Inhalt
Die Handlung dieser Geschichte ist etwas skurril und gar nicht so einfach zusammenzufassen. Denn eigentlich passiert nicht allzu viel und trotzdem ist ein roter Faden vorhanden. Die Autorin arbeitet viel mit Metaphern und Sinnbildern, sodass hinter vielen Sätzen eine tiefgehende Bedeutung steckt. So geht es in dem Buch weniger um die Handlung, als um das was uns die Autorin damit sagen will.
Im Grunde geht es um die Familie Soria, die in Bicho Raro in der Wüste Colorados lebt. Die Sorias sind besonders, denn sie haben die Gabe Wunder wirken zu können. Dieses lässt die Dunkelheit in einem Menschen verschwinden; doch so ein Wunder bleibt nicht ohne Folgen. So bekommt der eine plötzlich einen Kojotenkopf, der andere wird zum Riese und wieder andere können nicht mehr richtig sprechen. Diese Veränderungen sind nicht willkürlich, sondern haben alle ihre eigene Bedeutung. So war die Dunkelheit des einen diese, immer im Rampenlicht zu stehen. Also wurde er ein Riese. Um diese Begleiterscheinung wieder loszuwerden und so das Wunder zu vollenden, müssen die sogenannten Pilger bestimmte Dinge erfüllen.
Die Sorias dürfen den Pilgern jedoch nicht helfen diese Dunkelheit zu bekämpfen. Doch genau das macht der Protagonist Daniel Soria und bricht so eine wichtige Regel der Familie. Nun muss er mit den Konsequenzen leben.
Cover
Das Cover passt sehr gut zur Geschichte, da die Stimmung dort eher düster ist und so auch das Cover gestaltet wurde. Auf dem Cover ist auch eine Eule zu finden, welcher im Buch ebenfalls eine größere Bedeutung zukommt. Der Buchschnitt ist orange und das mag ich total. Farbige Buchschnitte sind einfach toll ?
Schreibstil
Dies war mein zweites Buch der Autorin und ich dachte eigentlich, dass ich ihren Schreibstil nun kennen würde. Nun, ich wurde eines Besseren belehrt. Maggie Stiefvater versteht das Schreiben in diesem Buch als wahre (abstrakte) Kunst, sie spielt mit Worten und verschiedenen Stilmitteln, sodass alles etwas verrückt und abgedreht wirkt. Sie verliert sich manchmal in Beschreibungen von scheinbar unwichtigen Details und in Erzählungen von Nebenhandlungen.
Ich muss gestehen, dass ich es anfangs als sehr schwierig empfand der Geschichte zu folgen, denn ich konnte durch ihre vielen Charakter- und Handlungssprünge keinen roten Faden erkennen. So plätscherte der Roman nur so vor sich hin und ich musste mich wirklich anstrengen weiterzulesen. Ab Seite 100 lichtete sich jedoch alles für mich und ich konnte endlich alles greifen, konnte verstehen um was es geht, um was es der Autorin geht und ich verstand wohin das Buch führen soll.
Wer gerne Bücher liest, bei denen man berieselt wird und sich nicht groß anstrengend muss, sollte von diesem Buch lieber die Finger lassen. Man muss wirklich aufmerksam lesen und vor allem mittdenken um Maggie Steifvater folgen zu können. Denn wie bereits gesagt, steckt hinter vielen Sätzen mehr. Und wenn man diese versteht, wird man begeistert sein. Ich fühlte mich manchmal wie in eines von Goethes Werken, welche ich in der Schule interpretieren musste. Und das ist wahrlich nicht negativ gemeint: Ich liebe diesen Tiefgang und ich habe mir zum ersten Mal überhaupt mehrere Seiten in einem Buch markiert.
Charaktere
Die Charaktere sind teilweise so tiefgründig wie die Geschichte selbst. Und doch werden bestimmte Eigenschaften nur grob gestreift, da die geringe Handlungsdichte und die große Anzahl der Charaktere nicht mehr zulässt bzw. Maggie Stiefvater nicht mehr zulassen will. Von jedem Charakter erfahren wir praktisch als Einführung den sehnlichsten Wunsch und die tiefste Angst.
„Das wollte Eduardo: dass Sänger mitten im Lied innehielten, weil sie lachen mussten.
Und dies fürchtete er: dass sich Katzen auf sein Gesicht legen und ihn im Schlaf ersticken.“
Dies verrät fast nichts und auf eine Art auch sehr viel über die Persönlichkeit dieses Protagonisten.
So spielt nicht nur die Familie Soria eine Rolle, sondern auch die vielen Pilger, deren Namen ich mir nicht natürlich nicht alle merken konnte. Wer also Probleme mit vielen Charakteren in Büchern hat, der wird hier vermutlich verzweifeln.
Denn so ging es mir auch zu Anfang: Viele Charaktere wurden vorgestellt, scheinbar unwichtige Eigenschaften wurden genannt und dann war es wieder zu Ende mit der Beschreibung; und es folgte ein neuer Charakter. Zunächst führte das bei mir zu einer großen Verwirrung. Doch mit der Steigerung der Seitenzahl lichtete sich alles für mich.
Meine Meinung
Ehrlich gesagt dachte ich nach den ersten Seiten: „Ich denke nicht dass dieses Buch eine gute Bewertung von mir bekommt. Ich kapiere ja gar nichts.“
Also habe ich auf Amazon andere Rezensionen durchgelesen, was ich sonst nie mache, da ich für meine Rezensionen immer völlig neutral und unvoreingenommen sein will. Von vielen wurde ich in meiner vorläufigen Meinung bestätigt.
Trotzdem las ich den Roman weiter und hoffte, dass sich das Blatt noch wenden wird. Und ich wurde belohnt: Es besserte sich tatsächlich, nein vielmehr wurde ich bereichert. Viele Geschichten, die ich lese, ähneln sich auf eine Art und Weise. Verständlich, denn nicht jeder Autor kann das Rad neu erfinden. Aber sowas habe ich noch nie gelesen. Es war düster, mystisch, nachdenklich, tiefgründig und nicht zuletzt skurril. Man bekommt sogar eine Art Handlungsstrategie für das Leben mit auf den Weg. Die Essenz davon ist im Grunde diese: Jede Art von Dunkelheit kann bekämpft werden, wenn man sich ihr bewusst wird. Wenn man bereit ist sich ihr zu stellen, ihr in die Augen zu sehen und etwas dafür zu tun, damit sie verschwindet. Denn von alleine ändert sich nichts.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Ich war auf eine sonderbare Weise gefesselt und beeindruckt. Und doch gibt einen kleinen Kritikpunkt und der wäre der Anfang der Geschichte. Da mir der Einstieg so schwer fiel, kann ich leider keine fünf Sterne geben, aber der Roman kommt auf jeden Fall nah dran.
„Wunder wie etwas zu behandeln, dass der Logik gehorchte, führte dazu, dass man sie nicht mehr so unheimlich fand, und das machte sie nicht nur noch gefährlicher, sondern auch weniger heilig und daher weniger bedeutsam. Diese Überzeugung ist recht verbreitet, aber sie tut sowohl der Wissenschaft als auch der Religion keinen Gefallen. Indem wir Dinge, die wir fürchten und nicht verstehen der Religion zuweisen, und die Dinge, die wir verstehen und kontrollieren können der Wissenschaft, berauben wir die Wissenschaft ihres künstlerischen Ausdrucks und die Religion ihrer Wandlungsfähigkeit.“