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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.02.2019

Anders als erwartet, aber gut zu lesen

Selias Geheimnis
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Ich bin als Quereinsteiger in Arlens Welt geraten und habe daher noch keinen Roman aus dem Dämonenzyklus gelesen.

Der Verlag hat ja die Einordnung der Novelle in den Ablauf des Zyklusses mit angegeben, ...

Ich bin als Quereinsteiger in Arlens Welt geraten und habe daher noch keinen Roman aus dem Dämonenzyklus gelesen.

Der Verlag hat ja die Einordnung der Novelle in den Ablauf des Zyklusses mit angegeben, und so war es für mich nicht überraschend, dass ich während der ersten zwei Kapitel doch ein paar Schwierigkeiten hatte in das Buch hinein zu finden. Aber nachdem ich mich einmal orientiert hatte, gab es dann eigentlich keine Schwierigkeiten der Novelle zu folgen.
Da ich die Romanreihe selbst noch nicht gelesen habe kann ich die Novelle nur als Einzelwerk betrachten und komme zu dem Schluss, dass ich sie für lesenswert halt.

Warum?
Nun ich mag gerne einmal unterschiedliche Zeitebenen. Die Novelle spielt zum einen in der Handlungsgegenwart (der ausstehende Angriff der Seelendämonen auf das Dorf). Und eingebettet darin gibt es immer wieder den Rückblick auf Selias Vergangenheit, den ich gut geschildert fand, da die Ereignisse der Vergangenheit direkten Einfluss auf die Geschehnisse der Gegenwart haben.
Nun kann man als Leser denken, naja so groß ist das Geheimnis doch gar nicht und erst recht nicht weltbewegend. Rechtfertigt das einen eigenen Covertitel und eine ganze Novelle? Selia ist lesbisch. Ist das nun so ein Drama?
Aus der Sicht des Lesers vielleicht nicht, aber im Kontext der Lebenswelt Selias schon. Es zeigt die gespaltene Haltung der Dorfgesellschaft zu diesem Thema und wohin tief verwurzelte moralische Ansichten führen können. Die ganze Bandbreite an Emotionen kommt dabei zum Vorschein – Vorurteile, offene Ablehnung, Doppelmoral, aber auch Akzeptanz und Toleranz. Der Zwiespalt der moralischen Ansichten führt das Dorf immerhin an den Rand des Abgrundes.

Mir hat die Novelle gefallen. Nachdem ich angefangen hatte zu lesen konnte ich es auch nicht mehr so recht aus der Hand legen, was ein Zeichen für den guten Schreibstil des Buches ist. Da ich gleichzeitig einen Einblick in die Welt des Dämonenzyklusses erhalten habe und das Buch für eine kleine Bereicherung dieser halte, werde ich an meinem Leseprojekt festhalten und mir „Das Lied der Dunkelheit“ kaufen. Die Novelle hat Einzug in mein Leseregal gehalten.

Veröffentlicht am 22.11.2018

Dichtung oder Wahrheit?

Der Spielmann (Faustus-Serie 1)
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Die gekürzte Lesung des Buches (immerhin noch 20 Stunden) hat mich mit gemischten Gefühlen zurückgelassen.
Tobias Kluckert als Sprecher ist eine hervorragende Besetzung gewesen. Mit seiner angenehmen Stimme ...

Die gekürzte Lesung des Buches (immerhin noch 20 Stunden) hat mich mit gemischten Gefühlen zurückgelassen.
Tobias Kluckert als Sprecher ist eine hervorragende Besetzung gewesen. Mit seiner angenehmen Stimme gelang es ihm immer wieder neue Spannungsbögen aufzubauen und für mich dadurch auch etwas langwierigere und gedehnte Handlungsstränge durchaus erlebbar zu machen.

