Tierquälerei und viel zu viel Liebelei statt Klima
Die Letzten ihrer ArtIm dritten Teil des literarischen Klimaquartetts "Die Letzten ihrer Art" befasst sich Maja Lunde mit den aussterbenden Arten auf unserem Planeten. Als Beispiel hat sie sich den Przewalski-Pferden, den ...
Im dritten Teil des literarischen Klimaquartetts "Die Letzten ihrer Art" befasst sich Maja Lunde mit den aussterbenden Arten auf unserem Planeten. Als Beispiel hat sie sich den Przewalski-Pferden, den Ur-Wildpferden, gewidmet, die bereits auf Höhlenmalerien zu bewundern waren.
Wie in ihren Vorgängerromanen hat sie ihre Geschichte auf drei Zeitebenen angesiedelt: 1880, 1992 und 2064. Alle Handlungsstränge werden aus der Sicht des Hauptprotaginisten in der Ich-Form erzählt.
Ende des 20. Jahrhunderts lernen wir den russischen Zoologen Michail Alexandrowitsch Kowrow aus St. Petersburg kennen. In einer Art rückblickenden Reisebericht erzählt er von seiner Expedition in die Mongolei um ein Przewalski-Pferd, von den Einwohnern Takhis genannt, einzufangen und nach Sankt Petersburg in den Zoo zu bringen. Für Michail wäre es eine Sensation das noch unbekannte Wildpferd auszustellen, um endlich wieder mehr Zoobesucher anzulocken und gewinnbringende Zahlen zu schreiben. Gemeinsam mit dem deutschen Tierfänger Wilhelm Wolff macht er sich auf in die Mongolei.
Im Jahr 1992 macht sich die deutsche Tierärztin Karin ebenfalls auf in die Mongolei. Sie beschreitet den umgekehrten Weg und möchte die Pferde wieder auswildern, um die Bestände zu vergrößern.
Im Jahr 2064 hat eine große Völkerwanderung in den Norden der Erde stattgefunden, denn die Recourcen sind am Ende. Eva und ihre Tochter Isa kämpfen auf ihrem Hof ums Überleben und versuchen trotz Mangel an Nahrung ihre Tiere über die Runden zu bringen. Dazu gehören auch die letzten zwei Przewalski-Pferde....die Letzten ihrer Art. Der Nutzen, trotz Hunger die Pferde am Leben zu lassen, ist manchmal zweifelhaft. Als dann auch noch die Französin Luise auftaucht, wird der Kampf ums Überleben noch schwieriger, da die Lebensmittel bereits knapp werden...
Den gehypten ersten Band um die Bienen habe ich leider noch immer im SuB Regal stehen, aber "Die Geschichte des Wassers" habe ich bereits gelesen und war nur mäßig begeistert. Mit ihrem neuen Roman zum Klimaquartett konnte ich leider noch weniger anfangen.
Mit Pferden habe ich nicht viel am Hut, aber ich bin generell ein Tierliebhaber. Deswegen hätte ich den Roman nach der Hälfte fast abgebrochen, denn in gleich zwei Zeitsträngen wurde es für mich fast unerträglich weiterzulesen. Kurz hintereinander wurden hier Tiere misshandelt und getötet. Ich lese blutige Thriller, die mich "kalt lassen", aber ich vertrage keinerlei Tierleid. ...auch wenn es um natürlich Auslese geht, die hier aber nur einmal vorkommt. Sicherlich geht es hier um leben und leben lassen, aber auch wenn ich über die letzten ihrer Art lese, möchte ich keine brutalen Quälereien an Tieren.
Ich stehe mit meiner Kritik wohl ziemlich alleine da, aber auch wenn es ums Aussterben der Tiere geht, möchte ich nicht genau über die Tötung der Pferde oder Kühe lesen, ausgeführt von den Menschen, die sie im Roman eigentlich beschützen sollen (wollen).
Das ist aber nicht mein einziger Kritikpunkt. Auch wenn die Pferde der rote Faden der drei Handlungsstränge sind, menschelt es meiner Meinung in diesem Buch zu viel. Michails Liebe ist verboten, Karin liebt zwar ihre Pferde, aber nicht ihren Sohn. Ihr mangelt es generell an Empathie für Menschen und weiß einfach nicht, wie sie emotinal mit ihnen umgehen soll. Ihr drogenabhängiger Sohn findet in den Steppen der Mongolei etwas zu sich selbst, verzweifelt aber an der Kälte der Mutter. Isa schreibt Tagebuch und stellt sich eine intime Beziehung mit dem Sohn eines Nachbarn vor, während ihr Vater ihre Mutter immer wieder sexuell bedroht.
Sicherlich geht es auch um das Aussterben der Artenvielfalt und in der Folge auch um das der Menschen. Dies hat Maja Lunde aber bereits in den Vorgängergeschichten besser dargestellt. In "Die Letzten ihrer Art" standen für mich die menschlichen (Liebes-)Konflikte zu sehr im Vordergrund. Meiner Meinung nach hat die Autorin das Potential der Thematik nicht optimal ausgeschöpft.
Fazit:
Ich gehöre wohl zur Minderheit, aber mir hat dieser dritte Band des Klimaquartetts nicht wirklich gefallen. Die Thematik rund um das Aussterben der Artenvielfalt wurde viel zu wenig ausgeschöpft und die Tierquälereien waren für mich einfach nur furchtbar zu lesen. Ich werde zwar auch noch den letzten Band lesen, aber bisher konnten mich Band 2+3 nicht wirklich packen.