INHALT
Simon ist 17 und homosexuell. Das weiß aber keiner. Außer Blue. Problem: Er kennt Blue nicht. Also nicht richtig. Denn Blue ist eine ihm unbekannte Person, mit der er nur E-Mails austauscht. Ihre Gemeinsamkeit: Blue ist auch homosexuell und die beste Anlaufstelle, sich über Probleme, Eigenheiten und andere Gedanken auszutauschen. Aus einer anfänglichen E-Mail-Freundschaft entwickelt sich schnell etwas mehr. Gefühle tauchen auf. Und Simon will aufs Ganze gehen. Als dann jemand aus der Schule die Mails in die Finger bekommt und Simon damit erpresst, steht alles auf der Kippe.
MEINUNG
Becky Albertalli hat mit „Nur drei Worte“ so ein schönes, charmantes und buntes Jugendbuch geschaffen. Es schreit an allen Ecken nach Liebe, Freundschaft und vor allem Toleranz und Akzeptanz. Doch ich sollte mit dem Schreibstil anfangen. Eigentlich kann ich das kaum beschreiben, wie wichtig und richtig sich jedes Wort anfühlt, welches die Autorin einsetzt. Da haben Lektor und Autorin einfach Hand in Hand gearbeitet und ein Zuckerstück für dieses Genre geschaffen. Der Schreibstil wirkt nämlich so unverbraucht, wenig „beschnitten“ oder gar künstlich. Sowas kann man auch nicht erzwingen. Das fließt einfach. Die Kapitel sind recht knackig, ohne etwas Wichtiges auszulassen und die E-Mails zwischen Blue und Simon lockern alles nochmal schön auf.
Es fällt ja auf, dass diese Art von Geschichten langsam einen Fuß in die Tür des Buchmarkts bekommen. Gut so! Das macht die Vielfalt noch bunter. Ich finde, wer vorher noch kein Buch im m/m-Romance-Bereich gelesen hat, der hat hiermit einen super Einstieg. Auf den ersten Blick auf eine junge Zielgruppe ausgelegt (17-jähriger Junge, Highschool, Pubertät, erste Liebe etc.), spielt das bald schon keine Rolle mehr. Denn das Buch mit seinem Inhalt bietet viel mehr. Sexy Szenen werden auch nicht ausgelassen, winken aber nicht mit dem Zaunpfahl. Viel wichtiger und dominanter sind die Szenen, welche die Gefühle von Simon, einer ersten Liebe, mit dem natürlichen körperlichen Verlangen, dieser nahe zu sein, beschreiben. Oder die freundschaftlichen Veränderungen im Laufe der Zeit, wenn Personen dazukommen und gehen. Und dann gibt es auch noch diese feinen Stimmungen der Unsicherheit. Man ist jung, man versucht sich selbst zu finden, die Identität zu akzeptieren und auch vor anderen so zu leben. Das ist nicht immer leicht. Becky Albertalli ist es aber gelungen, das hervorragend wiederzugeben.
Denn die Charaktere leben. Sie sind bunt und vielfältig. Sie gehen in die Tiefe. Das erlebt man aus der Sicht von Simon, der Hauptfigur, oder aber durch Beobachtungen als Leser, die man in den Szenen oder in den Dialogen macht. Ich könnte jetzt aufzählen, was und wen ich alles total toll in dem Buch fand. Aber dann würde das hier kein Ende nehmen. Hervorheben möchte ich aber noch den unglaublichen Humor. Ich denke, ich habe ungefähr 98 % der Zeit einfach nur geschmunzelt, gegrinst, gelacht oder wie ein Honigkuchenpferd mit gezappelt und gehofft. Ich bin in der Rolle von Simon total aufgegangen und war verliebt, verunsichert und mal wütend. Die Art von ihm, zynisch, hoffnungsvoll romantisch und dann wieder sehr nachdenklich und philosophisch zu sein, macht ihn als Person unfassbar sympathisch und greifbar.
Was mich am Schluss und zwischendrin hin und wieder beschäftigt hat, war, ob das ganze Buch vielleicht etwas zu tolerant und auch irgendwie zu positiv gehalten war. Denn obwohl es ein paar „schwierige“ Situationen für Simon gibt, löst sich das alles sehr schnell wieder in Wohlgefallen auf. Manchmal wirkt es fast so, als würde das Simon nicht richtig erreichen oder beschäftigen. Wovon ich in manchen Situationen einfach ausgegangen wäre. Besonders wenn das Coming-Out noch aussteht. Weswegen das aber nicht weiter behandelt wird, liegt, denke ich, einfach daran, dass die Liebesgeschichte um Blue und Simon im Vordergrund steht und alles andere eher sekundär behandelt wird. Von daher kann ich damit getrost leben und es ändert nichts an meiner Begeisterung für das Buch.
FAZIT
Dieses Buch sprüht nur so vor Witz, Liebe, Leben und die Freundschaft. Von der ersten bis zur letzten Seite kommt man nicht aus dem Dauergrinsen heraus, fühlt so sehr mit jedem einzelnen Charakter, die in ihrer Individualität glänzen, im Buch mit. Meiner Meinung nach ist es ein so ein positives, lebensfrohes und modernes Buch. Und diese Liebesgeschichte holt den Frühling in jede Jahreszeit. Ich kann und möchte es jedem empfehlen, andrehen, dazu nötigen es zu lesen!