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Veröffentlicht am 25.03.2019

Wiedergänger?

Erwachen - Das Böse der Seelen I
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1789 – Sean Burke ist Kopfgeldjäger und auf den Straßen Londons unterwegs. Er bedient sich weitreichender Kontakte in der Unterwelt. Aufgrund seiner zuverlässigen, zielgerichteten Arbeit wird er von Constable ...

1789 – Sean Burke ist Kopfgeldjäger und auf den Straßen Londons unterwegs. Er bedient sich weitreichender Kontakte in der Unterwelt. Aufgrund seiner zuverlässigen, zielgerichteten Arbeit wird er von Constable Mc Allister von der örtlichen Polizei gelegentlich zum Aufspüren von Tätern hinzugezogen. Als eine grausame, brutale Mordserie London in seinen Grundfesten erbeben lässt, wird Burke vorübergehend fest in die Ermittlungsarbeit integriert.

„Erwachen“ ist eine Mystery-Thriller-Reihe. Die Szenerie Londons in jener Zeit ist grau, düster, es gibt elendige Armut, Beschaffungskriminalität, hoffnungslose Gewalt, Aberglauben und jede Menge Arbeit für einen verdienten Kopfgeldjäger. Die aktuelle Mordserie sprengt jedoch alles, was Burke in seiner bisherigen Laufbahn gesehen hat. Auch Mc Allister ist angesichts der überbordenden Brutalität zum Teil überfordert.

Die Spuren der Tatorte lassen nur einen Schluss zu; kein Mensch kann diese Morde begangen haben; irgendetwas, was es definitiv nicht geben kann, scheint der Täter zu sein. Ein zuverlässiger Zeuge des ersten Mordes gibt Burke einen wichtigen Hinweis, dessen Verwertung jedoch zunächst im Dunklen bleibt. Eine erste Spur führt den Kopfgeldjäger in die Tiefen der Londoner Unterwelt, wo sich die Upper Class satanischen Zirkeln hingibt. Liegt hier der Schlüssel?

Der Autor hat eine sehr mysteriöse, brutale und spannende Geschichte ins Leben gerufen, die mich packt und in seinen Bann zieht. Die Szenerie lässt kaum Spielraum für Fantasie, die Brutalität wird bis ins kleinste, bluttriefende Detail beschrieben. Trotzdem bleibt die Handlung in sich stimmig, passt in den Plot. Die Spannung zieht im Laufe des Buches immer wieder an, um sich in einem furiosen Finale zu entladen.

Kritik: zu kurz.


Philip J. Kaiser, Erwachen – Das Böse der Seelen I, eBook, Mystery-Thriller, ePubli-Verlag, 3,49 €, 284 Seiten, Erscheinungstermin 12.11.2018

Veröffentlicht am 29.11.2018

Hartes, aber wunderbares Lese-Abenteuer

Für eine Stunde
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Aufgrund richterlicher Anordnung muss Amy sich bis zu ihrem 18. Geburtstag in die Obhut ihres Großvaters, den sie nie kennengelernt hat, begeben und ihre Mutter sowie ihren kleinen Bruder zurücklassen. ...

Aufgrund richterlicher Anordnung muss Amy sich bis zu ihrem 18. Geburtstag in die Obhut ihres Großvaters, den sie nie kennengelernt hat, begeben und ihre Mutter sowie ihren kleinen Bruder zurücklassen. Alles Aufbegehren ist vergebens, so dass Amy sich schließlich allein auf die Reise ins Ungewisse begibt. Um das Geld für den Bus zu sparen, beschließt Amy zu trampen. Eine Entscheidung, die alles verändern wird…

„Für eine Stunde“ ist dem Genre „Thriller“ zugeordnet. Auch das schön gestaltete Cover lässt Rückschlüsse auf diese Sparte zu. Dieses Buch ist jedoch sehr vielschichtig und aufgrund dessen nicht eindeutig zuzuordnen. „Natürlich“ gibt es Thrill, Spannung, Gewalt, Brutalität und Action, die einen zartbesaiteten Leser überfordern würden. Aber es gibt auch die leisen Töne, Zartheit, bunte Blumen und Liebe.

