Profilbild von carathis

carathis

Lesejury Profi
offline

carathis ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit carathis über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.05.2019

Bienenlektionen für eine kleine Frau ohne Zuhause und für die ganze Welt

Der Honigbus
0

Bienen halten die Natur am Laufen. Dies ist spätestens mit der aktuellen Debatte um Glyphosat und anderen Chemikalien auf unseren Äckern, in der breiten Bevölkerung angekommen. Die kleinen Tierchen produzieren ...

Bienen halten die Natur am Laufen. Dies ist spätestens mit der aktuellen Debatte um Glyphosat und anderen Chemikalien auf unseren Äckern, in der breiten Bevölkerung angekommen. Die kleinen Tierchen produzieren nicht nur Honig, sondern Bestäuben auch unserer Pflanzen und sorgen damit für eine reiche Ernte. Und dass die schwarz-gelben Helferlein mittlerweile nicht nur in Sachbüchern, sondern auch in Romanen gut ankommen, weiß man seit Maja Lundes „Geschichte der Bienen“.


Für mich persönlich waren Bienen schon lange ein Thema von großem Interesse. Als Bestäuber für Obstbäume und Honiglieferanten schätze ich die Leistung der kleinen Nützlinge sehr hoch ein und freue mich stets über neue Bücher, die Bienen oder Imkerei thematisieren. „Der Honigbus“ von Meredith May passt hier auch mit seiner blumigen Covergestaltung hervorragend ins Bild und animierte mich zum Lesen.

Normalerweise bin ich kein regelmäßiger Leser von biographischer Literatur. Doch sowohl das Bienen-Thema als auch die allseits positiven Kritiken haben mich schließlich überzeugt, dem Werk meine Zeit zu widmen. Zu Recht, kann ich sagen, wurde Mays Werk gelobt. Überrascht war ich über die angenehme Erzählweise, und über die Dinge, die ich noch über Bienen lernen konnte. May erzählt in ihrem autobiographischen Roman von ihrer schweren Kindheit, in der sie von ihrer Mutter emotional zurückgelassen wurde und sich nur mit Hilfe ihres Großvaters und dessen Bienen einen eigenen Weg ins Leben bahnen konnte. Diese durchaus schwere Dramatik und die Herausforderungen, mit denen sie als kleines Kind zu kämpfen hatte, lässt die Autorin aber keinesfalls weinerlich oder belehrend wirken. Im Gegenteil, May scheint mit ihrer Vergangenheit abgeschlossen zu haben und trägt nun ihre Begeisterung für die Bienen und ihren wundervollen Großvater mit ihrem Buch in die Welt hinaus.

Und es sind gerade diese Szenen, mit ihrem Großvater, die einem das Herz schmelzen lassen. In „Bienenlektionen“ zu Selbsterhaltung, Loyalität, Vertrauen oder auch Umweltschutz zeigt die Autorin auf, was wir Menschen von den Insekten lernen können. Diese zahlreichen Anekdoten werden einen begeistern, hilflos dastehen lassen und auch Erkenntnisse gewinnen.

Diese Abwechslung hat mir gerade so gut an diesem Roman gefallen. Obwohl es keine leichte Kost ist, liest sich das Buch flüssig und ist auch nicht gespickt mit Fachvokabular. Es ist gerade so, dass man sich wünscht, die Autorin persönlich kennenlernen zu wollen, da man sowieso schon so viel von ihr weiß und man ihr Mitgefühl, Dankbarkeit und Zuversicht schenken möchte. Ein absolut empfehlenswertes Buch.

Veröffentlicht am 27.12.2018

Spannende Geschichte um Lyra und ihre Beschützer

His Dark Materials: Über den wilden Fluss
0

Philip Pullman legt etwa 15 Jahre nach Abschluss seiner "Der Goldener Kompass/His Dark Materials"-Trilogie die Vorgeschichte zu Lyras Abenteuern vor, die nun als Hörbuch hervorragend durch Rufus Beck vertont ...

Philip Pullman legt etwa 15 Jahre nach Abschluss seiner "Der Goldener Kompass/His Dark Materials"-Trilogie die Vorgeschichte zu Lyras Abenteuern vor, die nun als Hörbuch hervorragend durch Rufus Beck vertont wurde.

