Lina Morgenstern, die Mutter der Suppenküchen
Das NovembermädchenLina Morgenstern wird in eine wohlhabende Breslauer Kaufmannsfamilie hinein geboren. Schon als junges Mädchen liegt ihr das Wohl der anderen am Herzen. Gegen den Willen der Eltern ertrotzt sie sich die ...
Lina Morgenstern wird in eine wohlhabende Breslauer Kaufmannsfamilie hinein geboren. Schon als junges Mädchen liegt ihr das Wohl der anderen am Herzen. Gegen den Willen der Eltern ertrotzt sie sich die Heirat mit Theodor Morgenstern. Die Familie zieht nach Berlin. Dort scheitert Theodor mit dem Versuch, sich mit
einem eleganten Modesalon selbstständig zu machen. Lina ist gezwungen für den Unterhalt der Familie zu sorgen. Sie schreibt Bücher, gründet Kindergärten und eine Schule für angehende Erzieherinnen. Sie erkennt die Armut und Hunger eines großen Teils der Berliner Bevölkerung und gründet den Verein der Berliner Volksküchen. Ihre große Stunde schlägt, als der Deutsch- Französische Krieg ausbricht und sie aus dem Nichts die Verpflegung der an die Front fahrenden Soldaten organisiert. Dies alles schafft sie mit der Hilfe vieler ehrenamtlicher Frauen und gegen den Widerstand und die Vorurteile der Männer. Ihre größte Unterstützung erfährt sie durch ihren Ehemann Theodor, der sich um die 5 Kinder kümmert , den Haushalt organisiert und sie unterstützt, wo er nur kann. Als sich der Widerstand gegen sie - durchsetzt mit antisemitischen Vorwürfen - verstärkt, zieht sie sich ins Private zurück.
Ich kannte die Geschichte der Lina Morgenstern nicht und bin deshalb der Autorin sehr dankbar, dass sie die Lebensgeschichte dieser herausragenden Frau erzählt. Lina Morgenstern war in meinen Augen eine moderne Frau im besten Sinne des Wortes. Sie initiierte Dinge , von denen wir heute noch profitieren. Ihr Mut und ihr Durchsetzungswille Dinge anzugehen, die sie für sich als notwendig und richtig erachtet, haben mir imponiert. Genauso gilt meine Bewunderung ihrem Mann Theodor, der sie als Hausmann in einer Zeit, als Frauen nicht wählen und ohne Einwilligung des Mannes keiner Arbeit nachgehen durften, unterstützte. um so trauriger stimmt es mich, dass Lina Morgenstern für ihr segensreiches Wirken damals diffamiert wurde und heute in Vergessenheit geraten ist.
Die Autorin erzählt die Lebensgeschichte in eingängiger Sprache und sehr lebendig und ruft damit nicht nur eine starke Frauenpersönlichkeit ins Gedächtnis, sondern bietet auch wunderbare Unterhaltung.