Johann Georg Faustus als Romanfigur fand ich gelungen dargestellt. Man lernt ihn bereits im Kindesalter kennen und erlebt mit, wie er zu einem sehr intelligenten Mann heranwächst. Sein schier unbändiger Drang nach Wissen lassen ihn aus dem Rahmen der Gesellschaft ein wenig herausfallen, so dass er nur auf wenig Verständnis bei seinen Mitmenschen stößt. Und so wird aus Faust auch eher ein Einzelgänger. Lediglich Margarethe und später dann auch sein Hund schaffen es in Faust eine emotionale Bindung aufzubauen.
Zudem wird die Entwicklung Fausts durch seinen Lehrer aber irgendwie auch gleichzeitigen Gegenpart Tonio del Moravia geprägt. Tonio ist Förderer und Verführer (ja, er hat etwas Diabolisches an sich) zugleich. Dieses ungleiche Ringen beider Männer macht die Handlung interessant.

Also eigentlich eine schöne spekulative Geschichte um das Leben des ja wirklich existenten Faustus.

Meistens war die Handlung rasant und hatte eine schöne dichte Atmosphäre. Vor allem Fausts Zeit in seiner Heimatstadt Knittlingen und auch in Nürnberg waren spannend dargestellt. Seine Reisezeit war mir dazu im Verhältnis jedoch ein wenig zu fade.

Eigentlich ein schönes Buch, dass ich literaturinteressierten Lesern, nicht nur historischer Romane wirklich gerne weiter empfehle – als Hörbuch auf jeden Fall.

Veröffentlicht am 20.11.2018

Die Dunkle Seite der Märchen

Mundus Perditus
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Wenn man auf eine kurzweilige Märchenadaption der dunkleren Art steht und ein wenig augenzwinkerndem Humor, dann wird man hier fündig. Denn der Fantasyroman erfüllt recht gut alle Klischees.

Da ist die ...

Wenn man auf eine kurzweilige Märchenadaption der dunkleren Art steht und ein wenig augenzwinkerndem Humor, dann wird man hier fündig. Denn der Fantasyroman erfüllt recht gut alle Klischees.

Da ist die Heldin wider Willen – Vernita. Eigentlich führt sein ein bis dato normales Polizistinnenleben und plötzlich findet sie sich in der Rolle der Hüterin wieder. Natürlich hat sie von Nichts eine Ahnung, immerhin ist sie die Letzte des ganzen Hütergeschlecht auf dieser Erde und ihre Eltern verunglückten, bevor sie die junge Frau über ihr Erbe aufklären konnten.
Aber wie immer stellt einem das Schicksal einen (in diesem Fall zwei) Helfer zur Seite. Ruiz und sein ’süßer‘ Begleiter Marno stammen selber aus einer dämonischen Welt. Ruiz ist der Wächter, also positive Unterstützer an Vernitas Seite und Marno – das verrate ich nicht, das muss man gelesen haben. Jedenfalls, Ruiz kann der jungen Heldin immer in allen Belangen weiter helfen – halt der tolle Typ an der Seite einer coolen Frau.
Damit die ‚Heldenrunde‘ schön rund wird gibt es dann noch Jares und Alvarez. Erstgenannter ist der ‚ewig gute, aufrechte, geradlinige und treue‘ Bullenkollege (ich mag das Klischee) der sich in jeder Lebenslage um Vernita sorgt und zu ihr hält. Zweiterer ein kleiner Gängsterboss, der in die Ereignisse verwickelt wird, immer einen coolen Spruch auf den Lippen hat und eben nicht so streng und geradlinig denkt (Liebhaber flotter Sprüche werden ihn mögen).

Und dann sind da die Gegenspieler – Dämonen, die in früherer Zeit in Märchen eingeschlossen wurden und nun, da das Portal geöffnet wurde sich auf dieser Welt erneut breit machen möchten. Es bleibt selbstverständlich nicht nur beim Männermordenden Rotkäppchen. Doch lest lieber selber welche uns lieben Märchenfiguren in Wahrheit eine dämonische Seite haben. Da kann man Märchen mit anderen Augen sehen lernen oder um es mit Ruiz zu sagen:

"Solche Sachen erzählen euch eure Eltern zum Einschlafen?"

