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Veröffentlicht am 15.09.2016

Run boy run!

Am Ende aller Zeiten
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Am Ende aller Zeiten von Adrian J Walker. Erschienen im Fischer Tor Verlag am 25.08.2016.

Ed lebt mit seiner Frau Beth in Schottland. Er drückt sich vor der Hausarbeit und auch auf der Arbeit ist er eher ...

Am Ende aller Zeiten von Adrian J Walker. Erschienen im Fischer Tor Verlag am 25.08.2016.

Ed lebt mit seiner Frau Beth in Schottland. Er drückt sich vor der Hausarbeit und auch auf der Arbeit ist er eher der kreative Drückeberger als der fleißige Arbeitnehmer. An einem Sonntag weckt ihn sein Sohn durch lautes Gebrüll0 Er gibt ihm die Flasche und stellt fest, dass weder Fernsehen noch Telefon funktionieren. Um Empfang zu haben schnappt er sich seinen Sohn und geht mit ihm los, immer auf der Suche nach dem Balken der ihn ins Internet schauen lässt. Etwas ist seltsam und dann fällt es ihm wieder ein. Als er gestern Abend sturzbetrunken im Fernsehen gesehen hat, dass Kometen auf dem Weg zur Erde sind hat ihm seine Frau Beth nicht geglaubt und er ist ins Bett gekippt. Jetzt gehen plötzlich die Sirenen an. Es ist keine betrunkene Fantasy gewesen. Es ist ernst. Sehr ernst. Kann er sich und seine Familie retten?
Der Autor hat eine wunderbar apokalyptische Stimmung geschaffen. Das Böse, das Tier in den Menschen ist wach geworden. Jeder kämpft ums überleben in einer Welt ohne Gesetz und Ordnung. Ed hasst es zu rennen, aber er muss. Er und einige Andere versuchen durch halb England zu den Schiffen zu kommen. Seine Motivation ist seine Familie. Eine Familie die auf der Flucht getrennt wurde.
Wir treffen in diesem Roman mal nicht die Typen die eigentlich super fit sind und die einen Lauf quer durch England mal eben zwischen Tagesschau und dem Wort zum Sonntag machen würden. Ed und seine Kumpels sind eigentlich alles Typen die leicht schräg, völlig normal und unser Nachbar sein könnten. Kurz nachdem ich dieses Buch angefangen habe zu lesen ist der Asteroid "2016 QA2" knapp an der Erde vorbeigeflogen. So ein Ereignis kann uns also wirklich jederzeit treffen. Hast Du genug Wasser im Keller? Hast Du überhaupt einen Keller?
Dieses Buch ist für alle die nicht die weichgespülten Endzeitbüchlein der letzten Jahre lesen wollen. Der Leser bekommt mehr als Dreckränder und verlaufene Wimperntusche zu lesen auf einer Reise durch den eigenen Schweinehund.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Mord in Münster

Denn mir entkommst du nicht
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„Denn mir entkommst du nicht“ von Christine Drews (Band 4 der Reihe Charlotte Schneidmann & Peter Käfer), erschienen im Bastei Entertainment Verlag, am 13. Mai 2016

Am Aasee in Münster läuft ein Jogger ...

„Denn mir entkommst du nicht“ von Christine Drews (Band 4 der Reihe Charlotte Schneidmann & Peter Käfer), erschienen im Bastei Entertainment Verlag, am 13. Mai 2016

Am Aasee in Münster läuft ein Jogger seine abendliche Runde als er seinen früheren Spitznamen hört. Er folgt dem Ruf in die Büsche und prallt mit einem Menschen zusammen der sich aber schnell aus dem Weg macht. Schnell findet Antonio raus warum. Dort liegt eine Tote. Eine Frau die zu seinem früheren Leben gehört hat. Eine Prostituierte, bestialisch ermordet. Er ruft anonym die Polizei und versucht seine Spuren zu verwischen damit die Polizei nicht in sein neues Leben platzt. Der Mörder hat ihn gesehen und der Mörder weiß nicht, dass er ihn nicht identifizieren kann.

Die Kommissare Schneidmann und Käfer beginnen zu ermitteln. Führt sie die Tote in das Rotlichtmilieu oder wurde sie ermordet weil sie bis vor kurzem schwanger gewesen ist?

Der Krimi ist teilweise aus der Sicht von Antonio geschrieben und teilweise aus dem Blickwinkel der Polizei. Dadurch wissen wir natürlich wenn Schneidmann und Käfer irren, was die Geschichte irgendwie lebendiger macht. Bis zum Showdown hat mir die Story, die spannend und flüssig geschrieben ist sehr gut gefallen. Für das was zum Ende geführt hat gibt es einen Punkt Abzug.