Perry Payne hat hier ein hervorragendes Buch geschrieben! So hart es stellenweise war, so gerne habe ich Amy auf ihrem Weg begleitet. Eine zum Teil wunderbare Reise, auch mit Augenblicken zum Träumen; ein Handlungsstrang, an dessen Ende fast alle Fragen beantwortet werden. Ich bleibe mit einem Tränchen im Augenwinkel zurück, als ich das Buch schließe. Aber die entscheidende Frage, welche letztlich alles aufklären kann, muss ich mir selbst beantworten. Und dann eröffnet sich ein neuer Blickwinkel…

Trotzdem finde es etwas schwierig, dieses Buch zu rezensieren. Wie schon gesagt, nicht etwa, weil es ein schlechtes Buch ist, sondern weil ich einfach nicht zu viel verraten möchte. Ich halte es für wichtig, unvoreingenommen diesen Lesegenuss zu starten, sich auf dieses Lese-Abenteuer einzulassen. Ich kann nur auf mich rückschließen, aber hätte ich gewisse Aspekte des Plots im Vorfeld geahnt, wäre ich aufgrund von Vorurteilen nicht wirklich an diesem Buch interessiert gewesen. Und damit hätte ich schlicht und ergreifend etwas versäumt…

Ich habe diesem Buch am Anfang durchaus kritisch gegenübergestanden, zumal es in den zitierten Kritiken nur positive, begeisterte, fantastische Wertungen gab. Eine Einschätzung, der ich mich „nur“ vollinhaltlich anschließen kann.


Perry Payne, eBook, Thriller, Franzius Verlag, 8,99 €, 346 Seiten, Erscheinungstermin 27.10.2018

Veröffentlicht am 25.11.2018

Wahrheit Stück für Stück

Zerrissene Wahrheit
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Margret Lückner ist eine „typische“ Bibliothekarin. Sie stirbt bei einem Auto-Unfall, da ihre Bremsen versagen. Die Spurensicherung deckt schnell auf: es war Mord! Und hier beginnt die Ermittlungsarbeit ...

Margret Lückner ist eine „typische“ Bibliothekarin. Sie stirbt bei einem Auto-Unfall, da ihre Bremsen versagen. Die Spurensicherung deckt schnell auf: es war Mord! Und hier beginnt die Ermittlungsarbeit des Teams um Kommissar Domeyer beim Bielefelder KK11. Motive und potentielle Täter bieten sich zu Beginn der Ermittlungen regelrecht an. Ungeachtet dessen ermittelt das KK11 ergebnisoffen und kommt einer Begebenheit auf die Spur, welche Jahrzehnte zurück liegt…

Dieses Buch nimmt mich schnell für sich ein. Die Protagonisten wirken erfrischend „normal“ und sind nicht überzeichnet. Auf der einen Seite habe ich die Ermittlergruppe, deren Teammitglieder mir auch einen Einblick in das jeweilige Privatleben gewähren. Dadurch entsteht neben der zielgerichteten täglichen Arbeit ein sympathisches Netz aus Verflechtungen, fast wie im „normalen Leben“. Andererseits begleitet der Roman Karen, eine Jugendfreundin von Margret. Unmittelbar vor ihrem Tod hat Margret einen Brief an Karen verfasst und ein Foto beigefügt. Dieser Brief ist scheinbar verloren gegangen, so dass für Karen ebenfalls eine Spurensuche beginnt, die sie siebenundzwanzig Jahre zurück in die gemeinsame Vergangenheit führt.

Heike Rommel hat mit ihrem vierten Fall für das KK11 um Kommissar Domeyer einen soliden Kriminalroman geschaffen. Es gelingt ihr schnell, mich für den Fall und die jeweiligen Biographien zu begeistern und tatkräftig mit zu ermitteln. Dass ich dabei mehrmals den „Fall gelöst habe“, indem ich diverse Täter überführen konnte, sei nur nebenbei erwähnt; die Autorin hat mich ganz ordentlich an der Nase herumgeführt…

„Zerrissene Wahrheit“ war für mich ein uneingeschränkter kriminalistischer Lesegenuss. Dass ich die vorausgegangenen drei Fälle nicht kenne, stellte gar kein Problem dar. Es gibt ordentliche Ermittlungsarbeit, wie sie m. E. täglich in Kommissariaten stattfinden könnte. Und doch ergibt sich Richtung Finale eine Spannungskurve, die das Lesetempo anheizt und mich letztlich zufrieden das Buch schließen lässt. Und es scheint mir so, als wäre am Schluss ein kleiner Fingerzeig auf eine Fortsetzung der Reihe…


Heike Rommel, Zerrissene Wahrheit, eBook, Kriminalroman, KBV Verlags- und Medien GmbH, 9,99 €, 400 Seiten, Erscheinungstermin 29.10.2018

Veröffentlicht am 10.11.2018

Gnadenlose Jagd

Flucht in die Schären
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Nora Linde ist Chefanklägerin der Stockholmer Behörde für Wirtschaftskriminalität. In ihrem aktuellen Fall hat sie Andreis Kovač zunächst wegen Steuerhinterziehung angeklagt; für die weiteren Delikte wie ...

Nora Linde ist Chefanklägerin der Stockholmer Behörde für Wirtschaftskriminalität. In ihrem aktuellen Fall hat sie Andreis Kovač zunächst wegen Steuerhinterziehung angeklagt; für die weiteren Delikte wie Drogenhandel und Geldwäsche reichen die Beweise einfach nicht aus. Nachdem Kovač seine Frau fast totgeprügelt hat, weitet Nora ihre Ermittlungen aus. Wenn Mina gegen ihren Mann aussagen würde, könnte das Verfahren auf mehre Anklagepunkte aufgebaut werden und Kovač für viele Jahre hinter Schloss und Riegel wandern.

