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Veröffentlicht am 18.11.2018

Ein sehr ausdrucksfähiger Krimi

Schlaflied
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In einem Wald in Schweden wird ein grausamer Fund gemacht: eine Leiche wird verstümmelt von einem Eber freigelegt, und die Polizei muss einen ihrer schwersten Fälle lösen. Den der kleine Junge, der tot ...

In einem Wald in Schweden wird ein grausamer Fund gemacht: eine Leiche wird verstümmelt von einem Eber freigelegt, und die Polizei muss einen ihrer schwersten Fälle lösen. Den der kleine Junge, der tot aufgefunden wurde, bleibt nicht die einzige verstümmelte Leiche. Während das Ermittlerteam um Olivia Rönning alles tut, um den Fall zu lösen, öffnen sich schreckliche Abgründe auf. Olivia holt selbst ihren ehemaligen Ermittler Tom Stilton wieder ins Boot, weil sie entsprechend verzweifelt ist. Doch Tom ermittelt teils auf eigene Faust, und nicht immer in Abstimmung mit seiner Vorgesetzten Olivia, was für Ärger sorgt.

Ich bin ein Fan von den nordischen Krimis. Es herrscht hier immer eine gewisse düstere Stimmung. Auch hier in diesem Buch. Das Ermittlerteam muss sich mit den Themen Flüchtlingen, Organhandel und Pädophilenring auseinander setzen, was nicht immer einfach zu verarbeiten war. 

Diese brisanten Themen halten die Ermittler auf Trab, aber auch den Leser. Die Eingangsszene sorgte bei mir direkt für Gänsehautstimmung. Lange hat mich diese Szene verfolgt, bis sie in der Handlung aufgelöst wurde. Während den ganzen Ermittlungen gab es viele schaurige Momente, in denen man hofft, dass die Realität doch nicht so schlimm sein möge. Doch ich vermute, sie ist es, denn sonst hätte das Autorenpaar diese Themen nicht angesprochen. 

Jeder Charakter hat sein Päckchen zu tragen, und trägt mit seinen Eigenheiten zur Lösung des Falles bei. Die Charaktere sind persönlich mit ihren Ecken und Kanten, und passen in das Gesamtbild des Krimis. 

Der Verdacht wird auf mehrere Charaktere gelegt, wobei die Schwere der Schuld sich erst im letzten Drittel des Buches ersichtlich wird. Und dennoch bleibt die Spannung erhalten, denn es gilt, den Verdacht zu beweisen. 

Ein sehr ausdrucksfähiger Krimi, den man - mit entsprechenden Nerven - gelesen haben sollte. 

Veröffentlicht am 18.11.2018

Spukfinder meets Ghostbusters - genial

Das Netz der Seelenfresser
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Sara und ihre Mutter Elisa sind erschüttert. Der Vater Georg ist urplötzlich verschwunden, und weder die Polizei noch die Familie selber weiß, wohin Georg verschwunden ist; die Entführer melden sich nur ...

Sara und ihre Mutter Elisa sind erschüttert. Der Vater Georg ist urplötzlich verschwunden, und weder die Polizei noch die Familie selber weiß, wohin Georg verschwunden ist; die Entführer melden sich nur spärlich und wollen statt Geld lieber ein sehr seltenes Buch. Zu dieser Verzweiflung gesellt sich auch noch Sten, der anscheinend für Georg gearbeitet hat. Doch Sara ist davon überrascht. Sie hielt wie ihre Mutter ihren Vater immer für einen Handelsvertreter für Ungezieferfallen. Doch Sten belehrt sie eines Besseren. Als Sara mit ihrer Mutter Elisa auf dem Weg zur Großmutter Rita einen Unfall haben, und im Krankenhaus auf den merkwürdigen Pfleger Markus Gohra treffen, nimmt die Geschichte eine seltsame Wendung. Sara soll ihrem Namen Spukfinder alle Ehre machen, und bekommt unerwartete Hilfe. Kann Sara mit ihrer Familie und ihren Freunden das Netz der Seelenfresser bekämpfen und somit ihren Vater zurück gewinnen?

