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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.11.2018

Schönes Geschenkbuch

Geschenkbuch »Gott gab uns Zeit, von Eile hat er nichts gesagt«
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„...Die Kunst des Ausruhens ist ein Teil der Kunst des Arbeitens...“

Das Geschenkbüchlein zeichnet sich durch wunderschöne farbige Fotografien von Eulen aus. Sie strahlen Ruhe aus und zaubern ein Lächeln ...

„...Die Kunst des Ausruhens ist ein Teil der Kunst des Arbeitens...“

Das Geschenkbüchlein zeichnet sich durch wunderschöne farbige Fotografien von Eulen aus. Sie strahlen Ruhe aus und zaubern ein Lächeln auf die Lippen.
Auf jeder Doppelseite wird außerdem ein Spruch einer bekannten Persönlichkeit zitiert. Die Sprüche beinhalten die Themen Zeit und Ausgeglichenheit. Das obige Zitat stammt von John Steinbeck. Goethe, Schopenhauer und Hufeland sind unter anderen auch vertreten.
Das Büchlein hat mir ausgezeichnet gefallen. Es eignet sich besonders als kleines, aber feines Geschenk.

Veröffentlicht am 18.11.2018

Spannender Fall

Zerrissene Wahrheit
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„...Es schien ein sonniger Sommermorgen wie jeder andere zu werden. Sie ahnte nicht, dass es ihr letzter sein würde...“

Als Margret ihren Wagen aus der Garage holt, stellt sie fest, dass das rückseitige ...

„...Es schien ein sonniger Sommermorgen wie jeder andere zu werden. Sie ahnte nicht, dass es ihr letzter sein würde...“

Als Margret ihren Wagen aus der Garage holt, stellt sie fest, dass das rückseitige Fenster eingeschlagen ist. Sie muss auf Arbeit und kann sich jetzt nicht damit befassen. Auf der abschüssigen Straße will sie den Wagen abbremsen, doch die Bremse funktioniert nicht. Gleiches gilt für die Handbremse. Margret rast in den Gegenverkehr und stirbt.
Bei der Untersuchung des Unfallautos fallen die manipulierten Bremsen auf. Der Fall landet bei Kommissar Dominik Domeyer und seinen Bielefelder Kollegen. Es ist nicht der erste Fall des Teams.
Die Autorin hat einen fesselnden Krimi geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Margret war Bibliothekarin in der Uni. Gleichzeitig hat sie seltene Erstausgaben gesammelt. Sie hinterlässt ein beträchtliches Erbe. Das macht Mann und Tochter zu den ersten Verdächtigen. Von ihrem Mann hatte sie sich vor kurzem getrennt. Der sucht nun verzweifelt nach einer Finanzierung für seine Galerie. Die Tochter Frederike wollte sich an der Schauspielschule in Leipzig bewerben. Auch sie hielt bei der Mutter gern die Hand auf, zumal ihr Freund im Drogenmilieu heftige Schulden gemacht hat..
Der Schriftstil lässt sich flott lesen. Er ist abwechslungsreich und passt sich den Handlungssträngen an.
Zum einen geht es um die Verifizierung der Alibis im familiären Milieu. Dazu wird Frank nach Leipzig geschickt.
Als Kommissar Domeyer allerdings Margrets todkranken Ex-Mann Hubert Achleiter besucht, ergibt sich ein zweiter Ermittlungsansatz. Dort erfährt er von Geschehnissen, die mehr als 20 Jahre zurückliegen. Deshalb hatte Hubert vor ein paar Wochen alte Bekannte eingeladen. Er wollte eine Antwort vor einem Tod. Die aber blieb aus.
In einen weiteren Handlungsstrang lerne ich Karen kennen. Sie erfährt, dass Margret ihr einen Brief geschrieben hat und wundert sich, dass der nicht ankommt. Nach einer Bronchitis fühlt sie sich allerdings noch nicht wieder fit. Außerdem ist sie in letzter Zeit ständig müde. Hinzu kommt, dass Karen unter einer Angststörung leidet. Wie es dazu kam, habe ich im Prolog erfahren.
Sehr detailliert darf ich das Team bei seiner Arbeit begleiten. So bin ich immer auf den gleichen Wissensstand wie die Kriminalisten. Fast jeder der Befragten scheint Dreck am Stecken zu haben.
Natürlich spielen auch die privaten Probleme eine gewisse Rolle. Frank aus dem Team muss aus seiner Wohnung raus und findet kurzfristig keinen bezahlbaren Wohnraum in Bielefeld. Deshalb wohnt er übergangsweise bei Nina, da ihr Bruder Kai ausgezogen ist. Konflikte bleiben dabei nicht aus. Das klingt dann so.

