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Veröffentlicht am 30.11.2018

Doping

Eiskalte Spiele
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Nach dem letzten Fall ist das Verhältnis von Marc Gassmann und Andrea Brunner immer noch zerbrechlich. Andrea ist nun bei der Verkehrspolizei, wo sie nicht gefordert ist wie sie sich das wünscht. Marc ...

Nach dem letzten Fall ist das Verhältnis von Marc Gassmann und Andrea Brunner immer noch zerbrechlich. Andrea ist nun bei der Verkehrspolizei, wo sie nicht gefordert ist wie sie sich das wünscht. Marc dagegen weiß nicht so recht, wie sein weiterer Weg aussehen soll. Gerade als er sich entschließt, mit dem Skisport aufzuhören, gibt es einige Selbstmordfälle von Profi-Trainern. Als dann auch noch Marcs langjähriger Trainer Hans bedroht wird, entschließt sich Marc doch noch an den olympischen Spielen in Korea teilzunehmen, um Hans zusammen mit Andrea, die undercover dabei ist, zu schützen.
Dieser Krimi wurde von dem Skifahrer Marc Girardelli und der Autorin Michaela Grünig gemeinsam produziert. Das Buch liest sich sehr angenehm und verschafft einen guten Einblick in den Skizirkus.
Zwischendurch gibt es Einschübe, in denen wir das Gefühlsleben des „Täters“ kennenlernen. Seine Gedanken fand ich ziemlich verstörend, obgleich man manchmal fast Mitleid mit ihm haben konnte.
Marc und Andrea sind ein sympathisches Paar, aber sie machen sich das Leben schwer. Es ist eine ständige On/Off-Beziehung. Während die beiden in Südkorea ihren Job machen, ermittelt Passini in Europa und versucht einen Zusammenhang zwischen den Selbstmorden und einem verschwundenen Ex-Trainer zu finden. Er gibt nicht auf.
Wir konnten miterleben, wie schwer es für Marc nach Trainingspause ist, wieder in Form zu kommen. Aber er ist ehrgeizig und nimmt den Kampf auf. Doch die Konkurrenz schläft nicht und schafft verblüffende Ergebnisse. Geht das alles mit rechten Dingen zu? Wir erfahren sehr viel über das Thema Doping und konnten erleben, wie die Labore arbeiten, aber auch, was der Sportler alles beachten müssen. Immer wieder gibt es schwarze Schafe unter den Athleten, die bedenkenlos ihre Gesundheit aufs Spiel setzen. Sogar der Breitensport bleibt nicht verschont.
Doch wie hängt das alle mit den Selbstmorden der Ex-Trainer zusammen? Ich werde natürlich hier nicht zu viel verraten. Aber es ist ein sehr spannender Krimi in einem ungewöhnlichen Setting.
Ich kann das Buch nur empfehlen und freue mich schon auf den nächsten Krimi mit Marc und Andrea.

Veröffentlicht am 30.11.2018

Jungssachen und Mädchenkram

Lotti und Otto (Band 1)
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Der Otternjunge Otto möchte am liebsten gar nicht in das Ferienlager. Kaum ist er dort angekommen, wird er zu den Jungen gesteckt. Im Ferienlager trifft er das Otternmädchen Lotti. Verwundert stellen sie ...

