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Veröffentlicht am 11.12.2018

Ein wunderbar atmosphärischer Gruselthriller

Bevor es dunkel wird
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Die amerikanische Künstlerin Zoe Adams mietet auf einer kleinen schottischen Insel ein altes Haus, in dem sie sich nach der Trennung von ihrem Ehemann erholen will. Doch kaum ist sie dort angekommen, wird ...

Die amerikanische Künstlerin Zoe Adams mietet auf einer kleinen schottischen Insel ein altes Haus, in dem sie sich nach der Trennung von ihrem Ehemann erholen will. Doch kaum ist sie dort angekommen, wird sie von den Inselbewohnern mit unheimlichen Geschichten konfrontiert und muss erfahren, dass das abgelegene Anwesen ein Spukhaus ist. Schon öfter wurden in seiner Nähe geisterhafte Gestalten gesehen, während im vergangenen Jahr ein elfjähriger Junge dort verschwand. Zoe, die nicht an übernatürliche Dinge glaubt, misst den Gerüchten wenig Bedeutung bei. Ein Fehler, wie sich bald herausstellen wird. Denn in den Nächten rauben ihr laute Poltergeräusche und schauerliche Gesänge den Schlaf, während sie gleichzeitig seltsam reale Träume erlebt. Deshalb geht sie den Ursachen auf den Grund und befindet sich schon bald in höchste Gefahr.

Stephanie Merritt hat mit „Bevor es dunkel wird“ einen gut funktionierenden Gruselthriller erdacht, der angelehnt an eine alte Legende, angenehm zwielichtig unterhält. Dabei sind es vor allem die unerklärlichen Vorkommnisse und ständig kursierenden Gerüchte, die den Glauben entfachen, dass seit dem Tod einer dort lebenden und von Geistern heimgesuchten Witwe ein Fluch auf dem alten Anwesen liegt. Doch anstatt es in Ruhe zu lassen, hat der Pubbesitzer und Erbe des Hauses hat etwas ganz anderes vor. Er vermietet das von ihm auf Vordermann gebrachte Haus an Zoe, die sich bereits in der ersten Nacht den Geistern der Vergangenheit stellen muss. So wird sie von merkwürdigen Geräuschen erschreckt, erlebt Dinge, die sie sich in keiner Weise erklären kann, und findet auf ihrem Anrufbeantworter Nachrichten vor, die überaus seltsam sind. Aber auch das Gefühl beobachtet zu werden, lässt sie nicht los, wie auch die Befürchtung, dass hinter den mysteriösen Vorfällen etwas ganz anderes steckt.

Stephanie Merritt ist eine britische Autorin, die bereits mit denen von ihr unter dem Pseudonym S.J. Parris/Stephanie Parris verfassten historischen Romanen bekannt geworden ist. Nun wagt sie sich an ein neues Genre heran und hat mit "Bevor es dunkel wird" einen Furcht einflößenden Thriller zu Papier gebracht, der durch die in ihm verwendeten Gruselelemente gut funktioniert. Dabei ist es egal, ob die merkwürdigen Ereignisse realistisch in Erscheinung treten oder eher an den Haaren herbeigezogen sind. Denn kombiniert mit den Gefühlen einer emotional angegriffenen und allein lebenden Frau entwickeln sie schnell ihr Angst einflößendes Potenzial. Hinzu kommt eine Atmosphäre, die wie geschaffen für Panik auslösende Momente ist und eine Vielzahl an alten Geschichten, die in einem engen Zusammenhang mit den parapsychologischen Experimenten des einstigen Hausbesitzers stehen. Und obwohl es Situationen gibt, die unnötig ausgeweitet worden sind oder überspitzt in Erscheinung treten, überwiegt das mit der Geschichte einhergehende unheimliche Gefühl und sorgt dafür, dass das Buch nur schwer aus der Hand zu legen ist.

Fazit:
Ein gelungener Gruselthriller, der romantische und mystische Elemente in sich birgt und seinen Lesern einige Stunden spannende Unterhaltung beschert


Veröffentlicht am 18.11.2018

Ein raffiniert durchdachter zweiter Fall für die Hobbydetectivin aus St. Mary Meat

Die Tote in der Bibliothek
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In der Bibliothek der Bantrys wird die Leiche einer jungen Frau entdeckt, die niemand zu kennen scheint. Dabei weisen vor allem ihr kitschiges Abendkleid und das schlecht gefärbte Haar darauf hin, dass ...

