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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.03.2019

Ein "Kriminal"roman für zwischendurch

Das namenlose Mädchen
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Der Roman „Das namenlose Mädchen“ von Jacqueline Sheehan ist als Taschenbuch im Aufbau Verlag erschienen.
An einer abgelegenen Straße wird ein fünfjähriges Mädchen mit blutbespritzter Kleidung gefunden, ...

Der Roman „Das namenlose Mädchen“ von Jacqueline Sheehan ist als Taschenbuch im Aufbau Verlag erschienen.
An einer abgelegenen Straße wird ein fünfjähriges Mädchen mit blutbespritzter Kleidung gefunden, von den Eltern des Mädchens fehlt jede Spur. Kurz darauf werden in einem Haus in der Nähe drei Leichen entdeckt, doch kein Toter ist mit dem Mädchen verwandt gewesen. Die Sozialarbeiterin Delia Lamont ist kurz davor ihren Job an den Nagel zu hängen, als das kleine Mädchen in ihre Obhut kommt.
Anders als der Klappentext vermuten lässt, handelt es sich bei „Das namenlose Mädchen“ nicht um einen spannungsgeladenen Kriminalroman, der die Suche nach der Mutter des Mädchens im Vordergrund hat. Viel mehr erzählt der Roman die Geschichte der Sozialarbeiterin Delia, die Pflegestellen für Kinder vermittelt. Doch am Ende des Buches wird es dann doch richtig spannend und die Ereignisse scheinen sich beinahe zu überschneiden.

Veröffentlicht am 23.11.2018

schwer einordbarer, literarischer Schreibstil

Zeitflucht
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Der Roman "Zeitflucht" von Kevin Schwarzbach erzählt die Geschichte von Enya Janssen, die schon seit ihrer Kindheit von einem Leben als Polizistin träumt. Doch „Zeitflucht“ ist kein Buch über eine Person. ...

Der Roman "Zeitflucht" von Kevin Schwarzbach erzählt die Geschichte von Enya Janssen, die schon seit ihrer Kindheit von einem Leben als Polizistin träumt. Doch „Zeitflucht“ ist kein Buch über eine Person. Es erzählt von einer Freundschaft, einer Verbindung von Vergangenheit und Zukunft, von Träumen und Verlusten, vom Leben und vom Leben lassen.
Das Buch ist keinesfalls eine typische Kriminalgeschichte, viel mehr geht es um Gefühle. Um das Ende einer Freundschaft oder den Beginn einer neuen Freundschaft. Lange konnte ich das Buch nicht wirklich einordnen, da der Text selbst ganz anders ist, als es der Klappentext vermuten lässt. Auch Prolog und Epilog scheinen nicht zum Buch zu passen und die Tatsache, dass zwei Protagonisten im Laufe der Geschichte sterben und im nächsten Kapitel wieder lebendig sind, alles natürlich ohne Erklärung des Autors, lassen LeserInnen verwundert zurück.
Fazit: „Zeitflucht“ ist ein interessantes, literarisches Buch, das sich nur sehr schwer einordnen und kategorisieren lässt.

Veröffentlicht am 21.10.2018

Die Zeit der Rassentrennung

Ich weiß, warum der gefangene Vogel singt
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Der Roman „Ich weiß, warum der gefangene Vogel singt“ von Maya Angelou ist 2018 im Suhrkamp Verlag erschienen.
Arkansas zu Zeiten der Rassentrennung. Maya wächst zusammen mit ihrem Bruder Bailey, bei ihrer ...

