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Veröffentlicht am 15.05.2020

Ist das Liebe?

Der Besuch
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Was tun, wenn sich ein flüchtiger Bekannter zu Besuch ankündigt? Normalerweise würde man sich freuen, jedoch ist sich Nili unsicher, ob sie diesen Besuch wirklich empfangen will. Die israelische Gastfreundschaft ...

Was tun, wenn sich ein flüchtiger Bekannter zu Besuch ankündigt? Normalerweise würde man sich freuen, jedoch ist sich Nili unsicher, ob sie diesen Besuch wirklich empfangen will. Die israelische Gastfreundschaft ist legendär und eine Absage wiegt schwer.

Nili erinnert sich sodann täglich bis zur Ankunft an ihre bereits lange vergangenen Tage in Paris zurück. Es waren glückliche und unbeschwerte Tage.

In der Familie von Nili und Nataniel kriselt es schon länger. Alle verleben abwesend voneinander ihre Zeit und gehen ihrem Alltag nach, ohne sich gegenseitig umeinander zu kümmern.

Nili schwelgt in ihren Erinnerungen und stellt sich vor, wie es gewesen wäre, statt Nati den Besucher gewählt zu haben.

Die Situation der Familie gerät ins Trudeln. Die Tochter Dida entwickelt sich zu einem pubertierenden Monster. Die jüngere Schwester Asia, von Melancholie überkommen, erleidet einen Anfall nach dem nächsten.

Als Leser will man ständig eingreifen. Will die Charaktere schütteln, ihnen einen Ausweg zeigen.

Diese Familie scheint bunt zusammengewürfelt, nichts scheint gewachsen. Alles macht den Anschein, als ob es von heute auf morgen plötzlich so gewesen wäre, ohne Kennenlernen, ohne Freundschaft, ohne Liebe.

Hila Blum hat mit „Der Besuch“ ein trauriges Familienbild geschaffen. Regelmäßig verordnet Blum Nili und Nata eine Krise, damit es auch ja nicht langweilig wird.

Die Charaktere lieben sich alle viel zu sehr selbst. Ein gegenseitiges Öffnen und ein Miteinander sucht man hier vergeblich.

Man hofft bis zur letzten Seite, dass hier eine endgültige Lösung in diesem Drama gefunden wird.

So ganz konnte ich mich mit diesem Roman nicht anfreunden, zu sehr hat mich dieses Hin- und Her der Charaktere beschäftigt.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.04.2020

Nichts für schwache Nerven

Die Fesseln des Bösen
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Frankreichs Thrillerautor legt nach. In einem dunklen und fiesen Nachtclub in Paris werden zwei junge Tänzerinnen tot aufgefunden.

Die Jagd nach dem perfiden Killer bringt Commandat Stéphane Corso auf ...

Frankreichs Thrillerautor legt nach. In einem dunklen und fiesen Nachtclub in Paris werden zwei junge Tänzerinnen tot aufgefunden.

Die Jagd nach dem perfiden Killer bringt Commandat Stéphane Corso auf die Spur des Malers Philippe Sobiesky. Dieser, bekannt für seine mysteriösen Werke, macht Corso sein Leben von nun an zur Hölle.

Corso beschließt, sich näher mit der Vergangenheit der beiden Opfer zu beschäftigen. Beide Frauen hatten düstere und nicht gerade übliche Hobbies. Diese führen Corso über die Grenzen Frankreichs hinaus und hinein in internationale Verstrickungen.

Immer wieder kehrt Corso zurück zu seinem Hauptverdächtigen. Sobiesky hat jedoch ein stichfestes Alibi und freut sich darüber hinaus sehr über Corsos Aufmerksamkeit.

In diesem Teil überwiegen Blut und Grausamkeit und finden auch für Commandant Corso keinen wirklichen Ausweg. Seine Vergangenheit trägt auch nicht gerade zu einer schnellen Auflösung des Falles bei. Sein Zwang, sich selbst zu einem besseren Menschen zu machen, gerät ihm bei diesem Fall doch allzu schnell in den Weg.