Malcolm ist ein intelligenter Junge, der meistens nach der Schule bei seinen Eltern im Gasthaus "Zur Forelle" aushilft oder auch bei den Nonnen im benachbarten Kloster. Dabei schnappt er das ein oder andere Geheimnis auf, wenn sich die Gäste unterhalten und unbeobachtet wähnen. Außerdem ist er gern mit seinem Kanu La Belle Sauvage auf der Themse unterwegs. Eines Tages beobachtet er ein Verbrechen, das den Lauf seines jungen Lebens erheblich verändern wird.
Zum Glück trifft er auf die freundliche Wissenschaftlerin Hannah, die ihn in die Geheimnisse einweiht, die gerade in England umgehen, und ihm auch die Welt der Bücher eröffnet. Leider verliert sich diese sympathische Figur in der zweiten Hälfte des Buches.
In dieser zweiten Hälfte zwingt eine große Flut Malcolm dazu, Lyra zu Hilfe zu eilen und sie auf eine große Tour im Kanu mitzunehmen. Dort warten so allerlei Gefahren auf die beiden. Allerdings kam es mir ab und zu dann so vor als würden sich die Vorkommnisse wiederholen. Es hätte also dort etwas kürzer gefasst werden können.
Anfangs hatte ich die Befürchtung, dass Lyra und die Ereignisse aus der Kompass-Trilogie kaum in dieser Geschichte vorkommen, aber das war zum einen überhaupt nicht tragisch und letztlich begegnen einem im Laufe des Buches immer wieder Figuren, die einem schon gekannt sind. Somit wird dann auch die Brücke zur alten Story geschlagen.
Insgesamt hat mir die Geschichte und vor allem der Sprecher unglaublich gut gefallen, auch wenn ich mittlerweile schon etwas älter bin und nicht mehr unbedingt zur Zielgruppe gehöre. Kleinere Abstriche würde ich machen, da die spannenden Geheimnisse rund um Oakley Street am Ende keine Rolle mehr spielen, da hätte ich mir ein Wiederaufgreifen der Themen gewünscht. Trotzdem empfehle ich dieses Buch allen Freunden von Lyra und den putzigen Dämonen wärmstens weiter.

Veröffentlicht am 28.11.2018

Die Reise des Hundertjährigen geht weiter

Der Hundertjährige, der zurückkam, um die Welt zu retten
0

Allan Karlssons Reiselust hatte zwischenzeitlich ein wenig nachgelassen, nachdem er im ersten Teil auf Bali angekommen war, und sich zum Teil in Faulheit verwandelt. Doch Allan wäre nicht Allan, wenn ihn ...

Allan Karlssons Reiselust hatte zwischenzeitlich ein wenig nachgelassen, nachdem er im ersten Teil auf Bali angekommen war, und sich zum Teil in Faulheit verwandelt. Doch Allan wäre nicht Allan, wenn ihn dieses triste Leben auf Dauer zufrieden gestellt hätte. Außerdem ist er mittlerweile auch deutlich offener, was die aktuelle Politik und Geschehnisse in der Welt anbelangt, über die ihn sein neues "Tablett" nun täglich unterrichtet.

Mehr oder weniger freiwillig verlässt er dann gemeinsam mit seinem alten Freund Julius in einem Heißluftballon sein vorübergehendes Heim und landet - mitten im Ozean. Nun wäre ein normaler Mensch relativ schnell in Panik verfallen, ob der ausweglosen Situation. Doch auch hier beginnt einmal mehr das Glück im Unglück, welches Allan auf seinem weiteren Weg wieder treu begleiten wird.

Er schafft es wieder sich in die unmöglichsten Situationen zu begeben - und sich zu retten. So folgt er der Spur von mehreren Kilogramm angereicherten Urans nach Nordkorea. Nun ist dieser Staat nicht gerade ein Vorbild der Demokratie, was der Autor auch gekonnt und mehr oder weniger subtil immer wieder einfließen lässt, und es lauern an jeder Ecke Stolpersteine. Und diese zum Schreien komische Kritik an Nordkorea, aber auch anderen Staaten bzw. Staatsmännern und -frauen ist es, was mir an diesem Buch am besten gefallen hat. Die Beschreibungen sind sehr aktuell und werden einfach perfekt in die Handlung eingeflochten.

Dieter Hallervorden ist eine außerordentlich gelungene Besetzung als Sprecher und schafft es auch den verschiedenen Figuren die jeweils passende Stimmung und Betonung zu verleihen.

Leider lässt in meinen Augen die Handlung in der zweiten Hälfte ein wenig nach, weshalb dieser Band für mich nicht ganz an den ersten Band heran reicht. Nichts desto trotz kann ich es wärmstens Hörern empfehlen , die den ersten Band mochten oder auch Menschen, die sich gern humoristisch mit aktueller Politik beschäftigen.

Veröffentlicht am 22.11.2018

Wie viel Glück kann ein Mensch haben?

Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand
0

So viel Gutes hatte ich schon von diesem Buch gehört und wollte mich nun doch einmal selbst von der humoristischen Qualität überzeugen. Oft ist mein persönlicher Humor nicht kompatibel mit dem allgemein ...

