Cover-Bild Boy Erased
25,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Secession Verlag für Literatur
  • Themenbereich: Biografien, Literatur, Literaturwissenschaft - Biografien und Sachliteratur
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 330
  • Ersterscheinung: 26.02.2018
  • ISBN: 9783906910260
Garrard Conley

Boy Erased

Autobiografische Erzählung
André Hansen (Übersetzer)

Was bleibt, wenn einem alles genommen, wenn sogar die Identität ausradiert werden soll? Wie erinnert man sich an die Zeit, in der man ausgelöscht werden sollte?
2004 in Arkansas im sogenannten Bible Belt der USA: Ein Bekannter outet den neunzehnjährigen Garrard Conley gegen seinen Willen vor den Eltern als homosexuell. Seit Jahren schon kämpft Conley gegen die Scham, die ihm als einzigem Sohn eines Baptistenpredigers eingeimpft ist. Er selbst ist tief verwurzelt in einer christlich-fundamentalistischen Gemeinde, in einer Gesellschaft, die die Bibel beim Wort nimmt, in der nichts geduldet wird, was nicht der unabänderlichen Norm entspricht. Unvermittelt steht er vor der Entscheidung seines Lebens: Stimmt er einer Konversionstherapie zu, einem kirchlichen Programm, das ihn in zwölf Schritten von seiner Homosexualität ›heilen‹, von unreinen Trieben säubern, seinen Glauben festigen und aus ihm einen ex-gay machen soll, oder riskiert er, seine Familie, seine Freunde und den Gott, zu dem er an jedem Tag seines Lebens gebetet hat, zu verlieren? Soll er sein äußeres Leben auslöschen oder sein Inneres?
Garrard Conley spürt den komplexen Beziehungen von Familie, Glauben und Gemeinschaft nach und zeichnet dabei ein Bild von einem Amerika, mit dem wir heute mehr denn je konfrontiert sind. Doch Conley versucht dabei auch stets jene zu verstehen, die ihm aus gutem Glauben heraus so viel Schmerz zugefügt haben.
Dieser Lebensbericht lässt einen frieren angesichts der Kälte, mit der Fundamentalisten in den USA anderen ihre Ideologie überstülpen. Aber Boy Erased ist auch ein Zeugnis der Liebe, die trotzdem überleben kann.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.06.2019

Man muss es lesen

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Boy Erased ist eine autobiographische Erzählung .Diese Geschichte ist bitter real. Garrard ist der Sohn eines gläubigen Predigers und er fühlt sich unrein, denn er träumt nicht wie andere junge Männer ...

Boy Erased ist eine autobiographische Erzählung .Diese Geschichte ist bitter real. Garrard ist der Sohn eines gläubigen Predigers und er fühlt sich unrein, denn er träumt nicht wie andere junge Männer von Frauen sondern von anderen Männern. Für ihn ist das ein Schock und er versucht das zunächst für sich zu behalten. Doch dann wird er eines Tages vergewaltigt und sein Vergewaltiger ruft seine Eltern und erzählt ihnen von Garrads Neigungen. Sie reagieren und stecken ihn in ein Konservations“lager“. Und was dort abgeht, was der Autor erlebt hat werde ich nie vergessen. Und trotz allem erzählt der Autor alles Gelassen, er hat in seinem Schreibstil etwas ruhiges und er baut keine Spannung auf. Es fühlt sich an als wolle er das geschehene verarbeiten mit seinem Werk und ich habe tiefes Mitleid beim Lesen für ihn empfunden. Die Geschichte hört sich nach 1930 an ist aber heute immer noch real und das ist das bittere. Homsexualität wird in Teilen Amerikas immer noch nicht aktzeptiert. Nur wenige Bundesstaaten haben die „Behandlung“ von Homosexualität verboten. Hier in Deutschland ist dies auch immer noch erlaubt und Jens Spahn kam erst heute mal wieder auf die Idee, diese „Homoheilung“ zu verbieten.Was teils sehr homophobe Meinungen auf den Plan ruft. Bisher hat er es noch nicht umgesetzt. Wenn man die Geschichte von Garrard Conley liest verliert man teils den Glauben an die Menschheit.