Der Roman „Ich weiß, warum der gefangene Vogel singt“ von Maya Angelou ist 2018 im Suhrkamp Verlag erschienen.
Arkansas zu Zeiten der Rassentrennung. Maya wächst zusammen mit ihrem Bruder Bailey, bei ihrer Großmutter auf. Eines Tages kommt der Vater der beiden und nimmt die Kinder mit zu ihrer Mutter in St. Louis. Nachdem der Freund der Mutter Maya missbraucht, werden die beiden Geschwister nach Stamps zurückgeschickt.
Die Realität der Rassentrennung präsentiert die Autorin ihren LeserInnen in vielen kleinen Bildern, so dass man beim Lesen in Anbetracht des Menschenhasses Gänsehaut bekommt. Die rassistische Einstellung der Südstaatler gegenüber ihren schwarzen Mitmenschen spürt man auf jeder Seite des Buches. Maya Angelou hat damit ein eindringliches Buch über die Zeit der Rassentrennung geschaffen, dass meiner Meinung nach eine Leseempfehlung verdient. Mayas eigene Geschichte konnte mich aber stellenweise nicht fesseln. Da wurden Details zu ausführlich erzählt, die an anderen Stellen der Geschichte fehlten. Ich hätte einfach mehr über Mayas Werdegang erfahren.

Veröffentlicht am 10.09.2018

Ein Hauptprotagonist den man nicht versteht/nicht verstehen kann

Als die Kirche den Fluss überquerte
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Der Roman „Als die Kirche den Fluss überquerte“ von Didi Drobna ist 2018 im Piper Verlag erschienen.
Im Mittelpunkt des Romans steht der 20-jährige Daniel, dessen Eltern sich überraschend trennen und sein ...

Der Roman „Als die Kirche den Fluss überquerte“ von Didi Drobna ist 2018 im Piper Verlag erschienen.
Im Mittelpunkt des Romans steht der 20-jährige Daniel, dessen Eltern sich überraschend trennen und sein Leben so kräftig durcheinanderbringen. Im Mittelpunkt seines Lebens scheint die Familie zu stehen. Ausbildung und Freunde werden nicht einmal erwähnt. In der Krise erklärt er seinen Vater zum Schuldigen und verliebt sich in seine eigene Schwester, Laura. Daniels Mutter ist an einer Parkinson-Demenz erkrankt, die sich nach und nach verschlimmert.
„Als die Kirche den Fluss überquerte“ ist ein Coming-of-Age-Roman, der die Verbundenheit und den Zusammenhalt der Familie in den Vordergrund stellt. Die Erkrankung der Mutter ist dabei so berührend, dass die Geschichte rund um die Parkinson-Demenz ein ganzes Buch füllen hätte können. Daniels übertriebene Verliebtheit in die Schwester habe ich dabei eher störend empfunden. Auch Daniels Selbstmitleid und der Sexismus, den man zwischen den Zeilen seiner Gedanken herausliest, haben mich mit dem Hauptprotagonisten nicht warm werden lassen.

Veröffentlicht am 08.09.2018

Was hat ein Smartphone mit unserer Identität zu tun?

TEXT
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Der Roman „Text“ von Dmitry Glukhovsky ist 2018 im Europa Verlag erschienen. Die russischsprachige Originalausgabe ist bereits 2017 erschienen.
Moskau 2016. Hauptprotagonist ist Ilja, der nach sieben Jahren ...

Der Roman „Text“ von Dmitry Glukhovsky ist 2018 im Europa Verlag erschienen. Die russischsprachige Originalausgabe ist bereits 2017 erschienen.
Moskau 2016. Hauptprotagonist ist Ilja, der nach sieben Jahren Straflager in die Freiheit entlassen wird. Trost über den Tod seiner Mutter und das Fehlen seiner Freunde findet Ilja im Alkohol- und Drogenrausch. Bis er sich auf die Suche nach dem Fahnder Petja macht, der ihn vor sieben Jahren unschuldig verhaften ließ. Nachdem er diesen ermordet und mit den Angehörigen des Toten mit dessen Handy kommuniziert, verschwimmen nach und nach die beiden Identitäten.
Die Idee hinter dem Roman finde ich brillant. Dmitry Glukhovsky zeigt auf eindringliche Weise, wie wichtig Smartphones für uns geworden sind. Beim Lesen erinnert der Schreibstil sofort an andere russische Autoren: Viele russische Wörter und Namen und Handlungsstränge die zeitweise in die Länge gezogen werden. Auch dieses Buch erinnert gelegentlich an die Weiten der russischen Landschaft.