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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.11.2018

Dämonen der Vergangenheit

Alina
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Wie wir es von Arvis Heubner gewöhnt sind, ist die feine Klinge in seinen Büchern fehl am Platz. Sein Protagonist, der Europol-Cop Tinus Geving, der immer dort eingesetzt wird, wo es besonders brenzlig ...

Wie wir es von Arvis Heubner gewöhnt sind, ist die feine Klinge in seinen Büchern fehl am Platz. Sein Protagonist, der Europol-Cop Tinus Geving, der immer dort eingesetzt wird, wo es besonders brenzlig ist, ist trotz aller Härte sich und seinen Gegnern gegenüber, ein sehr feinfühliger Mann.

Sehr beklemmend die Sequenzen aus der Franco-Diktatur, in der Andersdenkende, vor allem Sozialisten und Kommunisten, gnadenlos verfolgt wurden. Die Kinder der Verfolgten, Gefolterten und häufig auch Ermordeten wurden in Waisenhäuser gesteckt. Dort unterzog das Regime die Kinder einer Umerziehung und raubte ihnen damit Namen und Herkunft.

Allerdings gibt es auch Kräfte, die Tinus hassen und allerlei Intrigen anzetteln, um ihn loszuwerden. Doch das ist eine andere Geschichte …

Fazit:

Ein Krimi, der weit in die Franco-Diktatur hineinreicht und die Verstrickung der Politik in Verbrechen schonungslos offenlegt. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 06.11.2018

EIn humorvoller Ratgeber

Fake it
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Hanna Dietz spricht mit diesem Buch vor allem Frauen an, die sich oftmals unter ihrem Wert „verkaufen“, weil sie Schwächen oder vermeintliche Unzulänglichkeiten vorab bekannt geben.
Diese Haltung trifft ...

Hanna Dietz spricht mit diesem Buch vor allem Frauen an, die sich oftmals unter ihrem Wert „verkaufen“, weil sie Schwächen oder vermeintliche Unzulänglichkeiten vorab bekannt geben.
Diese Haltung trifft man sowohl im Beruf, in der Familie oder im Umgang mit Freunden an.

Frauen sind oft auf Harmonie bedacht – allerdings nicht auf ihre eigene, sondern auf die von anderen.

Die Autorin gibt wertvolle Tipps, die gut zu befolgen sind.

Meine Meinung:

Dies ist mein erstes Buch von Hanna Dietz. Zu Beginn musste ich mich erst ein wenig einlesen. Den Titel „Fake it!“ habe ich anfangs ein wenig unpassend bzw. reißerisch gefunden, verbinde ich das doch immer mit einer bestimmten Person. Je länger ich das Buch gelesen habe, desto besser ist die Intension der Autorin herausgekommen: „Augen zu und durch“ (auch wenn der Geschirrspüler nicht 100% so toll eingeräumt ist), sage deine Meinung (höflich und bestimmt) aber eindeutig. Achte auf deine Körpersprache! Gib deinem Gegenüber keinen Spielraum, sich in Ausflüchte zu retten.

Klappe das „Appell-Ohr“ zu – Frauen neigen dazu, sich für alles und jedes verantwortlich zu fühlen. Nein, diesmal ist Frau MüllerMeierHuber mit dem Protokollschreiben im Elternverein der Schule dran.

Für diejenigen, die sich gerne in dieses Thema vertiefen wollen, empfehle ich das „4-Ohren-Modell“ (Friedemann Schulz von Thun) nachzuschlagen. Vieles, was Hanna Dietz humorvoll und zu Recht ein wenig überzeichnet darstellt, ist dort aus Sicht der Psychologen nachzulesen.

Was spricht dagegen, den einen oder anderen Tipp auszuprobieren? Eben - NICHTS! Einfach tun!

Fazit:

Ein witziges Buch nicht nur für graue Novembertage. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 06.11.2018

Ein empfehlenswertes Sachbuch

Kinderwunsch und Lebensplan
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In den letzten Jahren nimmt die Anzahl der Kinder pro Familie immer weiter ab. Statistisch gesehen bekommen wir Österreicherinnen nur mehr 1,5 Kinder.

Warum ist das so?

Viele Paare verschieben ihren ...

In den letzten Jahren nimmt die Anzahl der Kinder pro Familie immer weiter ab. Statistisch gesehen bekommen wir Österreicherinnen nur mehr 1,5 Kinder.

Warum ist das so?