In der Bibliothek der Bantrys wird die Leiche einer jungen Frau entdeckt, die niemand zu kennen scheint. Dabei weisen vor allem ihr kitschiges Abendkleid und das schlecht gefärbte Haar darauf hin, dass sie keinesfalls in die gediegene Umgebung des alten Herrenhauses passt. Und so nimmt neben dem am Tatort erscheinenden Colonel Melchett auch Miss Marple die Ermittlungen auf, die von ihrer Freundin Mrs. Bantry dorthin gebeten worden ist. Schließlich passiert sonst nie ein Mord im eigenen Haus und deshalb ist die Versuchung für die Hausbesitzerin, ihn selbst aufzuklären, besonders groß. Ein waghalsiges Unterfangen, das durch die tatkräftige Unterstützung von Miss Marple auch gelingt und ein Motiv aufdeckt, das genauso alt wie die Menschheit ist.

"Die Tote in der Bibliothek" ist nach Mord im Pfarrhaus" der zweite Fall für die in die Jahre gekommenen Hobbydetektivin Jane Marple, der auch unter dem Titel "Das Rätsel der Tänzerin" erschienen ist. In ihm geben sich gleich eine ganze Handvoll Ermittler die Klinke in die Hand, um herauszufinden, wer hinter der unbekannten Toten steckt und warum diese ausgerechnet in der Bibliothek der Bantrys lag. So wird der Leser neben den Bemühungen von Colonel Melchett und Miss Marple auch mit den Recherchen vom zuständigen Superintendenten Harper und von Sir Henry Clithering konfrontiert, der einst für Scotland Yard tätig war. Schon allein dadurch offenbart sich, wie wichtig die Klärung des unglückseligen Falles für das Ansehen des ehrwürdigen Colonels Arthur Bantry ist, der in der Grafschaft eine wichtige Rolle einnimmt.

Die Figuren in dem mit einer menschlichen Tragödie einhergehenden Fall wurden von Agatha Christie mit viel Kalkül erdacht. Dadurch gelingt es dem Leser lange Zeit nicht hinter ihre unscheinbaren Fassaden zu schauen und zu ergründen, worum es in dem immer gefährlicher werdenden Spiel wirklich geht. Ein weiterer Mord, mehrere Verdächtige, wasserdichte Alibis und fehlende Motive tun ihr Übriges dazu, dass der mit einer ordentlichen Portion verbrecherischem Potenzial angereicherte Fall bis zum Schluss spannend bleibt. Und erst, als eine ins rechte Licht gerückte Beobachtung von Miss Marple das Rätsel um die ermordete Tänzerin lösen kann, wird der Gerechtigkeit Genüge getan und der Täter überführt.

Fazit:
Ein raffiniert durchdachter zweiter Fall für die Hobbydetektivin aus St. Mary Meat, die wieder einmal von ihrer Menschenkenntnis profitiert und mit ihrem Scharfsinn die Bemühungen erfahrener Polizisten in den Schatten stellt.

Veröffentlicht am 31.10.2018

Ein atmosphärischer Berlin-Krimi mit einem eigenbrötlerischen Kommissar und einem geschichtsträchtigen Fall

Der Eismann
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In einer Schrebergartenanlage in Berlin Lichtenberg wird ein Toter gefunden, der nackt an einen Stuhl gefesselt, erfroren ist. Ein merkwürdiger Fall, den Hauptkommissar Bruno Kahn vom LKA Berlin übernimmt ...

In einer Schrebergartenanlage in Berlin Lichtenberg wird ein Toter gefunden, der nackt an einen Stuhl gefesselt, erfroren ist. Ein merkwürdiger Fall, den Hauptkommissar Bruno Kahn vom LKA Berlin übernimmt und schon bald feststellen muss, dass seine Ermittlungen von wenig Erfolg gekrönt sind. Denn mehr als den Namen des Toten findet er nicht heraus und auch die Vergangenheit des Rentners scheint auf mysteriöse Weise ausgelöscht zu sein. Und erst als in dem gleichen Viertel eine bekannte Opernsängerin aus dem Fenster stürzt und ein erfolgreicher Bankmanager unter Qualen stirbt, kommt Bewegung in die Ermittlungen. Von nun an geht es zügig voran und Bruno Kahn und sein Team werden mit einer Vergangenheit konfrontiert, die genauso grausam, wie die gerade erst verübten Morde ist.

