Bellehaft schön!
The Belles 1: Schönheit regiertWas erwartet man von einem Buch, das sich schon allein vom Titel her so viel mit Schönheit beschäftigt? Was ist Schönheit? Was tun Menschen, um sie zu erreichen? Diese Fragen kann man sich in der realen ...
Was erwartet man von einem Buch, das sich schon allein vom Titel her so viel mit Schönheit beschäftigt? Was ist Schönheit? Was tun Menschen, um sie zu erreichen? Diese Fragen kann man sich in der realen Welt stellen. In der fiktiven Welt dagegen können Befürchtungen, Extreme schneller wahr werden. Schon damals bei „Die Tribute von Panem“ gab es das Kapitol mit Cinna und Effie Trinket, die sich wie die schönsten Menschen auf Erden fühlten. Um diese Schönheit zu erreichen, haben sie vieles, das ihnen naturgegeben war, überdeckt, verändert und verleumdet.
Nun kommt „The Belles“, wo die Welt mehr als fasziniert von Schönheit ist.
Klappentext:
Glitzernd, glanzvoll, grausam – willkommen in der Welt der Belles!
Die Welt von Orléans wird von Hässlichkeit bestimmt, und nur die Belles können den Menschen Schönheit verleihen. Camelia ist eine Belle – schön, begehrt, mit magischen Fähigkeiten. Am Königshof will sie allen zeigen, dass sie die Beste ist. Doch hinter den schillernden Palastmauern lauern dunkle Geheimnisse. Camelia erkennt, dass ihre Fähigkeiten viel stärker und gefährlicher sind, als sie es je für möglich gehalten hätte. Sie sind eine Waffe, die sich andere zunutze machen wollen. Daher muss sie sich entscheiden: Soll sie die Tradition der Belles bewahren oder ihr eigenes Leben riskieren, um ihre Welt für immer zu verändern? Das Schicksal der Belles und von Orléans liegt mit einem Mal in ihren Händen …
Schreibstil:
Dhonielle Clayton schreibt, wie es die Welt der Belles von ihr verlangt. Mit ausschmückenden Worten formuliert sie zahlreiche Beschreibungen und Vergleiche, die die Welt lebendig machen. Der Leser fühlt sich in eine komplett andere Kulisse hineingezogen, staunt über Miniaturtiere, die Schönheit der kleinen Dinge, verschiedenfarbig schimmerdem Haar und den feinsten Lebensmitteln. Alles ist farbenfroh, nirgends am Hof findet man Tristesse, das Grau ist das Einzige, was den Eindruck kurzweilig stören kann.
Dadurch muss sich der Leser aber auch auf ein paar längere Passagen einstellen, denn natürlich beinhalten die vielen Beschreibungen selten Handlungen, die die Geschichte voran bringen. Man muss sich als Leser also ein wenig gedulden, letztlich lässt man sich aber gerne von allem berauschen.
Die Charaktere:
Hauptprotagonistin des Buches ist Camelia Beauregard, eine der sechs Belles, die in dieser Generation der königlichen Familie vorgestellt werden. Alle sechs haben recht unterschiedliche Charaktere. Camelia ist diejenige unter ihnen, die ehrgeizig ist, aber gleichzeitig ein gutes Herz hat, welches sie rechtzeitig die Notbremse ziehen lässt. Um ihr Ziel zu erreichen, geht sie dabei auch gerne unkonventionelle Wege. Das stößt bei vielen auf Unmut.
Als Leser lernt man Camelia dazu als unheimlich naives Mädchen kennen. Alles, was sie weiß, hat man ihr erzählt, eingetrichtert. So ist ihre Welt recht begrenzt und sie hält sich noch lange Zeit in ihrer Komfortzone und ignoriert Ungewöhnliches, dass nicht in ihr Bild passt, einfach. So kommt die Spannung der Handlung leider nicht von ihr aus, sondern entwickelt sich einzig aus Geschehnissen, die um sie herum passieren. Erst gegen Ende wird sie tätig und hat ihre eigene Meinung zu den Dingen.
Mit Blick auf die Erzählweise ist es außerdem recht nervenaufreibend für den Leser, dass er keine Ahnung hat, was es mit der ganzen Belle-Welt auf sich hat. Dadurch, dass Camelia nichts anderes kennt, erklärt sie nicht wirklich irgendetwas, stattdessen muss sich der Leser alles selbst erschließen. Das macht die Geschichte ab der Hälfte des Buches ungefähr möglich, denn da kommen einige Neuheiten (auch für Camelia) ins Spiel, die die Grundlagen voraussetzen. Dann erwacht auch Camelia so langsam.
Einen großen Teil der Figuren nimmt außerdem Ambra ein. Sie ist Camelias liebste Schwester, beste Freundin und gefühlt der Liebling der Autorin. Sie findet immer wieder Erwähnung, wirkte auf mich aber von Anfang an unsympathisch und noch dazu nicht wirklich greifbar. Sie ist eine der Personen, über die viel erzählt wird, die sich aber nicht durch Handlungen bemerkbar machen.
Zur Geschichte allgemein:
Der Anfang der Geschichte war etwas unspektakulär. Als Leser muss man sich erst einmal in der Welt zurecht finden und begleitet die recht naive Camelia, die zunächst nur mit sich selbst beschäftigt ist. Erst nach und nach kommen ein paar Sachen hinzu, die die Geschichte spannender machen. Man versinkt immer weiter in der Welt, überlegt mit, was man machen kann, was zu tun ist.
Camelia bleibt erst noch zurückhaltend, aber mit Auguste de Fabry entsteht eine kleine Liebesgeschichte, die zur Überbrückung dient. Dann geht es endlich los. Camelia entwickelt eine eigene Meinung, bekommt ein viel weiteres Verständnis von der Welt, in der sie sich aufhält und fängt an, Dinge zu hinterfragen. So war das letzte Viertel der Geschichte sehr spannend und teilweise sogar actiongeladen.
SPOILER: Eine Anmerkung für all die, die das Buch schon gelesen haben: Meiner Meinung nach gab es da einen kleinen Logikfehler. Sophia redet von dem mächtigen Blut der Belles, als sie Camelia die Bilder zeigt. Am Ende jedoch redet sie davon, dass sie es nur durch Auguste und damit Camelia herausgefunden hat. Ist das nicht irgendwie widersprüchlich?
Fazit:
The Belles erzählt eine Geschichte voller schöner Worte, Dinge und Menschen. Die Zweischneidigkeit, die da aber mit einhergeht, wird trotzdem nicht umgangen.
Die Handlung kam etwas langsam in Gang und wurde erst gegen Ende richtig spannend und auch ein bisschen actiongeladen. An Camelia als Hauptprotagonistin musste ich mich erst einmal gewöhnen, weil sie nicht die typische Heldin der Geschichte ist. Stattdessen beobachtet man sie lange Zeit und erst durch andere kommt die Geschichte in Schwung. Mir hat gefallen, dass die Welt vollkommen ihre eigene war. Es gab vieles zu entdecken. So ist das Buch definitiv etwas für Leser, die von wunderbaren Welten träumen und keine allzu packende Handlung erwarten. Am Ende wiederum war es so spannend, dass ich dem nächsten Band entgegenfiebere.
Knappe 4 Sterne von mir.
Liebe Grüße!