Was kann man dem ganzen nun entnehmen?
Obwohl sich alles nach einem 100%igen klischeehaften Fantasy-Roman anhört, hat Carmen Gerstenberger einen wirklich kurzweiligen und unterhaltsamen Roman für nette Abende geschrieben. Ich finde das Spielen mit Klischees und Archetypen zulässig und eben auch gut gemacht. Die Dämonen kommen dabei ein wenig einseitig rüber, aber selbst da kommt bei genauerer Betrachtung wieder etwas vom Archetyp des ‚Bösen, dass immer die selben Fehler begeht‘ durch. Die Handlung ist in vielen Teilen vorhersehbar, trotzdem wollte ich jedesmal weiterlesen. Zudem muss ich gestehen, das Cover passt super zum Inhalt der Geschichte und die netten kleinen Zeichnungen zwischendurch tragen zum positiven Lesegefühl bei.

Ich empfehle das Buch gerne weiter. Man sollte es ruhig einmal gelesen haben. Bei dem gut geschriebenen Ende des Buches bleibt es offen, ob es sich um einen Einzelroman handelt oder ob eventuell doch ein weiterer folgen könnte. Ich lasse mich überraschen.

Veröffentlicht am 03.11.2018

Sprüche-Knarren-Außerirdische

Oscuridad
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Außerirdische, Geheimgesellschaften, künstliche Wesen, Androiden, vorlaute Sprüche, schießwütige Militärs und mehr Klischees als ein amerikanischer Teeniefilm. Kann das gut gehen? Ja, es kann.

Was wie ...

Außerirdische, Geheimgesellschaften, künstliche Wesen, Androiden, vorlaute Sprüche, schießwütige Militärs und mehr Klischees als ein amerikanischer Teeniefilm. Kann das gut gehen? Ja, es kann.

Was wie ein Garant für ein Fiasko klingt, ist der erste Sci-Fi-Roman von Eric Nowack . Dieser spielt in der gleichen Welt wie das von ihm entwickelten Rollenspiel CONTACT.

Die Handlung spielt im Jahr 2054. Ein junger Pilot namens Jason Blackthorne der sich aufgrund seiner großen Klappe immer wieder Ärger einhandeln. Aus diesem Grund wird er auf einen Flugzeugträger versetzt wo er sich freiwillig zu einer geheimen Mission meldet, um einem Disziplinarverfahren zu entgehen. Diese geht natürlich schief und schon ist er mittendrin in einem großen Abenteuer. Er findet schießwütige Außerirdische, Zeitblasen, überlegene Intelligenzen und die merkwürdige Frau vom Cover die mit ihm gemeinsam probiert die Welt zu retten.

Dem Autor gelingt es hier gut immer im richtigen Moment zu übertreiben und Klischees zu bedienen. Somit erinnert die Geschichte fast an einen Comic. Am Anfang ist das vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig aber wenn man sich darauf einlässt erhält man eine gute Mischung aus leichter Unterhaltung, Spannung und etwas zum Lachen. Jemand der hier große Literatur erwartet wird eher enttäuscht und dem entgeht der Witz der Geschichte.

Wenn es einen zweiten Band geben sollte, wird dieser auf jeden Fall von mir gelesen und bietet dann hoffentlich wieder genug Lesespaß für ein entspanntes und lustiges Wochenende.

Veröffentlicht am 28.09.2018

Fundierter historischer Regionalroman

Die Festung am Rhein
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Zum Inhalt des Romans:

Eine gigantische Festung, ein teuflischer Verrat und eine verbotene Liebe

Coblenz, 1822: Hoch über der Stadt entsteht die preußische Feste Ehrenbreitstein. Als geheime Baupläne ...