Veröffentlicht am 20.11.2018

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Boy Erased von Garrard Conley ist eine autobiografische Erzählung. Sie spielt 2003 / 2004 in den Südstaaten von Amerika und wurde auch verfilmt, ab dem 21.2.2019 wird der Film auch in deutschen Kinos zu ...

Boy Erased von Garrard Conley ist eine autobiografische Erzählung. Sie spielt 2003 / 2004 in den Südstaaten von Amerika und wurde auch verfilmt, ab dem 21.2.2019 wird der Film auch in deutschen Kinos zu sehen sein. Erased zu deutsch ausgelöscht, hinterlässt besonders nach dem Lesen einen bitten Beigeschmack.

"Ich wünschte mir, nichts von alledem wäre je geschehen.
Manchmal danke ich Gott dafür, dass es geschah"
Seite 8

Die Erzählung ist nicht geradlinig, sondern springt in der Zeit. So begleitet man zum einen Garrard an seinen Tagen bei der LIA ( Love in Action) blickt aber auch zurück, wie es in seinen Augen erst dazu kam, dass er dort gelandet ist. Garrard ist sehr religiös erzogen worden (missionarische Baptisten Gemeinde), sein glaube an Gott ist fest in ihm verwurzelt, aber auch die Angst davor, was passieren wird, wenn seine Familie und die Gemeinde erfahren, dass er auf Männer steht. So hat er eine Alibi Freundin und stürzt sich in Form von Videospielen in eine fiktive Welt. Als er dann auf das nahe College kommt, spürt er eine neue Freiheit, doch wirft ihn ein traumatisches Erlebnis zurück in die Scham und das Gefühl von Sünde und führt letztendlich dazu, dass er vor seinen Eltern geoutet wird.

Diese stellen ihrem Sohn ein Ultimatum, entweder du lässt dich heilen, oder du bist kein Teil dieser Familie mehr und das Studium musst du dir selbst finanzieren. Und so kommt es, dass Garrard sich einer Konversionstherapie unterzieht, um ein erfolgreicher Ex-Gay zu werden.

Auf eine oft nüchterne Art erzählt Garrard hier seine Geschichte. Ich glaube, diese nüchterne und auch distanzierte Art ist / war nötig, um es zu schreiben und auch zu lesen. Als nicht religiöser Mensch viel es mir schwer die Tragweite der Gemeinde, des Glaubens zu begreifen. Und doch vermittelt der Autor ein gutes Gefühl dafür, wie wichtig und bedeutenden ihm sein Glaube war. Und auch die Beziehung zu seinen Eltern war gut dargestellt, vielleicht mag man in ihnen Monster sehen, die ihren Sohn nicht lieben, wollen, dass er einen Teil von sich verleugnet, auslöscht, und doch fällt es, zumindest mir schwer, da sie so gut gezeichnet wurden und trotz allem merkt man als Leser, dass sie ihren Sohn lieben. Auf ihre Art.

Boy Ereased ist wirklich keine leichte Lektüre und ich musste das Buch öfters weglegen, um über das gelesene nachzudenken. Emotional konnte es mich, wohl aufgrund des nüchternen Stils nicht so bewegen wie anfänglich vermutet und doch gab es ein paar bewegende Szenen, besonders der Epilog hat mich bewegt. Dazu wie falsch es ist, zu denken Homosexualität könnte und müsste geheilt werden muss man eigentlich nichts mehr sagen, oder doch? Wenn man bedenkt, dass es immer noch solche Einrichtungen gibt.