Viele Paare verschieben ihren Kinderwunsch nach hinten. Zuerst will die Ausbildung beendet, das Leben genossen und/oder ein bestimmter finanzieller Polster erreicht werden. Oftmals geraten die Eltern in spe dadurch in eine Stresssituation, in der sich die gewünschte Schwangerschaft nicht einstellen will.
Vor allem Frauen hören die biologische Uhr laut ticken.
Dass die Fertilität bei Frauen schon ab 30 abnehmen kann, ist eine Laune der Natur, die sich leider nicht wirklich beeinflussen lässt. Die Qualität der Spermien nimmt ebenfalls ab, allerdings erst ein wenig später.
Aber, so glaubt ein Teil der Paare – es gibt ja die IVF-Methode, die ausgereift ist und ihnen Nachwuchs bis ins hohe Alter beschert. Oder doch nicht?

Dr. Wilfried Feichtinger, international renommierter Reproduktionsmediziner, und die österreichische Wissenschaftsjournalistin Eva Stanzl haben gemeinsam dieses Buch herausgegeben, in dem sie nun viele Aspekte des Kinderwunsches erläutern. Allerdings wird nicht verschwiegen, dass der künstlichen Befruchtung Grenzen gesetzt sind, und warum.

Meine Meinung:

Ein sehr einfühlsam und gut recherchiertes Sachbuch. Zu Beginn kommen Frauen und Männer zum Thema Kinderwunsch zu Wort. Einige der Interviewten haben schon Kinder andere (noch) nicht.
Sehr deutlich werden die Chancen und Risken der künstlichen Befruchtung aufgezeigt. Die gesetzlichen Grundlagen in Österreich und anderen Ländern werden genauso angesprochen wie ethische Fragen – Stichwort „Designerbabys“.

Fazit:

Die IVF kann kein Ersatz für eine rechtzeitige Familienplanung sein, aber Unterstützung für alle jene, die ihrer bedürfen. Gerne gebe ich für dieses aufschlussreiche Buch 5 Sterne.

Veröffentlicht am 04.11.2018

Ein wunderbares zu einem wunderbaren Lied

Stille Nacht
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2018 jährt sich die erste Aufführung des wohl bekanntesten Weihnachtsliedes zum 200. Mal. Aus diesem Anlass erscheinen gleich mehrere Bücher. Dieses hier zeichnet sich durch penible Recherche und wissenschaftliche ...

2018 jährt sich die erste Aufführung des wohl bekanntesten Weihnachtsliedes zum 200. Mal. Aus diesem Anlass erscheinen gleich mehrere Bücher. Dieses hier zeichnet sich durch penible Recherche und wissenschaftliche Aufarbeitung zahlreicher Quellen, Legenden und Facetten aus. Mehr als 30 Autorinnen und Autoren haben an diesem tollen Buch mitgewirkt.

Zu Beginn wird die Entstehungsgeschichte sowie die beiden Biografien von Franz Xaver Gruber und Joseph Mohr präsentiert.

Sehr interessant ist für mich die soziale Umgebung, in der das Lied entstanden ist. Salzburg ist 1818 nur mehr ein schaler Abklatsch seiner früheren Bedeutung. Teile des ehemaligen Erzbistums sind im Zuge des Wiener Kongresses an Bayern abgetreten worden und der Rest dem Erzherzogtum Ob der Enns zugeschlagen. Die Hauptstadt Salzburg verfällt in die Bedeutungslosigkeit. Auf dem Land hungern die Menschen. Die Auswirkungen des „Jahres ohne Sommer (1816)“ nach dem Ausbruch des Vulkans Tambora in Indonesien 1815 sind deutlich spürbar.

Das Buch gibt einen wunderbaren Einblick auf das Schulwesen jener Zeit. Bauernkinder konnten auf Grund der Arbeiten am Hof nur wenige Wochen in die Schule gehen. Die ist noch dazu kostenpflichtig. Von der Anzahl der unterrichteten Kinder ist das Salär des Lehrers abhängig.

Weitere Beiträge behandeln die Verbreitung des Liedes sowie die Urheberstreitigkeiten in den 1870er und 1890er Jahre (S. 101 ff). Dazu zitiert Mitautor Thomas Hochradner aus der damals erscheinenden „Salzburger Chronik“ Leserbriefe und Antworten.

Als Technikerin fasziniert mich das Kapitel über die, schon früh einsetzende technischen Möglichkeiten der Verbreitung des Liedes. Sei es via mechanische Spieldose oder als Walze im Musikapparat. Skurril mutet der musikalische Christbaumständer aus dem Jahre 1900 an (S.131).
Erstaunlich auch die frühe filmische Umsetzung des Liedes (1910). Allerdings sind nicht alle Filme über Gruber und Mohr recht gelungen. Da gibt es den einen oder anderen ordentlichen Missgriff (z.B. ein Machwerk, das Joseph Mohr als liebestollen Priester darstellt, das niemals in die Kinos gekommen ist) (Siehe S. 162 ff).

