jahren versuchen diese Charaktere, den geheimnisvollen Roman, welcher nur in begrenzter Auflage erschien, zu finden und ihn für ihre eigenen Zwecke zu verwenden: Staubfinger sehnt sich nach seiner Heimat und sucht nach einem Weg, um wieder in die Welt von Tintenherz einzutauchen. Capricorn möchte mithilfe des Buches die ihm fremde Welt besitzen, doch Mo kann trotz der Drohungen keinem von ihnen helfen. Er braucht Tintenherz mehr als alles andere, denn in jener Nacht vor neun Jahren, wurde seine Frau, Meggies Mutter, in das Buch gesogen, als Ersatz für einen der Charaktere, die herausgelesen wurden…

Bevor ich mit der Tintenwelt-Reihe begann, habe ich den Film zum ersten Band gesehen und war begeistert. Schnell war danach für mich klar, dass ich die Bücher lesen muss, denn ich wollte unbedingt wissen, wie es mit Meggie, Mo und Staubfinger weiter geht.
Da ich zuerst nur den Film kannte, überforderten mich anfangs einige Stellen im Buch, denn die Handlung dehnte sich hier natürlich aus und es kam die ein oder andere Nebenhandlung hinzu, die es im Film nicht gab. Es ist kurzzeitig vorgekommen, dass ich mit der Geschwindigkeit, in der eine Szene auf die nächste folgt, nicht ganz mithalten konnte und ich noch einmal genau überlegen musste, wer denn gerade vor wem davonläuft und wieso. Dies ist allerdings Kritik auf hohem Niveau. Insgesamt hat mir das Buch ausgesprochen gut gefallen. Der Leser lernt eine unglaublich große Bandbreite an Charakteren kennen, was dazu führt, dass der Spannungsbogen nicht abfällt. In Tintenherz trifft man auf Abenteuer, Humor und Fantasy und ich war erstaunt wie flüssig diese Elemente ineinander übergehen. Cornelia Funke hat mit dieser Geschichte ein interessantes und aufregendes Jugendbuch geschaffen, an das ich mich noch lange zurückerinnern werde.