„...Frank, wie oft soll ich `s dir noch sagen: Die Handtücher sind im Badeschrank ganz oben. Brauchst du für deinen Superbody denn jeden Tag ein neues?...“

Nina kann ganz schön sarkastisch werden. Im allgemeinen aber stimmt die Atmosphäre im Team. Im Ernstfall kann man sich aufeinander verlassen.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es war spannend geschrieben und in vielen Szenen sehr realistisch, vor allem, wenn es ums Drogenmilieu ging. Die Geschichte wurde außerdem konsequent zu Ende geführt.

Veröffentlicht am 16.11.2018

Spannend

Tod eines Revisors
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Jens Scherer ist tot. Er hat während seines Aufenthalts in einer psychiatrischen Klinik eine Überdosis an Medikamenten geschluckt. Die Polizei hat den Fall als Selbstmord ad acta gelegt.
Charlotte, die ...

Jens Scherer ist tot. Er hat während seines Aufenthalts in einer psychiatrischen Klinik eine Überdosis an Medikamenten geschluckt. Die Polizei hat den Fall als Selbstmord ad acta gelegt.
Charlotte, die Witwe, aber glaubt nicht an Selbstmord. Deshalb engagiert sie den Privatermittler Roland Bernau. Schnell tauchen die ersten Motive für einen möglichen Mord auf.
Der Autor hat einen spannenden und abwechslungsreichen Krimi geschrieben. Das Buch ließ sich zügig lesen. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen. Dazu beigetragen haben die kurzen Kapitel, die häufig wechselnden Handlungsorte und die akribische Ermittlungsmethode von Roland. Der Ermittler wurde gut charakterisiert. Selbst ein kurzer Abstecher in seine Vergangenheit fehlte nicht.
Die gute Lesbarkeit ist auch dem Schreibstil und dem methodischen Vorgehen des Autors geschuldet. Die Örtlichkeiten werden genau beschrieben. Die Emotionen der Protagonisten werden sprachlich gekonnt herausgearbeitet. Ein zunehmendes Knistern im Zwischenmenschlichen, Angst und Mitgefühl sowie die Nachwirkungen von Schmerzen seien als Beispiele genannt. Fachliche Inhalte werden geschickt an entsprechender Stelle der Handlung erläutert. Dadurch bekam ich einen Einblick in die Welt des Finanzmanagements und in betriebswirtschaftliche Zusammenhänge von Pharmaunternehmen. Dabei fand ich es weder zu viel, noch zu wenig. Hinzu kommt, dass ich als Leser immer auf gleichen Wissensstand wie der Ermittler war. Roland Bernau hat mich praktisch Stück für Stück bei seinen Recherchen mitgenommen. Nur die unangenehmen Seiten seines Berufes blieben mir erspart, denn Roland ist ab und an einigen bedeutenden Personen gehörig auf den Schlips getreten. Leider wussten weder er noch ich genau, wem. Er und Julia, eine Journalistin, bekamen allerdings die Folgen der Abwehrmechanismen zu spüren.
Der hohe Spannungsbogen wird bis zum Ende gehalten. Immer wieder gab es neue Überraschungen. Dadurch wurde das Mitdenken und Miträtseln gefördert. Wie jeder guter Krimi wurden auch hier Um- und Irrwege gelegt.
Das schlichte Cover in verschiedenen Grautönen mit schwarzer Schrift wirkt edel.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Der Autor hat es sehr gut verstanden, unterschiedliche Aspekte zu einer fesselnden Handlung zu verknüpfen.

Veröffentlicht am 15.11.2018

Spannender Abschluss

Die Kreuzträgerin: Heldendämmerung
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„...Du bist keine Apollinerin mehr. Du bist Christin. Gott beurteilt die Menschen nicht nach ihrem Äußeren. Jedes Individuum ist einzigartig und kostbar in seinen Augen...“

Anna und ihre Freunde kehren ...

