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Veröffentlicht am 15.09.2016

Von der dürr-depperten Kampfökowachtel bis zum onverschämten Lompaseckel

Ein Mord und zwei Leichen
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Auch im dritten Teil der Reihe stehen die beiden Hobbydetektive Ludwig Wimmer und seine Enkelin Anna im Rampenlicht. Wie die Motten das Licht scheinen die beiden die Leichen förmlich anzuziehen. Kaum ist ...

Auch im dritten Teil der Reihe stehen die beiden Hobbydetektive Ludwig Wimmer und seine Enkelin Anna im Rampenlicht. Wie die Motten das Licht scheinen die beiden die Leichen förmlich anzuziehen. Kaum ist der letzte Fall überstanden, sind die beiden wieder in einen Fall involviert. Es ist Frühjahr und eine Delegation aus Wolnzach macht sich auf ins Altmühltal, um sich touristische Inspiration zu holen. Denn im Altmühltal ist man findig. Von Picknickkörben die an verschiedenen Rastplätzen stationiert werden bis zum E-Bike-Verleih gibt es einiges abzugucken. Ludwig ist im Auftrag seiner Tochter unterwegs, die einen Cateringservice aufbauen möchte. Der Ausflug verläuft angenehm, bis sich im Bus auf einmal zwei Leichen anfinden. Nebenan wurde fleißig auf den E-Bikes geradelt, während sich ein Mörder an seine grausige Tat machte. Ausgerechnet Anna findet die Leichen.

Kommissar Karl Konrad bricht in seinen wohlverdienten Urlaub auf, die Leitung des Falls wird Kriminaloberkommissar Stimpfle übertragen. So sehr sich Stimpfle darüber freut, endlich die Leitung in einem Fall zu übernehmen, so sehr wurmt es ihn dass ausgerechnet die beiden Hobbydetektive von Scherlock, Pinkerton & Co. vorort waren. Die Busgesellschaft wird befragt, der Bus zur Untersuchung erst mal eingezogen, Motive werden gesucht. Auch wenn Ludwig Konrad versprochen hat, dass er sich aus dem Fall raushält, vom ratschen lässt er sich nicht abhalten. Klar dass er da so allerhand in Erfahrung bringt.

Für mich war es der zweite Fall des liebenswerten Teams aus Großvater und Enkelin, ein Wiedersehen mit den Einwohner von Wolnzach und dem Team der Kripo. Schon bei "Der Tote am Kirchturm" habe ich mich über den feinen Humor und die dialektischen Einlagen amüsiert, die sich auch hier wieder zahlreich finden. Überwiegend Bayrisch, dazwischen Kommissar Dimpfles schwäbischer Dialekt und jede Menge witziger Wortschöpfungen oder Schimpftiraden die auf der Zunge zergehen: "Dürr-depperte Kampfökowachtel mit vegetarischem Hirnschaoßantrieb", "Hasenfutterg´rischperl", "onverschämte Lompaseckel", "Soachbeidl" oder "Quadratbollageggl". Der Schreibstil ist wunderbar lebendig und durch die bayrischen Ausdrücke kommt so viel Atmosphäre und Lokalkolorit rüber, die Seiten fliegen nur so dahin.

Interessant wird es, als herauskommt, was für eine intrigante Person die Getötete war und wie viele nicht gut auf sie zu sprechen waren. Findet sich unter ihnen der Täter? Sowohl die Polizei als auch die Hobbydetektive machen Fortschritte bei den Ermittlungen, sogar Karl Konrad meldet sich aus dem Urlaub, um zu erfahren wie der Stand der Dinge ist. Allerhand falsche Fährten machen die Ermittlungen aber nicht grade leicht.

Fazit: "Ein Mord und zwei Leichen" ist ein wunderbar leichter Regiokrimit mit viel Humor, liebevoll angelegten Charakteren und viel Lokalkolorit. Ich fand den Krimi absolut gelungen und freue mich schon auf den nächsten Fall für das liebenswerte Team.

Veröffentlicht am 15.09.2016

spannende Thematik mit düsterer Grundstimmung

Nachtblau stirbt die Erinnerung
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"Nachtblau stirbt die Erinnerung" ist der dritte Fall für den sympathischen Polizisten Frank Liebknecht aus dem kleinen Örtchen Vielbrunn. Auf dem Friedhof in Vielbrunn geschieht Mysteriöses, jemand hat ...