Ich mache es kurz: ich bin von diesem Buch restlos begeistert! Ich habe das Buch kaum aus den Händen legen können. Diese Geschichte und die Charaktere sind sprachlich und logisch so wunderbar ausgearbeitet. Allein die Idee des Plankton des Waldes geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich habe mich in diese Idee und Textstelle verliebt. Die Verliebtheit von Sara und Sten passt wunderbar in dieses Buch und wird nicht überzogen dargestellt. Es bleibt der Zauber der ersten Verliebtheit. "Das Netz der Seelenfresser" hält den Spannungsbogen bis zum Schluss. Die Autorin hat es geschafft, einen Show-Down zu beschreiben, der logisch ist, aber überhaupt nicht übertrieben wirkt, sondern für das Buch komplett angemessen. Es gibt keinen abgefahrenen Hokus-Pokus. Es ist für mich persönlich die richtige Mischung zwischen Geisterjäger, ein bisschen Gruselgewusel, aber auch Familiengeschichte. Ein sehr gelungenes Buch. 

Veröffentlicht am 18.11.2018

Ein Buch für schlaflose Nächte

Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr
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Walter Moers: wer kennt ihn nicht als Schöpfer von Käptn Blaubär oder das kleine Arschloch? Doch Walter Moers ist viel mehr: nämlich ein Genie (für mich jedenfalls)! Und das ist allein schon Grund genug, ...

Walter Moers: wer kennt ihn nicht als Schöpfer von Käptn Blaubär oder das kleine Arschloch? Doch Walter Moers ist viel mehr: nämlich ein Genie (für mich jedenfalls)! Und das ist allein schon Grund genug, seine Bücher regelmäßig zu verschlingen. Die Zamonienreihe hab ich bisher am liebsten gemocht, und ich habe schon entdeckt, dass es ein Weihnachtsbuch gibt namens "Weihnachten auf der Lindwurmfeste - oder warum ich Hamoulimepp hasse". Und im Frühjahr wird der Bücherdrache erscheinen. Ick freu mir so!

Aber zurück zum eigentlichen Buch Prinzessin Insomnia und der albtraumfarbene Nachtmahr. Vor ein paar Wochen als Hörbuch angefangen, muss ich leider sagen: Moers muss man lesen. Anfassen. Riechen. Sehen. Fühlen. Bewundern. Die Bücher muss man durchblättern, und die Illustrationen anschauen, die so liebevoll und detailliert gestaltet sind. Erst recht, wenn Moers seine Bücher selber illustriert. Doch für dieses Buch hat sich Moers wunderbare Unterstützung ins Haus geholt. Lydia Rode leidet seit vielen Jahren am sogenannten chronischem Erschöpfungssyndrom, und nahm zu Walter Moers Kontakt auf, da ihr seine Bücher sehr geholfen haben. Und so haben beide die Geschichte um Prinzessin Insomnia gesponnen, die im Gegensatz zu Lydia Rode nächtelang nicht schlafen kann. 

Doch was macht man, wenn man ständig wach ist und unter Schlafentzug leidet? Man fängt an, Dinge zu sehen, die dann eher nicht da sind, wenn man schlafen kann. Z. B. einen alptraumfarbenen Nachtmahr namens Havarius Opal. Und dieser Nachtmahr entführt die Prinzessin Dylia in ihr eigenes Gehirn, das sie auf abenteuerliche Weise entdecken: in typischer Moers-Manier. Man findet hier viele Hinweise auf Hildegard von Mythenmetz, ohne dass dieser sich in den Vordergrund drängt. Aber auch kunterbunte Minigeisterchen, die um einen Herumschweben. 

Während ich das Buch gelesen habe, habe ich mich teilweise selber entdeckt. Wenn man partout nicht einschlafen kann, gehen einem die verrücktesten Dinge durch den Kopf. und es gibt nächte, in denen man Schafe zählt, oder sich 1000 andere Dinge überlegt, wie man einschlafen kann. So werden aus Wörtern Anagramme gebildet, die man wieder entziffern kann, und ich war mehrfach am Schmunzeln und Staunen, welche Gedanken sich Moers hier gemacht hat. Welche Abenteuer kann man in seinem eigenen Gehirn erfahren und wie wird man seine eigenen Albträume los, um wieder einschlafen zu können. 

