Nach holprigem Start eine wunderschöne Geschichte
The Ivy Years - Solange wir schweigen„In meinem Lieblingsfilmen merkt der Held immer, wenn ihm etwas Schlimmes bevorsteht. Er erkennt die Zeichen oder spürt eine Erschütterung der Macht. Aber im richtigen Leben passiert so was nicht. Und ...
„In meinem Lieblingsfilmen merkt der Held immer, wenn ihm etwas Schlimmes bevorsteht. Er erkennt die Zeichen oder spürt eine Erschütterung der Macht. Aber im richtigen Leben passiert so was nicht. Und da ich auch kein Actionheld bin, hatte ich wohl nie eine Chance, es kommen zu sehen.“
Liebesgeschichten, in denen sich ein Mann in einen anderen verliebt, habe ich schon häufiger gelesen. Sie bekommen in der Regel das Label „Gay Romance“ und werden nur von einer kleinen Lesergruppe gelesen. Dadurch werden sie stillschweigend zu etwas anderem gemacht und stehen nicht bei allen anderen Liebesromanen. Hier hat mir direkt gefallen, dass der dritte Teil einfach nur ein weiterer Band der Ivy Years Reihe ist. Er wurde nicht anderes beworben oder anders deklariert und das, obwohl sich hier ein junger Mann in einen anderen verliebt. Schön, dass hier auch die Gleichberechtigung angekommen ist.
Mit sehr positiven Gefühlen habe ich das Buch begonnen, jedoch hat diese Hochstimmung direkt auf den ersten Seiten einen Dämpfer bekommen. Der Start mit Graham ist mir sehr schwergefallen. Michael Graham ist seit seiner Jugend homosexuell. Bereits früh merkte er, dass er nicht nur freundschaftliche Gefühle für seinen besten Freund John hegt. Bis etwas Schlimmes geschieht und John die Stadt verlassen muss. Von dem Moment an versteckt sich Graham. Genau diese Charaktereigenschaft hat es mir schwer gemacht Graham direkt in mein Herz zu schließen. Er hat vor so vielen Dingen Angst, verwehrt sich dadurch so viel und verletzt sogar auch noch andere Menschen dadurch.
Da ist John genau das Gegenteil. Er ist einmal bildlich gesprochen gestürzt, um anschließend wieder aufzustehen und umso stärker zu sein. Nicht nur seine selbstbewusste Art mochte ich direkt, sondern auch seinen Humor, seine selbstironische Art und seine festen Überzeugungen. In den ersten etwa hundert Seiten war er eindeutig der Grund die Geschichte immer weiterzulesen.
Nach etwa der Hälfte mochte ich auch Graham wieder und das Buch hat mich von da an nicht mehr losgelassen. Es ist so gefühlvoll und bewegend. An einer Stelle hatte ich sogar Tränen in den Augen und war zutiefst berührt. Dieser Band ist somit genauso stark wie die anderen Teile der Reihe. Ich freue mich auch immer, wenn die alt bekannten Charaktere immer wieder auftauchen, da hätte in dieser Geschichte sogar noch mehr der Fall sein können.
Es hat mir wieder sehr viel Spaß gemacht ans Ivy Years College zurückzukehren und ich kann es kaum erwarten im vierten Band Bellas Geschichte kennenzulernen. Sie ist mir jetzt schon ans Herz gewachsen.