"Nachtblau stirbt die Erinnerung" ist der dritte Fall für den sympathischen Polizisten Frank Liebknecht aus dem kleinen Örtchen Vielbrunn. Auf dem Friedhof in Vielbrunn geschieht Mysteriöses, jemand hat bei Nacht und Nebel ein Grab ausgehoben, ein Kreuz steckt falsch herum in der Erde. Bei der Inaugenscheinnahme am nächsten Morgen zusammen mit dem Pfarrer und dem ehemaligen Gemeindarbeiter Hubsi finden sich 30 Münzen im Grab, Münzen aus der ehemaligen DDR. Pfarrer Käppler zieht sofort die Verbindung zur Bibel. Sind die 30 Münzen der Judaslohn für einen Verräter?

Der Trainer von Brunners Tochter Pia bekommt es mit der Angst zu tun, bzieht den Vorfall auf sich und sucht ein privates Gespräch mit dem vorgesetzten von Marcel, Brunner. Doch dazu kommt es nicht mehr, Kommissar Brunner wird brutal niedergeschlagen und liegt seitdem im Koma. Frank, Marcel, Sylvie und sogar Bruni, die sich eigentlich im Ruhestand befindet, beginnen mit ihren Ermittlungen, die sie in die Zeit der ehemaligen DDR führen.

Auch im dritten Fall webt Autorin Brigitte Pons einen dichten, nicht zu durchschauenden Plot für ihren Hautprotagonisten Frank Liebknecht. Die Story ist verzwickt, die Polizei ermittelt in alle Richtungen, aber eine wirklich heiße Spur ergib sich nicht. Erschwerend zu den Ermittlungen kommt die Sorge um Brenner, der schwer verletzt ist und dessen Leben am seidenen Faden hängt. Vor allem Marcel ist schwer getroffen, er war mit Brenner befreundet, kümmert sich nebenbei auch noch um Pia, Brenners Teenagertochter. Kein Wunder dass er bei einem Streitgespräch in einem Lokal die Nerven verliert und sich mit einem Mann der Stammtischrunde anlegt. Dabei muss er Prügel einstecken. Als es einen weiteren Toten gibt laufen die Ermittlungen auf Hochtouren und gehen endlich in die Richtige Richtung, in die Vergangenheit zu DDR Zeiten.

Neben dem Handlungsstrang in der Gegenwart gibt es die Erinnerungen von einer Frau namens Annette, die in der DDR aufgewachsen ist und als junges Mädchen Leistungssport betreiben hat. Doch in welcher Beziehung sie zu den aktuellen Vorkommnissen steht klärt sich erst am Schluss. Ich habe die Story von Anfang an gespannt verfolgt, habe mitgerätselt und eigene Überlegungen angestellt, ein Krimi, wie er sein sollte.

Wie gewohnt ist Frau Pons Schreibstil sehr detailreich, so dass ich mich beim lesen an die Schauplätze versetzen konnte. Die Stimmung ist diesmal ausgesprochen düster, der Winter ist noch nicht ganz vorbei, es ist kalt und neblig, die Stimmung vor allem durch Brenners Verletzung sehr gedrückt.

Man trifft auf alte Bekannte, aber auch neue Personen spielen eine Rolle. In diesem Teil stehen Frank und Marcel im Vordergrund, über Marcel erfährt man diesmal einige interessante Neuigkeiten. Franks 30. Geburtstag steht bevor, er ist immer noch Single und muss seine Gefühle für eine Bekannte, für die er mehr empfindet, genau prüfen. In diesem Teil gewinnen die Charaktere an Tiefe, Frank, Marcel und Sylvie sind mir inzwischen richtig ans Herz gewachsen.

Fazit: Brigitte Pons hat es geschafft mich mit ihrem Thema, das eigentlich immer aktuell ist, zu fesseln und zu bewegen. Ich freue mich schon jetzt auf den nächsten Teil der Reihe.

Veröffentlicht am 15.09.2016

starke Frauen - ein perfekter Krimi und eines meiner Lesehighlights

Solothurn trägt Schwarz
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Schauplatz Solothurn. Am Ufer der Aare wird ein übel zugerichteter Mann aufgefunden. Hände und Zunge abgetrennt, kurze Zeit später verstirbt er. Hat der Tod des Journalisten etwas mit seinen Recherchen ...

