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Veröffentlicht am 19.11.2018

Spannend und nah an der Realität

Flucht in die Schären
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Viveca Sten ist eine schwedische Autorin, die mit Thrillern rund um die Hauptperson Thomas Andreasson spannende Unterhaltung schuf. Sie scheut sich dabei nicht, auch „heiße Eisen“ anzupacken. Ihre Sandham ...

Viveca Sten ist eine schwedische Autorin, die mit Thrillern rund um die Hauptperson Thomas Andreasson spannende Unterhaltung schuf. Sie scheut sich dabei nicht, auch „heiße Eisen“ anzupacken. Ihre Sandham Serie wurde sogar vom ZDF verfilmt. Ein Hinweis im Buch, welcher bemerkenswert ist, wurde von Frau Sten vermerkt. Sie zeigt Betroffenen auf, an wen sie sich wenden können, um dort Hilfe zu erfahren. Die Flucht in den Schären ist der 9. Band um den Ermittler Thomas Andreasson.

In dem Buch „Flucht in die Schären“ geht es um ein sehr heikles Thema. Gewalt gegen Frauen wird leider nicht nur in Schweden immer noch totgeschwiegen. Die Betroffenen haben Angst und lassen sich lieber schlagen als dass sie ihren Mann verlassen würden. Dass besonders die Kinder darunter leiden, ist ihnen bekannt. Trotzdem haben sie keine Kraft, diese zu schützen. Das Buch erzählt von Mina und ihrem Sohn. Mina ist eine junge Frau, welche von Andreis, ihrem Mann fast totgeschlagen wird, bis sie den entscheidenden Schritt der Flucht geht. Sie hat Rückhalt in der Familie und ist das einzige Kind. Wie schwierig die Anzeige gegen den Ehemann ist und was auch die Anwältin der Gegenseite an Trümpfen in der Hand hat, wird bestens gezeigt. Neben der Gewalt gegen Mina wird Andreis auch der Steuerhinterziehung und des Drogenhandels verdächtigt.

Viveca Stein erzählt auf zwei Zeitebenen und in zwei Ländern. Da ist einmal der Jugoslawienkrieg, den Andreis miterleben musst sowie die Situation im Hier und Jetzt. Andreis floh mit seinen Eltern und dem kleinen Bruder nach Schweden.

Mir hat das Buch gefallen, weil es nah an der Realität berichtet. Die Schwierigkeiten der Ermittler, der Staatsanwaltschaft und der Kampf der Ehefrau wird gut beschrieben. Der Thriller ist spannend und die Sprache gehoben. Rund um Thomas Andreasson gibt es weitere Bände, die ebenfalls spannend geschrieben sind.

Veröffentlicht am 18.11.2018

Ein literarisches und mitmenschliches Highlight 2018

Malva
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Die niederländische Autorin Hagar Peeters wurde im Jahr 2016 mit dem Fintro Literaturpreis ausgezeichnet. Und das genau für diesen Roman „Malva“. Der belgische Preis gilt für Literatur, welche im Original ...

Die niederländische Autorin Hagar Peeters wurde im Jahr 2016 mit dem Fintro Literaturpreis ausgezeichnet. Und das genau für diesen Roman „Malva“. Der belgische Preis gilt für Literatur, welche im Original in niederländischer Sprache geschrieben wurde.

Malva ist mehr als „nur“ ein Roman. Das Buch beschreibt die Gedanken toter Kinder, die zu Lebzeiten von ihren berühmten Vätern verstoßen wurden. Nicht etwa, weil es sogenannte Bastarde waren, sondern da sie „unnormal“ auf die Welt kamen. Kurzum, sie entsprachen nicht der Norm, sie galten als Missgeburten. Malva war die Tochter eines berühmten chilenischen Autors. Sie wuchs in einer Pflegefamilie auf und ihr Vater leugnete vehement ihre Existenz. Nur die Mutter kümmerte sich, konnte aber gegen die Stärke des Ehemanns nichts ausrichten. Im Jenseits trifft Malva auf Seelenverwandte und freundet sich unter anderem mit Oskar Matzerath an. Aber auch die Herren Göthe und Seneca traf sie in der Ewigkeit. Hin und wieder reitet sie mit ihren Freunden auf die Erde um jene Menschen zu betrachten, die noch unter den Lebenden weilen.

Das Buch ist mehr als eine Geschichte, welche der Phantasie der Autorin entsprungen ist. Ob sie mich als Betroffene mehr berührte als andere Leser, das wage ich kaum zu beurteilen. Nicht nur zur Zeit des Nationalsozialismus wurden Behinderte als Versuchskaninchen missbraucht und getötet. Das war bereits viel früher der Fall. Und sogar in der heutigen Zeit dürfen Babys mit Trisomie 21 bis kurz nach der Geburt getötet werden. Das Buch rüttelt auf und gibt das zum Ausdruck, was Kinder von Berühmtheiten denken, deren Väter sie verstießen. Ein Satz blieb mir präsent und daher zitiere ich ihn auch hier: "Vielleicht hätte mein Vater mich sehen müssen, wie ich als Tote aussah, nicht als Lebende; vielleicht hätte er mich dann lieben können".