So viel Gutes hatte ich schon von diesem Buch gehört und wollte mich nun doch einmal selbst von der humoristischen Qualität überzeugen. Oft ist mein persönlicher Humor nicht kompatibel mit dem allgemein verbreiteten Lachlevel, doch vom Hundertjährigen wurde ich nicht enttäuscht.

Allan Karlsson wird 100. Doch das kümmert ihn wenig und er beschließt seine langweilige Altersheim-Residenz zu verlassen und noch einmal in die Welt hinaus zu ziehen. Dies erscheint einem nur allzu logisch, wenn man im Laufe des Buches von seiner äußerst bewegten Vergangenheit erfährt.

Der Hunderjährige begann in frühen Jahren schon auf eigenen Beinen zu stehen und mit gefährlichem Sprenggut zu hantieren. Als Autodidakt auf diesem und vielen weiteren Gebieten, brachte er es auch ohne Schulabschluss weit, und dann noch immer einen Schritt weiter. Auf diesem Lebensweg, auf dem er auch äußerst bedeutenden politischen Personen begegnete, und auch in der gegenwärtigen Periode seines Daseins schlittert er immer wieder von einem verhängnisvollen Ereignis ins nächste, ohne auch nur irgendwie zu Schaden zu kommen. Seine skurrilen Lösungswege sind es, die mich beim Hören dieses Hörbuch so köstlich lachen ließen. Und nebenbei lernt man auch noch ein wenig über die Geschichte.
Man darf hier nicht unbedingt realistische und glaubwürdige Situationen erwarten, da würde man wohl enttäuscht werden. Aber wenn man sich einlässt auf die rundum abwegigen Begebenheiten und dem sympathischen und chaotischen alten Herren folgt, wird man belohnt.

Zum Abschluss bleibt mir noch ein kurzes Wort über den Sprecher (Otto Sander) zu sagen, der mir leider in manchen Bereichen nicht so gut gefiel, da einige Worte zu undeutlich ausgesprochen wurden.

Veröffentlicht am 05.11.2018

Kann man der Vergangenheit den Rücken kehren und verzeihen?

Schwestern für einen Sommer
0

Meine Erwartungen an diesen Roman waren nicht groß. Ich fand das Cover mittelmäßig und den Klappentext nur wenig aussagekräftig. Jedoch wurde ich vom knapp 600 Seiten zählenden Debüt der amerikanisch/kanadischen ...

Meine Erwartungen an diesen Roman waren nicht groß. Ich fand das Cover mittelmäßig und den Klappentext nur wenig aussagekräftig. Jedoch wurde ich vom knapp 600 Seiten zählenden Debüt der amerikanisch/kanadischen Autorin Cecilia Lyra positiv überrascht.


Im Mittelpunkt der Handlung stehen zwei Halbschwestern, die den gleichen, Vater haben. Diesen nahmen die Frauen in ihrer Kindheit sehr unterschiedlich wahr. Trotz dieser Verschiedenheit waren die Beiden in den Sommerferien glücklich vereint, wenn sie gemeinsam bei ihrer Großmutter in den Hamptons weilten. Doch ein schlimmes Ereignis trennte dann die jungen Frauen für Jahre, in denen sie nicht miteinander kommunizierten.

Die Autorin beschreibt in ihrem Roman verschiedene Lebenswege und Beziehungen. In einer sehr eindringlichen Art und unterlegt durch erzählerische Perspektivwechsel zwischen den Schwestern in den verschiedenen Kapiteln werden die Gefühle und Probleme der Figuren auf eine angenehm unkitschige Art und Weise vorgetragen.

Generell ist es Lyra gelungen die Spannung rund um das katastrophale Ereignis hoch zu halten, mit Ausnahme kleinerer Abschnitte, in denen man sich gewünscht hätte, dass die Schwestern schneller auf einander zugehen würden. Man merkt, dass Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit wichtige Charaktermerkmale für die Autorin sind, denn damit treten immer wieder Krisen auf, die ab und zu etwas holprig aufgelöst werden.

Sehr gut gefallen haben mir die Handlungsstruktur und die einzelne Ausarbeitung der Charaktere. Denn obwohl der Klappentext eine eher langweilige Familiengeschichte versprach, war ich jederzeit gut unterhalten. Außerdem ist der Roman sehr vielschichtig, dabei nicht kompliziert zu verstehen, sondern gerade gut dosiert in Hinblick auf Gefühl, Krisenbewältigung, Verständnis und Vergebung.

Als Fazit bleibt zu sagen, dass ich den Roman gern weiterempfehle, gerade Familienmenschen, die nicht vor Problemen zurückschrecken. Mir bleiben auf jeden Fall die vorausschauende, großherzige Grandma und die im Herzen verbundenen Schwestern in Gedanken.