„...Du bist keine Apollinerin mehr. Du bist Christin. Gott beurteilt die Menschen nicht nach ihrem Äußeren. Jedes Individuum ist einzigartig und kostbar in seinen Augen...“

Anna und ihre Freunde kehren aus Finnland nach Mitteleuropa zurück. Sie sollen Menschen bei ihrer Flucht aus dem Land des Diktators helfen. Doch der Tag der Rückreise ist unglücklich gewählt. An dem Tag findet das Karnevalsfest der Dionysier statt.Das bedeutet laute Feiern und viel Alkohol. Anna wird von der Gruppe getrennt und ist plötzlich auf sich allein gestellt.
Die Autorin hat erneut einen spannenden Roman geschrieben. Es ist der dritte und letzte Teil um Anna und ihre Freunde.
Normalerweise sollte Adonis Magellan das Unternehmen organisieren. Der aber hat sich nach Ankunft des Zuge abgesetzt.
Anna und ihre Freunde sollen als ausländische Gäste im Krankenhaus arbeiten. Dort erwartet sie eine Überraschung. Außerdem erfahren sie, dass sich eine neue Untergrundbewegung entwickelt hat, die auf Gewalt setzt.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen.
Der Zwiespalt der Protagonisten wird gekonnt herausgearbeitet. Einerseits muss Anna ihre Identität geheim halten, andererseits trifft sie alte Freunde und Bekannte aus dem Kreis der Christen, denen sie sich gern offenbaren würde. Außerdem steht sie vor einer schwierigen persönlichen Entscheidung. Sie muss sich zwischen zwei Männern entscheiden. Auf der einen Seite steht der verlässliche Kephas, auf der anderen Adonis, dessen Verhalten häufig nicht zu durchschauen ist.
Neben Zeiten von Stress und Anspannung flicht die Autorin geschickt Ruhemomente in das Geschehen ein. Ein kurzes Zusammensein am Lagerfeuer, die Freude eines Kindes und eine Hochzeit jenseits der Grenze gehören dazu.
Das harte Leben in Lande des Diktators wird vor allem an Einzelschicksalen deutlich. In diesem Teil gibt es auch eine ausführliche Erläuterung zu Adonis` Vergangenheit und seinen Weg zum Ziehsohn des Diktators.
Im gefährlichen Alltag wird immer wieder der christliche Glaube thematisiert. Kephas` Erläuterung der Taufe und seine tiefgehenden Gespräche mit Anna gehören zu den stilistischen Höhepunkten. Folgendes Zitat ist dem entnommen:

„...Was nützt es den Leuten hier, wenn wir für ihre äußere Freiheit kämpfen, und sie bleiben innerlich in ihrem seelischen Gefängnis sitzen? […] Jesus ist der Schlüssel aus unserer Misere...“

Dabei wird auch der Unterschied zwischen den Vorgehen von Anna und ihrer Gruppe und den Rebellen deutlich. Anna und ihren Freunden geht es um die Menschen, den Rebellen um die Macht, am besten sofort und gleich. Dafür gehen sie über Leichen, selbst die der eigenen Verbündeten.
Mir hat gefallen, wie treffend die Autorin die emotionalen Befindlichkeiten der Protagonisten in Worte fassen kann. Auch dafür möchte ich ein Beispiel zitieren:

„...Sein Gesichtsausdruck machte mir Angst. Er sah aus wie jemand, der den Glauben an sich selbst und alle Hoffnung verloren hatte...“

Gewalt und Hass trifft auf Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft. Die Trilogie wird konsequent zu Ende geführt. Doch selbst der Neuanfang hat seine Schattenseiten. Das wiederum fand ich sehr realistisch.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Die Autorin hat eine fesselnde Handlung kreiert und gezeigt, dass Glauben nicht ohne innere Kämpfe funktioniert, aber selbst in dunklen Zeiten trägt.

Veröffentlicht am 11.11.2018

Sehr gut geschrieben

Die Akte Baader
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„...Der Geschwindigkeitsrausch brachte sein Adrenalin richtig in Wallung. Hier entdeckte Andreas zu seinem Nachteil etwas, dass sein Leben verhängnisvoll prägen sollte. Er war süchtig nach einem gehörigen ...