"Wenn ich über alles nachdenke, was mir passiert ist,
frage ich mich manchmal, ob irgendwas davon echt war.
Ich frage mich manchmal, ob es die Anstalt am Ende vielleicht geschafft hat, mich verrückt zu machen..."
Seite 320

Fazit:
Die autobiografische Erzählung über einen Jungen, der fast ausgelöscht wurde, wird wohl noch lange in meinem Gedächtnis bleiben.
Man denkt, nein so was passiert doch nicht mehr, und doch, tut es.
Auf eine nüchterne Art erzählt der Autor hier seine Geschichte, über sich, seinen glauben, seine Familie.
Wie er zwanghaft versucht geheilt zu werden, um die Erwartungen zu erfüllen.
Und wie er versucht mit der Schuld und der Scham zu leben.

Veröffentlicht am 30.10.2018

Das Buch ist der gelungene(?) Versuch einer Befreiung aus einer religiösen Unterdrückungsgeschichte, ohne die dem Autor wichtige Bindung an Gott und die Bibel aufzugeben. Für manchen Leser ohne religiöse Sozialisation sicher schwer nachvollziehbar, aber

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Garrard Conley, Boy erased. Autobiographische Erzählung, Secession 2018,ISBN 98-3-906910-26-0


Diese autobiographische Erzählung von Garrard Conley, als Sohn eines fundamentalistischen Predigers im Bible ...

Garrard Conley, Boy erased. Autobiographische Erzählung, Secession 2018,ISBN 98-3-906910-26-0


Diese autobiographische Erzählung von Garrard Conley, als Sohn eines fundamentalistischen Predigers im Bible Belt in Arkansas aufgewachsen, ist keine leichte Lektüre.
Schon früh spürt er als Junge seine homosexuellen Neigungen, und kämpft vergeblich gegen die Scham, die ihm als einzigen Sohn eines Baptistenpredigers quasi mit der Muttermilch eingeimpft wurde. Er wächst auf in einer starren und rigiden Gesellschaft, vom strengen Glauben an die wörtliche Wahrheit der Bibel bestimmt, eine Gesellschaft, die nicht toleriert oder gar duldet, was nicht ihrer strengen unabänderliche und ewigen Norm entspricht.

Im Jahr 2004 beginnt Garrads bewegende Geschichte, als ein Bekannter ihn gegen seinen Willen vor den Augen seiner Eltern als homosexuell outet. Sein Vater fällt aus allen Wolken und fordert von ihm sich einer sogenannten und in gläubigen Kreisen in den USA gängigen Konversionstherapie zu unterziehen. Das ist kirchliches Programm, das ihn in zwölf Schritten „heilen“ soll, sie von unreinen Trieben säubern und, seinen Glauben festigend, aus ihm einen ex-gay machen soll.

Soll er sich einem solchen Programm unterziehen oder riskiert er seine Familie und seine Freunde l. aber auch seinen Gott, zu dem er jeden Tag betet, zu verlieren?

Garrard Conley spürt in seiner autobiographischen Erzählung den komplexen Beziehungen von Familie, Glauben und Gemeinschaft nach, Beziehungem wie man sie sich in unseren Kreisen kaum vorstellen kann. Es entsteht dabei ein Bild von einem Amerika, das wir in seinen Hintergründen immer mehr beängstigend wahrnehmen, ein Amerika, das Trump hervorgebracht hat.

Doch Conley klagt nicht an. Von seiner Lebensgeschichte kann er gar nicht anders als immer auch jene zu verstehen und ihnen zu vergeben, die ihm aus gutem Glauben heraus so viel Schmerz zugefügt haben.

Das Buch ist der gelungene(?) Versuch einer Befreiung aus einer religiösen Unterdrückungsgeschichte, ohne die dem Autor wichtige Bindung an Gott und die Bibel aufzugeben. Für manchen Leser ohne religiöse Sozialisation sicher schwer nachvollziehbar, aber dennoch sehr beeindruckend.




Veröffentlicht am 05.10.2018

Erschreckend und unfassbar traurig: Garrard Conley berichtet von der Konversionstherapie in den Südstaaten.