Man kann der Story sehr gut folgen auch wenn man die ersten 3 Bände der Reihe nicht gelesen hat. Ich fand es eine sehr gute Idee mal nicht in den Gedanken eines Mörders mitzulesen, sondern die Nöte und Ängste eines eigentlich unbeteiligten der befürchten muss, dass man ihm diese bestialischen Morde anlasten wird.

Veröffentlicht am 28.05.2024

Déjà-vu

The Hike
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The Hike: Nicht alle kommen zurück von Lucy Clarke, gelesen von Stephanie Kellner, Carolin Sophie Göbel, Sabine Menne, Mayke Dähn und Leon Sandner, erschienen im United Soft Media Verlag GmbH als ungekürztes ...

The Hike: Nicht alle kommen zurück von Lucy Clarke, gelesen von Stephanie Kellner, Carolin Sophie Göbel, Sabine Menne, Mayke Dähn und Leon Sandner, erschienen im United Soft Media Verlag GmbH als ungekürztes Hörbuch am 18.04.2024.

Liz hat diesmal das Ziel ihres jährlichen gemeinsamen Ausflugs bestimmt und so reisen sie, Maggie und Helena zusammen nach Norwegen, um dort zu wandern. Im letzten Augenblick kommt noch Joni dazu, die dringend eine Auszeit auf der Bühne braucht. Leider ist nicht jeder den Trainingsanweisungen gefolgt, die sie in den Wochen und Monaten zuvor hätten machen sollen, um einen Trip von mehreren Tagen in anstrengendem Gelände zu überstehen. Gerade wo sie wandern, soll vor einem Jahr eine Frau verschwunden sein.

Aufbau und Schreibstil sowie das Cover entsprechen „One of the girls“. Das Buch wieder in der gleichen Art aufzubauen, fand ich langweilig. Sollte noch ein weiteres Buch mit gleicher Aufmachung rauskommen, würde ich erst nach der Hörprobe entscheiden, ob ich es hören mag. Insgesamt wird das Muster von „One oft he girls“ wiederholt. Die einzelnen Personen sind seit Kindertagen befreundet, die Personen haben alle ihre Päckchen zu tragen und die Freundschaft ist nicht so wie man am Beginn des Buches denkt. Klingt bekannt? Ja, funktioniert vermutlich aber bei vielen Lesern/Hörern wunderbar.

Die Personen werden von verschiedenen Personen gelesen, was den Roman hörenswerter machen würde, wenn die Stimmen nicht so gleich wären und mir einfach die weiblichen Stimmen bis auf Joni nicht gefallen haben.

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Veröffentlicht am 26.03.2024

Menschen im Hotel

Hotel Amerika
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Hotel Amerika von Maria Leitner mit einem Nachwort von Katharina Prager, erschienen im Reclam Verlag am 16.02.2024 als Neuauflage eines Buchs, welches schon 1930 erschienen ist, aber von den Nazis 1933 ...

Hotel Amerika von Maria Leitner mit einem Nachwort von Katharina Prager, erschienen im Reclam Verlag am 16.02.2024 als Neuauflage eines Buchs, welches schon 1930 erschienen ist, aber von den Nazis 1933 verbrannt wurde.

Wir erleben einen Tag im Leben von verschiedenen Menschen im Hotel Amerika in den 1920 Jahren. Shirley O’Brien, ein Wäschemädchen deren Mutter als Scheuerfrau im Hotel arbeitet, macht sich bereit für den letzten Arbeitstag im Hotel. Ab Morgen will sie Gast statt Arbeiterin dort sein. Ihr Freund wird reich sein und ihr das unbeschwerte Leben, dass sie bei den Hotelgästen sieht, ermöglichen.

Maria Leitner hat einen sozialkritischen Roman verfasst, der sich mit den Lebensumständen der Immigranten, meist aus Europa, in die USA beschäftigt. Die Wohnungsnot, wie wenig Rechte Arbeitnehmer hatten und wie schnell man arbeitslos auf der Straße stand. Sie schreibt von der Erkenntnis, dass man nur gemeinsam bessere Arbeitsbedingungen schaffen kann und sich gegen die Ausbeutung der einfachen Arbeitskraft wehren muss.

Das Buch handelt auch von Erpressung, dem Lebensstil der wohlhabenden Gesellschaft und dem Leben von Menschen, die im Hotel wohnen und sich 24/7 bedienen lassen und gar nicht mehr wirklich auf die Idee kommen, selbst etwas machen zu können. Man kann sich gut vorstellen, dass in vielen Ländern die wir als Touristen bereisen, die Behandlung des Personals in Hotels nicht wesentlich anders ist, als im Buch beschrieben.

Leider bleiben die Figuren etwas oberflächlich und es wurden auch Begriffe, die man heute nicht mehr verwendet nicht überarbeitet. Trotzdem wird dem Leser ein guter Eindruck vermittelt, wie das Leben für Migranten aus Europa in die USA gewesen ist, und bringt einen zum Nachdenken, wie sich aktuelle Migranten zu uns fühlen, wovon sie träumen und warum die Nazis dieses Buch vernichten wollten. Ein Satz aus diesem Buch ist bis zum heutigen Tag unverändert wahr: Man sperrt ja auch nur die kleinen Diebe ein, während man die großen als Stützen der Gesellschaft ehrt.