Unerwartet wird ein Mordopfer aufgefunden und die Spuren scheinen ebenfalls auf Kovač als Täter hinzudeuten. Diese Ermittlung obliegt Kriminalkommissar Thomas Andreasson, der ohnehin aufgrund der häuslichen Gewalt im Hause Kovač mit Nora in Kontakt steht.

Das Buch besteht im Wesentlichen aus zwei Haupthandlungssträngen: der aktuellen Ermittlungsarbeit von Linde einerseits und parallel zur gesamten Handlung einen Rückblick in Andreis‘ Kindheit in Bosnien andererseits. Natürlich gibt es auch Nebenschauplätze, welche die Lebensumstände der Protagonisten beleuchten und mir insbesondere die Ermittler näherbringen. Viveca Sten gelingt es schnell, mich für das Buch zu interessieren und begeistert den Handlungsfortgang zu verfolgen. Ich empfinde über weite Strecken die Drohung nahenden Unheils, welche sich in der stark anziehenden Spannung zum Ende des Buches entlädt.

Das dominierende Thema in diesem Thriller ist häusliche Gewalt. Die Hintergründe zu diesem nicht einfachen Thema erscheinen mir gut recherchiert und die Verhaltensmuster eines Opfers realistisch dargestellt. Der biographische Rückblick in Andreis‘ Vergangenheit basiert m. E. ebenfalls auf fundierten Nachforschungen und stellt schonungslos die Umstände für die Menschen dar.

Bei „Flucht in die Schären“ handelt es sich um den neunten Band der Thriller-Serie um Thomas Andreasson. Die Unkenntnis der voraus gegangen Bücher hat mir keinen Nachteil hinsichtlich Verstehens und Genuss der Handlung erbracht.

Für mich ist dieses Buch ein solider Thriller, der insbesondere im Finale rasant und fast atemlos voranschreitet.


Viveca Sten, Flucht in die Schären, eBook, Thriller, Kiepenheuer und Witsch Verlag, 9,99 €, 464 Seiten, Erscheinungstermin 08.11.2018

Veröffentlicht am 02.11.2018

Der Baum des Lebens

Der Apfelbaum
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Christian Berkel kenne ich bislang nur als Schauspieler. „Der Apfelbaum“ ist sein Debütroman. In Gesprächen mit seiner mittlerweile dementen Mutter begibt Berkel sich auf eine Zeitreise auf den Spuren ...

Christian Berkel kenne ich bislang nur als Schauspieler. „Der Apfelbaum“ ist sein Debütroman. In Gesprächen mit seiner mittlerweile dementen Mutter begibt Berkel sich auf eine Zeitreise auf den Spuren seiner Herkunft. Durch umfangreiche Recherchen und Reisen, teilweise gemeinsam mit seiner Mutter, kann er Lücken schließen und sich in gewissem Rahmen ein eigenes Bild machen.

Seine Eltern, Sala und Otto, deren Stand unterschiedlicher kaum sein könnte, lernen sich 1932 mit 13 bzw. 17 Jahren kennen und verlieben sich sofort ineinander. Was man gemeinhin als „kleine Schwärmerei“ mit dem Tenor „daraus wird ja ohnehin nichts“ abtun würde, überdauert exorbitant schwere Zeiten und unfassbar langes Getrenntsein.

Ich darf die Herkunftsfamilie von Christian Berkel begleiten auf ihrem schweren Weg in der Zeitspanne von 1932 bis 1954. Insbesondere die umständehalber getrennten Lebenswege in der Zeit um den Zweiten Weltkrieg machen mich demütig und haben mich fragen lassen, wieviel ein Mensch (er-)tragen kann, ohne zu brechen. Umso mehr freue ich mich über die besseren Zeiten, wenn auch nicht alle Pläne mit Erfolg gekrönt werden.

Diese biographisch begründete, ungeachtet dessen fiktive Erzählung hat sich mir nicht leicht geöffnet, teilweise war ich mir nicht sicher, ob ich in der Vergangenheit oder der Gegenwart unterwegs bin. Diese leichte Verwirrtheit hat sich im Fortschritt der Handlung gelegt. Nach diesen kurzen Einstiegsschwierigkeiten hat das Buch mich für sich eingenommen, die Protagonisten sind mir ans Herz gewachsen und ich bin froh, dass ich diese Menschen ein Stück weit kennenlernen durfte!

Für mich ein wertvolles Zeitzeugnis und lesenswertes Buch!


Christian Berkel, Der Apfelbaum, gebundene Ausgabe, Literatur, Ullstein Verlag, 22,00 €, 416 Seiten, Erscheinungstermin 12.10.2018