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Um Garrard Conleys autobiographische Erzählung „Boy Erased“ bin ich länger herumgeschlichen und war mir nicht ganz sicher, ob ich mir die Thematik zutraue. Vor einer Weile habe ich mich dann getraut und ...

Um Garrard Conleys autobiographische Erzählung „Boy Erased“ bin ich länger herumgeschlichen und war mir nicht ganz sicher, ob ich mir die Thematik zutraue. Vor einer Weile habe ich mich dann getraut und jetzt, einige Zeit nach der Lektüre, habe ich endlich Worte für diese unfassbaren Dinge, die Garrard Conley durchmachen musste. Als Sohn eines Predigers, der streng gläubig erzogen wurde, fällt es Garrard zunehmend schwer, seine homosexuellen Neigungen zu verstecken und sich vor seiner Familie (und vor Gott) zu verstellen. Tag für Tag durchlebt er Angst und Schuldgefühle, denn Gott war ihm bisher doch immer gnädig, wieso lässt er jetzt zu, dass Garrard »unrein« ist, dass seine Gedanken sich mehr und mehr auf Männer anstatt auf Frauen konzentrieren? Während er zu Schulzeiten im behüteten Elternhaus gewissen Situationen ausweichen kann, geht er bald aufs College und lernt dort natürlich einige Männer kennen. Nachdem Garrard Opfer einer Vergewaltigung wird, outet ihn sein Peiniger per Telefon bei seinen Eltern; Garrard wird sofort abgeholt, traut sich nicht, von dem Verbrechen zu sprechen, sieht nur die Schande, die er seiner Familie bringt. Er fühlt sich unrein und ist im Glauben, seine Eltern würden denken, er hätte seinen Vergewaltiger zur Tat angestiftet oder ihn sogar verführt. Doch das alleinige Wissen über seine Homosexualität bricht die Familie fast auseinander, bis der Vater Theapiesitzungen (um Garrards Testosteronwert zu überprüfen) und die Teilnahme bei Love in Action (LIA), einer Konversionstherapie für Homosexuelle, fordert. In „Boy Erased“ schreibt sich der Autor seine Erlebnisse während dieser Therapie von der Seele und arbeitet seine Vergangenheit auf.

"Es war unsere Angst vor der Scham, gefolgt von unserer Angst vor der Hölle, die uns wirklich vom Selbstmord abhielt."

Während der Lektüre konnte ich es beinahe nicht fassen, dass derartige Praktiken zur „Umkehrung“ der „falschen“ Sexualität heutzutage noch existieren. Aber Garrard lebte damals im Bible Belt Amerikas, da kann einen nichts mehr überraschen. In einem relativ nüchternen Ton beschreibt er, wie er mit der Religion an seiner Seite aufgezogen wurde, wie Gott ihn stets begleitete – bis er ihn scheinbar verließ. Garrards Leben nimmt nach der Vergewaltigung eine 180°-Wendung und durch die Teilnahme am LIA-Programm ist nichts mehr wie vorher. Zu Beginn der Therapie muss er beispielsweise ein Genogramm seiner Familie erstellen, in dem er „sündiges Verhalten“, Süchte und Abweichungen von der Norm festhält. Anhand diesem Stammbaum soll dann abgelesen werden können, woher seine Neigung stammt. Jeden Tag wird die absurde Therapie fortgesetzt, Homosexualität als „Sucht“ identifiziert, und Garrard ist damals wirklich noch der Überzeugung, dass das, was er fühlt, vielleicht falsch sein kann, dass seine Homosexualität um der Familie willen aus ihm herausgeschnitten werden muss. Doch nach und nach merkt er, dass er sich selbst, seine Persönlichkeit, mehr und mehr zu verlieren scheint, dass er sich auflöst, wenn er bleibt. Ist es das wert, sein Innerstes auszulöschen, damit sein Äußeres zu seinem Glauben, zu seiner Familie passt?

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