Selbstbesinnung und die unkomplizierte Auslegung diverser Gesetze machen Corso nicht gerade zu einem wünschenswerten Charakter für eine Mordermittlung. Mitleid sucht man hier vergeblich. Dennoch wundert es mich, dass gerade Corso sich oft nur bemüht durch diese Szenerie retten kann, wo er doch selbst nicht gerade der Traum einer jeden Schwiegermutter darstellt.

Grangé führt den Hörer auch hier wieder tief in die menschlichen Abgründe. Wie auch die Vorgängerromane ist auch dieser Teil hier wieder nichts für schwache Nerven.

Nach einigen Ausflügen in Grangés Traumwelten muss ich jedoch feststellen, dass mir dieser Fall hier jedoch selbst auf die Ohren geschlagen hat. Dunklere Abgründe unter uns Menschen sind nur selten so detailliert und blutig in einem Thriller dieser Art zu finden.

Da hilft auch leider kein noch so ausgebuffter und selbst über Leichen gehender Ermittler.

Mit Martin Keßler hat Lübbe Audio jedoch einen ausgezeichneten Synchronsprecher für Commandate Corso gefunden. Hochspannung ist hier garantiert, aber nichts für schwache Nerven!

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Veröffentlicht am 05.01.2019

Neid, Hass und ewige Sehnsucht

Sturmhöhe – Wuthering Heights
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Es gibt selten Bücher und Geschichten, die mich so lange beschäftigen. Als Nachtlektüre habe ich mir Wuthering Heights in der Originalversion ausgesucht.

Das Findelkind Heathcliff beherrscht die Geschichte ...

Es gibt selten Bücher und Geschichten, die mich so lange beschäftigen. Als Nachtlektüre habe ich mir Wuthering Heights in der Originalversion ausgesucht.

Das Findelkind Heathcliff beherrscht die Geschichte ebenso wie dessen Amme und Haushälterin Nelly.

Dunkle Wolken ziehen über den Familien Earnshaw und Linton auf und Keine von Hass, Liebe und Sehnsucht sind gesät. Lockwood übernachtet als potentieller Mieter vor seinem Einzug im lokalen Pub und die Wirtin Ellen berichtet ausführlich über die Geschichten der damaligen Herrschaften, die sich aus Liebe, Rache und Hass gegeneinander verzehrten und elend dahinsiechten.

Emily Brontë entführt den Leser in ein düsteres England. Alte unsinnige Familientraditionen und eine herrische Sprache füllen den Roman und schaffen Hauptcharaktere, bei denen man als Leser wirklich lange nach einem sympathischen Funken Menschlichkeit suchen muss.

Brontës Welt zeigt sich als harte, traurige Welt, in der die Menschen sich nur um sich selbst und um ihren Besitz kümmern. Während Kinder in den Stall verstoßen werden, plagen sich die jungen Damen um ihre scheinbaren Liebeleien. Ein Kampf mit der Tradition, der hohen Belastung des Besitztums beschäftigt diese beiden Familien so sehr, dass das bittere Ende derer dem Leser als einzig wahre Lösung übrig bleibt. Die Charaktere verstricken sich in ihrer Sehnsucht nach Liebe und einem glücklichen Leben in tiefen Hass, Neid und in große Eifersucht.

Ein Klassiker, mit dem ich auch sprachlich ein wenig zu kämpfen hatte. Dies ist aber kein Grund, nicht in die weiteren Veröffentlichungen von Emily Brontë hineinzulesen.

Auf jeden Fall werde ich mir noch eine der zahlreichen Verfilmungen der BBC ansehen und bin gespannt, ob ich wenigstens hier etwas Sympathie entfesseln kann.

Veröffentlicht am 21.12.2018

Eine bittere Reise

Niemand verschwindet einfach so
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Ich habe selten mit einem Buch so gekämpft. Elyria, mit so viel Selbstzweifel im Gepäck flieht vor ihrem Ehemann, vor ihrer Mutter und vor der Welt mit einem einfachen Visum nach Neuseeland.

