Das Rätsel der antiken "Flaschenpost"
Sofia Bauer lebt in Rom, in ihrer Ehe mit ihrem fordernden Mann Alberto fühlt sie sich unglücklich und einsam. Sie liebt Bücher über alles und sehnt sich danach, wieder als Buchbinderin und Bibliothekarin ...
Sofia Bauer lebt in Rom, in ihrer Ehe mit ihrem fordernden Mann Alberto fühlt sie sich unglücklich und einsam. Sie liebt Bücher über alles und sehnt sich danach, wieder als Buchbinderin und Bibliothekarin zu arbeiten. Bei einem Spaziergang durch Rom landet sie zufällig in einem Antiquariat und trifft auf den alten Besitzer Andrea Vinci, der ihr eine alte und renovierungsbedürftige Erstausgabe aus dem 19. Jahrhundert schenkt von dem deutschen Schriftsteller Christian Fohr, den Sofia sehr verehrt. Sofia möchte das Buch restaurieren und entdeckt bei ihren ersten Arbeiten am Einband einen versteckten Brief, den die Buchbinderin Clarice von Harmel dort hinterlassen hat. Sofia ist von dem Fund fasziniert und macht sich auf Spurensuche, um mehr über Clarice und deren Leben herauszufinden…
Cristina Caboni hat mit ihrem Buch „Der Zauber zwischen den Seiten“ einen sehr gefühlvollen und spannenden Roman vorgelegt, der einen historischen Teil beinhaltet. Der Schreibstil ist schön flüssig und lässt den Leser schnell in die Handlung eintauchen. Über zwei Zeitebenen erzählt die Autorin ihre Geschichte, die eine findet in der Gegenwart und Sofias täglichem Leben statt, die andere öffnet eine Tür zur Vergangenheit, wo der Leser Clarice von Harmel zu Beginn des 19. Jahrhunderts kennenlernt und Einblick in ihr Dasein erhält. Durch die ständigen Perspektivwechsel befindet sich der Leser mal im Hier und Jetzt, mal in der vergangenen Zeit. Gleichzeitig wird durch die wechselnden Erzählperspektiven auch die Spannung innerhalb der Handlung immer weiter gesteigert, denn bis Sofia das Rätsel um Clarice gelöst hat, erlebt sie so allerlei, während auch Clarice in ihren Schilderungen durch einige Höhen und Tiefen muss. Während der Geschichte lässt die Autorin den Leser ebenfalls eine Reise unternehmen, vom alten sonnigen Rom durch halb Europa. Durch die schönen Beschreibungen der Örtlichkeiten darf man sich wie vor Ort fühlen und hautnah dabei. Auch die Kapitelüberschriften sind besonders gut gewählt, denn die Zitate und Sprüche großer Dichter und Denker leiten über in das jeweilige Geschehen und geben genug zum Nachdenken.
Die Charaktere sind gut ausgearbeitet und mit Ecken und Kanten versehen, die sie lebendig und sehr realistisch wirken lassen. Der Leser kann sich in sie hineinversetzen und ihre Handlungen und Gefühle nachvollziehen. Sofia ist eine sympathische und eher zurückhaltende Frau. Sie ist in ihrer Ehe unglücklich, da sie für ihren Ehemann alles aufgegeben hat und dieser sich mehr und mehr wie ein Kontrollfreak aufführt. Sie sehnt sich danach, endlich wieder ein selbstbestimmtes Leben zu führen und das zu tun, was ihr wichtig ist. Sofia wächst über sich selbst hinaus, indem sie den Mut fasst, von einem Moment zum anderen in eine ungewisse Zukunft zu starten. Sie besitzt Einfühlungsvermögen, Fantasie und geht den Dingen auf den Grund. Clarice kam als Waise ins Haus ihres Onkels und ist ihm ausgeliefert. Sie liebt das Buchbinden und erlernt es heimlich, denn als Frau von Adel war ihr dies nicht gestattet. Clarice hat nie den Mut verloren, kämpft für sich und ihre Passion. Alberto ist ein egoistischer Mann, der seiner Frau alles genommen hat und sie in einen Käfig sperren möchte. Tomaso Leoni ist ein geheimnisvoller Mann, der von Büchern ebenfalls fasziniert ist. Auch die übrigen Protagonisten lassen der Geschichte weitere Spannung zuteilwerden.
„Der Zauber zwischen den Seiten“ ist ein Roman voller Magie, Rätsel, Liebe und der Suche nach sich selbst. Wunderschön umgesetzt, spannend und kurzweilig, sodass die Seiten wie von selbst dahinfliegen. Verdiente Leseempfehlung!