„...Der Geschwindigkeitsrausch brachte sein Adrenalin richtig in Wallung. Hier entdeckte Andreas zu seinem Nachteil etwas, dass sein Leben verhängnisvoll prägen sollte. Er war süchtig nach einem gehörigen Adrenalinkick, wie auch immer er sich diesen zu beschaffen vermochte...“

Das Buch beginnt mit den Gedanken eines Inhaftierten in den einsamen Nächten der Isolationshaft. Es handelt sich um Andreas Baader, den Gründer der RAF.
Dann wechselt die Geschichte in die Kindheit des Protagonisten. Andreas wurde 1943 geboren. Sein Vater war Historiker und Archivar. Er kam in sowjetische Gefangenschaft. Seine Mutter hat ein Leben lang auf seine Rückkehr gewartet.
Der Autor hat das Lebensbild des Andreas Baader spannend wie ein Krimi erzählt. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen. Das lag auch daran, weil der Autor nicht nur die Geschehnisse auflistet, sondern Motive hinterfragt und charakterliche Stärken und Schwächen herausstellt.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Er ist über weite Strecken eher sachlich, lässt aber Platz für Emotionen.
Schon als Kind zeigt sich Andreas als Rebell. Er ist nicht bereit, sich Regeln zu fügen. Er vermag es früh, seine Mutter zu manipulieren. Nur in einem Punkt bleibt sie konsequent. Sie legt Wert darauf, dass Andreas sein Abitur ablegt. Durch einen Motorraddiebstahl mit anschließender Haft aber macht er allerdings die Wünsche der Mutter zunichte. Das Eingangszitat bezieht sich genau auf dieses Geschehen.
Detailgenau wird der Weg des Protagonisten nachgezeichnet. Er versteht es, Menschen in seine Pläne einzuspannen, beansprucht grundsätzlich die Führungsrolle, beleidigt selbst enge Vertraute, wenn ihm danach ist, und setzt zunehmend auf gewalttätige Aktionen. Er wird folgenderrmaßen beschrieben:

„...Andreas war charismatisch, und er sah inzwischen besser aus als in den Jahren seiner Pubertät und Jugend, denn er wurde männlicher. […] Er war recht muskulös und besaß einen kräftigen Körperbau...“

Schon bald wird Gudrun Ensslin seine Gefährtin. Sie ist intelligenter und versucht, seinen Führungsanspruch zu hintergehen. Drogen und Amphetamine gehören auf den täglichen Speiseplan der Gruppe.
Es fällt auf, dass der Gruppe ein politisches Konzept fehlt. Das einzige Ziel ist in der Zerstörung der staatlichen Ordnung. Es gibt weder einen Plan für ein Danach, noch eine schlüssige Begründung für die Taten. Der Bezug auf den Vietnamkrieg und die Nazivergangenheit wirkt konstruiert.
Hinzu kommt, dass Andreas mit Drohungen und versteckten Erpressungen Leute unter seine Kontrolle bringt, die ihm geistig überlegen sind. Das gilt sowohl für Ulrike Meinhof als auch für viele Rechtsanwälte, die die Angeklagten verteidigten. Gerade diese Charaktereigenschaft von ihm erinnert mich fatal an das Handeln von Diktatoren.
Andreas` Gefühlskälte selbst gegenüber unschuldigen Opfern kommt an vielen Stellen zum Tragen. Auch der Widerspruch zwischen der Ablehnung des Staates und dem Streben nach einem gehobenen Lebensstil auf Kosten anderer wird deutlich.
Andreas steigert sich in einen Blutrausch. Das geht soweit, dass er die Bombenexplosionen aus der Nähe selbst beobachtet und dann den andern berichtet. Selbst die Attentate der Palästinenser schreibt er sich gedanklich auf die Fahne. Nach dem Tod der israelischen Olympiamannschaft stellt er fest.

„...Voll innerer Genugtuung und voller Schadenfreude las Andreas über die Blamage der deutschen Sicherheitsbehörde. […] Instinktiv spürte er, dass er dabei war, völlig den Kontakt zur Wirklichkeit zu verlieren, aber für ihn schien das die einzige Möglichkeit, bei klarem Verstand zu bleiben...“

Der gemeinsame Selbstmord setzt den Schlusspunkt unter die Akte Baader.
Ein ausführliches Nachwort liefert ergänzende Informationen.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es arbeitet akribisch eine bitteres Kapitel deutscher Geschichte auf.