Dort angekommen ...

Ich habe selten mit einem Buch so gekämpft. Elyria, mit so viel Selbstzweifel im Gepäck flieht vor ihrem Ehemann, vor ihrer Mutter und vor der Welt mit einem einfachen Visum nach Neuseeland.

Dort angekommen begibt sie sich auf eine Reise. Ihr ureigenes Ziel, ihre Selbstfindung, wirft sie mehr als einmal über Bord.

Sie trampt mit abenteuerlichen Typen quer über die Insel und übernachtet in Scheunen, Hütten und auch mal im Freien. Stets begleitet wird sie von ihrer trostlosen Vergangenheit.

Mit Gelegenheitsjobs hält sie sich über Wasser, schließt Bekanntschaften, bleibt aber allen Menschen wie auch dem Leser unnahbar.

Gefangen in ihrer Vergangenheit, ihrem Selbstfindungsprozess und einer bitterlichen Wahrheit reisen wir als Leser mit Elyria und möchten diese junge Frau einfach nur noch wachrütteln.

Mit Catherine Lacey habe ich es mir nicht leicht gemacht. Diese preisgekrönte Geschichte empfand ich als anstrengend und die Aufopferung meinerseits, diese Geschichte zu Ende zu lesen, ist meine Art, Elyria einen gehörigen Schub in die richtige Richtung zu geben.

Einzig mit ihrer besonderen Art, die Geschichte Elyrias zu erzählen, lies mich diese Lesereise zu Ende führen. Sätze wie, „ Meine Entscheidungen waren arme Schlucker...“, hielten mich bei dieser Leidensgeschichte über Wasser.

Veröffentlicht am 15.11.2018

Das Ende eines Lebens

Deep!Space!Dead!
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Eingesperrt und treibend in einer Rettungskapsel treibt Reg durchs All. Die Luft wird knapp und das Ende naht. Sein aufregendes Leben zieht an Ref vorbei. Der junge und erfolgreiche Fußballer schafft es ...

Eingesperrt und treibend in einer Rettungskapsel treibt Reg durchs All. Die Luft wird knapp und das Ende naht. Sein aufregendes Leben zieht an Ref vorbei. Der junge und erfolgreiche Fußballer schafft es nur dank seines Talents aus den Slums der neuen Welt hinein in die höhere Ebene.
Dort lernt er Tanja, die Liebe seines Lebens kennen. Als seine Sportkarriere durch einen Unfall endet, stehen Ref und Tanja vor dem Nichts. Von Armut betroffen hat es Tanja, die Tochter aus reichem Haus nicht leicht, sich in Refs Welt einzufügen.

Die Geburt der Tochter Marie zwingt Ref nunmehr, andere Einkommensmöglichkeiten zu ergründen und er verfällt in alte Muster zurück. Drogenhandel, Schmuggeln und diverse andere Schwarzmarktaktivitäten bringen Geld und somit ein besseres Leben. Aber auch Refs Reichtum kennt seine Grenzen und das Geld reicht nicht, um seiner totkranken Tochter die nötige Operation zu ermöglichen. Geplagt von Selbstzweifeln und einem unbändigen Hass auf die restliche Welt begibt sich Ref auf einen gewaltsamen Weg der Rache.

Der Elternschutzvermerk auf dem Cover macht deutlich, dass sich hier pure Gewalt, inbrünstiger Hass und sexuelle Freiheit sammeln. Die Sprache ist hart, roh und man sucht in dem Hauptprotagonisten Ref bis zur letzten Seite vergeblich nach dem Guten. In dieser Story kämpft alles! Man kämpft um Reichtum, Überleben und Macht. Auf der Suche nach Absolution, muss ich gestehen, dass ich sie Ref nicht erteilen vermag.

Murray Blanchat hat mit Deep! Space! Dead! eine wirklich düstere Welt erschaffen. Die Erde als blauen und guten Planeten, dank einer gezielten Seuche von Überbevölkerung befreit, scheint nunmehr wieder das „gelobte Land“ zu sein, nach dessen alle Menschen im All streben.