Schauplatz Solothurn. Am Ufer der Aare wird ein übel zugerichteter Mann aufgefunden. Hände und Zunge abgetrennt, kurze Zeit später verstirbt er. Hat der Tod des Journalisten etwas mit seinen Recherchen zur Balkan-Mafia zu tun? Dominik Dornach und sein Team ermitteln in dem Fall, Unterstützung bekommen sie von Major Jana Cranach aus Österreich, die einschlägiges Wissen über die Mafia hat. Nur allzu schnell wird wieder eine Leiche gefunden. Eine junge Frau, die mit Dominiks Tochter Pia bekannt ist, wird brutal ermordet. Die Ermittlungen laufen in alle Richtungen...

"Solothurn trägt Schwarz" von Autor Christof Gasser hat mich von der ersten Seite an gepackt, was für ein geniales Krimidebüt! Hier stimmt einfach alles, angefangen beim Schreibstil, der jede Situation super trifft. Locker und lebhaft, einfühlsam an den richtigen Stellen. Denn die Thematik befasst sich auch mit dem Bosnienkrieg, mit all den Gräultaten des Krieges. Christof Gasser schafft Atmosphäre, der bildhafte Schreibstil macht es leicht, sich die Menschen und Orte vorzustellen, an vielen Stellen hatte ich Kopfkino.

Die Handlung ist fast durchweg spannend, komplex und bis fast zum Ende nicht zu durchschauen. Themen wie Mafia, Bosnienkrieg, Organhandel und Transplantationen werden angeschnitten, wechselnde Sichtweisen sorgen für Dynamik und ein hohes Tempo. Die eigentliche Handlung wird ergänzt durch Briefe an eine Person. Mit jedem Brief wird klarer, worum es geht, doch wer ist die Person die sie geschrieben hat?

Am meisten haben mich seine Protagonisten beeindruckt, interessante und vielschichtige Charaktere. Auch wenn Dominik Dornach der Hauptprota ist, so spielen doch viele starke Frauen in seinem Umfeld eine wichtige Rolle. Angela Casagrande, die Staatsanwältin, seine Tochter Pia zu der er ein tolles Verhältnis hat und nicht zuletzt Jana Cranach, die mein eigentlicher Lieblingscharakter ist. Was für eine taffe Frau! Sie fährt so gut Motorrad wie sie schießen kann und hilft Dominiks Team und seiner Tochter aus der Patsche. Das Beziehungsgeflecht ist sehr schön herausgearbeitet, es menschelt, ganz wie ich es mag. Ich konnte ganz tief in die Geschichte eintauchen, war nicht nur von der Story, sondern auch emotional gefesselt.

Fazit: Ich bin begeistert, ein perfekter Krimi mit starken Charakteren, der zu meinen Lesehighlights des Jahres zählt. Für Fans von spannenden Krimis und komplexen Handlungen uneingeschränkt zu empfehlen! Ich hoffe sehr dass es eine Fortsetzung geben wird.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Beschaulicher Regiokrimi mit interessanten Charakteren und viel Humor

Die gefallene Schneekönigin - Der erste Fall für Schnyder&Meier
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"Die gefallene Schneekönigin" von Gabriela Kasperski spielt im beschaulichen Schweizer Örtchen Waldbach, das in der Nähe des Greifensees liegt. Es ist der erste Fall für die Psychologiestudentin Zita Schnyder ...

"Die gefallene Schneekönigin" von Gabriela Kasperski spielt im beschaulichen Schweizer Örtchen Waldbach, das in der Nähe des Greifensees liegt. Es ist der erste Fall für die Psychologiestudentin Zita Schnyder und den "Commissario" Meier.

Es ist Winter, kurz vor Weihnachten, die Schneedecke geschlossen. Was den örtlichen Damen-Lauftreff aber nicht davon abhält weiter durch den Wald zu laufen. Jane ist am Morgen nach Helens Adventsfeier im Laufdress unterwegs, als sie am Ufer des Sees ihre Schwiegermutter liegen sieht. Auch Zita ist kurze Zeit später zum Training im Wald, wo sie auf Jane trifft. Die herbeigerufenen Ärzte stellen Tod durch Fremdeinwirkung fest, Meier von der Kapo trifft ein und lernt die schlagfertige Zita kennen. Da Meier alleine ermittelt, denn der Rest des Teams ist mit einem anderen Fall beschäftigt, kommt er nur langsam voran. Parallel dazu stellt Zita eigene Nachforschungen an......

Der Krimi besticht durch die liebevoll gezeichneten Figuren des kleinen Ortes, die alle miteinander in irgendeiner Beziehung stehen und die man nach und nach kennenlernt. Zitats liebe Zimmerwirtin Helen, deren Tochter Marie, den Pfarrer und den Nachbarn Pablo, auf den die älteren Damen der Dorfgemeinschaft stehen. Doch die Beziehungen gehen tiefer, als man anfangs ahnt.