Der Otternjunge Otto möchte am liebsten gar nicht in das Ferienlager. Kaum ist er dort angekommen, wird er zu den Jungen gesteckt. Im Ferienlager trifft er das Otternmädchen Lotti. Verwundert stellen sie fest, dass sie ganz gleich aussehen. Lotti ist natürlich in die Mädchengruppe gesteckt worden. Während Otto gerne backen würde, möchte Lotti viel lieber angeln. Da kommt ihnen eine Idee…
Das Kinderbuch gefällt schon auf den ersten Blick, denn das Cover ist einfach toll. Mit genauso schönen, kindgerechten Illustrationen wird dann die ganze Geschichte begleitet. In der geht es um Jungssachen und Mädchenkram.
Eigentlich sollte doch jeder er selbst sein und das tun, was er gerne tut. Aber das ist gar nicht so leicht, denn die Rollenbilder werden von außen immer noch in die Erziehung mit eingebracht. Jungs weinen nicht und Mädchen klettern nicht auf Bäume. Das und vieles mehr wurde uns immer gesagt. Inzwischen sind wir da weiter – oder etwas nicht?
Für die zehn Kinder im Alter von vier bis sechs Jahren war schon bevor ich etwas zu dem Buch gesagt habe klar, dass es ein Junge und ein Mädchen war. Die rote Mütze konnte nur ein Mädchen tragen und die blaue nur ein Junge. Nur ein Kind stellte fest, dass es als Mädchen doch auch eine blaue Mütze habe. Es gab also viel kontroverse Diskussion, schon vor aber auch während des Vorlesens. Ich denke also, da ist noch einiges zu tun.
Die Geschichte gefällt mir richtig gut und hat Spaß gemacht. Sogar den Kleinen wurde bewusst, dass man oft in Schubladen gesteckt wird. Am Ende aber waren wir uns einig „jeder soll nach seiner Fasson glücklich werden“.
Ein sehr empfehlenswertes Kinderbuch.

Veröffentlicht am 24.11.2018

Spannend und sehr packend

PROJEKT GALILEI
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Als in der Suite eines Hotels eine Frauenleiche gefunden wird, die schrecklich zugerichtet wurde, ist das für die ermittelnde Kommissarin Lena Leisig ihr erster Fall. Am Tatort erfährt sie, dass die Suite ...

Als in der Suite eines Hotels eine Frauenleiche gefunden wird, die schrecklich zugerichtet wurde, ist das für die ermittelnde Kommissarin Lena Leisig ihr erster Fall. Am Tatort erfährt sie, dass die Suite vom LKA überwacht wurde. So kommt es, dass sie in dieser Sache von ihrem Vorgänger Till Krüger unverhoffte Unterstützung bekommt.
Bei Privatdetektiv Steffen Siebels erscheint eine junge Frau namens Samira, die ihre Freundin Layla vermisst hat und dann im Hotel gesehen hat, wie ein Sarg durch den Hintereingang weggebracht wurde. Siebels soll klären, was passiert ist.
Dies ist bereits der 9. Krimi aus der Frankfurt-Reihe von Stefan Bouxsein. Der Schreibstil ist gut und flüssig zu lesen und die Geschichte ist von Anfang an sehr packend.
Die Ermittler gehen an die Sache mit unterschiedlichen Ansätzen heran. Immer wieder taucht ein Name auf: Richard Reuter. Wer ist dieser Mann, der sich als LKA-Mitarbeiter ausgibt?
Till Krüger und Steffen Siebels waren lange Kollegen und sind Freunde. Während Krüger zum LKA ging, versuchte sich Siebels aus persönlichen Gründen als Privatdetektiv. Dennoch kreuzten sich ihre Wege auch weiterhin. Siebels steht kurz davor, wieder zur Frankfurter Mordkommission zurückzukehren und will eigentlich keine Privatermittler-Aufträge mehr annehmen. Es sind sympathische Ermittler, die diese Geschichte klären wollen. Nebenbei erfahren wir auch einiges über ihr Privatleben, was aber nicht im Vordergrund steht.
Während es zunächst noch recht ruhig zugeht, überschlagen sich die Ereignisse schon bald. Siebels, Till und Leisig kommen einer Geschichte auf die Spur, die internationale Kreise zieht und sie sind mittendrin. Das PROJEKT GALILEI dürfte es eigentlich nicht geben.
Es ist ein sehr fesselnder Krimi, der mir sehr gut gefallen hat.

