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Veröffentlicht am 03.01.2019

Die perfekten falschen Fährten

Die perfekte Unschuld
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Dies war nach langer Zeit mal wieder ein Buch, bei dem ich mich geärgert habe, dass ich nicht so schnell lesen kann wie es die Spannung und der Drive vorgibt. Ich kam mir beim Lesen dieses in bester Tradition ...

Dies war nach langer Zeit mal wieder ein Buch, bei dem ich mich geärgert habe, dass ich nicht so schnell lesen kann wie es die Spannung und der Drive vorgibt. Ich kam mir beim Lesen dieses in bester Tradition zu Ian Rankin und Val McDermid stehenden Thrillers vor wie eine Schnecke.

Die Handlung beginnt mit zwei Mordfällen in Edinburgh, die in einer Nacht geschehen. Das eine Opfer ist ein Mann, der inmitten eines Rockfestivals erstochen wurde. Er selbst hat getanzt und nicht viel verspürt, weil der Schnitt so schnell ausgeführt wurde. Die Geschwindigkeit der Tat ist aber auch der Grund dafür, dass der Täter auf den Überwachungskameras nicht zu erkennen ist. Das zweite Opfer ist eine Krankenschwester. Die Spurensicherung findet an beiden Tatorten nichts Verwertbares. Gekannt haben sich beide Opfer nicht. Die Polizei kann keinen Zusammenhang zwischen den Opfern herstellen, außer dass beide als „gute Seelen” galten, die hilfsbereit und freundlich gegenüber anderen waren.

Neben dem Tempo, der Spannung und den unüberschaubaren Konflikten hat mir die Figurenkonstellation ausnehmend gut gefallen. Hauptprotagonist ist Detective Callanach, der französische Wurzeln hat und wegen eines Vorfalls von Interpol zur Police Scotland versetzt wurde. Gegenspieler hat er in seinen Vorgesetzten und einem Nebenbuhler in Sachen sympathische Kollegin, zu der das private Verhältnis etwas enger werden könnte. Dieser Thriller ist nichts für schwache Nerven. Die Morde sind in extremster Brutalität dargestellt. Die Mordmethoden sind plausibel erklärt. Als Nichtfachmann kann ich nicht sagen, ob sie realistisch sind. Jedenfalls klingen sie so und eines baut logisch auf dem anderen auf. Im Kopfkino trieft das Blut.

Sicherlich hat die Schriftstellerin als Drehbuchautoren beste Erfahrungen mit der Dramaturgie eines mitreißenden Thriller, dessen Reihe nicht umsonst als eine der besten Krimiserien überhaupt eingestuft wird.

Für diesen Roman gebe ich also eine absolute Leseempfehlung für all jene Leser, die Thriller mögen.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2018

Veröffentlicht am 09.12.2018

Helfersyndrom mit tödlichen Folgen

Die Samariterin
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Am Rande der Eifel pflegt die Krankenschwester Susanne in einer abgelegenen Forstvilla ihre kranke Mutter. Hingebungsvoll verzichtet sie auf ein eigenes Leben, obwohl ihre Mutter wie ein Drachen nie ein ...

Am Rande der Eifel pflegt die Krankenschwester Susanne in einer abgelegenen Forstvilla ihre kranke Mutter. Hingebungsvoll verzichtet sie auf ein eigenes Leben, obwohl ihre Mutter wie ein Drachen nie ein gutes Wort an sie richtet. Die Mutter setzt alles daran, dass Susanne nicht an ein Leben außerhalb der Villa denkt.

Doch dann tritt eine alte Schulfreundin Susannes auf den Plan. Die ist Psychologin in der JVA Diez und betreut Strafgefangene. Sie versucht Susanne zu animieren, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Zaghaft nimmt Susanne einen Briefwechsel mit einem Strafgefangenen auf. Doch aus den Briefen wird mehr und das Unheil nimmt seinen Lauf.

