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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.09.2016

Eine verrückte Familie…

Sommer in St. Ives
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…begleitet den Leser durch den „Sommer in St. Ives“. Besonders angetan hatte es mir dabei die Großmutter Elvira – in meiner Vorstellung ungefähr so flott und rigoros wie Judy Dench in in ihren letzten ...

…begleitet den Leser durch den „Sommer in St. Ives“. Besonders angetan hatte es mir dabei die Großmutter Elvira – in meiner Vorstellung ungefähr so flott und rigoros wie Judy Dench in in ihren letzten Rollen ;) Sie war die Person, die alle anderen Familienmitglieder in das Ferienhaus nach St. Ives „bestellt“ hatte und während der Leser (und die Familienmitglieder) sich noch fragen, welcher schlechte gesundheitliche Zustand sie dazu bewogen haben mag, kommt alles ganz anders… Es war köstlich.

Die familiären Verwirrungen und Verwicklungen nehmen ihren Lauf und die Lektüre des Buches schreitet voran – angenehm und ohne das Buch selbst oder die Leser zu ernst zu nehmen. Nur am Ende wird irgendwie alles ein bisschen viel – etwas zu viel Theatralik, etwas zu viel Action (Sam’s Schwestern…) und etwas zu viel Teenager in den durchaus reifen Hauptpersonen… (leider kann ich hier nicht schreiben, was genau ich meine – es würde zuviel verraten und vorweggenommen).

Das kostet die ansonsten sympathische Story ein Sternchen – dennoch ist es ein lesenswerter, unterhaltsamer Sommerroman (oder einfach ein Buch, mit dem man sich in der grauen Jahreszeit den Sommer zurückholen kann).

Veröffentlicht am 15.09.2016

Toughe Lady

Eisenberg
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Etwas anderes kann man kaum behaupten, wenn man diesen Krimi von Andreas Föhr gelesen hat. Das Leben als Mutter einer Teenagertochter ist ohnehin kein leichtes, schon gar nicht, wenn man vom Ehemann getrennt ...

Etwas anderes kann man kaum behaupten, wenn man diesen Krimi von Andreas Föhr gelesen hat. Das Leben als Mutter einer Teenagertochter ist ohnehin kein leichtes, schon gar nicht, wenn man vom Ehemann getrennt lebt, aber gleichzeitig mit ihm noch eine Anwaltskanzlei betreibt. Wie Rachel Eisenberg, die Hauptfigur dieser neuen Reihe aus München, diese Stolpersteine wuppt, ist schon bemerkenswert. Auch ihr abgebrühter Umgang mit halbseidenen Bekannten - meist frühere Mandanten, die sie als Strafverteidigerin vor einer längeren Haftstrafe bewahrt hat, ist erstaunlich. Für mich nicht immer ganz glaubwürdig, aber auf jeden Fall lesenswert und zum Teil sogar sehr amüsant.

Der hier geschilderte Fall um einen obdachlosen ehemaligen Professor, der angeblich eine junge Frau in einem Münchener Park grausam ermordet haben soll, weist eine straffe Erzählweise auf und beeindruckt gegen Ende mit vielen Wendungen. Auch hier denke ich, dass einiges nicht so recht glaubhaft ist, aber der Fall unterhält bestens.

Zudem wird man als Leser mitgenommen in den Gerichtssaal. Die detaillierten Einblicke in die Strategien und Vorgehensweisen von Staatsanwaltschaft und Verteidigung sind aus meiner Sicht das Highlight des Buches und würden auch einem John Grisham zur Ehre gereichen. Besonders in diesen Passagen merkt man, dass Andreas Föhr bestens vertraut ist mit den anwaltlichen Praktiken und über etwas schreibt, wovon er etwas versteht. Respekt!

Fazit: der Auftakt zu einer neuen Krimireihe, der bestens unterhält und fundiert über den Strafprozess berichtet, aber an einigen Stellen etwas zu dick aufträgt. Trotzdem: man sollte ihn gelesen haben!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Modepiraterie in den 30ern – ein opulenter Schmöker

Die Kleiderdiebin
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Mit der jungen Alix Gower, englischstämmiges Mädchen in Paris, habe ich die Welt der Mode in den 1930er Jahren entdeckt und mich gut unterhalten. Die Geschichte von Alix, die als Näherin in einem Haute ...

Mit der jungen Alix Gower, englischstämmiges Mädchen in Paris, habe ich die Welt der Mode in den 1930er Jahren entdeckt und mich gut unterhalten. Die Geschichte von Alix, die als Näherin in einem Haute Couture-Haus Anstellung findet und in die Modepiraterie zwischen den Weltkriegen „hineinrutscht“, ist fesselnd erzählt und hält den Leser trotz einiger kleiner Längen bei der Stange (also in diesem Fall bei der Seite).

Erstaunt hat mich, dass neben dem aufkommenden Nationalsozialismus auch der spanische Bürgerkrieg eine Nebenrolle spielt und die Geschichte dadurch noch mehr Dramatik gewinnt. Diese historischen Entwicklungen werden jedoch nicht überstrapaziert und fügen sich dadurch gut in die Story ein. Diese Balance finde ich gelungen.

Der Roman spielt fast ausschließlich in Paris, in Rückblenden kommt auch dem Elsass eine Rolle zu und an einigen Stellen sind Spanien und die USA im Fokus.