Sehr interessant ist auch die Veränderung des Weihnachtsfestes von einem besinnlichen Kirchenfest, an dem man eine Krippe aufgestellt hat, zu einem kommerziellen „Geschenkefest“. Dazu werden das Kopfschütteln und die Unmutsäußerung von Erzherzog Johann zitiert (S. 75). Durch seine protestantische Schwägerin Henriette von Nassau kommt ja der mit Kerzen, Glitter und Süßigkeiten geschmückte Nadelbaum ins erzkatholische Österreich.

Wie schon vorab erwähnt, gefallen mir die sozialgeschichtlichen Aspekte rund das Weihnachtsfest und die Weihnachtsmusik sehr gut.

Bei einem so bekannten Lied bleibt es nicht aus, dass es auch für politische Zwecke ge- (und manchmal miss-)braucht wird. „Wilde Nacht, streikende Nacht!“ und ähnliches singen die Arbeiter. Im Ersten Weltkrieg kursieren mehrere Umdichtungen. Auch in der Weimarer Republik des Zwischenkriegsdeutschlands gibt es neue Texte. Ein Blick auf den Nationalsozialismus zeigt, dass das Singen von (christlichen) Weihnachtslindern zwar nicht explizit verboten, jedoch verpönt ist.

Ein Kapitel beschäftigt sich mit der Vermarktung des Liedes als Pophit: Von Bing Crosby bis Sinhead O’Connor. In allen Richtungen der Unterhaltungsmusik ist „Stille Nacht“ angekommen und ist als (manchmal störender) Ohrwurm die ganze Adventzeit zu hören.

Interessant zu lesen ist auch, wer und welche Gemeinde am Ruhm des Weihnachtsliedes mitnaschen will. Diese sind vor allem die 13 Trägergemeinden der „Stille-Nacht-Region“. Die Balance zwischen Gedenken und Vermarktung, ist nicht einfach zu halten.

Was mir persönlich besonders gut gefällt, ist das reduzierte, aber dennoch ins Auge fallende Cover: die grüne Darstellung der Melodie als Frequenzmuster, erinnert mich frappant an einen querliegenden Weihnachtsbaum.

Viele Fotos, Faksimiles und ausführliche Quellen machen dieses Buch zu einem tollen Nachschlagewerk zum wohl bekanntesten Weihnachtslied. Das Buch bietet sich als qualitativ wertvolles Geschenk wie von selbst an.

Fazit:

Ein umfangreiches, detailliertes und interessantes Buch zum „Stille-Nacht-Lied“. Gerne gebe ich eine Leseempfehlung und 5 Sterne.

Veröffentlicht am 04.11.2018

EIn gelungener Reiseführer zu schaurigen Orten

111 schaurige Orte in der Steiermark, die man gesehen haben muss
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Die Reihe „111 Orte“ wird seit Kurzem durch „schaurige“ oder „mystische“ ergänzt. Robert Preis, Krimi-Autor aus Graz, der auch das eine oder andere Buch mit Fantasy- bzw. Sagenelementen geschrieben hat, ...

Die Reihe „111 Orte“ wird seit Kurzem durch „schaurige“ oder „mystische“ ergänzt. Robert Preis, Krimi-Autor aus Graz, der auch das eine oder andere Buch mit Fantasy- bzw. Sagenelementen geschrieben hat, nimmt seine Leser auf eine Reise zu schaurigen Punkten in der Steiermark mit.
Neben Sagengestalten wie „Die Trud“ (Nr. 1) zeigt uns der Autor Richtstätten wie z. B. Nr. 4 und Nr. 102.

Einen großen Teil der schaurigen Orte bilden die Lager der NS-Zeit. Spät, aber doch wird den ermordeten Juden, Zwangsarbeitern oder Regimekritikern durch Errichtung von Gedenkstätten gedacht, um die Ereignisse nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. (u.a. Nr. 11, 13, 24, 27, 32, 40, 50, 65, 89).
Auch Verbrechen der jüngsten Vergangenheit finden ihren Niederschlag (u.a. Nr. 23, Nr. 95).

Ein besonders grausames Schicksal wurde Marie zuteil, die des Diebstahls verdächtigt und schwerer Folter unterzogen wurde. Wie sich später herausgestellt hat, war das Dienstmädchen unschuldig. Als Krüppel hat Marie ihr Leben gefristet (Nr. 38). Kurz darauf soll Maria Theresia die schwere Folter abgeschafft haben.

Die Fotos sind dem Thema angepasst und wirken melancholisch. Bei manchen ist der Zusammenhang zum Ort des Grauen nicht auf den ersten Blick zu erkennen.

Wie in allen Büchern der „111“-Reihe findet sich am Ende des Buches eine Landkarte mit den besprochenen Orten.

Fazit:

Wieder ein gelungener Reiseführer aus dem Hause Emons, dem ich gerne 5 Sterne gebe.