Ulrike Bliefert hat einen Thriller geschrieben, der fast ohne Ermittlungen auskommt. Nur scheinbar am Rande denkt ein Ex-Kriminalbeamter über das Verschwinden eines Mädchens nach, welches vor Jahren stattfand. Dieser Fall konnte nie geklärt werden und schlummert noch heute als Cold Case vor sich hin. Die Autorin hat diesen alten Fall in Form von Polizeiprotokollen zwischen die Kapitel der aktuellen Handlung geschoben, was die Spannung sowohl beim aktuellen Geschehen um Susanne als auch beim alten Fall erhöht. Denn als Leser spürt man, dass der alte Fall noch irgendetwas mit dem aktuellen Geschehen zu tun haben wir.

Obwohl Ulrike Bliefert (Autorin und Schauspielerin) viel lokales Eifel-Kolorit eingebunden hat, ist es mitnichten ein Regiokrimi. Irgendwo muss ein Thriller spielen. Hier ist es die Eifel.

Besonders gut gelungen ist die Nachvollziehbarkeit der Handlungen und Gedanken der Figuren. Besonders Susannes Psyche wird immer glaubwürdiger mit dem Fortschreiten des Romans. Obwohl die kenntlich gemachten Gedanken in durchaus weniger hätten sein können, denn der Charakter Susannes wird auch ohne dem verständlich. Auch wenn man sich anfangs das Helfersyndrom schwer vorstellen kann, wird es immer plausibler und die Frage, ob sie dieses ablegen kann, rückt immer mehr in den Fokus. Eine besonders positive Figur ist Susannes junge Kollegin Nadja, die sich bemüht, Susanne das Leben zu erklären.

Die gestalteten Dialoge sind eine Klasse für sich. Bliefert versteht es, für jede Figur einen ganz eigenen Sprachstil zu finden und diesen konsequent durchzuhalten. Es macht Spaß, die Worte der einzelnen Leute im inneren Ohr klingen zu lassen.

Kribbelnde und knisternde Spannung für alle, die den Thrill mögen.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2018

Veröffentlicht am 01.12.2018

Einfach gefangen auf Gut Greifenau!

Gut Greifenau - Abendglanz
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"Abendglanz" ist der erste Band der brandneuen Familiensaga von Hanna Caspian, die als "Gut Greifenau"-Trilogie im Handel verfügbar ist. Alle drei Bände werden bis März 2019 erscheinen.

Es ist Mai 1913. ...

"Abendglanz" ist der erste Band der brandneuen Familiensaga von Hanna Caspian, die als "Gut Greifenau"-Trilogie im Handel verfügbar ist. Alle drei Bände werden bis März 2019 erscheinen.

Es ist Mai 1913. Die Zeiten sind im Umbruch. Die Grafenfamilie von Grafenau hält traditionell an eingefahrenen Wegen und Ritualen fest. Doch den Kindern wird das Korsett der adligen Etikette zu eng. Der alte Patriarch verstirbt bald, sein Sohn hat bisher nur gelernt, Lebemann zu sein. Doch er ist der Erbe des Gutes und regiert fortan als neuer Patriarch. Aber sein Sohn Konstantin hat Landwirtschaft studiert und brennt darauf, seine Ideen dem Vater vorzustellen und das Gut für die Zukunft fit zu machen. Sein Großvater hatte ihn mit "dem neuen Zeug' ins Leere laufen lassen. Obwohl sein Vater nicht viel von Landwirtschaft versteht, will der die Zügel aber nicht aus der Hand geben. Konstantins Schwester Katharina verliebt sich in einen etwa gleichaltrigen Industriellenjungen. Obwohl dessen Eltern, somit auch er, steinreich sind, kommt für die Gräfin eine Verbindung von Katka mit Julius nicht infrage. Die Hauptberufung der Gräfin besteht darin, ihre Tochter so teuer wie möglich zu verheiraten. Da kommt ihr ein Neffe des Kaisers gerade recht. Doch Katharina wehrt sich.