"Der Eismann" ist das Krimi-Debüt von Silja Ukena, das im Jahr 2005 angesiedelt ist und seine Figuren einen kalten Dezember durchleben lässt. Ein Umstand, der Bruno Kahn keineswegs stört. Deshalb ist der als mürrischer Einzelgänger bekannte Kommissar wie ein einsamer Wolf bei jedem Wetter in der Stadt unterwegs, wo er ganz in Ruhe seine Gedanken sortieren und Vermutungen anstellen kann. Aber auch die Meinungen seiner Kollegen nimmt er ernst, ganz im Gegensatz zu ihren Marotten, die einfach nur nervig für ihn sind. Wie die italienischen Flüche der jungen Laura Conti, die stets etwas vorlaut ist oder der kaum zu ertragene Drang seines Chefs, offene Fälle möglichst schnell abzuschließen.

Der Schreibstil von Silja Ukena ist angenehm ruhig und vermittelt einen guten Einblick in die Ermittlungsarbeit, die mit einer spürbaren Routine erfolgt. Dabei wechseln sich authentische Dialoge mit nachvollziehbaren Beschreibungen ab, während die Figuren selbst sehr lebendig gezeichnet sind. Mit ihnen führt die Autorin ihre Leser auch immer wieder durch Berlin und zeigt eine Stadt, die mehr als nur die passende Kulisse für eine grausame Verbrechensserie ist. Aber auch die Vergangenheit lässt sie nicht ruhen und deckt einen noch immer im Leben vieler Menschen fest verankerten Teil der deutschen Geschichte auf, der als Grundlage für die verübten Morde dient.

Fazit:
Ein spannender und wunderbar atmosphärischer Berlin-Krimi mit einem eigenbrötlerischen Kommissar und einem geschichtsträchtigen Fall. Eine gute Empfehlung für Krimileser, die unspektakuläre Ermittlungsarbeit und gut recherchierte Hintergründe lieben.

Veröffentlicht am 28.10.2018

Ein etwas anderer Krimi

Totenstille im Watt
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Dr. Bernhardt Sommerfeld ist ein Mensch, der gerne über Leben und Tod entscheidet und regelmäßig die moralischen Grenzen übertritt. Doch anstatt gequält von seinem Gewissen zu sein, geht es ihm in seiner ...

Dr. Bernhardt Sommerfeld ist ein Mensch, der gerne über Leben und Tod entscheidet und regelmäßig die moralischen Grenzen übertritt. Doch anstatt gequält von seinem Gewissen zu sein, geht es ihm in seiner Rolle als Luzifer so richtig gut. Mit einem Patientenkreis, der ihm treu ergeben ist, einer Lebensgefährtin, die ihn über alles liebt und einer Identität, die neu erfunden worden ist, hilft er gepeinigten Seelen, wann immer er kann. Nur die Schwerenöter haben es in Norddeich jetzt richtig schwer. Gleichzeitig sorgt ein Toter nach dem anderen dafür, dass die Mordrate im Nordwesten Ostfrieslands ungewöhnlich rasant ansteigt, während Hauptkommissarin Ann-Kathrin Klaasen als Spezialistin für Serienkiller vor einem schier unlösbaren Rätsel steht.

„Totenstille im Watt“ ist der Auftakt einer neuen Krimi-Serie, in der ein sympathischer Arzt im Mittelpunkt der Handlung steht. Einer, dem jeder Patient vertraut und der neben herkömmlichen Mitteln auch ungewöhnliche Methoden zur Anwendung bringt. Wie bei einem Familienvater, der seine Frau und sein Kind regelmäßig schlägt oder einem rücksichtslosen Autofahrer, der ohne Skrupel zu hegen, andere Verkehrsteilnehmer von der Straße abdrängt. Sie alle machen Bekanntschaft mit den eigenwilligen Prinzipien des Dr. Sommerfeldt, der sich nicht scheut, ihre Taten zu richten. Und obwohl seine Handlungsweisen viel zu drastisch für die gepeinigten Seelen in Norddeich sind, scheint es dem mordlustigen Möchtegern-Mediziner nicht an den Kragen zu gehen.

