Wichtig für alle deutschen Himmelsrichtungen
Mit ihrer Streitschrift versucht die sächsische Integrationsministerin Petra Köpping mit dem Klischee des Jammer-Ossis aufzuräumen. Von der wenig transparenten Abwicklung ehemaliger DDR-Betriebe durch ...
Mit ihrer Streitschrift versucht die sächsische Integrationsministerin Petra Köpping mit dem Klischee des Jammer-Ossis aufzuräumen. Von der wenig transparenten Abwicklung ehemaliger DDR-Betriebe durch die Treuhand bis zur Abwertung ostdeutscher Bildungsabschlüsse und Berufserfahrung nach der Wende: Sie beleuchtet auf vielen Ebenen, wie der Nachwende-Frust entstanden ist und warum sich so viele Ostdeutsche bis heute abgehängt und ignoriert fühlen. Am stärksten ist das Buch, wenn sie über Schicksale von Personen und Personengruppen wie etwa den ostdeutschen Kohlearbeitern berichtet, mit denen sie im Laufe ihrer Politik-Karriere selbst in Berührung gekommen ist.
Gleichzeitig bleibt Köpping nicht in der Opferrolle, sondern untersucht auch, wie beispielsweise die Naivität und das Verlangen nach Westwaren einige Entwicklungen im Osten begünstigt haben. Sie zeigt, dass es auch in den alten Bundesländern Städte und Regionen gibt, die mit starkem Strukturwandel kämpfen, auch wenn dieser nicht so plötzlich wie im Osten eintrat. Zudem betont sie immer wieder, dass all diese Entwicklungen keinen Fremdenhass rechtfertigen. Damit plädiert Petra Köpping nachvollziehbar für eine gegenseitige Wertschätzung von Menschen in Ost und West.
Einige Argumente werden immer wieder aufgegriffen, sodass das Buch relativ viele Wiederholungen enthält. Köpping schreibt eher locker und teils umgangssprachlich. Man merkt, dass der Autorin das Thema am Herzen liegt und dass sie sich schon sehr lange damit beschäftigt. Die Streitschrift liest sich wie eine Erweiterung von Petra Köppings Rede vom politischen Reformationstag 2016, für die sie damals viel Aufmerksamkeit erhielt. Die Rede ist auch im Anhang abgedruckt.