Veröffentlicht am 22.11.2018

Das Schicksal der Verdingkinder

Die verlorene Schwester
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Durch Zufall erfährt die erfolgreiche Investmentbankerin Anna, dass sie adoptiert wurde. Sie ist sehr enttäuscht, dass ihre Adoptiveltern nicht ehrlich zu ihr waren und muss nun ihr neues Wissen erst einmal ...

Durch Zufall erfährt die erfolgreiche Investmentbankerin Anna, dass sie adoptiert wurde. Sie ist sehr enttäuscht, dass ihre Adoptiveltern nicht ehrlich zu ihr waren und muss nun ihr neues Wissen erst einmal verarbeiten. Sie erinnert sich daran, kürzlich einen Artikel über Verdingkinder gelesen zu haben. Daher macht sie sich an die Recherche, um herauszufinden, wer ihre Mutter ist und wer sie selbst ist.
Neben diesem Handlungsstrang erfahren wir die Geschichte von Lena und ihrer zwei Jahre älteren Schwester Marie, die in der Vergangenheit (1969) spielt. Da die Mutter der Schwestern nach dem Tod des Vaters depressiv wird und sich nicht richtig um die Mädchen kümmern kann, steckt die Fürsorge die beiden zunächst ins Heim und etwas später als Verdingkinder getrennt in Pflegefamilien.
Die Autorin hat einen sehr angenehm zu lesenden Schreibstil. Während mich der Handlungsstrang um Lena und Marie vollkommen in den Bann gezogen hat, konnte mich der Teil um Anna nicht so packen.
Einerseits konnte ich die Enttäuschung von Anna nachvollziehen, als sie erfährt, dass sie adoptiert ist. Doch mir war Anna nicht besonders sympathisch, da sie mit anderen nicht so besonders freundlich umging. Auch ihre Handlungen fand ich teilweise überzogen. Mit Lena und Marie konnte ich jedoch wirklich mitfühlen, denn ihr Schicksal ist wirklich tragisch. Dabei hat Lena den schlimmeren Part gehabt. Sie musste hart arbeiten und wurde misshandelt. Marie ging es in ihrer Pflegefamilie wesentlich besser. Doch dann wird sie schwanger.
Es ist erschreckend, wie die Kinder, die von der Schweizer Fürsorge als Verdingkinder in die Familien gegeben wurden, ausgenutzt, misshandelt und missbraucht wurden. Diese Fremdunterbringung begann 1800 und wurde bis in die 1980er Jahre so gehandhabt. Ähnliches gab es aber auch in Deutschland und Schweden. Besonders betroffen gemacht hat mich, dass diese schrecklichen Dinge noch so lange möglich waren.
Es ist ein sehr emotionaler Roman, der noch lange nachhallt.

Veröffentlicht am 20.11.2018

Ein beeindruckender Roman

Marlow
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Es ist erschreckend, wie schnell sich Deutschland, Berlin und die Menschen verändern. Das pulsierende Leben im Berlin der Zwanziger Jahre ist verschwunden und man hat das Gefühl, sich in einer grauen, ...

