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Veröffentlicht am 30.12.2018

Vielleicht war meine Erwartung nach dem tollem Debüt zu hoch..

Blutacker
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Mit "Blutacker" liefert Lorenz Stassen seinen zweiten Thriller rund um Strafverteidiger Nichoals Meller ab. Leider konnte er mich nicht so überzeugen, wie einst sein Debüt.

Für den deutschrussischen Strafverteidiger ...

Mit "Blutacker" liefert Lorenz Stassen seinen zweiten Thriller rund um Strafverteidiger Nichoals Meller ab. Leider konnte er mich nicht so überzeugen, wie einst sein Debüt.

Für den deutschrussischen Strafverteidiger Nicholas Meller und seine Referendarin Nina Vonhoegen hat sich das Leben drastisch geändert. Seit sie den Angstmörder zur Strecke gebracht haben, genießt der einst erfolglose Meller seinen neuen Lebensstatus. Der Erfolg ist ihm dabei etwas zu Kopf gestiegen und er gibt das Geld mit vollen Händen aus. Als ihn auch noch Baron von Westendorff für einen Spezialauftrag anwerben möchte, wähnt sich Nic im "Strafverteidiger-Himmel". Er hat es geschafft bei den Reichen und Schönen den Fuß in die Tür zu bekommen, doch der Preis ist hoch. Das erkennt er fast zu spät....
Was hat es mit der Zwangsversteigung eines Ackers auf sich, der im Hochwassergbiet liegt, und der um ein Vielfaches seines Wertes ersteigert wurde? Und was war in dem geheimnisvollen Päckchen, das an Meller adressiert war und nie bei ihm ankam, weil der Paketbote sein Leben dafür lassen musste? Nicholas bemerkt erst viel zu spät, dass er bereits mitten in den Machenschaften der sogenannten High-Society drinnen steckt...

Der Autor wurde durch reale Ereignisse zu seinem neuen Roman inspiriert. Der Plot ist gut durchdacht. Durch die kurzen Kapitel und dem lockeren, sehr dialoglastigen Schreibstil fliegt man durch die Seiten, auch wenn der Spannungsbogen nicht immer anhält. Für mich war es kein eindeutiger Thriller, sondern eher ein Krimi. Diverse Machenschaften und Intrigen, Erpressung und Morde lassen Nicholas Meller seit seinem beruflichen Aufstieg nun nicht mehr los. Mehr Schein als Sein, denn Geld regiert die Welt.....das ist die Devise! Erst zu spät bemerkt Nicholas seinen Fehler...

Nicht immer gelang es dem Autor mich an die Seiten zu fesseln. In der Leserunde hatten viele, die den ersten Band nicht kannten, Schwierigkeiten mit den beiden Hauptprotagonisten. Waren mir Nicholas und Nina in "Angstmörder" sehr sympathisch, fiel meine Sympathiekurve für die beiden Hauptprotagonisten drastisch. Nicholas ist von Macht und Geld geblendet und verhält sich auch dementsprechend. Nina erscheint mir diesmal ziemlich zickig und der Humor aus dem ersten Band fehlt ihr gänzlich.
Es gibt auch ein Wiedersehen mit weiteren bekannten Charakteren aus dem Vorgängerband, was mir gut gefallen hat.

Die Auto-Affinität des Autors fiel mir bereits in Angstmörder auf, die diesmal noch stärker hervorgetreten ist.
Am Ende hat Lorenz Stassen wieder einen gelungenen Showdown vorgelegt, der mich die letzten Seiten in einem Sog zog. Trotzem reicht "Blutacker" nicht an "Angstmörder" heran. Dennoch bin ich schon auf den dritten Band der Reihe gespannt.

Schreibstil:
Der Schreibstil von Lorenz Stassen ist sehr dialoglastig, temporeich und die Kapitel sind kurz gehalten. Eher übergangslos wird der Leser in die kommende Szene komplimentiert. Man merkt diesmal viel mehr, dass Stassen eigentlich Drehbuchautor ist.
Es wird großteils aus der Sicht von Nicholas in der Ich-Perspektive erzählt.