Und ich hoffe für mich, dass ich meinen gesunden Schlaf so behalten kann, wie er ist. Wieder mal ein tolles Buch!

Veröffentlicht am 10.11.2018

winterliches Finale!

Herz über Board 2: Mein Winter mit Lin
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Endlich: das Finale der Dilogie „Herz über Board“ ist da. Und es ist sooo wundervoll geworden.

Während bei [Rezension] Sina Müller – Herz über Board (mein Sommer mit Jonah) die totale Sommerstimmung auf ...

Endlich: das Finale der Dilogie „Herz über Board“ ist da. Und es ist sooo wundervoll geworden.

Während bei [Rezension] Sina Müller – Herz über Board (mein Sommer mit Jonah) die totale Sommerstimmung auf Sardinien herrschte, und ich noch total im Sommermodus war, und mich am liebsten in den Flieger nach Sardinien gesetzt hätte, kann man mit dem Finale nun getrost in die Vorweihnachtszeit bzw. den Winter starten.

Sina Müller entführt uns mit Herz über Board 2 – Mein Winter mit Lin in die Zeit nach dem Abenteuer in Sardinien. Lin studiert in Hamburg an der Stage Schule, um ihre Musical-Ausbildung weiter voran zu bringen. Als sie mit ihrer Ausbildungstruppe ein Dschungelbuch-Musical aufführt, bei dem sie einen Affen mimen darf, taucht plötzlich Jonah im Publikum auf. Lin freut sich natürlich riesig. Doch beide, Jonah und Lin müssen sich nun der Frage stellen, wie geht es weiter mit beiden? Wollen beide eine Fernbeziehung führen? Oder soll Lin doch Jonah nach Sardinien folgen? Welche Rolle wird Adrian einnehmen, denn sein Angebot steht noch, Lin bei einer Gesangsausbildung in London zu unterstützen. Aber auch Jonah hat zu kämpfen. Denn als er nach Sardinien gezogen ist, hat er in Deutschland alle Zelte sehr überstürzt abgebrochen. Kann er die ein oder andre Verbindung zu Freunden und Familie noch retten?

Auch mit diesem Teil ist Sina Müller wieder ein tolles Finale gelungen. Das Buch knüpft wunderbar an den ersten Teil an. Sicherlich ist es hilfreich, den ersten Teil zu kennen, um alle Handlungsstränge nachvollziehen zu können. Aber beide Teile ergänzen sich wunderbar. Ich mag den Kontrast zwischen dem Sommerprogramm, das quietschgelbe Cover, das jetzt im Kontrast zum blauen und winterlichen Cover des zweiten Teils steht. Beide Cover sind zwar gleich aufgebaut, in dem man Boards sieht, die aber entweder entweder zum Sommer oder Winter passen. Auch die Kleidung wurde entsprechend angepasst. Schön finde ich, dass der erste Teil auf Lin abzielt, die ihren Weg gehen kann. Nun darf Jonah seine Bahnen lenken und bekommt im zweiten Teil seinen Raum, um die Geschichte weiterzuspinnen.

Besonders gefallen hat mir, dass beide Charaktere stur sein können, aber beide an sich selber arbeiten. Nicht jede Beziehung läuft ab wie im Bilderbuch, und an jeder Beziehung muss permanent gearbeitet werden, trotz Entfernung und jedwedem Problem, das einem entgegen treten kann. Sina Müller hat hier den Alltag einer Fernbeziehung gekonnt untergebracht, aber auch das Verliebtsein nicht zu kurz kommen lassen. Ein wunderbares Buch, um den Winter einzuläuten!