Zum Inhalt des Romans:

Eine gigantische Festung, ein teuflischer Verrat und eine verbotene Liebe

Coblenz, 1822: Hoch über der Stadt entsteht die preußische Feste Ehrenbreitstein. Als geheime Baupläne von dort verschwinden, wird Franziskas Bruder wegen Landesverrats verhaftet. Er soll die Pläne an die Franzosen verkauft haben – immerhin war ihr gemeinsamer Vater ein Offizier Napoleons. Um seine Unschuld zu beweisen, ist Franziska auf die Hilfe des strengen Leutnants Rudolph Harten angewiesen. Bei der Suche nach dem wahren Verräter kommen sich die beiden näher, als es sich für einen Preußen und eine Halbfranzösin gehört …
Die Festung Ehrenbreitstein (erbaut 1817 bis 1828) thront bis heute hoch über Rhein und Mosel. Zum 200-jährigen Jubiläum der Festungsstadt Koblenz entwirft Maria W. Peter ein schillerndes Panorama der Rheinprovinz im 19. Jahrhundert. Preußische Disziplin trifft auf rheinische Lebensfreude. -Verlagstext-

Ja, worum ging es der Autorin nun eigentlich?
Meiner Meinung nach um ein Zeit- und Stimmungsbild des Rheingebietes kurz nach der Zeit des Wiener Kongresses.

Mit Franziska und Christian Berger wählt die Autorin zwei Figuren aus, die unter den politischen Ereignissen als rheinische Bürger zu leiden hatten. Halb Franzose, halb Rheinländer wurden sie von den Preußen als Franzosen betrachten und somit immer wieder unter Generalverdacht gestellt. Leutnant Rudolph Harten ist hingegen am Beginn des Romans ein „typischer“ Preuße, ganz im Dienste von König und Vaterland. Da er seine Position als Offizier nicht „ererbt“ sondern aufgrund seiner Fähigkeiten erhalten hat, besitzt er das Potential, sich über Standesgrenzen hinaus entwickeln zu können. Denn der Hauptaugenmerk des Buches liegt auf der Vermittlung von Lebensansichten – wie haben Preußen aus ihrem Selbstverständnis die Rheinländer gesehen und umgekehrt. Und das ist auch nicht unspannend gewesen.

Die ganze Handlung wurde durch die Autorin in eine gute Spionagegeschichte eingebettet, die zum Glück auch nicht gleich in der ersten Hälfte des Buches vollständig zu durchschauen ist. Und natürlich in eine Liebesgeschichte. Naja, für mich hätte es nicht ganz so theatralisch sein müssen. Das ist einfach nichts für meinen Geschmack.

So, aber ist das jetzt ein guter Roman? DEFINITIV JA.
Die Autorin hat zahlreiche Hintergrundrecherchen zu ihrem Roman betrieben und die Welt am Beginn des 19. Jahrhunderts treffend dargestellt. Im Anhang des Roman findet der Leser hinreichend Material und Verweise um sich selber eingehend ein Bild der Region um Koblenz machen zu können. Zudem schildert sie selbst ausführlich im Nachwort historische Entwicklungen sowie das Anliegen ihres Romans.

Wem kann ich den Roman empfehlen?
Prinzipiell jedem, der historische Romane erst einmal gerne liest. Dann sollten ruhig Interessenten an deutscher Geschichte zu Beginn des 19. Jahrhunderts ruhig einen Blick in das Buch werfen. Und natürlich alle, die sich für Regionalgeschichte der Koblenzer Region interessieren.
Zudem bietet das Buch durchaus allen etwas, die gerne eine Liebesgeschichte lesen. Und wer gerne mal von einem kleinen „Krimi“ im historischen Milieu unterhalten werden möchte, sollte es auch lesen.

Und warum ist der Roman für mich persönlich nicht so das Rechte?
Naja, ich und Geschichte ab dem 19. Jahrhundert. Das ist ein schwieriges Thema. Hm, zu Koblenz habe ich auch keinen Regionalbezug, bin halt ein „Meckelbörger Ossenkopp“. Von daher konnte ich die emotionale Regionalliebe nicht nachempfinden. Und dann war da zu viel Liebesbeziehung mit ‚Hach eigentlich mag ich ihn, aber die Umstände…‘ Ich bin nun mal kein Romantiker.
Vor allem war das letzte Kapitel für mich einfach zu großes „Theater“. Das Kapitel hätte man so gut wie 1:1 auf einer Festspielbühne theatralisch inszeniert zum Besten geben können. Ich will es damit nicht schlecht machen, aber das ist vom Stile her nicht meins.

Also Leute, selber lesen. Nur so kann man sich eine eigene Meinung bilden.