Fazit:
Mit "Blutacker" kommt der Autor leider nicht an sein Debüt "Angstmörder" heran. Der unblutiger Thriller, der mich eher an einen Krimi aus dem TV erinnert, hat Tempo, jedoch bleibt die Spannungskurve nicht immer oben. Vielleicht war meine Erwartung nach dem tollen Debüt auch einfach zu hoch....trotzdem freue ich mich auf den Folgeband.

Veröffentlicht am 19.12.2018

Hat noch Potential nach oben

Tödlicher Irrtum
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Patrick Burow ist Richter und Sachbuchautor, was man in seinem Werk auf allen 268 Seiten seines Buches bemerkt. Trotzdem ist die Handlung spannend aufgebaut und als Leser ist man entsetzt, wie viele juristische ...

Patrick Burow ist Richter und Sachbuchautor, was man in seinem Werk auf allen 268 Seiten seines Buches bemerkt. Trotzdem ist die Handlung spannend aufgebaut und als Leser ist man entsetzt, wie viele juristische Fehlurteile möglich sind.
"Tödlicher Irrtum" ist der zweite Band seiner Reihe um Florian und Saskia, zwei Jusstudenten, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Ich kannte den ersten Band noch nicht, hatte allerdings keinerlei Probleme direkt in den zweiten Band einzusteigen. Im neu gegründeten Institut für Justizirrtümer unter Professor Heckscher nehmen sich die Beiden juristischen Fehlentscheidungen an. Als sie auf den Fall von Jan Virchow stoßen, der wegen der Entführung und Tötung der neunjährigen Nele in der Psychatrie weilt, fällt ihnen zuerst das komische Verhalten des Inhaftierten auf. Bald haben Florian und Saskia herausgefunden, dass Jan unmöglich der Täter sein kann. Doch um ihn zu entlasten und den Fall neu aufzurollen, brauchen sie einen neuen Tatverdächtigen...

Die erste Hälfte des Buches widmet sich der Aufarbeitung des Falles, sowie den Hintergrundrecherchen. Als Leser abseits der Juristerei kann man oftmals nur den Kopf schütteln, wie einfach es ist, als Justizirrtum einzusitzen. Erschreckend!
In der zweiten Hälfte geht es ans Handeln, denn Florian und Saskia müssen den wahren Täter der kleinen Nele finden. Dabei waren mir manche Aufklärungen zu schnell und zu zufällig gelöst. Die Erfolgsquote von Saskia und Florian war mir in einigen Belangen mit zu viel Glück verbunden. Ihnen ging das Meiste viel zu leicht von der Hand. Das wirkte teilweise unglaubwürdig. Trotzdem gelang es dem Autor die Spannung immer aufrecht zu erhalten und mich an die Seiten zu fesseln.

Beide Protagonisten werden charakterlich gut, aber zu oberflächlich dargestellt. Der Leser bekommt vorallem bei Saskia einiges an Hintergrundwissem. Ihr Vater ist Vizepräsident des Oberlandesgerichtes. Saskia fühlt sich seit ihrer Kindheit von ihm nicht angenommen und versucht angestrengt als Jahrgangsbeste seine Liebe zu gewinnen. Florian hingegen nimmt sein Jusstudium etwas zu gelassen und hat bedenkliche Wissenslücken. Trotzdem konnte man an ihrer Gefühlswelt nicht wirklich teilhaben, was ich schade fand.

Am Ende gibt es einen regelrechten Showdown. Hier kann Patrick Bürow mit seinen berühmten Thrillerkollegen auf jeden Fall mithalten...

Schreibstil:
Der Autor schreibt in eher kurzen und sachlichen Sätzen. Man bemerkt hier eher den Sachbuchautor bzw. den Juristen. Die Kapitel sind sehr kurz gehalten und sorgen mit einigen Szenewechseln für mehr Tempo. Juristische Details hingegen fallen länger aus, werden aber perfekt erklärt. So versteht auch der Laie was Sache ist.
Genervt haben mich - obwohl ich selbst Filmliebhaber bin - die immer wiederkehrenden Filmzitate, die Florian von sich gibt. Kaum ein Kapitel kommt ohne diesem aus.

Fazit:
Hier gibt es noch Potential nach oben. Die Story erscheint etwas konstruiert. Die Spannung ist großteils da, während der eher sachliche Schreibstil des Autoren etwas kühl rüberkommt. Noch vermisst man die Tiefe der Charaktere und die ewigen Filmzitate nervten mich mit der Zeit. Trotzdem ein etwas anderer Thriller mit einem interessanten Thema, de rmir ein paar spannende Stunden gebracht hat.

