Galaktisch gut
Um es gleich vorweg zu verraten: Ich bin begeistert. Ein wundervoller Roman.
Inhalt:
Die gute Miss Gladys kann sich nicht mehr alles merken, aber dieser Telefonanruf ist unvergesslich: Der Astronaut Thomas ...
Um es gleich vorweg zu verraten: Ich bin begeistert. Ein wundervoller Roman.
Inhalt:
Die gute Miss Gladys kann sich nicht mehr alles merken, aber dieser Telefonanruf ist unvergesslich: Der Astronaut Thomas Major ist am Apparat, gerade auf dem Weg zum Mars. Er hat sich natürlich verwählt und will am liebsten gleich wieder auflegen. Aber Miss Gladys und ihre Enkel brauchen seine Hilfe. Zögerlich und leise fluchend wird der Mann im All zum Helfer in der Not. Tausende von Kilometern entfernt, führt er die drei auf seine ganz eigene Art durch schwere Zeiten, denn Familie Ormerod droht ihr Zuhause zu verlieren. Miss Gladys und ihr Astronaut brauchen einen galaktisch guten Plan …
Meine Meinung:
Thomas Mayor will in seinem Job und überhaupt in seinem Leben nur noch seine Ruhe haben und sonst nix und beamt sich durch einen für ihn glücklichen Zufall ins Weltall und wird damit zu Major Tom. Nun ist er unterwegs zum Mars, auf einen Flug ohne Rückflugticket. Wie das der Autor das beschreibt, ist absolut köstlich!
Die 71-jährige leicht demente Gladys hat ihren Spaß mit allen möglichen Leuten am Telefon. Sie führt herrlich skurrile Gespräche. Und nun behauptet sie, ausgerechnet den Astronauten an der Strippe gehabt zu haben, den sie erst kürzlich im Fernsehen gesehen hatte, und der mit seinem Raumschiff unterwegs zum Mars ist. Natürlich glaubt ihr niemand. Ihre 15-jährige Enkelin Elli ist völlig genervt. Sie hat andere Probleme. Sie versucht die Familie zusammen zu halten. Der Vater ist im Gefängnis und hat seiner Mutter Gladys Elli und ihren Bruder James anvertraut. Aber Gladys hat immer mehr Aussetzer und kann eigentlich für niemand mehr sorgen. So lastet die ganze Verantwortung auf Elli. Die setzt alles daran, zu verhindern, dass die Außenwelt von ihrer Familiensituation erfährt und Behörden eingreifen und ihre Großmutter wohlmöglich in ein Pflegeheim stecken und sie und ihren Bruder in Pflegefamilien landen. Deshalb jobbt sie, neben ihrer Schule, fast rund um die Uhr. Elli ist so ein tapferes Mädchen. Als ihre Lehrerin sie anspricht, hätte sie sich ihr gerne anvertraut: „Meine Mutter ist Tod. Mein Vater im Gefängnis. Mein Bruder wird gemobbt. Meine Großmutter verliert den Verstand. Ich hab neben der Schule drei Arbeitsstellen, damit wir überhaupt das Geld zum Leben haben. Ich habe keine Freunde. Ich gehe nie aus. Ich versuche unsere Familie zusammenzuhalten, aber ich frage mich manchmal, ob es das überhaupt wert ist. Ich möchte einfach mal einen Tag schlafen. Oder eine Woche. Für immer.“ (Seite 113) Aber sie sagt es sich nur in Gedanken und schweigt.
Der Schreibstil ist leicht und flüssig zu lesen und macht definitiv Lust darauf immer weiter zu lesen. Der Autor David M. Barnett beherrscht sein Handwerk. Die Charaktere sind zauberhaft ausgearbeitet. Ich möchte sie alle. Auch Tom Mayor mochte ich sehr, trotz seiner schroffen Art oder gerade deshalb. Sein sarkastischer Humor ist umwerfend. Gladys ist eine liebenswert tüttelige Oma. Auch sie brachte mich oft zum Schmunzeln. Ihre Aussetzer und Erinnerungslücken sind lustig und traurig zugleich. So brachte es Oma fertig, das wenige Geld, das für die Miete gedacht war, einem nigerianischen Prinzen zu überweisen. Meine Lieblingsfigur ist jedoch die taffe Elli.
Mich hat dieses wundervolle Buch bestens unterhalten. Für mich war es ein echtes Lesehighlight. Ich habe geschmunzelt, gelacht, gegrinst, Daumen gedrückt, mitgelitten… kurz ich war voll in der Geschichte drin. Das kommt selten vor. Und deshalb meine uneingeschränkte Leseempfehlung.