Positiv kann man außerdem hervorheben, dass der Anhang zum Buch sehr liebevoll gestaltet ist – neben dem obligatorischen Dank der Autorin gibt es „Alix‘ Skizzenbuch“ mit Anekdoten über die Mode und ihre Schöpfer(innen), ein Rezept für französische Zwiebelsuppe sowie zusätzliche Kapitel zu den wahren und erfundenen Personen und Schauplätzen des Buches und zur Mode und Weiblichkeit in den 30er Jahren. Sehr aufschlussreich! Das tröstet letztlich darüber hinweg, dass man den Inhalt des Romans durchaus ein wenig hätte straffen können.

Zu empfehlen ist das Buch aber auf jeden Fall, am besten als Urlaubs- oder Entspannungslektüre.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Sympathische Geschichte, entspannte Sommerlektüre

Ein Sommer in Galway
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Schauplatz: County Galway (Irland)

Serie: nein

Die Geschichte von Fiona, die in einem kleinen Städtchen an der Küste von Galway strandet, ist rundum sympathisch. Fiona nimmt auf gut Glück einen Übergangsjob ...

Schauplatz: County Galway (Irland)

Serie: nein

Die Geschichte von Fiona, die in einem kleinen Städtchen an der Küste von Galway strandet, ist rundum sympathisch. Fiona nimmt auf gut Glück einen Übergangsjob auf der Farm von Sean an – und erschrickt tierisch als diese sich als Austernfarm herausstellt. Denn Fiona hat durch ein einschneidendes Erlebnis in der Vergangenheit schreckliche Angst vor Wasser. Trotz diverser Rückschläge kämpft sie sich durch und entdeckt nach und nach ihre Verbundenheit zum Leben an der Küste und zu ihrem Arbeitgeber Sean.

Natürlich gibt es diverse Schwierigkeiten, angefangen bei Seans Geschäftspartnerin, über den undurchsichtigen Dan und mysteriöse Austerndiebe bis hin zu den zwei störrischen Eseln Freddie und Mercury.

Ich habe das Buch als leichte Sommerlektüre genossen und bin nicht enttäuscht worden. Klar, Jo Thomas erfindet das Rad nicht neu und einige Entwicklungen sind auch etwas vorhersehbar. Aber die Sympathie, mit der die Story erzählt wird und die lebendige Beschreibung des Lebens in einer Kleinstadt an der Küste Irlands lassen das Buch nicht im Sumpf der Durchschnittlichkeit versinken.

Ich würde es nicht gerade als Kleinod bezeichnen, aber als „nett“. Und das meine ich im besten Sinne. Deshalb kann ich es als entspannte Urlaubs- oder Wochenendlektüre empfehlen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Wer ist er wirklich, dieser Mann mit den markanten Ohren?

Charles – Mit dem Herzen eines Königs
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Mal ehrlich – einen gestandenen Mann in seinen 60ern als „Prinz“ bezeichnen zu müssen, ist ja sich schon irgendwie komisch. Noch komischer allerdings ist der Gedanke, ihn irgendwann als „King Charles“ ...

Mal ehrlich – einen gestandenen Mann in seinen 60ern als „Prinz“ bezeichnen zu müssen, ist ja sich schon irgendwie komisch. Noch komischer allerdings ist der Gedanke, ihn irgendwann als „King Charles“ bezeichnen zu müssen. Es will einem nicht so recht über die Lippen kommen und der „Prinz“ klebt an ihm wie Honig. Ist das nun gut oder schlecht?

Diese Biografie zeichnet ein sehr detailliertes und differenziertes Bild des allseits bekannten und doch irgendwie unbekannten Thronfolgers. Besonderes Augenmerk wird in vielen Kapiteln auf seine Wohltätigkeitsarbeit gelegt – was zugegebenermaßen weit weniger interessant zu lesen ist als die (mehr oder weniger) privaten Dinge und ja, ein paar Seiten habe ich überblättert, wenn es zu sehr ins Detail ging. Dennoch muss man zugeben, dass diese Aussagen wichtig sind, denn an mir selbst habe ich beim Lesen gemerkt, wie wenig ich über das Leben und Streben des Prince of Wales weiß. Dabei ist sehr vieles nicht nur erwähnens- sondern lobenswert und man muss Respekt haben vor dem Pensum, das Charles – und mittlerweile auch seine Frau Camilla – bewältigen.

Auch wenn der Prinz wohl ab und zu mit seinen – mitunter etwas unvorsichtigen – Äußerungen polarisiert, zeigt das Buch auch, wie viele Gedanken sich der Prinz über die Welt macht. Und er denkt nicht nur bis morgen, nicht bis übermorgen, sondern weit in die Zukunft hinein. Nicht die schlechteste Eigenschaft eines künftigen Königs, das muss man schon sagen…

Für mich persönlich hat das Buch dazu geführt, ein neues Bild von Charles zu bekommen. Auch wenn es sich nicht um eine autorisierte Biografie handelt, meine ich doch, dass die Autorin mit viel Zeitaufwand und Akribie Zeitzeugnisse ausgewertet, Interviews geführt und Dokumente geprüft hat. Ich glaube schon, dass man diesem Buch, das ein sehr positives Bild von Charles vermittelt, glauben kann. Ich sehe ihn zumindest jetzt mit anderen Augen.

Ein interessantes, vielschichtiges Porträt des „Königs im Wartestand“, dem viele das Königsein nicht wirklich zutrauen und sich noch nicht mal sicher sind, ob er es möchte. Nach dieser Lektüre halte ich es aber mit den Worten der Autorin im Anhang: „In Wahrheit aber möchte Charles König werden. Nur ist das, wie ich herausfand, noch das bescheidenste seiner Ziele.“