Veröffentlicht am 15.12.2018

Lebe jetzt!

Heute schon für morgen träumen
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Emilia ist New Yorkerin mit italienischen Wurzeln und arbeitet in der familieneigenen Bäckerei. Die 29jährige macht die besten italienischen Leckereien, während ihr Vater im Laden verkauft und Nonna Rosa ...

Emilia ist New Yorkerin mit italienischen Wurzeln und arbeitet in der familieneigenen Bäckerei. Die 29jährige macht die besten italienischen Leckereien, während ihr Vater im Laden verkauft und Nonna Rosa alles mit ihren Argusaugen überwacht. Die alte Dame bestimmt das Leben ihres Schwiegersohnes und ihrer Enkelin. Emilia lebt ein sehr zurückgezogenes Leben, das außer Arbeit und der Freundschaft zu ihrem platonischen Freund Matt keinerlei Höhepunkte oder Freude beinhaltet. Ihre ältere Schwester Daria nutzt Emilia aus und ihre Großmutter Rosa ist ein richtiger Drachen. Doch Emilia ist das normal, denn sie ist eine Zweitgeborene und diese sind laut einer Familiengeschichte verflucht. Alle Frauen aus der Familie Fontana, die als zweite Tochter geboren werden, bleiben unverheiratet und ohne Familie. Eigentlich glaubt Emilia ja nicht daran, aber steckt vielleicht nicht doch ein Körnchen Wahrheit dahinter?
Als Emilia eine Einladung von ihrer Tante Poppy erhält, die sie zu ihrem 80.Geburtstag nach Italien mitnehmen möchte, ist Emilia zuerst entzückt, doch Nonna Rosa verbietet ihr den Flug. Poppy ist das schwarze Schaf der Familie und wird von allen gemieden. Doch erstmals widersetzt sich Emilia und fliegt gemeinsam mit Poppy und ihrer Kusine Lucy, ebenfalls eine Zweitgeborene nach Italien. Poppy will den Mädchen beweisen, dass dieser Fluch nur dummer Aberglaube ist. Von Venedig bis Florenz und weiter an die wunderschöne Amalfiküste sind die drei Frauen unterwegs. Doch das Ziel ist die Kathedrale von Ravello, wo Poppy ihre große Liebe Erich wiedersehen möchte. Ein Versprechen, das sich die Beiden vor 60 Jahren gegeben haben, soll hier eingelöst werden.

Die Geschichte wird in der Gegenwart aus Emilias Sicht erzählt, während immer wieder Kapitel aus der Vergangenheit eingeblendet werden, die Poppy ihre Geschichte erzählen lassen. Diese beginnt in den späten 50iger und frühen 60iger Jahre des letzten Jahrhunderts und erzählt vom Wunsch der Familie Fontana ín die USA auszuwandern und vorallem von der großen Liebe Poppys.

Emilia verhält sich absolut untypisch für eine 29jährige Frau. Ich hätte ich zu Beginn am liebsten geschüttelt und gefragt, was sie da tut bzw. nicht tut. Sie lässt sich von ihrer Großmutter behandeln wie ein unmündiges Kind. Diese bestimmt ihr Leben genauso, wie das ihres Vaters. Durch Poppys Einladung widersetzt sie sich erstmals einem Verbot ihrer herrschsüchtigen Nonna und lernt endlich das Leben kennen.
Auch die flippige Lucy, die Liebe mit Sex verwechselt und unbedingt den Fluch brechen möchte, indem sie jede Nacht einen anderen jungen Mann in ihr Bett lässt, verwandelt sich zu einer jungen Frau, die ihren Weg findet.
Poppy ist ein äußerst liebenswerter Charakter und versprüht die Energie, die eigentlich Emilia in sich tragen sollte. Sie ist voller Lebensfreude und glaubt immer an das Gute im Menschen,. Sie ist bunt, schrill, aber auch schwer krank. Ihr Ziel ist es ihre große Lebensliebe nocheinmal zu sehen und den beiden Enkelinnen zu zeigen, was das Leben alles für sie bereithalten kann, wenn sie es nur zulassen. Ihr Motto: "Deine Träume warten nicht auf morgen - dein Leben ist JETZT!"