Es ist erschreckend, wie schnell sich Deutschland, Berlin und die Menschen verändern. Das pulsierende Leben im Berlin der Zwanziger Jahre ist verschwunden und man hat das Gefühl, sich in einer grauen, bedrohlichen Wolke zu befinden. Das bemerkt auch Charly, als sie feststellt, dass alles piefiger wird. Ihr hat man die Zukunft genommen und sie muss sich als Anwaltsgehilfin und Privatdetektivin durchschlagen. Frauen gehören halt an den Herd und haben Kinder zu gebären. Sie hadert mit allem und besonders damit, dass ihr Pflegesohn Fritze sich bei der HJ engagiert. Das nimmt sie ihm übel und lässt ihn das spüren, vor allem als der sich aufmacht zum Reichsparteitag nach Nürnberg.
Gereon Rath versucht sich mit den politischen Verhältnissen zu arrangieren und, auch wenn sie ihm nicht gefallen. Er ist inzwischen befördert worden, aber auch nicht zufrieden, da ihn Gennat nach dem letzten Fall ziemlich kaltgestellt hat. Nur noch unspektakuläre Fälle bekommt er zugeteilt. Als er zu einem merkwürdigen Verkehrsunfall gerufen wird, entdeckt er etwas, an dem er sich die Finger verbrennen könnte. Obwohl er dies Problem auf Rath-Art beseitigt, lässt ihm der Fall keine Ruhe, denn es gibt zu viel, das ihm seltsam vorkommt. Ein Besuch von Wilhelm Böhm bei den Raths bringt dann eine Sache in Gang, die viele aufschreckt und gefährlich wird. Auch Charlys Vergangenheit, die Volker Kutscher in „Moabit beschrieben hat und die Charly so beharrlich weggeschoben hat, spielt nun eine Rolle. Doch wie hängt die Vergangenheit mit dem jetzigen Fall zusammen? Auch als er zum LKA versetzt wird, lässt Gereon die Geschichte keine Ruhe.
Gereon ist froh, dass er schon ein Jahr lang nichts mehr von Marlow gehört hat, auch wenn ihm und seiner Familie die Geldspritzen fehlen. Doch diese Freude wird nicht anhalten, denn Marlow ist wieder in Berlin und wird auch Gereons Weg kreuzen. Johann Marlow ist wie ein Chamäleon. Er kann sich dem Umfeld gut anpassen, wenn es ihm und seinen Geschäften dient. Seine illegalen Geschäfte hat er abgestoßen und nutzt nun die Notlage anderer aus. Damit seine Aktivitäten nicht gestört werden, geht er auch über Leichen.
Zwischendurch erfahren wir in einem weiteren Handlungsstrang etwas aus der Vergangenheit der Familie Larsen, die im Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin das Gut Altendorf besessen hat. Aus Tsingtau brachte der Vater eine Chinesin mit aufs Gut, die dann dort mit ihrem kleinen Sohn lebte.
Mir sind Rath und Familie ans Herz gewachsen, auch wenn ich Gereon manchmal schütteln möchte bei seinen sehr speziellen Aktionen. Aber er ist ein guter Kriminalist, der seine Fälle klären möchte, auch wenn seine Wege dorthin nicht immer ganz astrein sind. Ihn verbindet so viel mit Wilhelm Böhm, schade, dass sich die beiden nicht grün sind. Böhm imponiert mir, mit dem was er tut.
Gereon und Charly haben über die Zeit hin immer wieder Geheimnisse voreinander, was ihrer Ehe nicht unbedingt guttut. Wenn sie dann gezwungen werden, miteinander zu reden und offen zu sein, bahnt sich gleich wieder eine neue Geheimnistuerei an. Ganz besonders tut es mir für Fritze leid, der schon so viel hinter sich hat und nun in einem Alter ist, wo er Halt und Sicherheit braucht. Das finde er zwar teilweise bei der HJ, nicht aber im emotionalen Bereich.
Wie immer ist es Volker Kutscher ausgezeichnet gelungen, durch die vielen authentischen Details den Leser in die damalige Zeit zu versetzen. Wir erleben eine Zeit, in der man seine Meinung nicht äußern darf, Denunziantentum gang und gäbe ist, Recht und Gesetz keine große Bedeutung mehr haben und die Presse ihren Aufgaben als vierte Gewalt nicht mehr wahrnimmt.
Ich fand es ganz erschreckend, dass sogar ein Gereon Rath beim Reichsparteitag in Nürnberg mitgerissen wurde, obwohl ihm selbst danach übel war. Wie können Menschen behaupten, sie hätten nicht gewusst, was vor sich geht, wenn dort das Gedankengut des Regimes ganz offen verkündet wurde?
Ein großartiger, gut recherchierter Kriminalroman, den ich nur empfehlen kann.