Zita und Meier kommen als Hauptprotagonisten sympathisch rüber, ich mochte vor allem Zitas freche Sprüche, aber auch ihren Spürsinn. Mit ihren Ermittlungen kommt sie Meier in die Quere, zwischen den beiden gibt es dicke Luft. Meier wiederum ärgert sich, dass Zita ihm immer einen Schritt voraus ist, viele ihre Vermutungen zutreffen. Ein Fall bei dem man als Leser wunderbar miträtseln kann, denn fast jeder aus Waldbach könnte der Mörder sein.

Besonders gut hat mir die Atmosphäre in dem kleinen Ort gefallen und der Humor, der sich durch die Geschichte zieht. Ich habe das Buch meist mit breitem Grinsen gelesen und mich beim lesen sehr gut unterhalten gefühlt. Der Running Gag ist die Wetterfee ScarLett, die immer mal wieder ihre Rolle hat und Meier, der irgendwie nie zum essen kommt.

Fazit: "Die gefallene Schneekönigin" ist ein gelungener Auftakt der Reihe um Zita und Meier, auf die Fortsetzung bin ich schon mächtig gespannt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

spannender Thriller im Rotlichtmilieu

eXXXtrem
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"Exxxtrem" ist der zweite Teil der Reihe um die Hamburger Prostituierte Michelle, nachdem ich "Exxxit" sehr spannend fand war ich auf den nächsten Teil wirklich gespannt.

Auch diesmal geht es wieder richtig ...

"Exxxtrem" ist der zweite Teil der Reihe um die Hamburger Prostituierte Michelle, nachdem ich "Exxxit" sehr spannend fand war ich auf den nächsten Teil wirklich gespannt.

Auch diesmal geht es wieder richtig zur Sache. Michelles Mutter Monika hat sich endlich von ihrem gewalttätigen Freund Raimunds getrennt und wohnt vorübergehend bei Michelle. Die beiden Frauen wollen noch einige persönliche Gegenstände aus Raimunds Haus holen, dabei machen sie eine schreckliche Entdeckung. Raimund liegt tot in der Badewanne, mit einem Föhn im Wasser. Ein Selbstmord scheint mehr als unwahrscheinlich, Fremdverschulden liegt nahe und die Polizei, genauer gesagt Paul Hinnerken nimmt zusammen mit seiner Kollegin die Ermittlungen auf.

Gleichzeitig geht das Gerücht um, dass in Berlin und Hamburg Prostituierte gekidnappt wurden. Die Schwester eines früheren Freundes von Michelle ist verschwunden, er bittet sie um Hilfe. Bei ihren Nachforschungen bringt sich Michelle in große Gefahr.

Ein weiterer Strang dreht sich um die Suche nach den Machern von Snuff Pornos. Gibt es sie wirklich oder sind sie nur ein Gerücht, das im Netz verbreitet wird?

Wow, der zweite Teil hat mir genauso gut gefallen wie der Erste, ich liebe das Hamburg Flair und die Einblicke ins Rotlichtmilieu. Man trifft bekannte Charaktere aus dem Pretty Woman wieder. Michelles Kolleginnen und das Faktotum "Fuckschei*e"Gordon. Dazu die sympathische Michelle als Protagonistin, die für Paul immer noch Gefühle hat, obwohl sie sich einige Zeit nicht gesehen haben. In diesem zweiten Teil hat Michelles Mutter Monika eine größere Rolle, sie ist wunderbar skizziert mit ihrer Marotte, nie ihre Sätze zu beenden. Überhaupt sind die Figuren sehr schön gezeichnet, sie sind unverwechselbar und kommen authentisch rüber.

Die Geschichte ist spannend mit den drei unterschiedlichen Themen, der Spannungsbogen steigt stetig an um in einem packenden Showdown zu enden. Michelle schlägt sich gut, manchmal hätte ich sie aber am liebsten geschüttelt, wenn sie wieder mal einen ihrer Alleingänge unternimmt und sich in eine üble Situation bringt. Neben den sympathischen Charakteren spielen diesmal auch einige finstere und absolut üble Gestalten eine Rolle, die Emotionen kochten bei mir zum Teil hoch, wenn es jemandem wieder gelang, sich mit Geld oder Beziehungen freizukaufen.

Fazit: Temporeicher Thriller mit viel Hamburg-Flair und einer sehr sympathischen Protagonistin. Ich freue mich schon auf den nächsten Teil der Reihe.