Die Autorin wollte unbedingt diese Geschichte aus der Vergangenheit in ihrem Roman einbauen, nachdem sie einen Brief eines deutschen Renters erhalten hat, der 1965 aus der ehemaligen DDR geflüchtet ist. Sein Lebensweg ließ sie nicht los und so hat sie eine ähnliche Figur in ihrem neuen Roman erschaffen (Quelle: Amazon).
Was ich komisch finde ist, dass ich weder ein englisches Originalcover noch -titel gefunden habe. Auf der Homepage der Autorin scheinen generell nur zwei Bücher auf, wo doch im Deutschen schon vier Romane veröffentlicht wurden....hm.

Der Vergangenheitspart hat mir sehr gut gefallen und es war interessant, wie Poppy all den Hürden, die ihr in den Weg gestellt werden, den Kampf ansagt. Trotz vieler schweren Enttäuschungen und den großen Zwist mit ihrer Familie, verliert sie nie ihren Lebensmut.
Den Rest fand ich allerdings etwas kitschig, klischeehaft und vorhersehbar. Die Idee mit dem Fluch rund um alle Zweitgeborenen, fand ich etwas weit hergeholt. Auch wenn sich der Roman gut lesen lässt und die Autorin auch Spannung aufgebaut hat, so ist es im Großen und Ganzen ein Buch zum Abschalten und Zürücklehnen....eben leichte Unterhaltung.

Fazit:
Ein sehr leichter und etwas klischeehafter Roman, dessen Vergangenheitsstrang mir gut gefallen hat. Den Rest fand ich allerdings teilweise etwas unglaubwürdig und zu vorhersehbar. Trotzdem klebte ich an der Geschichte und hatte sie ziemlich schnell durch. Ein Buch zum Abschalten und Zürücklehnen mit italienischen Flair.

Veröffentlicht am 16.11.2018

Das geheimnisvolle Gemälde

Träume der Provence
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Die alleinerziehende Marie ist Mutter des 15jährigen Robin, der an einer Autoimmunerkrankung leidet. Als sie ihren Job verliert ist sie verzweifelt. Sie spart für eine Reise in die USA, wo die Krankheit ...

Die alleinerziehende Marie ist Mutter des 15jährigen Robin, der an einer Autoimmunerkrankung leidet. Als sie ihren Job verliert ist sie verzweifelt. Sie spart für eine Reise in die USA, wo die Krankheit von Robin durch Spezialisten behandelt werden soll. In der Hinterlassenschaft ihrer kürzlich verstorbenen Mutter entdeckt sie eine Fotografie eines Gemäldes. Darauf ist diese als junge Frau abgebildet. Auf der Rückseite des Fotos hat Vincent Soleil, der Künstler, handschriftlich vermerkt, dass er ihr dieses Bild als Zeichen seiner Liebe schenkt. Marie kontaktiert ihren Freund Bennet, der eine Galerie besitzt. Dieser erkennt den Künstler und versichert Marie, dass dieses Gemälde einiges an Wert hat. Gemeinsam reisen sie mit Robin in die Provence ins Künstlerdorf Saint-Paul-de-Vence, wo Vincent Soleil gelebt hat. Auch Bennet erhofft sich neue Bekanntschaften zu schließen, denn seine Galerie in Berlin läuft alles andere als gut...

Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen, wobei ich den Strang in der Vergangenheit wieder viel interessanter fand. Dies trifft auf fast 90% meiner gelesenen Bücher auf zwei Zeitebenen zu. Nur selten konnte mich eine Autorin ebenso mit dem Gegenwartsstrang überzeugen. Auch Anja Saskia Beyer gelang es nicht. Mir war die Geschichte rund um Marie und den Versuch die Vergangenheit ihrer Mutter zu erkunden zu aufgesetzt. Ich fand es zwar verständlich, dass sie mehr über ihr Geheimnis erfahren möchte, denn diese hat nie von ihrer Zeit in der Provence erzählt. Außerdem kann Marie gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, wenn sie das Gemälde auftreiben kann, welches laut dem Künstler ihrer Mutter gehört. Mit dem Verkaufsgewinn für das Bild wären die Reisekosten für Amerika und die Bezahlung des Spezialisten gedeckt. Marie setzt alle Hoffnung in die Reise nach Südfrankreich...