Der Schreibstil ist flüssig zu lesen und die Charaktere sind in ihren Handlungen gut zu verstehen. Vor hundert Jahren sicher ein revolutionäres Buch, heute aber nur noch ein Blick in vergangene Zeiten.

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Veröffentlicht am 03.03.2024

Aha, und warum Chinesen? (Seite 197)

Yellowface
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Yellowface von Rebecca F. Kuang, erschienen im Eichborn Verlag am 29.02.2024.

June Hayward begleitet ihre ehemalige Studienkollegin Athena Liu um zu feiern da sie gerade einen Vertrag unterschrieben ...

Yellowface von Rebecca F. Kuang, erschienen im Eichborn Verlag am 29.02.2024.

June Hayward begleitet ihre ehemalige Studienkollegin Athena Liu um zu feiern da sie gerade einen Vertrag unterschrieben hat, damit Netflix ihren Roman verfilmen kann. Eigentlich mag June Athena, die im Gegensatz zu ihr mit ihrem Debütroman einen Kassenschlager lieferte, nicht wirklich, aber irgendwie scheint sich Athena auf sie als Freundin zu konzentrieren. Die zwei landen in Athenas Wohnung, wo June rumstöbert und das Manuskript von Athenas neuesten Roman findet. Im Verlauf des Abends stirbt Athena bei einem schrecklichen Unfall und June steckt das Manuskript, von dem sie weiß, dass es sonst keinerlei Aufzeichnungen gibt, ein. June füllt das Manuskript, welches noch weit von der Veröffentlichung gewesen ist, mit Leben, verändert aber die Aussagen und Sichtweisen der Protagonisten. Als sie einen Verlag findet, der das Buch annimmt und unter dem Namen Juniper Song, ihren beiden Vornamen, veröffentlicht beginnt eine Hass Kampagne, geführt hauptsächlich von asiatisch-amerikanischen Schriftstellerinnen, die June als Rassistin und Diebin einer Athena Liu Geschichte angreifen.

Mit Yellowface, welches sich unter seinem gelben Cover als „Die Letzte Front“ outet, ist der Autorin eine moderne Satire über Rassismus und sozialem Medienkonsum gelungen bei der die amerikanisches Verlagswesen auch gleich noch sein Fett abbekommt.

Ob die Sticheleien gegen die Verlage und ihre Mitarbeiter berechtigt sind, kann und will ich nicht nachprüfen. Ab und zu wird da sicher auch mehr die Meinung der Autorin eingeflossen sein als die nackte Wahrheit, aber von einigen Praktiken, die beschrieben werden, konnte man in den Medien schon etwas mitbekommen.

Mir wurde das Hauptthema des Buchs irgendwann zu viel. Es kommt so ziemlich jede Art des Rassismus vor und an dieser Seite wird so lange gezupft, bis ich angefangen habe mich zu langweilen. Ja, ich bin eigentlich nicht das Publikum für die dieses Buch geschrieben wurde, hatte da bei der Leseprobe aber nicht so drauf geachtet. Schon auf den ersten Seiten stellt sich June Hayward als neidische und oberflächliche Person dar, was sich auch im Laufe des Buches nicht ändert. Obwohl wir viele Einblicke in die Entwicklung der June bekommen, bleibt sie bis zur letzten Seite eine selbstverliebte, neidische Narzisstin. Leider sehen wir dieses Buch nur aus ihrer Warte und so sind alle Personen unsympathisch, hinterhältig und ich bezogen. Leider war es damit für mich nicht möglich mich wirklich in die Charaktere hineinzuversetzen und ihre Handlungen zu verstehen.

Rebecca F. Kuang ist eine Schriftstellerin, die ausgesprochen gut ein Thema beschreiben kann und ihre Art zu schreiben hat mich fasziniert. Der Teil in der sich ihre Protagonistin in die Untiefen der sozialen Medien wirft ist herausragend ausgearbeitet und sehr gut recherchiert. Ich wollte ein Buch lesen, welches eine Schriftstellerin einer toten Schriftstellerin ein Buch stiehlt und sich nun mit den Fans von Athena rumplagen muss. Das sich das alles um asiatisch und weiß dreht, habe ich nicht kommen sehen da ich bisher die Problematik nicht gesehen hatte. Mir ist bewusst gewesen, dass Frauen öfter mit männlichen Pseudonymen veröffentlichen, nicht aber dass der kulturelle Hintergrund einer Person einen einschränken könnte, worüber sie schreiben darf. Etwas worüber ich jetzt noch länger nachdenken und mich mit auseinandersetzen muss.

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