Veröffentlicht am 10.11.2018

Liebevoll gestaltet - Der Plänterwald im Zeitraffer

Rummel im Plänterwald
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Als ich vor wenigen Wochen das Buch "Rummel im Plänterwald" in den Händen hielt, muss ich gestehen, hab ich mich schon gefragt, was ich von einem Buch über einen Freizeitpark erwarten soll. Zumal ich nie ...

Als ich vor wenigen Wochen das Buch "Rummel im Plänterwald" in den Händen hielt, muss ich gestehen, hab ich mich schon gefragt, was ich von einem Buch über einen Freizeitpark erwarten soll. Zumal ich nie der Freizeitparkgänger war, geschweige denn ich keinerlei Vorstellung hatte, wie es in einem Freizeitpark zu Zeiten der Mauer ausgesehen haben könnte. Doch dieses Werk war für mich eine Zeitreise: eine geschichtliche Reise, aber auch eine sehr persönliche Reise durch einen Park, der vielen Menschen durchaus einiges bedeutet hat.

Die Autoren haben hier sehr liebevoll die Geschichte des Parks erzählt, ohne einen mit zu vielen und vor allem langweiligen Details zu erschlagen. Zu Beginn der jeweiligen Kapitel werden die wichtigsten Fakten zusammen gefasst, was sich z. B. in welchem Jahr geändert hat. So wird man als Leser mit auf die Reise genommen, wie der Park geplant wurde, und welche Pläne tatsächlich ausgeführt wurden oder im Sande verliefen. Besonders gut haben mir die Übersichtspläne gefallen, mit denen man genau verfolgen konnte, welche Attraktionen zu den bereits vorhandenen hinzugekommen sind, bzw. welche bereits vorhandenen Attraktionen umgezogen wurden, und so hatte man einen direkten Vergleich. Auch die Baupläne waren sehr interessant, auf denen man erkennen kann, über welche Führungsschienen die Wasserattraktionen liefen.

Flade & Co. führen einen durch den Park, erzählen persönliche Anekdoten, und untermauern diese Erinnerungen mit Bildern, die nicht nur sie selber gesammelt haben, sondern auch von vielen anderen Mitbesuchern zugetragen wurden. Viele Fahrgeschäfte werden vorgestellt. Interessanter Fakt: ich habe mir nie weiters Gedanken darüber gemacht, wie ein Freizeitpark an seine Fahrgeschäfte kommt, oder was mit diesen passiert, wenn ein Park geschlossen wird. Viele Fahrgeschäfte wurden z. B. verkauft und mit einer neuen Lackierung und Namen in anderen Parks weiterverwendet. Ein trauriger Fakt jedoch ist, dass einige Attraktionen dem Vandalismus und dem zeitlichen Zerfall zum Opfer fielen.

Geschichtliche Facetten wurden ebenso eingearbeitet. So wurden die politische Lage, sich bewusst vom Westen abzusetzen, und z. B. eigene Maskottchen zu schaffen, ebenso angesprochen, wie die weitere Ausrichtung nach der Wende. 

Mir gefällt, dass hier auch eine gewisse persönliche Note im Buch wiedergespiegelt wird. Es ist wirklich beeindruckend, wieviele Geschichten der Rummel am Plänterwald geschrieben hat. Die Geschichte der Familie Witte, die sich jahrelang um den Park gekümmert hat. Oder die Geschichte des Clownsduos Hops und Hopsi, das jahrelang  ein fester Bestandteil im Park war und nun vom Autor Christopher Flade in zweiter Generation weiter geführt wird. Viele Besucher können Anekdoten beitragen und haben ihre Informationen mit den Autoren geteilt. 

Auch nach Schließung des Parks wurden von Christopher Flade noch Führungen im Park angeboten, die rege besucht wurden. 

Lassen wir uns überraschen, wie das Areal in der Zukunft genützt wird: es bleibt spannend.

Wer einmal im Plänterwald war, findet hier ein liebevoll Gestaltetes Erinnerungsbuch. Und wer sich näher mit Freizeitparks oder der Geschichte einer Attraktion Berlins vor und nach der Wende beschäftigen möchte, sei dieses Buch wärmstens zu empfehlen.