Im Vergangenheitsstrang, der 1966 spielt, lernen wir Maries Mutter Anne als junges Mädchen kennen. Sie wird als Kindermädchen in einer Schweizer Familie aufgenommen, die den Sommer über in die Provence fährt. Doch auch zwanzig Jahre nach Kriegsende sind die Franzosen nicht gut auf Deutsche zu sprechen und Anne weht ein rauher Wind entgegen. Auch die Familie, bei der sie arbeitet, entpuppt sich als Problem....

Während mich der Vergangenheitsstrang unterhielt und ich Annes nicht wirklich einfaches Leben im Künstlerdorf in Südfrankreich begleitete, plätscherte der Gegenwartsstrang nur so vor sich hin. Marie war zwar symapthisch, aber sie handelt oft zu impulsiv und unüberlegt. Manche Handlungen konnte ich nicht ganz nachvollziehen.

Manchen schrulligen Charakter aus dem Dorf konnte ich mir wunderbar vorstellen, andere wiederum konnten mich nicht ganz erreichen. Vorallem im Gegenwartsstrang blieben mir viele fremd. Einzig Robin habe ich in diesem besonders liebgewonnen, der zwar für einen Teenager fast zu brav ist, aber dessen Gefühle betreffend seiner Krankheit gut gezeichnet wurden und mich auch erreichten. Die Liebesgeschichte von Marie konnte mich hingegen nicht überzeugen.
Die Ähnlichkeiten zwischen Mutter und Tochter werden im Verlauf der Geschichte immer deutlicher.
Einige Erklärungen zu bestimmten Situationen oder deren Folgen hätten mich ebenfalls interessiert. Da blieben doch einige Fragen offen, die ein rundes Bild ergeben hätten.

Schreibstil:
Die Autorin schreibtverspielt und anschaulich. Die Geschicjte lässt sich flüssig lesen. Anja Saskia Beyer schildert die Landschaft und das Leben im Künstlerdorf Saint-Paul-de-Vence sehr bildhaft. Nicht nur das Cover lockt mit einer Apfeltarte und Lavendel - man riecht den Duft des Lavendels auch durch die Seiten.
Am Ende des Romans gibt es noch ein paar leckere Rezepte.

Fazit:
Leichte Lektüre, die mich nur teilweise überzeugen konnte. Während der Vergangenheitsstrang die damalige Zeit, die Künstlerkolonie und die Ablehnung der Dorfbewohner sehr gut widerspiegelt, konnte mich der Gegenwartsstrang nicht richtig packen. Hier ist der Funke ist nicht gänzlich übergesprungen. Nett für zwischendurch, aber leider nicht mehr.

Veröffentlicht am 12.11.2018

Lässt mich zwiegespalten zurück

Wie die Sonne in der Nacht
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Unsere Protagonistin ist Mara, eine 17jährige Schülerin aus Deutschland. Es sind bereits ihre letzten Wochen in New Mexico, die sie bei ihrer Gastfamilie verbringt. Diese fliegen allerdings nach Paris, ...

Unsere Protagonistin ist Mara, eine 17jährige Schülerin aus Deutschland. Es sind bereits ihre letzten Wochen in New Mexico, die sie bei ihrer Gastfamilie verbringt. Diese fliegen allerdings nach Paris, wo eine der Töchter einen Studienplatz erhalten soll. Mara hatte für diese Wochen geplant ihrem Freund Nils die Gegend zu zeigen, doch dieser hat die Beziehung kurz zuvor beendet. Wenige Tage spoäter stößt sie auf der Landstraße auf einen verletzten Jungen, der sich an nichts erinnern kann, außer an seinem Namen: Kayemo.
Gemeinsam mit ihm macht sie sich auf, seine Heimt und seine Familie zu finden....