Veröffentlicht am 13.11.2018

Regt zum Nachdenken an

Das Meer
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Herr Fleischhauer arbeitet als Dolmetscher in Brüssel bei der EU. Er unterscheidet sich unter anderem von seinen Kollegen, da er auch schwierige Themen offen anspricht. In diesem Buch geht es um das illegale ...

Herr Fleischhauer arbeitet als Dolmetscher in Brüssel bei der EU. Er unterscheidet sich unter anderem von seinen Kollegen, da er auch schwierige Themen offen anspricht. In diesem Buch geht es um das illegale Verklappen von Abfall und die Fischmafia. Ja, die gibt es tatsächlich und hier ist viel Geld im Spiel.
Ökoaktivisten wollen die Machenschaften der Beteiligten aufdecken und greifen dabei zu unlauteren Mitteln. Dabei begeben sie sich selbst und andere in Lebensgefahr.
Dass ich nach dem Lesen des Buches keinen Fisch mehr essen würde, nein, so weit geht es nicht. Aber dass ich einiges gelernt habe und niemals daran dachte, wieviel Geld sich mit Fisch verdienen lässt, das gebe ich zu. Es gibt tatsächlich Dinge zwischen Himmel und Erde, die so unbegreiflich sind, dass ich sie nie verstehen werde. Wie können Menschen ganz bewusst in Kauf nehmen, dass das Meer in absehbarer Zeit verseucht ist und keinen Lebensraum für Tiere und Pflanzen mehr bieten kann?

Veröffentlicht am 13.11.2018

Mehr als "nur" ein Sachbuch

Black Hand
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Im Jahr 1874 kam Joseph Petrosino mit seiner Familie und vielen anderen Einwanderern nach New York. Sie flohen aus der italienischen Heimat und wollten hier ihr Glück versuchen. Der Junge wurde zeitweilig ...

Im Jahr 1874 kam Joseph Petrosino mit seiner Familie und vielen anderen Einwanderern nach New York. Sie flohen aus der italienischen Heimat und wollten hier ihr Glück versuchen. Der Junge wurde zeitweilig von einem irischen Richter aufgenommen und konnte dadurch später einen Beruf ausüben, der nur wenigen Einwanderern vergönnt war. Er wurde Polizist. Während der ersten Jahre lernte er Theodore Roosevelt kennen und dieser half ihm, dass er sein Ziel erreichte. Er wurde der erste Chef einer Einheit, die gegen organisiertes Verbrechen vorging. Als er starb, waren es etwa 250 000 Menschen, die an seiner Beisetzung teilnahmen.

Der Autor Stephan Italy schaffte mit diesem Buch eine Hommage an diesen Mann. Ohne Pathos und überzogene Ausschmückungen berichtet er von den Anfangsjahren, die für die Italiener in New York alles Andere als einfach waren. Armut und Langeweile brachte „dunkle“ Gestalten auf den Vormarsch. Morde, Entführungen von Kindern reicher Eltern, Korruption und Schutzgelderpressungen waren an der Tagesordnung. Leider bekam Petrosino von anderer Stelle kaum Unterstützung für seine Aufgaben und musste Anfangs mit fünf Polizisten als „Einheit gegen organisiertes Verbrechen“ auskommen. Da die Taten oft tatsächlich von italienischen Einwanderern verübt wurden, hatten sie eine schlechten und Ruf und die meisten Bewohner New Yorks schnitten sie. Es war ein Teufelskreis und auch das belastete Herrn Petrosino.

Für mich ist das Buch eine Mischung aus spannendem Roman und Sachbuch. Hervorzuheben ist, dass alle Fakten belegbar sind und der Autor eine umfassende Recherche an den Tag legte. Das Buch wird wohl auch verfilmt, aber ich denke, dass der Film nicht das wiedergeben kann, was das Buch vermittelt.

Veröffentlicht am 10.11.2018

Das Buch hat mich gefesselt

Über uns die Nacht
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Jahrzehntelang lebten Juden und Araber friedlich nebeneinander. Nur eins durften sie nicht. Sie sollten sich nicht ineinander verlieben oder, was ganz abwegig war, eine Verbindung (Ehe) eingehen. Doch, ...

Jahrzehntelang lebten Juden und Araber friedlich nebeneinander. Nur eins durften sie nicht. Sie sollten sich nicht ineinander verlieben oder, was ganz abwegig war, eine Verbindung (Ehe) eingehen. Doch, was kann ein Mensch gegen seine ehrlichen Gefühle tun? Nichts! Lila und Elias begegnen sich und verlieben sich. Nur wenige Stunden nach ihrem Zusammentreffen flammt die blutige Schlacht zwischen Juden und Muslimen auf und sie werden radikal getrennt.
Es ist kaum zu glauben, aber in dem Buch wird es beschrieben: Nach Jahren der Trennung ist die Liebe zueinander nicht erloschen. Sie lebt noch immer und nur das hilft den Liebenden beim Überleben.
Das Buch gefiel mir, weil es zwar die damalige Situation recht drastisch schildert, aber keineswegs den Finger hebt. Die Autorin vermeidet es, Schuldige zu finden und nur die eine Seite als unschuldig an der Misere anzusehen.