Die Handlung des ungewöhnlichen Kriminalromans ist geradlinig aufgebaut und strotzt eher vor abstrusen Taten, als vor handfesten Überraschungen. Dadurch gewöhnt sich der Leser schnell daran, dass es den im Buch auftauchenden Tyrannen regelmäßig an den Kragen geht, wenn Dr. Sommerfelds sie in die Mangel nimmt. Und damit jeder Leser den netten Arzt mit seinen fragwürdigen Schwächen besser verstehen kann, lässt ihn Klaus-Peter Wolf aus seiner Sicht heraus erzählen, wie die Verbrechen vonstattengehen und was er als Täter dabei fühlt. Eine lange Zeit unterhaltsame und mit viel schwarzem Humor angereicherte Angelegenheit, die aber jeglicher Spannung entbehrt. Erst zum Schluss des Buches fiebert der Leser mit, ob der psychopathische Arzt gefasst werden kann.

Fazit:
Ein Krimi, der nur zum Teil einer ist, der aber seine Leser mit einer ungewöhnlichen Geschichte und einer Reihe von handfesten Morden gut unterhält.

Veröffentlicht am 26.10.2018

Ein gelungener neuer Fall mit einem schrecklichen Ende

Rachgier
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Auf der Hochzeit einer Kollegin lernt Kathryn McCormicks einen Mann kennen, der wunderbar charmant und einfühlsam ist. Aber anstatt von nun an glücklich zu sein, wird ihre Leiche völlig verkohlt aus einem ...

Auf der Hochzeit einer Kollegin lernt Kathryn McCormicks einen Mann kennen, der wunderbar charmant und einfühlsam ist. Aber anstatt von nun an glücklich zu sein, wird ihre Leiche völlig verkohlt aus einem brennenden Auto gefischt. Ein brisanter Fall, den Carol Jordan gemeinsam mit Tony Hill und dem neu ins Leben gerufenen Sonderermittlungsteam übernimmt. Und obwohl dieses aus Experten besteht, gelingt es ihnen lange Zeit nicht, den Täter zu stellen. So gibt es schon bald weitere Morde, die allesamt auf das Konto eines Mannes gehen, der seine Opfer regelmäßig auf Hochzeiten kennenlernt.

"Rachgier" ist der zehnte Fall für Carol Jordan und Tony Hill, einem eingespielten Ermittlerduo, das für die Polizei in Bradfield tätig ist. Doch nicht nur beruflich stehen sich die brillante Kommissarin und der exzentrische Polizeipsychologe nah. Auch im privaten Bereich verstehen sie sich gut und so wird Carol von Tony bei ihren Bemühungen die Alkoholsucht zu bekämpfen, tatkräftig unterstützt. Ein für beide Seiten kräftezehrender Kampf, der ihnen Einiges abverlangt. Sei es, weil die zu den Akten gelegte Alkoholfahrt von Carol zu ihren Gunsten vertuscht worden ist, oder weil eine viel zu neugierige und sensationslüsterne Reporterin regelmäßig vor Carols Haustür auftaucht.

Zwei Jahre hat es gedauert, bis Val McDermid ihr Team nach einer beruflichen und privaten Katastrophe erneut ins Rennen schickt. Und obwohl noch nicht genug Zeit vergangen ist, um alle Wunden zu heilen, hat es sich gelohnt. Denn die beiden Ermittler haben sich zusammengerauft, um einen raffinierten Serienkiller zu stellen. Einen, der ihnen ebenbürtig ist und gut getarnt im Verborgenen agiert. Deshalb dauert es auch einige Zeit, bis sie dem auf Rache sinnenden Psychopathen gegenüberstehen und ein nicht vorherzusehendes Desaster geschieht. Allerdings ist dieses dermaßen unglücklich erdacht, sodass viele Fans der Serie enttäuscht von dem Ausgang des Buches sind.

Der Schreibstil von Val McDermid ist gewohnt flüssig und lässt nur so über die Seiten fliegen. Kurze Kapitel, interessante Wendungen und ein regelmäßiger Wechsel der Perspektiven sorgen dafür, dass die Spannung auf einem hohen Level verweilt und die Handlung voller Bewegung ist. Dabei haben vor allem die verschiedenartigen Figuren einen großen Anteil daran, dass das dramatische Geschehen abwechslungsreich in Erscheinung tritt. Denn ihre Stärken und Schwächen sind genau wie ihre Motivation und ihre Vorgehensweise nachvollziehbar dargestellt. Wobei es während der umfangreich stattfindenden Ermittlungstätigkeit überwiegend die Mitglieder des Remit-Teams sind, die die Arbeit des eingefahrenen Duos Jordan/Hill mit neuen Impulsen beleben.

Fazit:
Ein gelungener neuer Fall mit einem schrecklichen Ende, bei dem der Leser nicht sicher sein kann, ob es noch eine Fortsetzung der beliebten Serie gibt.