Das Buch beginnt ruhig und benötigt seine Zeit um Fahrt aufzunehmen. Bis dahin fand ich es leider etwas anstrengend, vorallem da mir Mara nicht wirklich sympathisch war und ich ihre Handlungen nicht verstand. Mara ist unsensibel, gedankenlos und forsch. Ihre unbedachte Art ist aber auch teilweise von der Autorin gewollt, denn Mara und Kayemo sollen den Unterschied der beiden Kulturen verdeutlichen. Insbesonders die Gegensätze zwischen der alten Indianerkultur und der heutigen Konsumgesellschaft wird hier sehr schnell deutlich. Hier prellen eindeutig zwei Welten aufeinander.
Kayemo liegt sehr viel an der Lebensweise seiner Ahnen. Sein ganzes Leben hat sich in einem Pueblo-Dorf abgespielt. Er ist ein sympathischer Junge, der oft wie "aus der Welte gefallen" wirkt.
Die Naturverbundenheit und die Wertschätzung der Ahnen, heilige Stätte, die nur wenige ausgesuchte Personen betreten dürfen, sowie alte Mythen sind allgegenwärtige Themen. Antje Babendererde lässt uns durch Kayemos Augen diese für uns unbekannte Welt erfühlen und erforschen. Die manchmal mystische Atmosphäre fand ich äußerst gelungen.
Der letzte Abschnitt war äußerst spannend und hat mich dann richtig ans Buch gefesselt.

Die Liebe oder Verliebtheit der Beiden war hingegen für mich nur teilweise greifbar. Es ging eindeutig viel zu schnell und Mara und Kayemo überschreiten die Grenze zwischen "Wir-sind-nur-Freunde" etwas zu früh. Dadurch fehlte mir das Gefühl, das Knistern und die Glaubwürdigkeit.
Was ich der Autorin hier ankreiden muss ist, dass sie zwar Verhütung erwähnt hat, allerdings nimmt Mara eine Spirale. Ehrlich gesagt kenne ich kein Mädchen in dem Alter, dass die Spirale benutzt und die Ärzte raten auch in diesem Alter davon ab. Aber das sei nun dahingestellt.... was mir richtig sauer aufgestoßen ist, ist allerdings, dass die Verhütung wieder nur der Frau überlassen wird und vorallem kein Wort über die Möglichkeit einer Erkrankung anderer Art gesprochen wird. Da die angegebene Zielgruppe des Romans mit "Von 12 bis 15 Jahre" angegeben ist, finde ich das ziemlich verantwortungslos. Mara scheint außerdem ein ausgesprochen aktives Sexualleben zu haben und auch ihre Gedanken im Buch schwirren mir zu viel um dieses Thema herum.

Manche Handlungen konnte ich auch nicht wirklich nachvollziehen. Mara wird von ihrer Gastfamilie alleine gelassen und sie soll auf das Haus aufpassen. Fand ich ehrlich gesagt etwas merkwürdig. Ich würde meinem Au-Pair Mädchen nie das Haus überlassen bzw. sind die Gasteltern nicht verpflichtet auf ihre minderjährigen Austauschstudenten aufzupassen? Dass Mara das Haus dann trotzdem verlässt und einem ihr wildfremden Jungen in die Berge folgt, fand ich ebenso fragwürdig.

Schreibstil:
Der Schreibstil ist eher ruhig und die Spannung baut sich sehr langsam auf. Die Geschichte wird aus der Sicht beider Protagonisten erzählt. So erhält man einen schönen Zugang zu ihren Gedanken.
Die Mystik und die wunderbare bildhafte Beschreibung der Gegend und der Kultur der Pueblo-Indianer ist das große Plus des Romans. Hier bemerkt man sofort, dass sich die Autorin auf diesem Gebiet sehr gut auskennt. Man ist verzaubert von den Geheimnissen und Mythen. Auch die Charakterisierung der Figuren ist lebendig, sehr detailliert und absolut gelungen.

Cover:
Ich muss noch ein paar Worte zum wunderschönen Cover verlieren. Die Signalfarbe rot und die weiße Eidechse, die gelben Farbschattierungen, die an die Sonne erinnern....wunderschön! Auch das Lesebändchen sieht edel aus.

Fazit:
Ein Buch, das mich etwas zwiegespalten zurücklässt. Die erste Hälfte konnte mich nicht überzeugen und war mir auch zu ruhig. Die Protagonistin fand ich außerdem unsympathisch. Ab der Hälfte wird es wunderbar atmosphärisch und richtig spannend. Das Leben und die Kultur der Pueblo-Indianer hat die Autorin wunderbar eingefangen.