Hanna Caspian hat ein allumfassendes Universum rund um Gut Greifenau (fiktiv!) geschaffen. Vorbild mag die britische TV-Serie "Downton Abbey" gewesen sein. Denn genau wie dort gibt es zahlreiche Handlungsstränge in allen Schichten der Menschen, die in diesem Roman eine Rolle spielen. Sowohl bei den Bediensteten als auch bei der Adelsfamilie, bei den Pächtern, den Dorfangestellten und den Bekannten gibt es Geheimnisse und Verwicklungen. Es müssen zahlreiche Probleme gelöst werden. Der Autorin ist es fantastisch gelungen, den Weg zum Ziel zu machen. Soll heißen, dass zunächst nicht auf eine Lösung am Ende des Romans/ der Trilogie hingearbeitet wird. Der Leser verfängt sich dermaßen in den Verwicklungen der einzelnen Figuren, leidet mit ihnen, freut sich mit ihnen, wünscht Ihnen die Pest an den Hals. Am Ende möchte man nur noch wissen, wie es mit den einzelnen Figuren weitergeht. Für mich persönlich gilt: Gefangen auf Gut Greifenau! Ich wünsche es ebenso jedem neuen Leser, jeder neuen Leserin.

© Detlef Knut, Düsseldorf 2018

Veröffentlicht am 19.11.2018

Ein fesselnder Roman, knallhart und rücksichtslos.

Flucht nach Mexiko
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Dave Robicheaux, Protagonist dieser Krimi Reihe von James Lee Burke, wird in diesem Roman an alte Vorgänge in seinem Leben erinnert. Obwohl er seine Erinnerungen lieber verdrängen würde, zwingt ihn das ...

Dave Robicheaux, Protagonist dieser Krimi Reihe von James Lee Burke, wird in diesem Roman an alte Vorgänge in seinem Leben erinnert. Obwohl er seine Erinnerungen lieber verdrängen würde, zwingt ihn das Geständnis eines alten Mannes zum Gegenteil. Die Ereignisse um das Verschwinden von Ida Durban treten in den unmittelbaren Vordergrund. Sein Halbbruder Jimmy war damals so verknallt in Ida, dass der so viele Jahre kaum an ein anderes Mädchen gedacht hatte. Jimmy und Ida wollten damals nach Mexiko abhauen und ein neues Leben beginnen. Doch Jimmy wartete an dem ausgemachten Termin umsonst, Ida kam nie. Von dem Tag an blieb sie verschwunden. Und je mehr Zeit verging, umso mehr glaubte Jimmy, dass sie tot war.

Der Fall von der Vermissten Ida ist aber nicht der einzige Fall, mit dem sich Dave befasst. Seine Freundin, Kollegin und Chefin Helen bei der Polizei holt ihn wegen seiner außerordentlich guten Ermittlungsleistungen in den Dienst zurück. Schließlich ist gerade ein Serienmörder unterwegs, der junge Frauen entführt und brutal ermordet. Dave ist gut und sie braucht jeden Mann, da kann sie auf die Gründe seiner Entlassung keine Rücksicht nehmen.

James Lee Burke ist für seine schonungslose Beschreibung des Amerikas von heute bekannt. Es ist das Amerika abseits der riesengroßen Megacitys, ein Amerika in den Tiefen des Landes, ein Amerika, wo US-Präsident Trump seine Freude hat, Wähler zu gewinnen. Doch der Autor protokolliert in seinen Fiktionen sehr authentisch und detailreich die Vorgänge in der amerikanischen Seele. Neben den actionreichen Szenen holt Burke immer wieder Luft und lässt die Gedanken der Leser baumeln, wenn er durch den Kopf und die Erinnerungen des Protagonisten dessen Leben und Gefühlswelt schildert. Man kommt so nah an Dave Robicheaux heran, dass man meint, mit ihm in einer Kneipe zu sitzen und ein Bier zu trinken. Dabei trinkt der gar kein Bier. In anderen Momenten fasziniert Burke mit einer Landschaftsbeschreibung, wenn das Auto über die Straßen rollt oder geangelt wird. Und besonders beruhigend ist es, wenn sich der Protagonist an solche schönen Bilder erfreut. Jegliche Brutalität und Gewalt, zu der Robicheaux immer wieder gezwungen wird, ist dann verschwunden. Man spürt den Drang genau wie Dave, allen Schmutz und Dreck hinter sich zu lassen. Die Mischung aus besinnlichen und actionreichen Szenen ist dem Schriftsteller extrem passend gelungen.

Ein fesselnder Roman, der seinen Autor von der besten Seite zeigt.

Unbedingt zu lesen!


© Detlef Knut, Düsseldorf 2018

Veröffentlicht am 23.10.2018

Fasziniert nicht nur durch seine Erzählweise

Das Leuchten in mir
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Schlägt man einen Roman von dem französischen Schriftsteller Gregoire Delacourt auf, so entfaltet sich sofort ein Gefühl von ganz besonderer Literatur. Das hat er in der Vergangenheit mehrfach bewiesen ...

Schlägt man einen Roman von dem französischen Schriftsteller Gregoire Delacourt auf, so entfaltet sich sofort ein Gefühl von ganz besonderer Literatur. Das hat er in der Vergangenheit mehrfach bewiesen und auch die jetzige deutschsprachige Fassung aus dem Hoffmann und Campe Verlag steht dem nicht nach.

Emmanuelle ist fast Vierzig, 18 Jahre davon verheiratet und hat zwei Kinder. Sie erzählt von einer ungewöhnlichen Begegnung. Sie erzählt von einem fremden Mann. Sie versucht, vor ihm zu verbergen, dass sie ihn beobachtet, dennoch sucht sie immer wieder den Ort auf, an dem sie ihn zum ersten Mal traf. Irgendwann begegnen sich ihre Augen, irgendwann lädt er sie zu Essen ein. Sie weiß nicht, wie ihr geschieht. Sie liebt doch ihren Mann, sie liebt ihre Familie. Warum fühlt sie sich zu diesem fremden Mann, der mittlerweile kein Fremder mehr ist, hingezogen? Dann beschließen beide, gemeinsam fortzugehen und ein ganz neues Leben zu beginnen. Doch da passiert das Unfassbare und das Leben bekommt tatsächlich eine Wendung.

Faszinierend an diesem Roman ist seine Montage und der gesamte Stil, auf den der Autor ein besonderes Augenmerk gelegt hat. Die Geschichte von Emma wird zunächst in drei Teilen erzählt, wobei die Kapitelzählung im ersten Teil rückwärts verläuft bis zu dem Zeitpunkt, der einen Wendepunkt im Leben der Protagonistin darstellt. Ab dann wird vorwärts gezählt. Die Kapitel enthalten manchmal nur einen oder zwei Sätze, die mit Metaphern oder Zitaten gefüllt sind. Der Geschichte "Die Ziege des Monsieur Segiun" von Alphonse Daudet kommt dabei eine besondere Rolle zu. Sie ist im Anschluss des Romans deshalb noch mal komplett abgedruckt. Die Perspektive aus der Sicht der Protagonisten schafft eine ganz besondere Nähe zum Leser. Man hat das Gefühl, Emmanuelle mindestens genauso gut zu kennen wie das ihre Freundin Sophie tut. Jeder der drei Teile vermittelt einen eigenen Spannungsbogen durch einen anders gearteten Konflikt, dessen Lösung man unbedingt erfahren möchte.

Ein dramatischer und hinreißender Liebesroman, der nicht nur durch seine Erzählweise sondern auch durch seine Tiefe besticht.